Internet

Sollten Pastoren ihre Predigten ins Netz stellen?

Sollten Pastoren ihre Predigten ins Netz stellen? Ja und Nein. Die Predigt-Podcasts können ein Segen sein, aber sie können auch betören. So halten Predigtmitschnitte etliche Kirchenmitglieder davon ab, am Sonntag die Ortsgemeinde aufzusuchen und mit anderen Gottesdienst zu feiern. Für andere, die wegen Krankheit und oder anderer Malaisen nicht zum Gotttesdienst kommen können, sind die Mitschnitte hingegen eine erbauliche Fügung.

Was Jake Meador gesagt hat, verdient ebenfalls Beachtung:

Die größere Zuhörerschaft im digitalen Zeitalter verleitet uns dazu, uns zu wichtig zu nehmen und mit der Menschenmenge anstatt mit unserer Gemeinschaft zu kommunizieren. Predigt-Podcasts machen unsere Pastoren zu Medienmarken und verlagern das Anliegen der Botschaft weg von der Ortsgemeinde, die eine der letzten Formen nicht-kommerzieller lokaler Gemeinschaft ist, die viele von uns kennen. Wenn Stolz die große Sünde ist, dann ist Demut eine der großen Tugenden, die Christen schützen sollten, auch wenn die Welt in eine andere Richtung zieht.

Mehr hier: www.christianitytoday.com.

Facebook ist das neue Fernsehen

Das geschriebene Wort verliert an Bedeutung, im Internet dominieren Videos. Das nervt. So verlernen wir das Denken.

Hier ein Beitrag von Hossein Derakhshan, erschienen in der SZ:

Noch alarmierender ist eine andere Entwicklung: Nachdem Print-Journalismus an Bedeutung verloren hat, ist das Internet der letzte öffentliche Raum, in dem das Wort im Vordergrund steht – und ausgerechnet das Netz kapituliert gerade vor dem Format des Fernsehens. Das Verständnis des „Streams“, wie es Facebook, Twitter & Co. pflegen, tötet das Netz und damit den Journalismus in Textform. Facebook ähnelt mittlerweile eher der Zukunft des Fernsehens als dem, wonach das Internet mehr als zwei Jahrzehnte aussah.

Forscher der Universität Oxford zeigten vor kurzem, dass der Konsum von Online-Videos in den USA und den meisten anderen Teilen der Erde steigt. Die Ausnahme ist Nordeuropa. Das liegt vielleicht daran, dass die Menschen dort ein gesünderes Verhältnis von Leben und Arbeit pflegen und ihr öffentliches Bildungssystem nach wie vor Lesen und kritisches Denken fördert.

Mehr: www.sueddeutsche.de.

 

Wie haltbar ist die Zukunft?

Im Internet, heißt es, wird alles auf ewig Platz finden. Wer heute auf viele Websites klickt, sieht jedoch massenhaft gefrorene Zeitkapseln. Warum das Internet kein zuverlässiges Speichermedium ist, erörtert Valentin Groebner in einem Beitrag für die FAZ.

Ich sehe die Sache weniger kritisch als Professor Groebner. Das Internet ist eben kein Speicher, sondern ein Präsentationsmedium. Dennoch enthält der Artikel hilfreiche Beobachtungen, beispielsweise über die Machtposition der Anbieter:

Erstaunlich viel vom Reden über die Digitalisierung in den letzten fünfzehn Jahren war der Traum von einer Welt, in der elektrischer Strom für immer billig bleibe und in der die Firmen, denen wir unsere Daten und Infrastruktur anvertrauen, niemals pleite gehen werden. In der wirklichen Welt tun aber Firmen, ganz wie andere Institutionen, nicht immer das, was sie versprochen haben.

Hier ein einfaches Beispiel: Was passiert eigentlich mit den digitalen Büchern, wenn aus irgendwelchen Gründen so einflussreiche Firmen wie Amazon oder Logos vom Markt verschwinden? Der Kunde verfügt ja nicht über die erworbenen digitalen Texte, so wie der Käufer eines Buches sein Buch als Hardware im Regal stehen hat. Er hat lediglich die Lizenz für ein Buch erworben. Aber was passiert, wenn der Lizenzgeber, also beispielsweise Amazon oder Logos verschwindet? Dann sind auch die Texte weg. Und wenn jemand – sagen wir – 3000 Dollar in Lizenzen investiert hat, ist das bitter. Doch es kommt noch schlimmer: Was geschieht mit den vielen Markierungen und Notizen, die man im Laufe der letzten Jahre hinterlegt hat? Im Fall, dass ein Anbieter verschwindet, verschluckt das digitale Nirvana auch diese Schätze.

