Johnny Cash

Johnny Cash: „Oh, I am weak, oh, I know I am vain.“

Heute, vor 20 Jahren, ist Johnny Cash gestorben. Ueli Bernays hat für die NZZ einen anrührigen Artikel über die Entstehung seines Alterswerks „American Recordings“ geschrieben. Darin heißt es:

Der Titelsong von «Unchained» aber verbreitete bereits Bitterkeit. Rastlos und sinnlos habe man die Zeit durchgebracht, meint hier ein lyrisches Ich, das deshalb klagt und weint: «Oh, I am weak, oh, I know I am vain.» Da scheint allein der Tod noch für Erleichterung sorgen zu können. Noch wechselte Johnny Cash ab zwischen elegischem und tröstlichem Tonfall. Auf «Solitary Man» dominierte aber eine morbide Grundstimmung. Songs wie «I See a Darkness» (von Will Oldham) und «The Mercy Seat» (von Nick Cave) handeln von Verzweiflung und Todesangst.

Dann verdunkelten sich nach der Jahrhundertwende gleichzeitig Johnny Cashs Welt und seine Existenz; seine düsteren Elegien erschienen rückblickend wie ein böses Omen. Terroranschläge erschütterten das gelobte Land Amerika. Johnny Cash, der seine Gesundheit lange durch Alkohol und andere Gifte strapaziert hatte, wurde immer mehr von Asthma und Parkinson-ähnlichen Leiden geplagt. Und als im Mai 2003 seine geliebte Gattin June gestorben war, blieb ihm angesichts des eigenen Todes nur die Zwiesprache mit seinem Jesus.

Mehr: www.nzz.ch.

Sein letztes Album: »American VI: Ain’T No Grave«

41YVaTniSGL._SL160_.jpgGunter Gabriel war dabei, als Johnny Cash sein letztes Album aufnahm. Er schreibt (BamS):

Eine Geschichte, die einiges über meinen Freund Johnny erzählt, vorweg: 2003, zwei Wochen vor seinem Tod, war ich zu Aufnahmen in seinem Studio. Da lag eine Bibel auf dem Tisch. Sie war abgewetzt, hatte unter blätternden Fingern gelitten, sich hochgedient vom Soldaten zum General – und; zum Schluss diesen Platz erkämpft. Als ich sie aufschlug, sah ich ihren Wert: Jede – ich schwöre euch, Leute – jede Seite war komplett von Johnny durchgearbeitet. Seine Anmerkungen mit rotem, grünem und blauem Kugelschreiber übersäten den Text. Jede Farbe war wichtig.

Und genau so wichtig waren ihm die Songs der letzten 30 Minuten Studioaufnahmen. Es sind die besten von ihm, die es je gab. Wer Großes hört, wird still mit sich und der Welt. Ich bin nach den 30 Minuten mit dieser CD ziemlich still gewesen (auch wenn ich mal den Lautsprecher mache), aber Johnnys letzte Songs machen ebenso viel Mut zum Leben wie zum Sterben. Ein Höhepunkt für mich: Im sparsam besetzten »I Corinthians 15:55« rezitiert er Bibelverse und fragt: »Oh Tod, wo ist dein Stachel?« Da wird man eben still und weiß: Ja, Johnny, du konntest sterben und davon singst du bis zuletzt.

Hier gibt es die CD »American VI: Ain’T No Grave«:

Die Bilder vom späten Johnny Cash

51gmNKUO4uL._SL160_Anfang 1994 erhielt der Londoner Fotoigraf Andy Earl den Auftrag, das Cover für Johnny Cashs‘ legendäres »American Recordings«-Album zu fotografieren. In der WELT erzählt er, wie die Bilder entstanden sind:

Das Motiv mit den beiden Hunden war mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Als Cash an diesem verlassenen Bahnhof außerhalb Melbournes auf und ab marschierte, hatte ich das Gefühl, dass es nicht funktioniert. Bis die beiden Hunde des Stationsvorstehers sich urplötzlich rechts und links neben Cash setzten. Dieser Anblick verlieh seiner Gestalt etwas Ikonenhaftes. Das Ganze dauerte lediglich einen Augenblick. Hier kommen alle Elemente zusammen: Johnny Cash in Schwarz, der aussieht wie ein Prediger, das Weizenfeld, die Sturmwolken im Hintergrund.

Hier das Interview: www.welt.de.

Das Buch:

  • Johnny Cash: Fotografien von Andy Earl, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 152 S., ca. 100 Fotos, Hardcover im Riesenformat 31 x 37 cm, 49,90 Euro.

gibt es hier:

Einkaufsmöglichkeit

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner