Kirchentag

Deutsche Kirchentage – wo der Geist fehlt und der Event regiert

Der Kirchentag 2025 in Hannover zeigt, warum die Gläubigen in Scharen aus der Kirche austreten. Veranstaltungen wie „BDSM und Christsein“ oder „Die Bibel queer gelesen“ sind nicht mutig – sondern Ausdruck zeitgeistiger Anbiederung. Kein Wunder, dass Ersatzreligionen blühen, meint Harald Martenstein:

Mutig wäre es heute zum Beispiel, Frauen zum Kirchentag einzuladen, die der Lebensrechtsbewegung angehören und Abtreibungen ablehnen. Sie berufen sich immerhin häufig auf die Bibel.

Egal, was man davon hält: Aus christlicher Sicht sollte auch jemand, der für einen Embryo ähnliche Rechte fordert, wie Wespen sie bei uns haben, immer noch als ein menschliches Wesen gelten, mit dem ein Gespräch zulässig ist.

Die Gläubigen laufen der Kirche aus dem gleichen Grund davon, aus dem die sogenannten kleinen Leute der SPD davonlaufen. Ihr Bedürfnis nach Respekt oder, bei den Gläubigen, das Bedürfnis nach Spiritualität wird nicht ausreichend gestillt.

Die Ersatzreligionen blühen ja, man denke nur an die Klimareligion mit ihrer Weltuntergangserzählung, mit Heiligen, Sündenkatalogen und Bußritualen. Als die evangelische Kirche anfing, ganz im Hier und Jetzt zu leben, als NGO unter NGOs, hat sie ihre Trumpfkarten aus der Hand gegeben, etwa die innige Jenseitshoffnung und die Nächstenliebe, die nicht an politische Bedingungen geknüpft ist.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

War der Kirchentag ein Erfolg?

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg und Fürth wurde kontrovers beurteilt. Der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm schildert in einem Pro & Contra bei ideaSpektrum begeistert: „Ja, der Kirchentag war ein riesengroßer Erfolg! Meine hohen Erwartungen hat er jedenfalls noch übertroffen. Es war ein stark geistlich geprägter Kirchentag. Die Bibelarbeiten waren überfüllt. Auch anderswo wurden spirituelle Angebote stark genutzt. Es irrt, wer jetzt meint, dass das auf Kosten der Weltzugewandtheit, einschließlich ihrer politischen Dimension, ging.“

Andreas Späth, Vorsitzender der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern, erwidert:

Was ist Erfolg? Erfolg wird oft in Zahlen gemessen. Ist es ein Erfolg, wenn man 70.000 von erwarteten 100.000 Tickets verkauft? Ist es ein Erfolg, wenn man Lebensschützer – gerade in einer Zeit höchster Bedrohung, wie der geplanten Abschaffung des Paragrafen 218 und der Euthanasiedebatte – vom Kirchentag ausschließt?

Ist es ein Erfolg, wenn man messianische Juden, also im Grunde die direkten Nachfahren z. B. unserer Apostel Petrus und Paulus, vom Kirchentag ausschließt und dann im Gegenzug auch noch die Zulassung judenfeindlicher Ausstellungen ernsthaft diskutiert? Ist es ein Erfolg, wenn ein großer Teil der Veranstaltungen weder glaubensstärkend noch glaubensweckend ist?

Man kann das freilich so sehen, je nach eigenem Standpunkt. Ob die Kirche – in der Definition Martin Luthers – das auch so sehen sollte, bezweifle ich nachdrücklich. So heißt es im Schmalkaldischen Artikel 32: „Denn es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche ist, nämlich die heiligen Gläubigen und ‚die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören‘ (Johannes 10,3). Denn so beten die Kinder: ‚Ich glaube eine heilige, christliche Kirche.‘

Mehr: www.idea.de.

Der Kirchentag der Betroffenen

Der Philosoph Alexander Grau hat für das Magazin Cicero eine gallige Polemik zum Hamburger Kirchentag verfasst:

Doch gerade darum ist das tiefe Bedürfnis nach einfachen Wahrheiten, das der Kirchentag offenbart, so erschütternd: Einfach mal gegen Krieg sein, gegen Ungleichheit und gegen Umweltzerstörung. Das tut so gut. Nicht Denken ist gefragt, sondern Bekenntnis und eine klare Richtungsanzeige – am besten nach links.

Einen Konsens anzustreben, bedeutet hier, die eigene Weltsicht durchzusetzen, also die Uneinsichtigen und Widerstrebenden zu bekehren und all jene zu missionieren, die nicht geneigt und nicht willens sind, die heilige Dreifaltigkeit aus Antikapitalismus, Pazifismus und Ökologismus anzubeten. Dass hier das Politische in einer nicht zu akzeptierenden Art und Weise religiös überhöht wird, fällt dabei schon gar nicht mehr auf.

Schroff, aber leider in mancherlei Hinsicht zutreffend.

Hier: www.cicero.de.

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