Der verirrte Westen

Laut Benedict Neff ist das Hauptproblem des Westens der Selbstzweifel. Der Westen glaube nicht mehr an seine eigene Erzählung. Ich würde da weitergehen: Das Hauptproblem des Westens ist die Gottvergessenheit. Trotzdem empfehle ich „Der grösste Feind des Westens ist der Westen“, schon allein wegen dem folgenden Abschnitt: 

Heute leidet der Westen nicht an einer auf die Antike fixierten Selbstüberhöhung, sondern an Selbstzerfleischung: Unter dem Eindruck des Postkolonialismus steht das gesamte westliche Erbe unter Anklage. Die Selbstkritik des Westens droht in einer Weise pervertiert zu werden, dass sie in Richtung Selbstzerstörung weist. Federführend dabei, und das verspricht nichts Gutes, sind die Universitäten. Unter dem Eindruck des Gaza-Krieges solidarisieren sich progressive Studenten, Professoren und Intellektuelle weltweit mit der Hamas. Es scheint, als sei im Westen der Sinn für Freiheit und Unfreiheit abhandengekommen.

Niall Ferguson schreibt: «Vielleicht ist die wirkliche Bedrohung gar nicht der Aufstieg Chinas und des Islam oder der Anstieg der CO2-Emissionen, sondern unser eigener verlorener Glaube an die Zivilisation, die wir von unseren Vorfahren ererbt haben.» Die Ablehnung der Erzählung des Westens, mit allen kritischen Punkten und Ambivalenzen, ist das Ende des Westens. Dem Kampf der Kulturen entkommt man nicht.

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