Jürgen Fliege

Jürgen Fliege: »Alles kostet Geld«

Der Mann war TV-Prediger, Talkshow-Moderator und die moralische Instanz in der ARD. Heute verdient er sein Geld mit obskuren Produkten. Benjamin von Stuckrad-Barre hat Jürgen Fliege am Starnberger See besucht:

Und Geld koste schließlich alles, auch herkömmliches Weihwasser! Oder die Millionen Käßmann-Bücher! Den Namen spricht er fast angewidert aus, verständlich, hat sie ihn doch als oberste Trivialtheologin der Evangelischen Kirche praktisch beerbt, Jürgen Fliege war ja sozusagen die Margot Käßmann der 90er-Jahre. Sympathisch aber ist, dass er nicht ausschließt, sein Furor bei Nennung dieses Namens (»Weihnachtsmannglaube! Spießiges Schreibzeug!«) könne auch durch Neid befeuert sein.

Mehr: www.welt.de.

Spirituelles Woodstock

Fernsehpfarrer Fliege kommt mit einer Veranstaltungsreihe nach Bad Wörishofen – und bringt TV-Koch Schuhbeck, Anselm Grün und eine Horde Geistheiler mit. Die Hoteliers rufen Hosianna. Die Stadt ist aber gar nicht begeistert.

Flieges viertägige Veranstaltung ist eine Art Esoteriker-Treff und Messe mit christlichen Elementen. Die Dauerkarte für alle Veranstaltungen kostet 201,30 Euro. Es gibt durchaus unverfängliche Programmpunkte: Beim Eröffnungsabend am Donnerstag sprach Pater Anselm Grün über »Spiritualität als Weg in die Heimat«, an diesem Freitag berichtet Starkoch Alfons Schuhbeck über »Kneipps Gesundheitslehre«. Andere Angebote klingen abstrus bis unseriös, allen voran die »Nacht der Heiler«. Wer bei diesen »Gruppensitzungen mit alternativen Heilmethoden« dabei sein will, muss 35 Euro extra bezahlen. Laut Fliege liegen etwa 700 Anmeldungen vor.

Hier der Artikel von Stefan Mayr: www.sueddeutsche.de.

Die Über-Ich-AG von Jürgen Fliege

Niemand hat den Glauben so konsequent zum Geschäftsmodell ausgebaut wie der Ex-Fernsehpfarrer Jürgen Fliege (und wohl so manch andere Prediger einer esoterischen Selbsterlösung).

Fliege ist heute Herausgeber der nach ihm benannten Zeitschrift und produziert eine nach ihm benannte Talkshow, die in einigen Regionalfenstern zu sehen ist. Er schickt Leute mit Fliege-Reisen in die Türkei und bittet sie um Spenden für die Stiftung Fliege. Er lässt Menschen in seiner Online-Kirche unter fliege.de virtuelle Kerzen anzünden und vermietet sich selbst als Coach, Referent, Seminarleiter. Kurzum: Er bietet Lebenshilfe aus erster und einer Hand an, geleistet von der Über-Ich-AG Jürgen Fliege.

Fliege sagt: »In den USA ist es gang und gäbe, mit Religion Geschäfte zu machen, mit Medizin wird doch auch ein Geschäft gemacht«, und bei ihm kommt nun alles zusammen: der Glaube, die Medizin, das Geschäft. Leute kämen im Lokal aus zwei Gründen an seinen Tisch. Wenn sie ein Autogramm haben wollten – oder um ihm ihre Krankengeschichte zu erzählen. Weshalb sich ihm Fragen stellen: Warum kommen sie immer noch, die Menschen, und, vor allem: Was kann er ihnen anbieten?

Das Warum sieht Fliege im Versagen der Kirchen und »wo die Kirchen versagen, da wachsen die Sekten«. Ein ICE am Tag verlasse die Kirche, sagt er: »1000 Leute. Daraus rekrutiere ich, ich bediene erlebbare Frömmigkeit, nicht geglaubte.« Oder anders: »Esoterik ist eine riesige Macht.«

Hier der vollständige Artikel der SZ: www.sueddeutsche.de.

Pfarrer Fliege, der Esoteriker

DIE WELT hat inzwischen auch bemerkt, dass Pfarrer Fliege kein Prediger des Evangeliums, sondern ein Vollblutesoteriker ist.

Wer bei all dem Hokuspokus darauf gehofft hatte, in Jürgen Fliege eine Stimme der Vernunft zu finden, die den Menschen rät, ihr Geld nicht zu Zauberern zu tragen und mit einer Warze zum Hautarzt zu gehen, der wurde bitterlich enttäuscht.

Fliege stellte sich immer wieder auf die Seite der paranormalen Dienstleisterinnen. Auch wenn sie nichts taten als mit ihren vagen Vorhersagen im Nebel zu stochern und mit ein wenig Menschenkenntnis auf jede noch so kleine Bestätigung sofort anzuspringen, zeigte sich der Theologe beeindruckt von ihrer »Trefferquote«.

Fliege, der »ein halbes Jahr nur getrommelt hat, um herauszufinden, ob es Geister gibt«, offenbarte in der Sendung, dass er nur ein esoterisch veranlagter Fernsehclown ist, der auch irgendwann einmal ein richtiger Pfarrer gewesen sein soll.

Heute betreibt er eine Webseite , die er seine Internetkirche nennt, und bewirbt dort unter anderem Astrologie, Energiearbeit, Heiler und Nummerologie. Wer das alles aber für unchristlichen Unfug hält und es eher traditionell mag, der kann dort eine virtuelle Kerze anzünden, die »ihr Gebet zum Himmel trägt.«

Fliege jedenfalls fand es legitim, auf der Suche nach Antworten und Hilfe zu Hellsehern zu gehen. Mit seiner christlich verbrämten Esoterik war Fliege nicht allein. Er hatte Verstärkung in Gestalt von Alexa Kriele, die behauptete, mit Engeln Kontakt aufnehmen zu können und deren Botschaften für Normalsterbliche zu übersetzen.

Hier der Artikel: www.welt.de.

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