Pressefreiheit

Google sperrt katholischen Blog

Seit Samstagmorgen ist das italienische Blog messainlatino.it nicht mehr erreichbar. Die Seite diente Anhängern der überlieferten lateinischen Messe in Italien als Plattform und übte Kritik an einer modernisierten Kirche. Eine öffentliche Begründung liegt bislang nicht vor. Nach Angaben der Betreiber wurde die Seite wegen eines mutmaßlichen Verstoßes gegen die Community-Richtlinien – konkret im Bereich „Hassrede“ – von Google entfernt. Nun darf vermutet werden, dass Google Streitigkeiten um die tridentinischen Messe ziemlich egal sind. Bedeutender dürfte sein, dass sich messainlatino.it auch kritisch zu Neuerungen der katholischen Moraltheolgie geäußert hat, besonders im Blick auf die Sexualethik.

DIE TAGESPOST schreibt: 

Die Redaktion des Blogs, unter der Leitung von Journalist Luigi Casalini, sieht in der Sperrung einen massiven Eingriff in die Meinungsfreiheit. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) schrieb er: „Ein immenser Schatz an Informationen und Inhalten ist verloren gegangen, und eine Stimme der öffentlichen Debatte wurde zum Schweigen gebracht“.

Die Redaktion vermutet, dass frühere Auseinandersetzungen mit Google zur Eskalation führten. Beiträge über den US-Bischof Joseph Strickland, der das Frauendiakonat kritisiert hatte, oder Artikel zur Unvereinbarkeit von Freimaurerei und katholischer Lehre waren zuvor bereits zeitweise gelöscht und nach Protesten wiederhergestellt worden. Casalini kündigte an, in den kommenden Tagen rechtliche Schritte einzuleiten – unter Berufung auf Artikel 21 der italienischen Verfassung, der Zensur ausdrücklich verbietet.

Auf der Homepage „Osservatorio internazionale Cardinale Van Thuan“ zur Soziallehre der katholischen Kirche kritisiert Stefano Fontana die Sperrung scharf: „Die Entfernung des Blogs messainlatino.it hat zu Recht für Aufsehen, Empörung und Besorgnis gesorgt. (…) Das ist keine Aussetzung – es ist eine vollständige Löschung.“ Fontana verweist darauf, dass der Blog über Jahre hinweg verlässlich über vatikanische Vorgänge berichtet habe, darunter Enthüllungen zur innerkirchlichen Auseinandersetzung um das päpstliche Schreiben „Traditionis custodes“. „messainlatino.it“ war, so Fontana, eine „maßgebliche Stimme“, selbst unter Andersdenkenden.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Pressefreiheit weltweit unter Druck

Die Lage der Pressefreiheit ist laut Reporter ohne Grenzen weltweit so kritisch wie nie zuvor. In ihrer aktuellen Rangliste der Pressefreiheit stuft die Organisation Deutschland auf Platz 11 von insgesamt 180 Staaten ein.

Die FAZ schreibt:

Die Lage der Pressefreiheit habe einen „historischen Tiefstand“ erreicht, schreibt die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zur Veröffentlichung ihrer „Rangliste der Pressefreiheit“ 2025. In 90 von 180 beobachteten Ländern sei die Situation für Journalisten „schwierig“ oder „sehr ernst“. Dafür seien eine fragile Sicherheitslage, Autoritarismus und ökonomischer Druck verantwortlich.

„Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt nun in Staaten, in denen wir die Lage der Pressefreiheit als sehr ernst einstufen“, sagte die RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge. Das wirkt sich auch auf ihre wirtschaftliche Überlebensfähigkeit aus. Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf? Neben unserem täglichen Kampf für die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten setzen wir uns deshalb auch für eine Stärkung der wirtschaftlichen Grundlagen des Journalismus ein.“

In 160 von 180 Ländern können Medien kaum nachhaltig wirtschaften. In 46 Staaten konzentriere sich Medienbesitz in den Händen weniger Eigentümer. In Russland zum Beispiel werde die Medienlandschaft entweder vom Kreml oder von Kreml-nahen Oligarchen kontrolliert.

