Gleichberechtigung

Setzung von Gleichheit und Ungleichheit

Emil Brunner schreibt (Gerechtigkeit, Zürich: 1943, S. 52–54):

Ebensowenig als der biblische Gleichheitsgedanke die Individualität und die korporative Ergänzungsgemeinschaft aufhebt, ebensowenig hebt der biblische Individualitäts- und Korporationsgedanke die Gleichheit auf. Primär ist die in Gottes Ruf begründete unmittelbare Selbstverantwortung gegenüber Gott und die in ihr begründete Würde und Gleichheit; sekundär, aber darum nicht unwesentlich, ist die in der Bestimmung zur Gemeinschaft begründete Angewiesenheit aufeinander und ihr natürliches Substrat, die individuelle Begrenztheit und Eigenart. Primär ist darum in der christlichen Idee der Gerechtigkeit die Gleichheit und das gleiche Recht aller; sekundär, aber deshalb nicht unwesentlich, ist die Verschiedenheit dessen, das einem jeden in der Gemeinschaft zukommt.

So sieht der christliche Glaube Gleichheit und Ungleichheit der Menschen, so bestimmt er darum das Prinzip der Gerechtigkeit. Unter den Reformatoren hat wohl Calvin diesen Zusammenhang zwischen der Schöpfungsordnung und dem Gleichheit-Ungleichheitsproblem am klarsten erfasst und zur Geltung gebracht. Seine Anschauungen darüber lassen sich in den Worten eines massgebenden Calvinforschers folgendermaßen zusammenfassen: «Wohl sind die Menschen von Natur gleich … Weil sie alle dasselbe Ebenbild Gottes tragen, ist auch die aus dieser Gleichheit unmittelbar quellende Brüderlichkeit für sie eine Gabe und Aufgabe zugleich. Aber diese Brüderlichkeit berührt in keiner Weise die sozialen Unterschiede, die überlegenen Ordnungen in der Familie und in der Gesellschaft … Die unbestreitbare Gleichheit aller Menschen vor Gott, die durch das ihnen eingeprägte Gottesbild klar gekennzeichnete Gleichwertigkeit, bedeutet noch nicht Gleichartigkeit … Die Ordnung setzt die Mannigfaltigkeit und Gliederung und darum die Ungleichheit der Gaben und Aufgaben, Würden und Leistungen innerhalb des gesellschaftlichen Körpers voraus. Die Spannung zwischen der natürlichen Gleichheit und der gliedhaften Ungleichheit verliert ihre Kraft, wenn man erwägt, dass beide, Gleichheit und Ungleichheit, in dem Setzungswillen Gottes begründet sind. Gleichheit und Ungleichheit verpflichten. Die mit der Ungleichheit gegebenen Vorrechte und Würden sind nur erhöhte Rechte auf erhöhte Pflichten. Diese immer wieder eingeschärfte, das Gleichgewicht von Rechten und Pflichten darstellende Regel entspricht durchaus dem Prinzip der Wertgleichheit. Die ungleich verteilten Gaben verpflichten zu ungleichen Aufgaben und zu einem gegenseitigen Austausch der Fähigkeiten».

Nicht wesentlich anders hat Luther gedacht und gelehrt, nur dass bei ihm das Hauptgewicht auf die Unterordnung des einzelnen unter die in der Verschiedenheit begründete Ordnung fällt. Die ihr entsprechende Überordnung und Autorität aber versteht er als eine, die einzig und allein um des Dienstes an der Gemeinschaft willen notwendig ist. «Alle Stände zielen dahin, dass einer dem anderen dient.» Die Obrigkeit hat keine andere raison d’être als allein die «den Untertanen fleissig zu helfen». «Der Hausvater allein dient im Hause; die Hausmutter allein ist die Magd. Der einzige, der im Staat untertan ist, ist die Obrigkeit. Der, der befiehlt, ist der servus servorum».

Das also ist die christliche Antwort auf die Frage, die in der formalen Gerechtigkeitslehre des Aristoteles offen bleibt und offen bleiben muss: Was der Grund der Gleichheit und der Ungleichheit, welches das Verhältnis beider zueinander, und was also das Prinzip der Gerechtigkeit sei. Die christliche Offenbarungsreligion ist die einzige, die diese Idee der Gerechtigkeit in sich trägt, die mit der Anerkennung der gleichen, unbedingten Personwürde die Anerkennung der Gemeinschaftsverantwortlichkeit als Pflicht und Recht gegenseitiger Abhängigkeit und Dienstbarkeit verbindet, die einzige, die ebenso sehr die Gleichheit wie die Ungleichheit der Menschen zur Geltung bringt und die Selbständigkeit des einzelnen zugleich mit seiner Unterordnung unter ein soziales Ganzes im Gotteswillen verankert weiss. Sie allein vermag darum den Menschen vor den Ansprüchen eines einseitigen Individualismus wie eines einseitigen Kollektivismus zu schützen.

