Jesus darf Vegetarier sein

Wer beim Lesen des Buches von Sebastian Moll aufgeatmet hat, wird durch die arrogante Replik von Johann Hinrich Claussen auf den Boden des Realo-Protestestantismus zurückgeholt. Evangelische Christen, so Claussen lapidar, sollten die kirchenamtlichen Erklärungen nicht so ernst nehmen. Anstatt sich mit den klaren Argumenten von Moll auseinanderzusetzen, wird – reflexartig und völlig zu Unrecht – ein Biblizismusvorwurf bemüht. Der protestantische »Bullshit« ist zurück:

Doch es ist keine große Leistung, die biblischen Begründungen mancher kirchenamtlicher Erklärung zu zerpflücken. Man muss bedenken, dass es sich bei ihnen meist um Verständigungsdokumente handelt, an denen viele Menschen in unterschiedlichsten Gremien mitgewirkt haben. Nicht selten enthalten sie das, was man in der Diplomatiegeschichte »dissimilierende Konsensformeln« nennt, also Formulierungen, die weit genug sind, um gravierende Differenzen so zu beschreiben, dass sie nicht zu Trennungen führen. Das ist keine Heuchelei, sondern schlicht diplomatisches Handwerk, das man in der Kirche eben auch manchmal braucht. Aber natürlich darf man diese Texte nicht überbewerten. Das eigentlich Entscheidende ist das freie Gespräch evangelischer Christen untereinander und die Art, wie sie ihr Zusammenleben gestalten. Aber für dieses bunte christliche Leben und die Natur kirchlicher Verständigungsprozesse hat Moll keinen Blick. Das mag an mangelnder Lebenserfahrung liegen, was man ihm nicht vorwerfen kann. Nur möchte man ihm raten, es mit der öffentlichen Zurschaustellung von Doktoranden-Dünkel und Habilitanden-Hoffart nicht zu übertreiben.

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