In der Liste liegt Norwegen auf Platz eins, gefolgt von Estland, den Niederlanden, Schweden, Finnland und Dänemark. Deutschland fiel um einen Rang zurück auf Platz elf. 

Mehr: www.faz.net.

Klarheit, Ironie, Verweigerung und Hartnäckigkeit

Albert Camus

In meiner Jugend habe ich Albert Camus’ Mythos des Sisyphos regelrecht „verschlungen“. Neben der kierkegaardschen Schwere („Es gibt nur ein philosophisches Problem, den Selbstmord.“) erspürte ich im Mythos Aufrichtigkeit und Gerechtigkeitsliebe. Camus stand für etwas ein. Er zählt zu denen, die Nazis und Kommunisten schnell durchschauten. Der aus Algerien stammende Philosoph demaskierte Despoten und leistete Widerstand.

Als ich vor einigen Jahren von John Warwick Montgomery erfuhr, dass Camus am Ende seines Lebens einige Leute neugierig zum christlichen Glauben befragte und vor seinem tragischen Unfalltod die Taufe erbat (die ihm allerdings verwehrt wurde, siehe dazu hier), hat mich das sehr gefreut. Wer weiß, vielleicht hat Camus am Ende seines kurzen Lebens seine Zweifel und Fragen noch in ernstgemeinte Gebet gepackt und die Gnade Gottes verstehen können.

Nun begegnet mir Camus nochmals, in einem ganz anderen Zusammenhang. Die FAZ berichtete am 20. März (Nr. 68, S. 25) über einen wiedergefundenen Leitartikel, den der Schriftsteller 1939 für die kleine Tageszeitung Le Soir républicain verfasst hatte. Der Artikel ist als Antwort auf die Zensur konzipiert, die damals auch ihn traf. „Es ist schwierig, heute über die Freiheit der Presse zu schreiben, ohne gleich als Mata-Hari angeklagt zu werden“, schreibt Camus. Und er verteidigt die Pressefreiheit. Zitat aus der FAZ:

Die Pressefreiheit sei nur ein Aspekt der Freiheit schlechthin. Aber es gehe darum, sie mit aller Hartnäckigkeit zu verteidigen, weil es keine andere Möglichkeit gebe, „den Krieg wirklich zu gewinnen“. Allerdings hielt er diesen Kampf für verloren: „Die Frage lautet nicht mehr, wie man die Pressefreiheiten erhalten kann.“ Sondern nur noch: „Wie ein Journalist, wenn diese Freiheiten aufgehoben sind, frei bleiben kann. Das Problem beschäftigt die Gemeinschaft nicht mehr. Es betrifft das Individuum.“

Er glaubt an die Möglichkeit, im „Krieg und in der Knechtschaft die Freiheit nicht nur zu erhalten, sondern zu manifestieren“. Vier Bedingungen zählt er auf: „Klarheit, Verweigerung, Ironie und Hartnäckigkeit“. Klarsichtig sei nur, wer sich dem Hass und der Lüge entziehe.

Die Vorzeichen heute sind andere als 1939. Trotzdem sollte ein Freund der Freiheit auf Camus’ Fingerzeig achten: Klarheit, Verweigerung, Ironie und Hartnäckigkeit. Der freie Schreiber bleibt standhaft. Er kämpft für das, was er als wahr erkannt hat, veröffentlicht nichts, was unüberlegt Hass schüren oder die Verzweiflung fördern könnte.

Noch etwas. Camus sagt: „Eine in dogmatischem Ton vorgebrachte Wahrheit wird in neun von zehn Fällen zensuriert. Wird die gleiche Wahrheit witzig formuliert, entgeht sie in fünf von zehn Fällen der Zensur.“

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