Emerging Church

Widerwärtiger Dünkel

Die Kritik an den biblischen Sühnevorstellungen ist kein neues Phänomen. Dass ein kluger Weltmensch den Kreuzestod von Jesus Christus nicht als ein Not wendendes (also notwendiges) Heilswerk deuten könne, behaupteten schließlich schon einige Widersacher des Apostels Paulus (vgl. z.B. 1Kor). Neu ist, so jedenfalls mein Eindruck, dass die Infragestellung des stellvertretenden Sühneopfers auch in den bekennenden Christenkreisen immer häufiger zur Sprache kommt. Ich habe in den letzten Jahren mehrfach Leute getroffen, die Bücher von Anselm Grün, Steve Chalke, Brian McLaren oder William Young (Die Hütte) gelesen hatten und mich fragten: »Kann denn ein Gott, der seinen Sohn am Kreuz gewaltsam sterben lässt, ein liebender Gott sein?« »Warum kann ein allmächtiger Gott nicht einfach vergeben?« Erinnert so eine Sühnevorstellung nicht vielmehr an einen »kosmischen Kindesmissbrauch«? (siehe auch hier).

Angesichts dieser »Vertrauenskrise« bin ich angenehm überrascht, dass der Theologieprofessor Werner Thiede (Erlangen) kürzlich klare Worte fand. Thiede zeigt, dass das Neue Testament die Liebe Gottes »exakt im Kontext der Rede vom Sühnetod Jesu ansiedelt« und bekennt, dass ihm dieses doktrinäre Drängen nach Entmythologisierung inzwischen ziemlich auf die Nerven geht:

Offen gestanden: Er widert mich inzwischen nur noch an – dieser zeitgeistbeflissene Dünkel all jener Theologinnen und Theologen, die dem Kreuzestod Jesu den überlieferten Tiefensinn rationalistisch absprechen. Dieses arrogante Kaputtreden der überkommenen Heilsbotschaft, das sich über den Glauben der Väter und Mütter der letzten beiden Jahrtausende so erhaben dünkt, dass es ihn nur noch verabschieden möchte. Dieses Kokettieren mit der intellektuellen Redlichkeit, die Andersdenkenden in Theologie und Kirche zumindest indirekt abgesprochen wird, aber mit merkwürdigen Alternativen zum Ganz- und Heilwerden des Menschen oft kompatibel genug zu sein scheint.

Dieses doktrinäre Drängen nach Entmythologisierung ohne hinreichende Anzeichen dafür, die Sinn-Dimension des angeblich zu Streichenden überhaupt angemessen erfasst und durchdrungen zu haben. Solcher Mangel wäre so lange keine Schuld, als er eine Ahnung von sich selbst hätte. Weil er sich aber verkennt und für lauter Fülle hält, deren Köstlichkeit er auch anderen aufzudrängen habe, darum wird er schuldig an dem Glauben, den er kraftspendend weiterzugeben hätte, schuldig an der Kirche, deren Kerntradition er leichtsinnig verrät, ja, schuldig am Gekreuzigten, dessen Lebenshingabe er nicht mehr nötig zu haben meint.

Hier der vollständige Beitrag: zeitzeichen.net.

Emerging Churches und die Predigt

John S. Bohannon hat die Predigten von Mark Driscoll, Dan Kimball, Brian McLaren und Doug Pagitt untersucht. Resultat dieser Arbeit ist das Buch:

  • John S. Bohannon: Preaching and The Emerging Church, 2010, 367 S.

Kenton C. Anderson, Professor für Homiletik an der Trinity Western University (U.S.A.) schreibt dazu:

Much has been written about the emerging church, but little thought has been given to the preaching of this movement. John Bohannon offers us a thorough taxonomy of the homiletics of the emerging church, showing how the movement’s leaders measure up as expositors. In so doing, he offers each of us the opportunity to take the pulse of our own preaching. If the health of the church depends upon the quality of its preaching, we will want to pay attention to this critique.

Das Buch kann in der PDF Version hier gratis herunter geladen werden: preaching-and-the-emerging-ebook.pdf.

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Anmerkung: Die Abbildung ist dem Buch entnommen.

