Der Papst und das schwarze Loch

Der katholische Journalist Dan Hitchens hat für FIRST THINGS die Erklärung Fiducia supplicans über die pastorale Sinngebung von Segnungen untersucht. Nimm man die Erklärung ernst, so Hitchens, haben bisher die Christen missverstanden, was ein Segen ist:

Offensichtlich hat jeder bisher ein unzureichendes Verständnis von Segnungen gehabt. Dieser neue Text bietet „einen spezifischen und innovativen Beitrag zur pastoralen Bedeutung des Segens“ (Kursivdruck im Original). Es folgen 2.800 Wörter mit Überlegungen zu Segnungen – Segnungen in der Bibel, warum Menschen, die um Segen bitten, eine „aufrichtige Offenheit für die Transzendenz“ zeigen, die Feststellung, dass Priester manchmal Pilgerreisen ebenso segnen wie „ehrenamtliche Gruppen und Vereine“.

Nichts von alledem ist merklich innovativ oder gar spezifisch. Wiederum schreiten wir in völliger Dunkelheit zu einer zuversichtlichen Schlussfolgerung: „Innerhalb des hier skizzierten Horizonts erscheint die Möglichkeit von Segnungen für Paare in irregulären Situationen“ usw. Welcher Horizont soll das sein? Zu spät merken Sie, worum es geht: Es ist der Ereignishorizont. Sie befinden sich wieder im schwarzen Loch.

Nun, wenn das Dokument mit der katholischen Lehre und sogar mit sich selbst nicht in Einklang zu stehen scheint, sollte man vielleicht überlegen, ob das Problem bei den eigenen Annahmen liegt. Immerhin korrigiert das Dokument mit Nachdruck ein offenbar häufig anzutreffendes Missverständnis. „Von denjenigen, die den Segen suchen“, so heißt es darin, „sollte nicht verlangt werden, dass sie zuvor moralisch vollkommen sind“.

Nur: Wer hat denn diesen Irrtum verbreitet? Wer hat behauptet, dass nur moralisch perfekte Menschen gesegnet werden können, und was hat das eigentlich mit dem vorliegenden Thema zu tun? Aber schon beginnt man den Halt zu verlieren und fühlt sich hilflos an den Rand gedrängt … 

Angesichts der Tatsache, dass es nun zwei widersprüchliche päpstliche Lehren gibt – das Dokument von 2021 und das von 2023 – ist es logisch unmöglich zu leugnen, dass Päpste, wenn sie nicht ex cathedra sprechen, manchmal irren können. 

Mehr: www.firstthings.com.