David Bowie – der Außerirdische

Als ich vor einigen Tagen erfuhr, dass David Bowie im Kreis seiner engsten Angehörigen im Alter von nur 69 Jahren gestorben ist, ĂŒberfiel mich große Traurigkeit. Ich habe Bowie nie verehrt und besitze keins seiner 28 Alben. Mein VerhĂ€ltnis zu Bowie ist eher distanziert, vielleicht, weil einige Freunde, die ich an die Drogen verloren habe, seine Lieder auswendig sangen. Möglicherweise hat mich auch meine Frau beeinflusst. Wenn sie Musik von Bowie hört, sagt sie meist: „Ich kann das nicht hören; Bowie hat eine dĂŒstere Ausstrahlung.“

Bowie als Ikone der postmoderne Kunst

Gleichwohl meine ich, dass Bowie ein ungewöhnlich ernsthafter und talentierte KĂŒnstler war. Er ist nicht nur eine Ikone postmoderner Kultur, sondern gehört zu denjenigen, die diese Kultur durchdrungen und initiiert haben. Androgynes Auftreten, Verschmelzung von hoher Kunst und Kitsch, HybriditĂ€t von Musik und Theater, Stilpluralismus, all das ist bei ihm prĂ€sent. Bowie liebte zum Beginn seiner Karriere besonders das Spiel mit disparaten IdentitĂ€ten. Das „Ich“ schien verflĂŒchtigt. Ich sah einmal ein TV-Interview, da beantwortete Bowie die Aussage eines Journalisten: „Sie Ă€ndern ihre PlĂ€ne fĂŒr die Zukunft. Sie werden keine neue Figur entwickeln, sich kein neues Image zulegen; was immer das bedeutet“, mit: „Ich lege mir vielleicht das Image eines Ichs zu. Ich erfinde gerade eine Art Ich.“ Besser ist die Lage vieler Menschen heute kaum zu beschreiben. Image-Design.

Wer die Popkultur verstehen will, ist gut beraten, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Er gehört zu ihren Riesen, vergleichbar mit nur wenigen, vielleicht mit Andy Warhol oder Bob Dylan. „Egal, welche TrĂ€ume oder Freuden man sich von Pop verspricht: David Bowie hat sie wahrscheinlich erfunden“ schrieb Fabian Wolff kĂŒrzlich. Leute wie Madonna, Marilyn Manson oder Lady Gaga sind im Vergleich dazu Fußnoten.

Die dunkle Seite des Sterns

Doch da ist noch eine andere, eine traurige, ja erschreckend delphische Seite. Bowie war zeitlebens auf der Suche nach dem Unbedingten. Nach ersten kleineren Erfolgen, in einer Phase, in der ihm – gezeichnet vom Drogenkonsum – die innere Leere schmerzhaft quĂ€lte, baute ihm jemand eine verhĂ€ngnisvolle BrĂŒcke zur ĂŒbernatĂŒrlichen Welt. Dass er sich fĂŒr das Transzendente interessierte, zeigt schon seine Begeisterung fĂŒr Ufo’s und Außerirdische an. Als ihn aber Jimmy Page, Gitarrist der englischen Rockband Led Zeppelin, mit Aleister Crowley vertraut machte, wurde die Sehnsucht nach dem ÜbernatĂŒrlichen fĂŒr Jahre ein bestimmendes Motiv seiner Arbeit.

Das Biest

Crowley ist wahrscheinlich die schaurigste Gestalt des 20. Jahrhunderts. Obwohl es hier um Bowie geht, will ich einige AuskĂŒnfte ĂŒber das „Biest 666“ geben. Sie helfen vielleicht, die dunkle Seite besser zu verstehen.

Crowley wuchs in einer Familie auf, die zur BrĂŒderbewegung von Nelson Darby gehörte. Der Vater war christlicher Evangelist, der von seinem Sohn oft zu Bibelstunden und VerkĂŒndigungsdiensten begleitet wurde (oder der ihn begleiten musste). Zwei Ereignisse fĂŒhrten eine dramatische Wende herbei. Als Crowley zwölf Jahre alt war, starb sein Vater an Krebs. Schon kurz nach der Beerdigung trat Alister in eine Phase der Auflehnung ein. Ein zweifelhafter Hauslehrer beschleunigte den Absonderungsprozess vom Christentum. Er fĂŒhrte nĂ€mlich seinen noch jungen SchĂŒler Aleister in allerlei weltliche VergnĂŒgungen ein. Erste sexuelle Erfahrungen mit Frauen gehörten dazu. Crowley schrieb rĂŒckblickend in seinen Memoiren: „Ich 
 begann, mich wie ein normaler, gesunder Mensch zu verhalten. Die alptraumhafte Welt des Christentums verschwand im Morgenrot 
 Die Zwangsvorstellung der SĂŒnde fiel von meinen Schultern ins Meer des Vergessens.“

Fortan verschrieb Crowley sein Leben zwei Zielen. Erstens wollte er die bestehenden Religionen, insbesondere das Christentum, vollkommen zerstören. Zweitens sah er die Zeit gekommen, die gnostische Religion des Thelema (dt. Religion des Wollens, Willens, o. Verlangens) einzufĂŒhren, an deren Spitze er selbst stand.