Emerging Church (1989–2010)

Anthony Bradley meint, das Ende der Emerging Church-Bewegung sei gekommen:

The emerging church movement has ended. Andrew Jones, a leader of the movement in the U.K., wrote about the demise at the end of 2009. Rob Bell, the founding pastor of Mars Hill Bible Church in Grand Rapids, Mich., delivered an April 4 sermon on the Resurrection that marks, in my opinion, the end of an era. Bell recounts how Mars Hill started out to be a different kind of church without the baggage of watered-down “seeker” churches and the religious legalism of “traditional” churches. In a moment of wonderful honesty Bell admitted that Mars Hill had become a big institution that wounded people in similar ways as the churches many Gen-Xers swore they would not mimic. Jones affirms much of Bell’s experience on his blog.

Bedeutsamer scheint mir diese Anmerkung zu sein:

Because post-modernism as movement is dead as scientific realism emerged as a recent culture-shaping philosophical movement, the generation of Christians struggling to meet the challenges of post-modernism, instead of yelling at it hoping it would go way, are shifting as well to address a world asking different questions. While the effects of the emerging church movement will linger for some time we will begin to see books praising and attacking the movement go out of movement go out of print.

Für Christen eröffnete sich die Chance, vorauszudenken, anstatt hinter her zu laufen.
Hier der vollständige Artikel von Anthony Bradley: online.worldmag.com.

Die Christusbotschaft des Ken Wilber

In ihrem neuen Buch Spirituelle Kräfte des Neuen Zeitalters beschreiben Martin und Elke Kamphuis die Christusbotschaft des in den Emerging Church-Kreisen so geschätzten Ken Wilber wie folgt (siehe auch hier):

Inhalt seiner Verkündigung solle die sogenannte Christusschaft aller Menschen gewesen sein, die gemäß Ken Wilber zum Märtyrertod am Kreuz führte. Ein Medium will folgende Botschaft von Jesus bekommen haben: «Ich lebte, um die Möglichkeiten der Menschen zu zeigen. Was ich getan habe, können alle Menschen tun, und was ich bin, können alle Menschen sein.» Darum solle er seinen Jüngern den folgenden Auftrag gegeben haben: «Gehet hin in alle Welt und predigt den Menschen das Evangelium von der Allmacht der Menschen.»

Wilber ist der Meinung, die damaligen Menschen hätten Jesu Botschaft nicht verstanden, weil sie in ihrer evolutionären Bewusstseinsentwicklung noch nicht auf seiner Ebene angekommen waren. Dies solle auch für seine Jünger gegolten haben, die sich gemäß Wilber noch auf einer niedrigeren Bewusstseinsebene befanden, indem sie noch an einen Gott außerhalb von sich selbst glaubten. Da Jesus den spirituellen Stand seiner Jünger erkannte, solle er es für notwendig gehalten haben, sie über Gott als den Vater zu unterrichten, statt über ihre eigene Göttlichkeit. Zeichen der Höherentwicklung der Menschen des Neuen Zeitalters soll die Erkenntnis über «die wahre Botschaft Jesu» sein. Diese könne folgendermaßen lauten: «Jesus war nicht Mensch wie wir, sondern wir sind Götter (Gott) wie er.»

Für Wilber steht fest, dass der wesentliche Inhalt der Lehre Christi «reine Gnostik war». Die Gnostik bietet Erlösung über die eigene Erkenntnis der Wahrheit an. Die Wahrheit solle z.B. lauten: «Gib die Suche auf nach Gott, der Schöpfung und anderen Dingen. Suche ihn, indem du dich selbst als Ausgangspunkt nimmst. … Dich selbst kennen, heißt Gott kennen».

Das Buch, das sich kritisch mit der Esoterik und dem New Age-Denken auseinandersetzt:

  • Martin und Elke Kamphuis: Spirituelle Kräfte des Neuen Zeitalters: Von der Wirklichkeit Gottes und der Gefahr kosmischer Kräfte, Basel u. Gießen: Brunnen Verlag, 2010, 160 S., 9,95 Euro

kann hier bestellt werden:

Bekannter Evangelikaler sympathisiert mit »Ja« zur gleichgeschlechtlichen Ehe

James Jones, Bischof von Liverpool, hat seine sexualethischen Überzeugungen geändert und plädiert für eine »menschlichere Pastoraltheologie«. Zur neuen Linie gehört die kirchliche Unterstützung für ein zivilrechtliches »Ja« zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Brisant an der Sache: Jones, übrigens ein Förderer von Steve Chalke’s transformativen Theologie, steht der Evangelischen Allianz sehr nah.

Hierhier und hier mehr dazu.

Brian McLaren: Eine neue Form des Christentums

Kevin DeYoung hat mit einer ausführlichen Besprechung des Buches:

begonnen.

Die Serie kann hier mitverfolgt werden: thegospelcoalition.org.

