Warhol, ein Vampir
Der TV-Sender arte hat vor einigen Tagen die überzeugende Dokumentation Andy Warhol – „Godfather of Pop“ über das Leben des genialen Andy Warhol ausgestrahlt. Warhol – das wird sehr deutlich – hat seine Mitarbeiter und Freunde wie ein Vampir ausgesaugt und den Tod zahlreicher Menschen eiskalt einkalkuliert. Gelegentlich nannte man den Vater der Pop-Art Marquis de Sade. Er selbst fühlte sich meist als Opfer.
arte schreibt zur Dokumentation:
Vor 25 Jahren, am 22. Februar 1987 starb Andy Warhol, der berühmteste und wohl am meisten missverstandene Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Kunst war zugleich zugänglich und rätselhaft, direkt und schwer erfassbar, naiv und voll bitterer Ironie. Er veränderte die Vorstellung von der Malerei und führte die Kunst im Zeitalter der mechanischen Reproduzierbarkeit zu ihrem logischen Extrem. Immer wieder durchbrach er die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz. Und wie kein anderer vor oder nach ihm begriff er, welche Rolle der Ruhm in der Massengesellschaft spielt. Mit allem, was er tat, zwang er den Betrachter zur Auseinandersetzung mit der Welt, in der er lebt. Im Laufe der Zeit wurde er zum Hofdichter des amerikanischen Jahrhunderts, zum Wortführer eines der radikalsten Experimente der amerikanischen Kultur und zum einflussreichsten Künstler seiner Zeit.
Besonders erschüttert hat mich der Bericht über den ersten tödlichen Unfall in der „Factory“ von New York im Jahre 1964. In dem Atelier hatte jemand Speed genommen und glaubte, wie ein Vogel fliegen zu können. Er tanzte zum Fenster und sprang, um durch die Lüfte zu schweben. Er schlug auf dem Boden auf und starb. Als Andy Warhol davon hörte, kommentierte er:
Ist es nicht ärgerlich, dass wir nicht dort waren um es zu filmen?
Wer den Bericht über seine Grenzüberschreitungen sehen möchte, hier ab der 50. Minute: videos.arte.tv.