John Bunyan

Christliche Kunst mit ästhetischer Integrität

Der große Roger Scruton setzt sich in seiner Ästhetik mit der Frage auseinander, wie Propaganda von Kunstwerken mit einer integralen Botschaft unterschieden werden kann und erwähnt in diesem Zusammenhang John Bunyans Pilgerreise. Bunyan habe es seiner Meinung nach geschafft, eine starke moralische Botschaft in glaubwürdiger Weise zu vermitteln. Bei der Pilgereise passt die Form zum Inhalt.

Er schreibt (Schönheit: Eine Ästethik, München: Diederichs, 2012, S. 171):

Propagandawerke, wie die des sozialistischen Realismus in der Bildhauerei der Sowjetunion oder (das literarische Äquivalent) Michail Scholochows Der stille Don, opfern ihre ästhetische Integrität der politischen Korrektheit, aus Charakteren werden Karikaturen und die Dramatik zur Predigt. Was uns an diesen Werken stört, ist ihre Unaufrichtigkeit. Die Botschaften, die man uns hier aufdrängt, entspringen weder aus der immanenten Logik der Erzählung, noch kommen sie in den übertriebenen Darstellungen der Figuren und Charaktere zum Ausdruck; die Propaganda ist kein Element der ästhetischen Bedeutung, sie bleibt äußerlich – ein Eindringen des Alltags, der nur an Glaubwürdigkeit einbüßen kann, wenn man ihn aufdringlich unter die ästhetische Kontemplation mischt.

Auf der anderen Seite gibt es Kunstwerke, die eine starke moralische Botschaft vermitteln, aber dabei einen konsistenten ästhetischen Rahmen behalten. Man denke hier an John Bunyans The Pilgrim’s Progress. Die Verteidigung des Lebens im Einklang mit dem Christentum ist hier mit schematischen Charakteren und klaren Allegorien verwoben. Aber das Buch ist mit einer so intensiven Unmittelbarkeit, mit einer Aufrichtigkeit der Empfindung und einem Gefühl für das Gewicht der Worte geschrieben, dass die christliche Botschaft zu einem integralen Bestandteil wird, die durch überzeugende Worte ihre Schönheit erhält. Bei Bunyan finden wir die Einheit von Form und Inhalt, die es verbietet, das Werk als schiere Propaganda abzutun.

Gleichzeitig kann man, auch wenn man das Buch für seine Wahrhaftigkeit bewundert, die zugrunde hegenden Glaubensideen nicht akzeptieren. Bunyan führt die gelebte Realität einer christlichen Lehrzeit vor Augen, und als Atheist, Jude oder Moslem kann man die Wahrheit dieser Geschichte entdecken – Wahrhaftigkeit gegenüber der menschlichen Existenz und gegenüber einem Menschen, der im Chaos seines Lebens den Blick der Hoffnung auf eine bessere Welt erlebt hat. Auch wirkt Bunyans Moralisieren nicht aufdringlich, es entsteht aus Erfahrungen, über die aufrichtig berichtet wird und zu denen sich das Buch in sehr lebendiger Weise bekennt. 

Der Satz: „Gleichzeitig kann man, auch wenn man das Buch für seine Wahrhaftigkeit bewundert, die zugrunde hegenden Glaubensideen nicht akzeptieren“ ist meines Erachtens in dem Sinne zu verstehen: „Man kann, auch wenn man das Buch für seine Wahrhaftigkeit bewundert, die zugrundeliegenden Glaubensideen verneinen.“ Der Leser wird folglich nicht manipuliert, sondern kann das Buch auch dann glaubwürdig und anziehend finden, wenn er die enthaltenen Glaubensbotschaften ablehnt. In der englischen Ausgabe lautet der Satz: „At the same time, even while admiring Pilgrim’s Progress for its truthfulness, we may reject its underlying beliefs“ (Beauty, Oxford: Oxford University Press, 2009, S. 131).

Ich wünsche mir von Christen mehr künsterlische Werke mit dieser ästhetischen Integrität. 

„Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er“

049John Bunyan schreibt über „Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt“ (Hebr 12,6):

Darum wisse, dass deine Sünden, die du begangen hast, nachdem du den Geist der Kindschaft empfingst und Gott deinen Vater nennen darfst, als Übertretungen eines Kindes angesehen werden und nicht als Verfehlungen eines Sklaven; und dass alles, was dir aufgrund deiner Sünden widerfährt, ein Erziehungshandeln deines Vaters ist – denn „wo ist ein Kind, das der Vater nicht züchtigt?“ (Hebr 12,7). Achte einmal darauf, dass Gottes Geist zu denen, die unter einer solchen Züchtigung vergessen haben, dies als väterliches Handeln anzusehen, sagt: „Ihr … habt den Trost vergessen, der zu euch redet wie zu Kindern: Mein Sohn, achte nicht gering die Zucht des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst!“ (Hebr 12,5; vgl. Spr 3,11-12). Und beachte auch, dass „die Zucht des Herrn“ gegenüber seinen Kindern ein Zeichen der Gnade und Liebe ist, und nicht des Zorns und der Verdammnis; daher gibt es für Gotteskinder keinen Grund mehr, sich vor der Verdammnis zu fürchten. „Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt“ (Hebr 12,6).