Was hat es mit Thelema auf sich? Zwischen dem 8. und 10. April 1904 empfing Crowley nach eigenen Aussagen in Kairo eine Botschaft von dem Gottwesen „Aiwass“ (a. Aiwaz). Dieser „Gott“ diktierte das Liber Legis (dt. Das Buch des Gesetzes), welches die Hauptschrift der neuen Religion sein sollte. Die thelemischen Hauptregeln besagen: „Tue, was du willst, soll das Ganze des Gesetzes sein“ (I, 40), „Liebe ist das Gesetz unter Willen“ (I, 57), „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“ (I, 3). Crowley strebte an, innere und Ă€ußere Wirklichkeiten bewusst in Übereinstimmung mit dem eigenen (wahren) Willen zu bringen. Es ĂŒberrascht nicht, dass der SexualitĂ€t in dieser Religion eine herausragende Bedeutung zukommt. Christliche Moralvorstellungen werden geradezu umgekehrt, fĂŒr die Vereinigung mit der Transzendenz braucht es sexualmagische Rituale. Autoerotik und homosexuelle Akte spielen eine große Rolle. Crowley nannte die magische „Technik“, die dabei helfen sollte, die Vereinigung mit „Gott“ oder dem „höheren Selbst“ herzustellen, Magick.

Jimmy Page verschaffte also Bowie Zugang zu Crowley und der Welt des Okkulten. „Live till your rebirth, and do what you will“ (dt. „Lebe bis zu deiner Wiedergeburt und tue, was du willst“), singt Bowie bereits 1970 in dem Song „After all“. Eine eindeutige Hommage an Alister Crowley. In dem Lied „Quicksand“ aus dem Jahr 1971 ist der Einfluss ebenfalls zu finden. „I’m closer to the Golden Dawn, immersed in Crowley’s uniform of imagery“ (dt. etwa: „Ich bin nĂ€her an Golden Dawn, in Crowley‘s Uniform der Bilder eingetaucht“), heißt es da. Der Orden of Golden Dawn (dt. Orden der Goldenen DĂ€mmerung) ist ein Geheimbund, dem auch Aleister Crowley angehörte. „Obwohl ich mir sicher bin, dass es eine satanische Macht (o. Leitung, engl. lead) war, die mich damals in diese Richtung drĂ€ngte, war es keine Suche nach dem Bösen“, erklĂ€rte Bowie 1993 in einem GesprĂ€ch mit Tony Person. „Es geschah in der Hoffnung, dass die Zeichen mich irgendwohin fĂŒhrten“, ergĂ€nzte er und spann einen Faden zur jĂŒdisch-mystische Geheimlehre Kabbala.

Abkehr vom Okkulten?

Es gibt GrĂŒnde, anzunehmen, Bowie sei spĂ€ter vom Okkulten abgerĂŒckt. In Interviews distanzierte er sich mehrfach von seinen AusflĂŒgen in die gnostischen Welten. 1992 erregte er großes Aufsehen, als er auf einem Gedenkkonzert fĂŒr den an AIDS verstorbenen Freddie Mercury vor 72.000 Zuschauern knieend ein „Vaterunser“ betete. Die Tatsache, dass er und seine zweite Frau Iman (die allerdings Muslimin ist) kirchlich heirateten, darf als ein Hinweis darauf verstanden werden.

Überzeugend ist diese Lesart freilich nicht. Eine entschiedene Absage an das Okkulte sieht anders aus. Wir werden bei Bowie immer Doppeldeutigkeiten finden. Wer die finstere Welt kennengelernt hat, weiß, dass AmbiguitĂ€ten oft beabsichtigt sind oder aber die innere Zerrissenheit der Akteure widerspiegeln. Man denke an die Dialektik von „finsterer Engel des Lichts“.

Als ich die Videos zu seinem letzten Album Blackstar sah, war die Gedankenverbindung zur Magie des Aleister Crowley sofort wieder da. Nehmen wir mal den ersten Song Blackstar: „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“, heißt es im Buch des Gesetzes. Die Frau mit dem Schwanz, das angedeutete Ritual, die sexuell konnotierte Kreuzigungsszene und anderes mehr, erinnern heftig an die okkulte Symbolik. Der Smiley in der vierten Einstellung oder der witzelnde Prediger des Schwarzen Sterns unter dem Dachstuhl können die Wucht der okkulten Anspielungen kaum aufzehren. Dass Johan Renck, der Regisseur des Blackstar-Videos, der ĂŒbrigens auch Episoden von Breaking Bad und Walking Dead gedreht hat, den Einfluss Crowleys herunterspielt, erklĂ€rt wenig. Bowie wĂŒrde ihn kaum in die tieferen Botschaften eingeweiht haben. Wenn Renck – selbst ein Liebhaber Crowleys – meint, der Magier sei im Grunde ein guter Mensch gewesen, weist das eher in die entgegengesetzte Richtung.

