Ethik

Beiträge aus dem Bereich Ethik.

Ehe und Familie in der Bibel und in unserer Zeit und Kultur

Jonas hat sich mit der EKD-Desorientierungshilfe zur Familie auseinandergesetzt. Er verfängt sich aber nicht in der Kritik, sondern entwickelt hilfreiche Empfehlungen für Christen und Gemeinden, die sich  dem Zeitgeist nicht widerstandslos unterwerfen wollen. Jonas:

Es wurde lediglich versucht, dagegen zu argumentieren, ohne Alternativen zu bieten. Dies fand ich schade, denn es beendete den Dialog noch bevor er begonnen hatte und untergrub in gewisser Weise auch die Kraft der jeweiligen Kritik. Zweitens vermisste ich Stimmen aus den Gemeinden den Freikirchen. Zwar hatte die Evangelische Allianz Deutschlands relativ bald reagiert, aber diese zählt ja bekanntlich nicht als Gemeindebund. Aus diesem zweifachen Mangel heraus entstand nach einem knappen halben Jahr des Wartens der Entschluss, etwas daran zu ändern. Und nach einem weiteren halben Jahr und einer sehr spannenden Auseinandersetzung mit dem Thema „Ehe und Familie“, für die ich außerordentlich dankbar bin, möchte ich eine erste Antwort auf das Familienpapier vorlegen. Sie stellt keineswegs den Anspruch, vollständig zu sein. Es mag auch sein, dass sie Fehler enthält und weiterer Überarbeitung bedarf. Wer welche findet, darf sich gerne jederzeit bei mir melden. Ich bin dankbar für Korrektur und Rückmeldung.

Die Schrift: „Ehe und Familie in der Bibel und in unserer Zeit und Kultur Eine Auseinandersetzung mit der EKD-Orientierungshilfe: Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ kann hier heruntergeladen werden: Familienpapier_JE.pdf.

Menschenzucht

Gehört die Zukunft den Designer-Babys? Der französische Reproduktionsbiologe Jacques Testart warnt in seinem jüngsten Buch Wie morgen Kinder gemacht werden vor einem zunehmendem Missbrauch fortpflanzungsmedizinischer Techniken. Der Atheist sagt:

„Die In-vitro-Fertilisation wird benutzt, um eine große Zahl von Embryonen zu erzeugen, unter denen ausgewählt wird, welchen man in die Gebärmutter einpflanzt. Die Präimplantationsdiagnostik wurde in Frankreich nur für Paare erlaubt, bei denen die Gefahr besteht, dass sie eine ‚besonders schwere Krankheit‘ vererben können. Aber ‚besonders schwer‘ – das ist so schwammig, dass es Tür und Tor für subjektive Entscheidungen öffnet. Letztendlich wird man sich an den technischen Möglichkeiten und an den Wünschen der Betroffenen orientieren. Darin sehe ich derzeit die schlimmste Entgleisung.“

Hier ein hörenswerter Beitrag von Bettina Kaps:

Matthew Vines Ethik

GGC BookMatthew Vines hat kürzlich ein Buch veröffentlicht, indem er sich für eine völlige Vereinbarkeit von Christusnachfolge und homosexueller Partnerschaft ausspricht. Eine von Al Mohler herausgegebene Stellungnahme enthält folgende Aufsätze:

  • God, the Gospel and the Gay Challenge: A Response to Matthew Vines (Al Mohler)
  • How to Condone What the Bible Condemns: Matthew Vines Takes on the Old Testament (James Hamilton)
  • Suppressing the Truth in Unrighteousness: Matthew Vines Takes on the New Testament (Denny Burke)
  • What Has the Church Believed and Taught? Have Christians Been Wrong All Along? (Owen Strachan)
  • Is a ‚Gay Christian’ Consistent with the Gospel of Christ? (Heath Lambert)

Das Buch GOD AND THE GAY CHRISTIAN? A RESPONSE TO MATTHEW VINES von Mohler kann hier gratis heruntergeladen werden: GGC-Book.pdf.

Die Revolution der Ehe

Erstmals in der jüngeren Zeit gibt es in der Schweiz mehr ledige als verheiratete Menschen. Der Schweizer Bundesrat will nun das Familienrecht an die neue gesellschaftliche Realität anpassen. Vorgeschlagen wird zum Beispiel, der Ehe nur noch einen symbolischen Status zuzusprechen.

Die Ehe soll deshalb zu einer weitgehend symbolischen Verbindung abgewertet werden, die keine weiteren Familienrechte mehr begründet als andere Formen des Zusammenlebens. Relevant für Rechte und Pflichten in Bezug auf Familie, Kinder, Unterhalt oder Adoption wäre stattdessen die «Lebensgemeinschaft». Diese definiert Schwenzer als Partnerschaft, die mehr als drei Jahre gedauert hat, in der ein gemeinsames Kind vorhanden ist oder in die zumindest ein Partner erhebliche Beiträge investiert hat.