Ein finsteres Szenario, das wohl so schnell nicht eintreten wird. Anderseits steigt jedoch Jahr für Jahr das Machtgefälle zwischen Anbieter und Kunde. Der Kunde wird praktisch täglich abhängiger von der Firma, die seine Daten verwaltet. Ist es so lebensfern, damit zu rechnen, dass sich der Anbieter diesen Service immer „angemessener“ bezahlen lässt?

Drei Dinge lerne ich daraus:

Erstens sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man sich beim Kauf digitaler Lizenzen in ein Abhängigkeitsverhältnis begibt. Eine große digitale Bibliothek lässt sich nicht so ohne Weiteres oder überhaupt nicht verkaufen, wie beispielsweise eine Bibliothek, die im Regal steht. Es lohnt sich, die Geschäftsbedingungen genau zu lesen und Erkundigungen darüber einzuholen, wie Firmen in Konfliktfällen handeln. Logos hat zum Beispiel den Ruf, kulant mit seinen Kunden umzugehen und ermöglicht es sogar im Einzelfall, Lizenzen für Sammlungen auf andere Personen zu übertragen (beispielsweise auf Erben). Auch wenn solche Erfahrungswerte nicht in die Zukunft projiziert werden können, sind sie vertrauensbildend.

Zweitens sind verwertete Quellen aus dem Internet lokal zu sichern. Wenn ich also in einem wichtigen Aufsatz einen Artikel aus dem Internet zitiere, reicht es nicht, die Quelle anzugeben, sondern man sollte diese Quelle auch sichern. Obwohl es altmodisch klingt, drucke ich bei wirklich wichtigen Arbeiten den originalen Text sogar auf Papier aus und hefte ihn im Projektordner ab.

Drittens sollten man darauf achten, dass Datenbankdienste eine Exportmöglichkeit anbieten. Dann kann man nämlich seine Daten in regelmäßigen Abständen lokal sichern. Beispielsweise stellen Anbieter wie Evernote oder Facebook solche Funktionen zur Verfügung. Meines Wissen kann man bei der Bibelsoftware Logos seine Notizen nicht auf einen Schlag exportieren. Allerdings ist es möglich, einzelne Notizbücher im RTF-Format lokal zu speichern. Besonders wichtige Dokumente können so regelmäßig lokal gesichert werden. Tipps dazu, wie man Anmerkungen (umständlich) aus dem Amazon-Universum exportieren kann, gibt es hier.

Wider die digitale Scheinwelt

Der Schriftsteller Nicol Ljubic hat in einem ausgezeichneten DLF-Beitrag für das Leben im Realen plädiert. Leute, die sich wie er dafür entschieden haben, sozialen Netzwerken fernzubleiben, machen bereits die Erfahrung der sozialen Ausgrenzung. Ihnen wird der Eindruck vermittelt, sie gehörten nicht dazu. Ljubic fragt, ob hier nicht die digitale Welt mit der wirklichen verwechselt wird. Gibt es nichts Wichtigeres als das Netz?

Die Freiheit im Netz scheint für viele längst existentieller als die Freiheit im Leben jenseits des Netzes. Mir fällt kein anderes gesellschaftspolitisches Anliegen ein, für das sich junge Menschen in letzter Zeit so ins Zeug gelegt haben. Ich frage mich, ob das wirklich so gut ist für uns alle.

Da ist etwas dran. Der digitalen Welt wird zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ich formuliere nachfolgend deshalb mal einige Empfehlungen für den Umgang mit Smartphones & Co.

(1) Ziehe das Gespräch von Angesicht zu Angesicht dem digitalisierten Austausch vor, insofern das möglich ist.

(2) Verzichte beim realen Gespräch auf die gleichzeitige Nutzung digitaler Geräte. Deine „Spielzeuge“ haben die Aufmerksamkeit, die du deinem Gesprächspartner schuldest, nicht verdient.

(3) Die Art und Weise, wie du deinen Tag beginnst, entscheidet über den Tagesverlauf mit. Wenn du gleich nach dem Aufwachen deine E-mails checkst oder die Kontostände prüfst, holst du dir den Stress zu früh ins Herz. Versuche, die kostbare erste Stunde mit wichtigeren Dingen zu füllen. Ich habe gute Erfahrungen mit fortlaufender Bibellektüre und einer Gebetszeit mit Dank- und Fürbitten gemacht.

