CDU

Teufel: »Ich schweige nicht länger«

Erwin Teufel war bis 2005 Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Vor der Seniorenunion hat er jetzt eine brisante Rede gehalten. Wo auch sonst? Auf CDU-Parteitagen spricht so seit Jahren niemand mehr. Der Titel: C.

Die CDU/CSU hat ein viel größeres Potential, als sie derzeit bei Wahlen realisieren kann. Sie muss sich nur im Alltag auf das besinnen, was sie in ihrer Geschichte groß gemacht hat. Es ist die europäische Einigung, das Bündnis mit den Vereinigten Staaten von Amerika, der »Weg nach Westen«. Es war die Ablehnung aller Ideologien und aller totalitären Systeme. Es ist die Bejahung des Rechtsstaats, den ich für die größte Errungenschaft unserer Kultur und Geschichte halte. Es war der Wille zur Versöhnung und zu guter Nachbarschaft, die Ablehnung von Gewalt und die Friedensliebe. Es war der unbedingte Vorrang der Freiheitsrechte und Grundrechte der Menschen und ihrer Würde als Geschöpf Gottes. Es war die Weltordnung der evangelischen Sozialethik und der katholischen Soziallehre.

Das alles ist nach meiner festen Überzeugung auch heute noch mehrheitsfähig. Und dabei kommt es mehr denn je auf glaubwürdige Persönlichkeiten in Partei, Parlament und Regierung an. Wie entsteht Glaubwürdigkeit? Nur dadurch, dass Worte und Taten der Handelnden nicht allzu weit auseinanderliegen. Ich sage bewusst nicht: deckungsgleich sind. Wir alle sind Menschen, und keiner ist vollkommen.

Die Union bleibt nur mehrheitsfähig, wenn sie für Christen, für Konservative, für Liberale und für suchende und offene junge Menschen wählbar bleibt. Wir hatten noch nie eine so offene junge Generation bar jeder Ideologie wie die heutige an der Oberstufe unserer Gymnasien und an unseren Universitäten. Die hören zu! Die überlassen das Feld der Diskussion nicht mehr einigen Ideologen, sondern die sind bereit, auch andere Meinungen zu übernehmen, die sie für glaubwürdig halten. Wir müssen ihnen zuhören und ihre Fragen beantworten.

Ich denke daran, dass ich mit 16 Jahren wegen des »C« und wegen der Sozialen Marktwirtschaft in die CDU eingetreten bin und wegen Konrad Adenauer und Ludwig Erhard. Diese Grundentscheidungen für Europa, für die Werte der Sozialen Marktwirtschaft sind nicht nur in der Vergangenheit dringend nötig gewesen, sondern auch heute, wenn wir mehrheitsfähig bleiben wollen. Die Hauptgruppe unserer Wähler und unserer potentiellen Wähler sind nach wie vor Menschen, für die christliche Werte in der Erziehung, in der Familie, im Beruf, in der Politik wichtig sind. Sie sehen sich in ihrem Tun nicht nur in Verantwortung vor den Wählern und Bürgern, sondern auch in einer Letztverantwortung vor Gott.

Die CDU ist kein verlängerter Arm der Kirchen. Wir bejahen aus Überzeugung die Trennung von Kirche und Staat, weil beide ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Aber wir sind für eine gute Zusammenarbeit mit den Kirchen in allen Bereichen, in denen es für die Menschen gut ist. Wir bejahen einen Weltauftrag der Christen, Nächstenliebe und Solidarität für Arme und Randgruppen im eigenen Land und weltweit. Wir orientieren uns an der Wirklichkeit, am Gemeinwohl, an den Grundrechten des Menschen und den Grundwerten des Christentums. Die CDU hat nur zwei Möglichkeiten, aber nicht drei. Die CDU kann sich in Zukunft am »C« orientieren, oder sie kann das »C« aufgeben, aber es gibt keinen dritten Weg. Sie darf nicht das »C« im Schilde führen, wenn sie sich nicht an ihm orientiert.

Mehr: www.faz.net.