Zudem schlägt Schwenzer vor, geltende Ehehindernisse abzubauen: Auch Homosexuelle sollen künftig heiraten dürfen, und das Inzestverbot sowie das Verbot polygamer Ehen sei kritisch zu hinterfragen. «Die Zunahme der Zahl an Mitbürgerinnen und Mitbürgern islamischen Glaubens wird in der Zukunft auch die Diskussion über polygame Gemeinschaften erfordern», heisst es laut dem Bericht im Gutachten.

Mehr: www.tagesanzeiger.ch.

Warum gibt es im Abendland keine Ehrenmorde?

JussenAnders als in Asien war das Töten weiblicher Familienmitglieder im Abendland schon früh verpönt. Historiker finden die Gründe dafür im Christentum und im Wirtschaftssystem.

Berthold Seewald stellt für DIE WELT das neue Buch von Bernhard Jussen vor.

Seewald schreibt:

Die einzige große Kultur, in der es dieses Verwandtschaftssystem nicht gegeben hat, war die des – lateinischen – Europa. Hier wichen innerhalb weniger Generationen patriarchalische Verwandtschaftsstrukturen „einem bilateralen Verwandtschaftssystem, das gleichermaßen mütterliche wie väterliche Verwandte berücksichtigte“, schreibt Jussen. Als Triebfeder macht er das Christentum und die daraus abgeleitete Moral aus: Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen, Mann und Frau sollen sein „ein Fleisch“.

Das aber bedeutete auch, dass Verwandten von Mann und Frau als Blutsverwandte begriffen wurden, zu denen als „geistige“ Angehörige noch die Paten von Täuflingen traten. Entsprechend massiv weitete die Kirche die Verbote von Ehen zwischen Verwandten zunehmend aus, was wiederum die Konzentrierung der Ehegatten aufeinander stärkte. Denn Heiraten zur Stabilisierung von Clan-Allianzen waren ja nicht mehr möglich.

Mehr: www.welt.de.

Eröffnung des EKD-Studienzentrums für Genderfragen

Die EKD macht es den in ihr verbliebenen bekenntnisorientierten Mitgliedern wirklich schwer. Nach dem Desaster mit der Orientierungshilfe und der „Eine Tür ist genug“-Kampagne wurde gestern ein Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover eröffnet. Da sage jemand, die EKD setze keine Prioritäten!

Einschlägige Agenturen wie idea oder Medienmagazin pro haben hinlänglich darüber berichtet. Wer sich die Mühe macht, die „Tischreden“ zur Eröffnung zu lesen, wird schnell erkennen, in welche Richtung es geht. Der Ertrag steht fest. Mit Skeptikern will die Kirche nachsichtig umgehen. Bei der wissenschaftlichen Arbeit und deren Vermittlung müssen – so Nikolaus Schneider – die Ängste und Vorurteile gutwilliger Verächter berücksichtigt werden. Prof. Dr. Claudia Janssen, Studienleiterin des Zentrums, läßt uns in ihrem Statement wissen:

Ich wünsche mir für das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie, dass es ein Ort des Dialogs wird. Der Begriff Gender öffnet sich für den ganzen Reichtum an Forschungsdiskursen, an die wir anknüpfen können: Feministische Theologien, Rassismus-Diskurse, insbesondere den christlich-jüdischen Dialog, queer-Theologien, ökumenische, unterreligiöse und postkoloniale Diskurse… Ich persönlich nähere mich den Fragen des Geschlechterverhältnisses aus feministischer Perspektive an und will aus den Dialogen lernen: nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern zwischen allen Geschlechtern, zwischen Menschen, die hetero-, bisexuell, lesbisch, schwul, transgender, intersexuell, queer sind.

Gender ist ein offener Begriff, der mit Leben gefüllt werden muss. Eine geschlechterbewusste Theologie, die wir im Studienzentrum weiterentwickeln wollen, steht für eine Kultur der Wertschätzung in unserer Kirche: eine Kultur, die Unterschiede hoch achtet und gleichzeitig auch darauf schaut, was uns verbindet. Der Erfolg der Arbeit der letzten Jahre zeigt, dass die Idee des Studienzentrums von vielen unterschiedlichen Menschen, Haupt- und Ehrenamtlichen getragen wird, die in der Entwicklung einer geschlechterbewussten Theologie eine innovative Kraft für unser Kirche sehen.