(4) Was wir vor dem Einschlafen tun, beschäftigt uns oft noch im Schlaf. Das grenzenlose Surfen kann nicht nur mehrere Stunden Schlaf rauben, sondern auch die Reizverarbeitung im Schlaf stimulieren. Bedenke das bei dem, was du beim Einschlafen tust. Ich selbst schlafe mit einem gediegenen Buch, zum Beispiel mit einer Biographie, viel besser ein als mit einem Tablet.

(5) Achte darauf, dass die vielen Impulse, die du durch die digitalen Welten empfängst, nicht dein Denken destrukturieren. Denke selbst und sortiere entsprechend diesem Denken die Impulse ein oder aus. Das schützt vor Fremdbestimmung.

(6) Eine Welt, in der jeder erzählt, was er gerade tut oder fühlt, ist noch ärmer als eine Welt, die Anteilnahme nur simuliert. Kommuniziere auch von dir weg über Inhalte.

(7) Das Leben ist kurz. Deshalb handeln wir klug, wenn wir Wichtiges von Trivialem unterscheiden. Vieles, was durch das Netz geistert, ist nicht einmal trivial, sondern unnütz. Verschenke dein Herz nicht an das Unnütze.

(8) Worte sind wichtiger als bewegte Bilder. So unterhaltsam Filme auch sein mögen, sie können das Lesen nicht ersetzen. Ziehe die Lektüre dem entbehrlichen Glotzen vor.

(9) Plane Zeiten der Abstinenz ein. So entwickelst du ein Gefühl dafür, wie schön das Leben ohne diese Spielzeuge ist. Vielleicht zeigt dir die Lebendigkeit, die dadurch entsteht, dass Technik den Blick für das Wesentliche sogar versperren kann. Vielleicht wirst du sie gar nicht vermissen, diese digitale Scheinwelt.

Die Liste darf gern kritisiert und erweitert werden.

Die „Selfies“

Der digitale Mensch macht unablässig Bilder von sich selbst. Das Internet ist die Galerie seiner Porträts. Mit diesen Selfies modellieren wir unser „Ich“ und verwandeln uns alle in Prominente. Mit Nebenwirkungen.

Peter Praschl schreibt in der WELT AM SONNTAG (13.10.13, S. 49):

Jeder braucht eines. Es reicht nicht mehr, bloß zu sein oder so gut wie möglich Leistung abzuliefern. Wer so denkt, landet über kurz oder lang bei den Modernisierungsverlierern. Das Einzige, mit dem du dich davor schützen kannst, ist Ich-Pflege. Du musst es zu einer Marke machen, Aufmerksamkeit für es schaffen, seine Existenz immer wieder von Neuem verkünden. Es ist deine Währung. Erst Ende September haben sich im vorarlbergischen Lech bei einer Veranstaltung, die sich „Philosophicum“ nennt, zwei Dutzend Intellektuelle darüber unterhalten. Ihr erwartbarer Befund: Wir leben in einer narzisstischer werdenden Gesellschaft, in der soziale und familiäre Verbände an Bedeutung verlieren und die Ich-Modellierung immer wichtiger wird. Ihr ebenso erwartbares Urteil über diesen Trend: nicht sehr begrüßenswert, gefährlich, trügerisch – weil der Zwang zur Selbstdarstellung paradoxerweise Uniformität produziert. „Hinter der Vorstellung der Selbstoptimierung steckt gerade nicht die liberale Idee ‚Jeder soll so sein können, wie er will‘, sondern die Idee, dass es eine Norm gibt des schönen Menschen, des leistungsfähigen Menschen, des trainierten Menschen, des belastbaren Menschen, und an dieser Norm haben sich alle zu orientieren“, sagt der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann. Er hat durchaus recht damit.

Mehr: www.welt.de.

Die Visualisierung der digitalen Welt

Ende der 70er Jahre verknüpften einige Gelehrte des nachmodernen Denkens die „Entterrorisierung“ der Welt mit öffentlichen Zugängen zu Speichern und Datenbanken (vgl. z.B. F. Lyotard, Das postmoderne Wissen, S. 191–193). Die gleiche Verteilung der Spieleinsätze, also der Informationen, ermögliche den Eintritt in eine gerechtere Welt.

Rückblickend erkennen wir ernüchtert, dass zwar fast alle Daten öffentlich sind, aber die Leute sich für Texte kaum noch interessieren. Mal abgesehen davon, dass das Internet heute ein beliebter Tummelplatz für Verbrecher und Terroristen geworden ist, erobern datenhungrige bewegte Bilder das digitale Netz.

DIE WELT hat von Envisional erhobene Zahlen zum Datentausch im Internet veröffentlicht:

  1. 35,8 Prozent Pornografie
  2. 35,2 Prozent Filme
  3. 12,7 Prozent TV-Sendungen
  4. 4,2 Prozent Software
  5. 3,9 Prozent PC-Spiele
  6. 2,9 Prozent Musik

Hier:  www.welt.de.

