Henryk Broder

Die Gesellschaft ist schuld

Versagen und Schuld werden heute viel zu oft mit mit dem Hinweis auf gesellschaftliche Zusammenhänge relativiert, meint Henryk Broder. Das lähmt die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und Leistung:

In einer Gesellschaft, in der niemand „zurückgelassen“ wird, in der jeder eine „zweite Chance“ bekommt, egal, was er angestellt hat, in der Noten und Zensuren abgeschafft werden, damit keiner bevorzugt oder benachteiligt wird, in der das Leistungsprinzip praktisch nur noch im Fußball und im Rennsport gilt, in einer solchen Gesellschaft verlieren immer mehr Menschen den Sinn für Realitäten und suchen ihr Heil in der Selbstüberschätzung. Passiert das bei Dieter Bohlens „DSDS“ oder Heidi Klums „GNTM“, kann es unterhaltsam sein. In anderen Bereichen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Versuch fatal endet.

Es kommt noch etwas hinzu. Diese Gesellschaft hat nicht nur den Unterschied von tauglich und untauglich, begabt und unbegabt weitgehend aufgehoben, sie unterscheidet auch nicht mehr zwischen Gut und Böse.

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Der Toilettengang wird zur philosophischen Übung

Henryk M. Broder hat wieder zugeschlagen: „Verglichen mit den Grünen und ihrem Hang zum alltäglichen Totalitarismus ist die katholische Kirche eine libertäre Organisation mit Sinn für menschliche Schwächen.“

Diesmal geht es um die Einrichtung von Unisextoiletten in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg:

Der Vorteil der Unisextoiletten, heißt es weiter in dem Papier, läge in dem Umstand, dass sie „keine Selbstkategorisierung in das binäre Geschlechtersystem“ erfordern. „Das kann selbst für Menschen, die sich prinzipiell zuordnen können, dazu aber nicht ständig angehalten werden möchten, angenehm sein. Sie regen außerdem dazu an, über Geschlechtertrennungen im Alltag nachzudenken.“

So wird jeder Gang zu einer öffentlichen Toilette in Friedrichshain-Kreuzberg zu einer philosophischen Übung über das „binäre Geschlechtersystem“, das ausgedient hat, ganz im Sinne der Philosophin Judith Butler, die das Frau- beziehungsweise Mannsein für ein „gesellschaftliches Konstrukt“ hält.

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