Erwin Teufel

Allgemein, Politik

Nur wer stehen bleibt, kommt weiter

Gerhard Stadelmaier bezeichnet Erwin Teufel als Mann der Stunde, der mit seiner Rede in das Herz einer unruhigen Zeit getroffen hat. In dem sympathisch geschriebenen Kommentar »Nur wer stehen bleibt, kommt weiter« heißt es:

Dass die europäischen Regierungschefs mit ihren milliardenhorrenden Finanz- und Schuldenaktionen Verträge gebrochen, Recht und Ordnung missachtet hätten, und dass, wenn die Oberen sich nicht mehr an Verträge hielten, es die Unteren nicht mehr einsähen, dass sie sich daran halten sollten. Dass die Christlich Demokratische Union auf das Christliche schnöde pfeife und immer grauprogressiver, belangloser und verwechselbarer daherkomme. Dass Familien mit einem Normaleinkommen und mehreren Kindern heute in Deutschland an den Rand des Existenzminimums gerieten, dass es »bei ihnen am Ende des Monats null auf null« aufgehe, und dass, wenn eine Waschmaschine kaputtgehe oder zwei Kinder gleichzeitig in ein Schullandheim fahren müssten und die Familie zwei-, dreihundert Euro dafür aufbringen müsse, es für sie der absolute Katastrophenfall sei. Dass man die »einfachen Leute« nicht nur in der christlichen Partei, die einmal die Partei dieser Leute war, links liegen lasse. Dass die Wirtschaft zum menschenverachtenden Selbstzweck werde. Dass es in unserem Land eine neue Art von Armut gebe, nämlich »die Armut der Einsamkeit«. Dass Erziehung von Kindern harte Arbeit sei und auch als solche vergütet werden müsse. Dass eine am »C« orientierte Politik das »Leben und die Würde des Menschen in jedem Lebensalter vor und nach der Geburt« schützen müsse (und dies schon lange nicht mehr tue).

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Teufel: »Ich schweige nicht länger«

Erwin Teufel war bis 2005 Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Vor der Seniorenunion hat er jetzt eine brisante Rede gehalten. Wo auch sonst? Auf CDU-Parteitagen spricht so seit Jahren niemand mehr. Der Titel: C.

Die CDU/CSU hat ein viel größeres Potential, als sie derzeit bei Wahlen realisieren kann. Sie muss sich nur im Alltag auf das besinnen, was sie in ihrer Geschichte groß gemacht hat. Es ist die europäische Einigung, das Bündnis mit den Vereinigten Staaten von Amerika, der »Weg nach Westen«. Es war die Ablehnung aller Ideologien und aller totalitären Systeme. Es ist die Bejahung des Rechtsstaats, den ich für die größte Errungenschaft unserer Kultur und Geschichte halte. Es war der Wille zur Versöhnung und zu guter Nachbarschaft, die Ablehnung von Gewalt und die Friedensliebe. Es war der unbedingte Vorrang der Freiheitsrechte und Grundrechte der Menschen und ihrer Würde als Geschöpf Gottes. Es war die Weltordnung der evangelischen Sozialethik und der katholischen Soziallehre.

Das alles ist nach meiner festen Überzeugung auch heute noch mehrheitsfähig. Und dabei kommt es mehr denn je auf glaubwürdige Persönlichkeiten in Partei, Parlament und Regierung an. Wie entsteht Glaubwürdigkeit? Nur dadurch, dass Worte und Taten der Handelnden nicht allzu weit auseinanderliegen. Ich sage bewusst nicht: deckungsgleich sind. Wir alle sind Menschen, und keiner ist vollkommen.

Die Union bleibt nur mehrheitsfähig, wenn sie für Christen, für Konservative, für Liberale und für suchende und offene junge Menschen wählbar bleibt. Wir hatten noch nie eine so offene junge Generation bar jeder Ideologie wie die heutige an der Oberstufe unserer Gymnasien und an unseren Universitäten. Die hören zu! Die überlassen das Feld der Diskussion nicht mehr einigen Ideologen, sondern die sind bereit, auch andere Meinungen zu übernehmen, die sie für glaubwürdig halten. Wir müssen ihnen zuhören und ihre Fragen beantworten.

Ich denke daran, dass ich mit 16 Jahren wegen des »C« und wegen der Sozialen Marktwirtschaft in die CDU eingetreten bin und wegen Konrad Adenauer und Ludwig Erhard. Diese Grundentscheidungen für Europa, für die Werte der Sozialen Marktwirtschaft sind nicht nur in der Vergangenheit dringend nötig gewesen, sondern auch heute, wenn wir mehrheitsfähig bleiben wollen. Die Hauptgruppe unserer Wähler und unserer potentiellen Wähler sind nach wie vor Menschen, für die christliche Werte in der Erziehung, in der Familie, im Beruf, in der Politik wichtig sind. Sie sehen sich in ihrem Tun nicht nur in Verantwortung vor den Wählern und Bürgern, sondern auch in einer Letztverantwortung vor Gott.

Die CDU ist kein verlängerter Arm der Kirchen. Wir bejahen aus Überzeugung die Trennung von Kirche und Staat, weil beide ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Aber wir sind für eine gute Zusammenarbeit mit den Kirchen in allen Bereichen, in denen es für die Menschen gut ist. Wir bejahen einen Weltauftrag der Christen, Nächstenliebe und Solidarität für Arme und Randgruppen im eigenen Land und weltweit. Wir orientieren uns an der Wirklichkeit, am Gemeinwohl, an den Grundrechten des Menschen und den Grundwerten des Christentums. Die CDU hat nur zwei Möglichkeiten, aber nicht drei. Die CDU kann sich in Zukunft am »C« orientieren, oder sie kann das »C« aufgeben, aber es gibt keinen dritten Weg. Sie darf nicht das »C« im Schilde führen, wenn sie sich nicht an ihm orientiert.

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VD: JS

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