Facebook: Du bist nicht allein

Manchmal kann Kulturhermeneutik helfen. Dieses Werbevideo präsentiert uns eine Welt, in der Facebook selbstverständlich ist wie ein Stuhl. Das Netzwerk ermöglicht Kommunikation, Freundschaften, Sport, kurz: Es gibt dir einen Platz, an dem du sein kannst und nie allein bist. Das ist fast ein religiöses Angebot.

VD: DG

Wachs: „Im Netz fliegen die Steine einfach viel zu schnell“

Beschimpft, beleidigt, tyrannisiert: Jedes dritte Kind wurde schon im Internet gemobbt. Nun alarmiert eine Studie: Die Betroffenen haben auch ein höheres Risiko, Opfer von sexuellen Übergriffen zu werden. Alexandra Zykunov berichtet für DIE WELT über die beunruhigende Studie des Erziehungswissenschaftlers Sebastian Wachs zum zum „Cybermobbing“:

„Diese Kinder suchen dann Zuneigung und Anerkennung und scheinen anfälliger für Annäherungsversuche von Erwachsenen zu sein“, erklärt er. „Das machen sich Cybergroomer zunutze.“ Anzügliche Nachrichten von Fremden sind die Folge. Es trifft meist Mädchen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren. „Wir stehen noch ganz am Anfang bei der Erforschung des Phänomens“, sagt Wachs. Dabei trifft es mehr Jugendliche, als man denkt. „In unserer Studie haben wir festgestellt, dass jedes fünfte Kind schon mal im Internet sexuell belästigt wurde. Jedes 15. Kind erfährt dieses Leiden regelmäßig.“ Das bedeutet, dass hierzulande in jeder Schulklasse ein bis zwei Opfer von Cybergrooming sitzen. „Die Täter fangen meist harmlos an. Er fragt, wie dein Tag war, ob es wieder Stress mit den Mitschülern gab, und täuscht vor, dass er an dir und deinem Leben interessiert ist und du dich ihm anvertrauen kannst“, erklärt Wachs.

Mehr in dem Artikel „Geh doch sterben, du scheiß Opfer“: www.welt.de.

Google will alles über dich wissen

Die Suchmaschine verkauft es als Super-Service, Datenschützer sind skeptisch. Google will alle persönlichen Nutzerdaten verknüpfen und zu einem neuen Dienst kombinieren. Das Unternehmen soll zum Assistenten des Nutzers werden, dem man sich ganz und gar anvertraut – und der sogar Gedanken liest. Christian Stöcker macht auf ein gewaltiges Problem aufmerksam:

Google will mit den aggregierten Daten künftig auch Theorien darüber aufstellen, was der Nutzer gerade denkt, „zum Beispiel darauf kommen, was Sie wirklich meinen, wenn Sie Apple, Jaguar oder Pink eintippen“. Das mag nützlich sein, klingt aber auch furchteinflößend. Google aber betrachtet auch diesen Vorstoß als Dienst am Nutzer: ¡Die Menschen müssen sich ohnehin viel zu sehr anstrengen, wir möchten ihnen dabei künftig besser helfen können.“ Und natürlich personalisierte Werbung noch besser auf die einzelnen Nutzer zuschneiden, schließlich ist Reklame Googles Haupteinnahmequelle.

Mehr: www.spiegel.de.

Die destruktive Macht der Pornografie

Sexualität besitzt – wie Drogen und Alkohol – die Macht, uns von jenen Prioritäten abzulenken, an die wir aufrichtig glauben. Ein Teil unserer Libido muss unterdrückt werden, meint der in London lebende Alain de Botten. Der Schriftsteller warnt davor, die Macht der Pornografie zu unterschätzen.

Ein Teil unserer Libido muss unterdrückt werden; Repression ist nicht bloß etwas für Katholiken, Muslime und Viktorianer, sie hat in alle Ewigkeit zu uns zu gehören. Da wir zur Arbeit gehen, unsere Beziehungen pflegen, für unsere Kinder sorgen und unseren Verstand erforschen müssen, dürfen wir es unserem sexuellen Verlangen nicht erlauben, sich uneingeschränkt auszudrücken, ob im Internet oder anderswie: Es würde uns vernichten. Die Sexualität ist eine Kraft, von der wir realistischerweise weder erwarten noch wünschen dürfen, dass sie jemals gänzlich befreit sei.

Hier der Artikel aus der WELT: www.welt.de.

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