Lass mich noch drei weitere Beispiele nennen, die zeigen sollen, dass Gottes Züchtigung seiner Kinder dazu führen soll, dass wir unser Vertrauen noch fester auf Ihn setzen und dass uns die Beziehung zwischen Ihm als unserem Vater und uns als seinen Kindern noch mehr bewusst wird. Zum Volk Israel sagte Mose, nachdem sie den Felsen ihrer Errettung verachteten (aus 1.Kor 10,4 wissen wird, dass dieser Felsen Christus war): „Wollt ihr so dem HERRN vergelten, törichtes und unweises Volk? Ist er nicht dein Vater, der dich erkauft hat? Er hat dich gemacht und dich bereitet“ (5.Mose 32,6), und dann hält er ihnen die Vergehungen der Vergangenheit vor. Zur Zeit des Propheten Jeremia hatte das Volk Gott die Treue gebrochen und so viel Übles getan wie nur möglich. Da sprach Gott durch den Propheten zu ihnen: „Wirst du mir von jetzt an zurufen: Mein Vater, der Freund meiner Jugend bist du!“ (Jer 3,4). Und durch Samuel sprach Er: „Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all das Unrecht getan, doch weicht nicht vom HERRN ab, sondern dient dem HERRN von ganzem Herzen“ (1.Sam 12,20). Weiche daher nicht ab von deinem Vertrauen auf den Herrn, darauf, dass du sein Kind bist, dass Er dich in seine Familie adoptiert hat und du seinen Geist der Kindschaft empfangen hast, sodass du keinen Grund mehr hast, die ewige Verdammnis zu fürchten, denn Er hat dir jeden Grund zu dieser Furcht genommen.

Nun sollte aber niemand meinen, er könne ein Leben ohne Regeln und Moral führen, aufgrund der Tatsache, dass wir ein für alle Mal in Christus erlöst sind, Gott seinen Bund niemals brechen und seine Kinder niemals verlassen wird. Denn wer dies tut, der zeigt damit, dass er nicht weiß, was es bedeutet, ein Kind Gottes zu sein. Ein solches Leben bringt nur der Geist Satans hervor, der den Menschen glauben lässt, man könne Böses tun, damit Gutes daraus entsteht. Sollten wir etwa bewusst sündigen, damit die Gnade umso größer wird? Oder sollten wir alle Versuchungen des Lebens voll ausschöpfen, weil seine Gnade uns sicher vor dem ewigen Zorn bewahrt? Niemals! Eine solche Schlussfolgerung ist nur ein Beweis dafür, dass der Geist der Kindschaft und somit auch die wahre Gottesfurcht nicht vorhanden sind. Denn welcher Sohn würde es wagen zu sagen „Ich werde so leben, wie es mir gefällt und mich bemühen, meinem Vater viel Schmerz zu bereiten!“, weil der Vater die Beziehung zu seinem Sohn nicht auflösen kann?

Das Buch Gottesfurcht von John Bunyan, aus dem dieses Zitat stammt (S. 65–67), kann hier bestellt werden: herold-mission.com.

„Pilgerreise“ wird verfilmt

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John Bunyan: Eines Christen Reise nach der seligen Ewigkeit, Titelseite der Züricher Übersetzung von 1765. Bild: Wikipedia.

Der bekannte christliche Roman Pilgerreise zur seligen Ewigkeit des englischen Predigers John Bunyan soll verfilmt werden. Der Regisseur verspricht einen Glaubensfilm.

Das Medienmagazin PRO schreibt:

Das Buch, das nun für einen Film als Vorlage dient, erschien 1678 unter dem Titel „A Pilgrim’s Progress“ („Der Fortschritt eines Pilgers“). Der Autor, der englische Baptistenprediger John Bunyan, unterstellte sich nicht der anglikanischen Staatskirche und wurde deswegen 1660 während eines Gottesdienstes verhaftet. In der zwölf Jahre währenden Haft schrieb er mehrere Bücher. Drei Jahre nach seiner Entlassung wurde er erneut inhaftiert – wegen Missachtung des Predigtverbots. In dieser Zeit schrieb er sein Hauptwerk, die „Pilgerreise zur seligen Ewigkeit“.

Erst am Ende seines Lebens hörten die Banachteiligungen wegen seines Glaubens auf. Im Jahr 1687, ein Jahr vor Bunyans Tod, gab der englische König Jakob II. den zuvor unterdrückten Glaubensgemeinschaften mehr Freiheiten. John Bunyan starb am 31. August 1688, er wurde in London beerdigt.

Seine „Pilgerreise“ wurde inzwischen in 200 Sprachen übersetzt und gehört zu den bedeutendsten Werken der englischen christlichen Literatur. Manche Theologen sagen, die Pilgerreise sei nach der Bibel das am zweithäufigsten gelesene christliche Buch. Es gab bereits 1912, 1978 und 2008 Versuche, den Stoff zu verfilmen.

Die Hauptperson mit dem Namen Christ (im Original Christian) ist auf dem Weg aus der „Stadt der Zerstörung“ (als Allegorie auf die irdische Welt) in die „Himmlische Stadt“ Zion. Doch die Sünde sowie andere Umstände behindern seine Reise. Der Protagonist begegnet einer Reihe von Personen, die allegorisch für die Herausforderungen im Leben eines Christen stehen, also etwa den Männern Simpel, Faul und Dünkel sowie dem Palast Schönheit und dem Tal der Demütigung.

Mehr: www.pro-medienmagazin.de.

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