VD: JS

»C« auf Tauchstation

CDU und CSU haben bei der Bundestagswahl die Stimmen vieler Katholiken eingebüßt. Matthias Gierth sucht nach den Gründen:

Die protestantische Parteiführung mit Angela Merkel und Hermann Gröhe an der Spitze findet bislang keine rechte Antwort auf die Unruhe im katholischen Parteiflügel. Zwar hat Gröhe als bekennender evangelischer Christ weit mehr Verständnis für die Relevanz des »C« als sein Vorgänger Ronald Pofalla. Hätte Gröhe und nicht der heutige Kanzleramtsminister den CDU-Grundsatzprogrammprozess gesteuert, wären christliche Positionen viel stärker zum Tragen gekommen, heißt es auch aus dem Parteivorstand. Aber als sich vor Weihnachten ein Arbeitskreis Engagierter Katholiken (AEK) gründete, reagierte das Adenauerhaus äußerst reserviert.

In der Initiative haben sich Katholiken zusammengeschlossen, die auf der Grundlage ihres Glaubens einen Beitrag zur klareren Positionierung der CDU leisten wollen. Zu den Gründern gehören der bayerische Ex-Staatsminister Thomas Goppel genauso wie der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis. Auch der Trierer Sozialethiker Wolfgang Ockenfels und Benediktiner-Abtprimas Notker Wolff sind dabei.

Der Sprecher des AEK, der Publizist Martin Lohmann, gibt sich kämpferisch: »Viele katholische Christen, die bisher überzeugte Stammwähler waren, fühlen sich politisch nicht mehr richtig beheimatet in der CDU. Das will der AEK wiederherstellen. Uns ist es nicht egal, dass die Union seit 2002 rund vier Millionen Wähler verloren hat – und darunter sehr viele katholische.« Zwar gebe es viele katholische Politiker. Dennoch sei das Katholische »zunehmend weniger sichtbar«. Daher wolle der AEK »Einfluss haben, mitreden, mitgestalten«. Von etwa 600 Mitgliedern bisher spricht die Gruppe.

Der Evangelische Arbeitskreis, ebenfalls im Adenauerhaus ansässig, zeigt sich wenig euphorisch über neue Mitstreiter. »Wir konzentrieren uns auf die Arbeit des Evangelischen Arbeitskreises«, ist Rachels knappe Reaktion. »Gründungen anderer Gesprächskreise möchte ich nicht kommentieren.«

Wolfgang Bosbach, der inzwischen beim AEK mitwirkt, kann das nicht verstehen: »Es gibt offensichtlich Leute in der CDU«, klagt er, »die ernsthaft der Ansicht sind: Achtung, hier gibt es eine Basisinitiative, die die Rolle rückwärts will. Davon kann jedoch keine Rede sein. Anstatt dass man sagt: Es ist schön, dass hier engagierte Katholiken mitarbeiten, zucken einige zusammen, als sollte Unheil organisiert werden.«

Hier der vollständige Artikel: www.merkur.de.

Christianity Today-Gespräch mit Hermann Gröhe

Groehe.jpgSarah Pulliam Bailey hat in Berlin für Christianity Today mit Hermann Gröhe (MdB) über die CDU gesprochen. Der Staatsminister geht nicht nur auf die Religionsvergessenheit in einigen Teilen der Bundesrepublik ein (»Leute sprechen davon, dass sie vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben«), sondern meint auch, dass der Frontal21-Beitrag »Sterben für Jesus« über die Evangelikalen die Wirklichkeit verzerrt:

CT: Last month, a television station aired a report that compared Christian missionaries who were killed in Yemen with Jihadists. Are Christians generally portrayed poorly in Germany?

Gröhe: No, that was an unfair report. We have evangelical broadcasts on Sunday morning and evangelical activities funded by the state by large companies and publishing companies. It was very clear that the Protestant Church in Germany, which has a very evangelical and a liberal wing, said it was an unfair report.
It’s an unacceptable comparison for a journalist to think that Christian women who are prepared to die for their belief are the same as Muslims. They forget the difference: Those Christians are not prepared to kill for their belief. Osama bin Laden is prepared to die for his belief, Mother Teresa is prepared to die for her belief. But Mother Teresa was never prepared to kill for her belief. They also argued that it was the girls‘ responsibility because they looked for martyrdom. A Bible school teacher should not be proud of young men or women talking in such a way. We are told that the persecuted church is part of church life and that Christians are prepared to take that burden, but we are not to teach that young, enthusiastic Christians should seek persecution.

Hier das vollständige Interview: www.christianitytoday.com.

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