Verlagswesen

Plädoyer für einen Staatsverlag?

Tatsächlich liegt im Verlagswesen in Deutschland vieles im Argen. Es werden Bücher hergestellt, die niemand braucht. Es stehen Gewinne im Vordergrund. Gute Manuskripte finden keinen Verleger. Und es ist eine Verlagskonzentration zu beobachten, die langfristig Meinungskorridore einengen könnte.

Aber viel schlimmer als all diese Entwicklungen finde ich es, dass der Schriftsteller Martin Ahrends glaubt, durch einen planwirtschaftlich geführten Staatsverlag diese Probleme lösen zu können.

Hier der Beitrag des Kulturradios:

Biblia Americana

Derzeit werden die Hauptgeschäfte mit theologischer Literatur in den Vereinigten Staaten getätigt. Will die deutsche Theologie überleben, muss sie einen Zugang zu diesem Markt gewinnen. Das gilt nicht nur für Universitätstheologen, sondern auch für Verlage. Das ehrwürdige Haus Mohr Siebeck unternimmt dafür nun einen spektakulären Versuch. Die FAZ schreibt:

Nicht mit marktgängiger Erbauungsliteratur oder pastoraltheologischen »How to«-Fibeln, sondern mit höchster deutscher Editionskunst möchte es amerikanische Kunden finden. So legte der Verlag unlängst den ersten von insgesamt zehn Bänden der »Biblia Americana« von Cotton Mather vor, die er in Kooperation mit einer Reihe amerikanischer Institute sowie dem Verlag Baker Academic erarbeitet hat.

Cotton Mather (1663 bis 1728), hierzulande gänzlich unbekannt, ist eine Gründungsfigur der amerikanischen Religionskultur. Als Prediger in Boston war er der bedeutendste puritanische Theologe der dritten Einwanderergeneration. Berühmt, aber auch berüchtigt wurde er durch sein Engagement im Freiheitskampf der Siedler gegen die englische Krone, aber auch durch seine Beteiligung an den Hexenprozessen von Salem. Seine »Biblia Americana«, die als Manuskript 4500 Folio-Seiten füllt, ist der erste amerikanische Bibelkommentar. Vergeblich hatte Mather versucht, sie zu veröffentlichen. Denn in Neuengland gab es damals keinen Verlag, der solch ein Vorhaben hätte umsetzen können. Es musste erst dreihundert Jahre später ein Tübinger Verlag kommen, damit sein dringlichster Gebetswunsch in Erfüllung geht.

Mather gliedert sein Bibelbuch nach einem alten katechetischen Muster, nämlich dem Wechsel von Fragen und Antworten. Diese beschränken sich nicht auf eine Exegese der Heiligen Schrift, sondern greifen auf den gesamten Bereich des damaligen Wissens aus. So gehen Bibelkunde, Philologie, Dogmatik, Naturwissenschaft, Kulturkunde, philosophisches Grübeln und pietistische Spekulation eine einzigartige Verbindung ein. Dabei schöpft Mather aus den Tiefen der Tradition, zitiert Kirchenväter, Reformatoren, rabbinisches Schrifttum, setzt sich jedoch genauso intensiv mit den wichtigsten Gegenwartsautoren des beginnenden Zeitalters der Kritik auseinander.

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Fallobst im Frühjahr

Der Artikel von Felicitas von Lovenberg vermittelt Einblicke in das Verlagswesen und die Übersetzungsvergütung. Interessant:

Dabei darf man nicht vergessen, dass die Verlage überhaupt nur mit maximal zehn Prozent der belletristischen Buchtitel überhaupt einen Gewinn erzielen – und dass diese Umsätze bei allen Häusern in erster Linie mit Unterhaltungstiteln generiert werden.

Und:

Die Suche nach einer Vergütungsregel, welche die Verlage nicht schröpft, aber die Übersetzer dennoch signifikant besser stellt, geht noch jemanden an: den Leser. Seit Jahren hinkt die Entwicklung der Buchpreise denen für Herstellung und Vertrieb hinterher; die magische Grenzen von zwanzig Euro müsste eigentlich öfter überschritten werden. Auch deswegen müssten übersetzte Bücher mehr kosten.

Eine Lösung der Übersetzerhonorierung ist auch deshalb dringend nötig, weil das nächste Problem bereits vor der Tür steht: Der Onlinebuchhändler Amazon hat am Wochenende bekanntgegeben, 2010 in Amerika erstmals mehr E-Books als Taschenbücher verkauft zu haben. Wenn die E-Books der Zukunft die Taschenbücher der Vergangenheit ersetzen und die Taschenbücher von heute das anspruchsvolle Hardcover-Programm von morgen – wo bleibt dann der Leser, der von einem Buch mehr erwartet als nur gute Unterhaltung?

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iPad, Kindle, Google und die Zukunft des Verlagswesens

Ken Auletta eröffnet in ihrem Artikel für den The New Yorker einen Blick hinter die Kulissen:

According to the American Booksellers Association, the number of independent booksellers has declined from 3,250 to 1,400 since 1999; independents now represent just ten per cent of store sales. Chains like Barnes & Noble and Borders account for about thirty per cent of the market, and superstores like Target and Wal-Mart, along with clubs like Costco, account for forty-five per cent, though they typically carry far fewer titles. As a result, publishers, like the Hollywood studios, are under enormous pressure to create more hits—more books like “Twilight”—and fewer quiet domestic novels or worthy books about poverty or trade policy.

Hier der vollständige Artikel: www.newyorker.com.

VD: JT

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