Ryan Anderson: Das Wesen der Ehe

Ryan T. Anderson hat kürzlich einen Vortrag zum Thema „True Mariage Equality: Man and Woman“ an der Union Universität gehalten. Obwohl der Vortrag insbesondere auf die Situation in den USA eingeht, ist er auch für Europa aufschlussreich. Eingegangen wird ausführlich auf die naturrechtlichen Argumente für den traditionellen Familienbegriff.

Den Artikel „Mariage: What It Is, Why It Matters, and the Consequences of Redefining It“ von Ryan T. Anderson gibt es hier: www.heritage.org.

VD: JT

Betreuungswahn: „Ich bleibe lieber zu Hause“

Für Brigitte MOM erklärt eine Redakteurin, weshalb sie sich dafür entschieden hat, ihre Kinder zu Hause zu erziehen. Richtig: Was für Menschen der Betreuungswahn hervorbringt, werden wir erst in ein paar Jahren wissen. Erahnen können wir es jetzt schon.

Hier ein Auszug:

Ich bin in den Siebzigern geboren. Meine Mutter ist Apothekerin und richtete ihre Arbeitszeiten nach uns Kindern, nicht umgekehrt. Das hat auch keiner von ihr erwartet. Um eins war sie immer zu Hause. Dort gab es Mittagessen, dann Hausaufgaben und Holunderblütenmatsche.

30 Jahre später bin auch ich um eins zu Hause und koche. Wie herrlich altmodisch! Alles wie früher. Nur dass ich im Gegensatz zu meiner Mutter gar nicht arbeite, weil mich mit 15 Stunden pro Woche keiner will. Und noch etwas ist anders: Meine Töchter sind nachmittags die einzigen Kinder im Hof. Wie die ganz alten Menschen verschwinden auch die ganz jungen aus dem Stadtbild. Sie sind immer betreut. Die Alten im Heim, die Jungen im Kindergarten und in der Schule. Wohin führt dieser Weg? Dass wir irgendwann mit unbequemen Schreihälsen und Bettflüchtern gar nicht mehr umgehen können? Hauptsache, untergebracht und bespaßt? Kinder brauchen auch Leerlauf und Langeweile. Ein Gefühl, aus dem sie Kraft und Ideen schöpfen. Ich liebe dieses Gewurstel in den Kinderzimmern: Fünfmal hintereinander dasselbe Buch angucken, fünfmal hintereinander denselben Pfosten runterspringen, fünfmal hintereinander denselben Satz sagen – das ist das Privileg der Kindheit. Luxus, den sich viele Familien heute nicht mehr leisten können, ich weiß, wie gut wir es da haben.

Mehr: mom.brigitte.de.

VD: BK

Die Gleichberechtigungsfalle

201206130815.jpgIm Mai 2011 wurde Monika Ebeling aus ihrem Amt der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Goslar abberufen, weil sie sich in ihrer Gleichstellungsarbeit auch für Männer engagiert hatte. Im Buch Die Gleichberechtigungsfalle erzählt Monika Ebeling nicht nur die Geschichte ihrer Abberufung. Bruno Köhler hat seine Rezension des Buches freundlicherweise online gestellt. Er schreibt:

Sie hat die Antworten auf ihre Fragen für sich gefunden. Eine wahre, nachhaltige Geschlechterdemokratie kann nur dort entstehen, wo sich Männer und Frauen im geschlechterpolitischen Diskurs auf gleicher Augenhöhe gegenüber stehen, wo die objektive Berücksichtigung der Anliegen beider Geschlechter eine Selbstverständlichkeit ist, wo man sich vom Geschlechterkriegsdenken mit den Stereotypen der ausschließlich männlichen Täter und ausschließlich weiblichen Opfer verabschiedet hat. Monika Ebeling will diese Erkenntnisse mit ihrem eindrucksvollen und bewegenden Buch anhand ihrer eigenen Geschichte aber auch in grundlegenden Erörterungen dem Leser nahebringen. Gerade, weil die Geschlechterpolitik in Deutschland und auch in der EU eben genau das Gegenteil von dieser Vision ist. Monika Ebeling will, dass sich das ändert.

Das Buch ist absolut empfehlenswert. Wer einen tiefen Einblick in die rücksichtslose Realität von Gleichstellungspolitik in der Praxis, fernab vom uns täglich einlullenden Euphemismus der Geschlechterpolitiker/innen, bekommen möchte, oder wer einfach wissen will, wie hegemoniale Gleichstellungspolitik funktioniert, für den ist dieses Buch ein alternativloses Muss. Eines der besten Bücher über das, was schon Katharina Rutschky als den „real existierenden Feminismus“ bezeichnete.

Hier die vollständige Rezension: cuncti.net.

 

 

VD: AH

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