Die Bibel ist in diesem Prozess der Veränderung eine Kraftquelle – spirituell und politisch. Eine geschlechterbewusste Hermeneutik für die Auslegung der Bibel zu entwickeln, bedeutet festgefügte Geschlechterklischees zu überwinden und die Aktualität ihrer befreienden Aussagen neu zu entdecken. Geschlechterbewusste Bibelauslegung ist immer kontextuell. Sie speist sich aus vielfältigen Dialogen: zwischen allen Geschlechtern, den Generationen, Dialogen zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Gesellschaft, Politik und Theologie und Dialogen zwischen den Religionen; sie lebt vom Austausch weltweit.

Dialog und Nachsicht gibt es allerdings nur für Leute, die sich für die neue Genderkultur als anschlussfähig erweisen. Das wird jeder merken, der an einer Gebotsethik festhält. Wolfgang Thielmann erklärt beispielsweise in der Ausgabe 13/2014 von Christ & Welt, die Kirche habe auf dem gegenderten Kurs zu bleiben, solange es in ihr noch „Stinos“ (gemeint sind heterosexuelle Spießer) gibt, die zwischen Mann, Frau oder __ unterscheiden:

Und natürlich protestieren die Evangelikalen. Die konnten schon immer gut mit der CDU. Sie sind die protestantischen Stinos. „Ich bin zutiefst geschockt und sehe alle christlichen Werte verraten!“, zitiert der Nachrichtendienst idea einen ihrer Vertreter mit Namen Alexander Schick. Das Video spüle alle ethische Autorität der Protestanten durch den Abfluss. Ein anderer Evangelikaler, er heißt Ron Kubsch und ist Dozent für Apologetik, empfiehlt in idea: „Man kann ja austreten.“ Eben nicht, Herr Kubsch, eben nicht, solange Sie die einzige Tür in der Kirche blockieren!

Na dann. Gute Nacht!

Sexualethik und Gendermainstreaming

Heute Abend (Mittwoch, 2. April 2014, 20:00 Uhr) ist beim ERF in der Reihe Glaube + Denken ein interessanter Vortrag von Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz zu hören.  Sie hat ihn im vergangenen Jahr auf dem Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge gehalten.

Der ERF schreibt:

Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz spricht zu dem Thema „Leib, Leben, Liebe – Sexualethik und Gendermainstreaming“. Zunächst stellt sie sehr ausführlich einige Facetten und Konsequenzen der Genderideologie dar und bezieht sich dabei vor allem auf Aussagen der us-amerikanischen Philosophin Judith Butler. Anschließend unterzieht sie die Gendertheorie einer philosophischen, genauer: phänomenologischen Kritik. Ausgehend von einem Diktum Helmuth Plessners – „Ich habe einen Körper, aber ich bin mein Leib“ – fragt Gerl Falkovitz nach der Sprache bzw. Selbstaussage des menschlichen Leibes und kommt u. a. zu dem Ergebnis: „Der Gedanke der Selbstgestaltung des Menschen ist an sich gesehen weder sachlich falsch noch moralisch böse. Wir haben auch unseren Leib zu gestalten. […] Aber der Leib selbst hat bereits etwas ausgesagt, noch bevor ich überhaupt mich frage, was ich mit ihm tun will. […] Ich bin mir schon gegeben, bevor ich überhaupt versuche, da dran etwas zu manipulieren. […] Leib ist Vorgabe. Leib ist Datum und nicht Faktum. Und dass ich tatsächlich daran „schnitzen“ kann, dass ich da umorganisieren kann, kommt nur aus der Tatsache heraus, dass es mich schon gibt, bevor ich daran „schnitze“.

Ich habe schon mal reingehört und finde den Einstieg über die Mystik etwas anstrengend. Aber die Kritik an Judith Butler ist hilfreich.

Wer den Sender nicht empfangen kann, wird hier fündig: www.erf.de.

Die noch größere Anpassung

Holger hat das Hin und Her bei World Vision in Nordamerika hilfreich kommentiert und zeigt dabei unter Rückgriff auf einen 30 Jahre alten Text von Francis Schaeffer, wie weit die Anpassung der Evangelikalen an den Geist der Zeit inzwischen geht.