Auch Tim Challies hat das Buch gelesen und schreibt:

Er leugnet den Sündenfall, er leugnet die Ursünde, er leugnet die Verderbtheit [des Menschen], er leugnet die Existenz der Hölle …

Seine Rezension gibt es hier: www.challies.com.

Emergente Theologie

Spencer Burke spricht mit Tim King über die jetzt anbrechende Welt, in der sich alle Menschen lieb haben. Ja, das ist wirklich geheimnisvolle Theologie, eben ein transzendentes Mysterium.

Deep Church

513RwtS66uL._SL160_Jim Belcher sucht nach einem Weg jenseits von Tradtionalismus und Emergenz. Brandon O’Brien von Christianity Today hat sein Buch Deep Church gelesen und kurz rezensiert. Er kommt zu dem Schluss:

In the end, Belcher’s »third way« skews toward traditionalism. But he is as critical of traditionalists as he is of the emerging movement, and his critiques are fair and balanced. Readers who recognize that the traditional church is ripe for reform but are wary of emerging alternatives will find Belcher a careful, sympathetic guide toward a more productive conversation.

Hier die Buchbesprechung: www.christianitytoday.com. Das Buch:

  • Jim Belcher: Deep Church: A Third Way Beyond Emerging and Traditional, Inter Varsity, 2009, 233 S.

kann hier bestellt werden:

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Franke: Die Pluralität der Wahrheit

manifold_witness1.jpgAl Mohler hat das neue Buch:

rezensiert:

Indeed, even as he criticizes the notion of »historic Christianity« and any set of »minimum beliefs« necessary to be a Christian, he also asserts: »Of course I believe in truth. I believe in God. I believe that Jesus Christ is the Son of God. I believe in the Holy Spirit, the holy catholic church, the communion of the saints, the forgiveness of sins, the resurrection of the body, and the life everlasting. Amen.« The problem is this – Franke’s argument that truth is plural means that the church should both embrace and celebrate different and even contradictory understandings of these doctrinal statements and core truths. While Franke is undoubtedly correct in warning that no theological system is free of cultural limitations, his proposal amounts to a total and unconditional surrender of doctrinal accountability. While he insists that not all doctrinal assertions are allowable, he undercuts the authority of Scripture to serve as the norm for establishing truth from error. The Protestant liberals of the 19th and 20th centuries often offered words of criticism that orthodox believers and theologians needed to hear. Nevertheless, their subversion of biblical truth and their embrace of heresy rather than orthodoxy established these theological liberals as adherents of a religion fully distinct from Biblical Christianity.

Hier mehr: www.albertmohler.com.

Was sind die Langzeitwirkungen der ›Emerging Church‹?

51bHT7uCVLL._SL160_.jpgTrevin Wax blickt beim Gespräch mit seinem Freund Robbie Sagers auf einige Jahre ›Emerging Church‹ zurück. Auf die Frage, was der langfristige Einfluss der Bewegung, die allmählich von der Bildfläche verschwindet, auf den Evangelikalismus sein wird, antwortet Sagers:

That’s a very good question, and I think that only time will tell what – if any – lasting impact the emerging church movement will have on evangelicalism.
Part of that uncertainty is due to the somewhat shifting nature of evangelicalism itself; after all, what is an evangelical? (A question for another day, perhaps!)
Regardless, these last months certainly do seem to have indicated the demise of the emerging church movement, at least in terms of comparing it to the furor surrounding the movement in recent years. After all, fewer books are being published by self-identified emerging church adherents, less conferences planned, Emergent Village has been disbanded, and some of the movement’s key leaders are now deeply entrenched not primarily in the church per se but rather in national politics–or, at least in one case, running for political office themselves.
I can tell you what I hope the long-range impact of evangelicalism will be. My hope is that conservative evangelicals, after having endured from some segments of the emerging church movement a challenge to doctrinal orthodoxy and orthopraxy, will avoid the temptation to a more-doctrinal-than-thou mentality that can be destructive to the soul. False teaching should be pointed out, yes, and corrected when possible. And there certainly is a place, biblically speaking, for sharp language in pointing out wolves among sheep. But such words should be spoken not with triumphalism, but rather with sobriety, in love.
Instead, I hope that evangelicals will discern humbly, through the lens of the Scriptures, those weak spots that led to some emerging church adherents’ exploitations of certain aspects of evangelicalism in the first place.

Klingt gut. Das vollständige Interview gibt es hier: trevinwax.com.

Das Buch:

für das Robbie Sagers einen Beitrag geschrieben hat, kann hier bestellt werden:

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