Jesus

Die Taufe Jesu

Wenn die Johannestaufe ein Ausdruck der Buße und des Verlangens nach Vergebung war, ist zu fragen: Warum ließ Jesus sich taufen (vgl. Mt 3)? Die liberalen Theologen sprechen gern davon, dass Jesus sich seiner Sünden bewusst war und deshalb die Taufe zur Buße in Anspruch nahm und seine Sünden bekannte. Das war etwa die Auffassung von David Friedrich Strauß. Der Schriftsteller Middleton Murry sagte über Jesus: „Was auch immer dieser Mann war, er war die fleischgewordene Aufrichtigkeit. Er hätte nicht die Taufe zur Vergebung der Sünden gesucht, wäre er sich nicht der Sünde bewußt gewesen“ (The Life of Jesus, London: 1926, S. 31).

Für George Beasley-Murray ist das keine befriedigende Antwort (Die christliche Taufe, Kassel: 1968, S. 72–72):

Die Aufrichtigkeit Jesu soll natürlich nicht bestritten werden, aber andere Dinge in seinem Wesen müssen in Rechnung gestellt werden. Vor allem verraten seine Worte und Taten ein einzigartiges Verhältnis zur Herrschaft Gottes, aus dem heraus er deren bevorstehenden Anbruch verkündigte und in deren gegenwärtiger Kraft er sprach und handelte. In diesem Bewußtsein vergab er Sünden (Mark. 2,10) und sprach das Urteil über sie (Matth, 11,20ff.), forderte er die Buße von allen (Mark. 1,15) und verkündigte die bessere Gerechtigkeit (Matth. 5–7), befreundete er sich mit Zöllnern und Sündern, aber immer als Arzt der Kranken (Mark. 2,17) und als Hirte, der die Verlorenen zu retten sucht (Luk. 15,3ff.; 19,10). Jesus wandte sich ihnen allen zu, und wir spüren die Distanz, die er empfand zwischen sich und den Menschen, denen er diente; solch eine „Distanz“ spiegelt sich in den Worten, mit denen er seine Hörer anspricht als „ihr, die ihr böse seid“ (Matth. 7,11) — ein korrespondierendes „wir, die wir böse sind“ gibt es in seiner Lehre nicht. Solche Charakteristiken kennzeichneten, soweit wir wissen, vom Anfang seines Auftretens an die Worte und Werke Jesu. Sie werden noch klarer und eindrücklicher sichtbar, wenn er auf seinen Tod als Lösegeld für viele zugeht (Mark. 10, 45) und von seiner Rolle als Gerichtszeuge und sogar als Richter beim letzten Gericht spricht (Matth. 10, 32 f.; 25, 31 ff.). Wer so lehrte, lebte und starb, mit einem sittlichen Bewußtsein, das von der Taufe bis zum Kreuz nicht schwankte, wurde sicher nicht als ein Sünder getauft, der die Barmherzigkeit des Richters suchte; wenn es um der Sünden willen geschah, dann nicht um seiner eigenen willen.

 

Fragment über „Ehefrau Jesu“ vermutlich gefälscht

Da wir hier auf dem Blog mehrfach über das Fragment diskutiert haben (z.B. hier), an dieser Stelle der Verweis auf eine aktuelle Meldung der Nachrichtenagentur idea:

War Jesus verheiratet? Die US-amerikanische Wissenschaftlerin Karen King von der Harvard Universität (Cambridge, Bundesstaat Massachusetts) hatte 2012 ein in koptischer Sprache verfasstes Schriftstück präsentiert, das den Satz enthielt „Jesus sagte zu ihnen: ,Meine Ehefrau’.“ Journalisten interpretierten dies als Hinweis darauf, dass Jesus eine sexuelle Beziehung zu Maria Magdalena gehabt haben könnte. King war bislang der Meinung, dass das Schriftstück echt und 1.200 Jahre alt sei. Jetzt musste sie aufgrund von Recherchen des Magazins „The Atlantic“ (Washington) zugeben, dass es sich sehr wahrscheinlich nicht um ein Original handelt. Die Recherchen des Magazins hätten ergeben, dass die Dokumente zum Nachweis der Herkunft des Papyrus scheinbar gefälscht seien.

Mehr: www.idea.de.

Ägyptischer Papyrus befeuert Diskussion: War Jesus verheiratet?

War Jesus verheiratet? Diese Frage bekam neuen Auftrieb, als die Harvard-Professorin Karen L. King einen Papyrus vorgestellte, in dem möglicherweise signalisiert wird, dass Jesus zusammen mit einer Frau lebte. Sollte Prof. King den Text aus dem 4. Jh. richtig interpretiert haben, sagt er allerdings nichts über den historischen Jesus aus. Das stellt sie in dem nachfolgenden Gespräch mit dem DLF noch einmal klar.

Erwähnt wird in dem Beitrag leider nicht, dass inzwischen viele Experten von einer Fälschung ausgehen. Francis Watson von der Universität in Durham hat seine Analyse online gestellt: Watson.pdf.

Wer ist Jesus?

Die Karis Community Gemeinde in Columbia (Missouri, USA) veranstaltet regelmäßig theologische Wochenendseminare. Das »Theology Weekend« vom 1.–3. Februar 2008 war dem Thema „Wer ist Jesus?“ gewidmet. Geladen wurden der Muslim Shakir Al-Ani, der Unitarier Bill Haney sowie der reformierte Baptist Thomas Schreiner, dessen Theologie des Neuen Testaments mit Spannung erwartet wird (vgl. hier). Die Debatte zeigt sehr eindrücklich, dass sich Christentum, Unitarianismus und Islam schwerlich harmonisieren lassen.

Einen Mitschnitt der auf Amerikanisch geführten Debatte und weitere Beiträge von Thomas Schreiner gibt es hier: www.karischurch.org.

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