Reine Symbolik?

Viele Interpreten des Okkulten gehören heute zur rationalistischen Schule. Magische Symbole, Begriffe und Ideen verweisen demnach nicht auf tatsÀchlich existierende Wirklichkeiten, sondern sind Agenten innererer Welten und Prozesse. Also alles halb so schlimm!

Nein mein Freund! Das ist eine satanische List. NatĂŒrlich gibt es viel Spinnerei und Hokuspokus. Aber die bösen MĂ€chte sind wahrhaft da. Der Satan ist der Feind Gottes und der Menschen (vgl. Hiob 1,6–12; 2,1–7; Mt 13,24–30; Lk 10,19), ein kluger VerfĂŒhrer (vgl. Mt 4,3; 1Thess 3,5), der als Engel des Lichts Unheil schafft (2Kor 11,14–15). Er zieht umher „wie ein brĂŒllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1Petr 5,8). Jesus Christus spricht in klaren Worten zu seinen Hörern: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt tun, was er begehrt. Jener war ein Mörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er lĂŒgt, redet er aus dem Eigenen, denn ein LĂŒgner ist er und der Vater der LĂŒge. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht (Joh 8,44–45).

Dieser Jesus, und nur dieser Jesus, hat am Kreuz von Golgatha durch seinen Tod den Teufel entmachtet, „um alle zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ein Leben lang in Knechtschaft gehalten waren“ (Hebr 4,14–15). Wer zu diesem Jesus kommt und bekennt, kann wirklich Vergebung der SĂŒnden und Befreiung vom Bösen empfangen.

Entweder / Oder

Vor vielen Jahren suchte eine Zauberin meinen Rat. Sie verfĂŒgte, so jedenfalls ihre Selbstauskunft, ĂŒber allerlei FĂ€higkeiten und KrĂ€fte. GeschĂ€ftsleute kamen zur ihr, wenn sie nach Mitteln suchten, die Konkurrenz zu schwĂ€chen. Ihre FlĂŒche zeigten Wirkung. Sie verdiente gut. Zugleich war sie getrieben von TodesĂ€ngsten. Sie konnte kaum noch schlafen, wurde die Geister, die sie rief, nicht mehr los. Als ich sie fragte, was sie von mir wolle, kam die Antwort prompt. Sie suchte Befreiung von ihrer Angst, wollte wieder schlafen, so wie frĂŒher. Als ich ihr erklĂ€rte, dass Jesus Christus ihr helfen könne, dass dieser Jesus aber auch ihr Herr sein möchte, also Glauben an ihn Abkehr von den nichtigen Göttern einschließt (vgl 1Thess 1,9), zog sie sich enttĂ€uscht zurĂŒck.

Rechtfertigung der SĂŒnde ist bei Jesus nicht zu haben, wohl aber Rechtfertigung des SĂŒnders.

Menschen, die von den okkulten Welten fasziniert sind, mögen ĂŒber den biblischen Realismus lĂ€cheln. Menschen, die die finstere Welt kennen und die von ihr geschaffene Versklavung spĂŒren, wollen oft Jesus nicht vertrauen, weil sie Angst haben, etwas zu verlieren. Aber was hast du noch zu verlieren?

Auf wen oder was David Bowie in seinem Todeskampf vertraut hat, weiß ich nicht. Die letzten Worte, die seine Frau vor seinem Tod getwittert hat, lauten: „Der Kampf ist real, aber Gott ist es auch.“ Wieder: Das kann alles und nichts bedeuten. Crowley hielt sich selbst fĂŒr Gott. Alles eine Frage der Semantik. Die letzte E-Mail an seinen langjĂ€hrigen Freund und Produzenten Brian Eno, wenige Tage vor seinem Tod verschickt, war mit dem Begriff „Dawn“ signiert (dt. DĂ€mmerung). Sein Tod stimmt mich immer noch traurig.

Wenn du aber, mein Freund, dich auf die finstere Welt eingelassen hast und du spĂŒrst, wie die MĂ€chte an dir nagen, ist es nicht zu spĂ€t. Höre auf Jesus. Vertraue auf Jesus. Gehorche Jesus. Er hat am Kreuz Teufel, Tod und DĂ€monen besiegt. Er ist HERR, er kann dich retten. Er hilft dir gern! Höre genau hin, was die Bibel sagt:

MatthĂ€usevangelium 11,27–30:

„Alles ist mir ĂŒbergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt her zu mir, alle, die ihr mĂŒhselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmĂŒtig und von Herzen demĂŒtig; so werdet ihr Ruhe finden fĂŒr eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

1. Johannesbrief 5,1–5:

„Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, ĂŒberwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt ĂŒberwunden hat. Wer ist es aber, der die Welt ĂŒberwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist?“

Der HERR sei mit dir.