Schlatter kannte das Neue Testament auswendig

Klaus Bockmühl sagte über Adolf Schlatter (Verantwortung des Glaubens im Wandel der Zeit, 2001, S. 74):

Als Neutestamentler wurde Schlatter weltbekannt. Unter den Neutestamentlern des 20. Jahrhunderts wandte er sich als einer der ersten der frühen jüdischen Tradition und Literatur aus der Zeit des Neuen Testaments zu. Seine beachtliche Kenntnis von Philo und Josephus war ihm dabei eine große Hilfe. Er verfaßte seine eigene Konkordanz zu Josephus. Schlatter war führend auf diesem Gebiet. Wesentlich aufgrund seiner Arbeit wandte sich die neutestamentliche Forschung von ihrer Voreingenommenheit für die griechischen Mysterienreligionen ab und begann sich für die gedankliche Struktur des frühen Judentums zu interessieren.

Schlatter war auch einer der wenigen, die das griechische Neue Testament auswendig konnten; seine griechische Konkordanz war sein eigenes Gedächtnis. Aber er war auch ein hervorragender Systematiker – eine wenig bekannte Tatsache.

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3 Kommentare
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FrankS
3 Monate zuvor

Auswendig? Das ganze NT? Auf griechisch? Krass. Respekt. Ich bin froh, wenn ich mir einzelne Verse merken kann. Aber ich habe es auch nicht wirklich und intensiv versucht. Von daher weiß ich nicht, wie weit ich kommen würde.

Markus Jesgarz
3 Monate zuvor

Meine Meinung ist:
Die Behauptung, Adolf Schlatter habe das griechische Neue Testament auswendig gekonnt, ist wohl mehr ehrfürchtige Übertreibung als historische Tatsache.
Zeitzeugen berichten zwar, dass Schlatter große Teile des Urtexts im Gedächtnis hatte und Passagen mühelos zitierte – doch das ist nicht dasselbe wie wortgetreues Auswendiglernen des gesamten Textes. Im Gegensatz dazu ist die dokumentierte Leistung von Herrn Eric Wehrlin, das gesamte Markusevangelium auswendig aufzusagen, eine klar belegte, äußerst anspruchsvolle Gedächtnisleistung. Angesichts des Umfangs und der Komplexität des Neuen Testaments wäre es höchst unrealistisch anzunehmen, Schlatter habe tatsächlich jeden Vers wörtlich auswendig gekonnt. Vielmehr zeugt seine beeindruckende Textsicherheit von jahrzehntelangem intensiven Studium, nicht von einem vollständigen Memorieren des gesamten griechischen NT.

Schandor
2 Monate zuvor

Das NT auswendig zu können, geht gerade noch an. Noch haben wir keine deutsche Übersetzung, die nicht entweder deutsches Griechisch ist (so wie die doppelt inspirierte Elberfelder) oder Neudichtung (NGÜ, Hoffnung für Alle).
Und solange wir keine haben, ist das Auswendiglernen sehr, sehr schwer. Denn gerade bei den paulinischen Stellen, die nicht ohne Weiteres Sinn ergeben, müsste man den Text so lernen wie die niederländischen Musical-Sterne die deutschen Texte, die sie zum Teil nicht verstehen.

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