Doch nun kommt’s: Mitte der Woche nahm WV-US den Beschluss wieder zurück! Wieder brachte CT einen Beitrag („World Vision Reverses Decision To Hire Christians in Same-Sex Marriages”) und zitiert darin den Präsidenten von WV-US, Richard Stearns: „Die letzten beiden Tage waren schmerzhaft… Wir fühlen Schmerz und bedauern von Herzen, dass wir viele Freunde verwirrt haben, die in dieser Änderung der Grundsätze der Personalpolitik eine Abkehr von der biblischen Autorität bei World Vision sehen. Dies war jedoch nicht beabsichtigt… Anstatt mehr Einheit [unter Christen] zu schaffen, haben wir gegen unser Absicht für mehr Spaltung gesorgt.“

„Progressive“ Evangelikale wie Tony Jones nahmen diesen Rückzieher mit Schrecken auf. Der Vordenker der emerging church hier: „Was WV gestern getan hat, wird im größeren und öffentlichen Rahmen junge Leute reihenweise aus der Kirchen und vom Glauben weg drängen.“ Jones zitiert einen anonymen Mitarbeiter von WV-US: „Homosexuelle Menschen arbeiten bei World Vision, und heute [d.h. vor dem Rückzieher] wurde zum ersten Mal öffentlich anerkannt, dass homosexuelle und lesbische Christen herzlich eingeladen sind, bei World mitzuarbeiten – solange sie wie alle unverheirateten Mitarbeiter bereit sind, abstinent zu leben.“

Mehr: lahayne.lt.

World Vision macht Rückzieher

World Vision hat auf den Protest aus Spenderkreisen reagiert und die Entscheidung, eine revidiertes Eheverständnis einzuführen, zurückgenommen. „Bestimmte Überzeugungen sind so zentral für unseren trinitarischen Glauben, dass wir entschieden daran festhalten müssen“ sagte der Präsident von World Vision in Nordamerika, Richard Stearns, nur zwei Tage nachdem er einen Richtungswechsel bekannt gab.  Künftig werde nur der „biblische Bund der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau“ respektiert, erklärte das Hilfswerk laut Christianity Today. 

Das Deutschlandradio Kultur meldete gestern:

Zwei Tage zuvor hatte das christliche Hilfswerk angekündigt, auch verheiratete oder in Partnerschaft lebende Homosexuelle beschäftigen zu wollen. Daraufhin hatten vor allem evangelikale Kirchen protestiert. In Schreiben spricht der Vorstand nun von einem „Fehler“ und bat um Verzeihung für die vermeintliche Abkehr von der entschiedenen Verpflichtung gegenüber der biblischen Autorität.

Laut dem US-amerikanische Sender Christian Broadcasting Network hatten mehrere Leiter christlicher Gemeinschaften zu einem Spendenboykott aufgerufen. „World Vision Deutschland“ fragt Bewerber und Mitarbeiter nicht nach ihrer sexuellen Identität oder nach ihren Partnerschaften.

Meines Erachtens spiegelt die Kontroverse wider, wie sehr heute soziologische oder monetäre Kenngrößen über theologische Inhalte entscheiden. Timothy Dalrymple thematisiert in seinem Kommentar die Vernachlässigung der Theologie.

When Stearns and his team call it a “culture war” issue, that belittles the significance of the issue. It makes the people who work for healthy families (and therefore for healthy environments for children) feel that their labors are devalued. And it shows, I think, a limited engagement with scripture and the theological tradition on the issue as well as a shortsighted vision of God’s redemption of the world. It’s extraordinarily important to serve the poor. Putting food in the mouths of children who would otherwise starve is sacred and eternally significant work.

But it’s also extraordinarily important to strengthen families so that fewer people will be poor in the first place. It’s also extraordinarily important to speak for God’s truth and the gospel of Jesus Christ, so that more people — rich and poor alike — can enjoy a reconciled relationship with God forever. And it’s also extraordinarily important to uphold the truths and values of God, because people who embrace anything short of that are, ultimately, embracing self-destruction.

„World Vision“ und das Evangelium

Diese Woche gab es in der evangelikalen Welt Nordamerikas eine „Explosion“. Die ursprünglich evangelikale Hilfsorganisation World Vision teilte mit, dass sie von nun an Menschen unterstütze und anstelle, die in einer gleichgeschlechtlichen Ehe leben. Kenner der Szene waren nicht überrascht, aber insgesamt löste die Nachricht einen „Infosturm“ aus. Die Seite von Christianity Today, auf der Richard Sterns den Politikwechsel bekannt gab, war wegen Überlastung teilweise nicht erreichbar. Begründet hat er die neue Ausrichtung unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass Veränderung das Symbol der christlichen Einheit, nicht Kennzeichen von falschen Kompromissen sei.

Franklin Graham, Sohn von Billy Graham und Leiter der Hilfsorganisation „Samaritan’s Purse“, reagierte mit den Worten:

Ich war schockiert als ich heute hörte, dass World Vision sich entschieden hat, auch gleichgeschlechtliche Paare anzustellen. Die Bibel zeigt klar, dass die Ehe eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau ist. Meinem lieben Freund, Bob Pierce, dem Gründer von World Vision und Samaritan’s Purse, würde das Herz brechen. Er war ein Evangelist, der dem inspirierten Wort Gottes vertraute.

Umfangreichere theologische Analysen der Entscheidung sind bei Kevin DeYoung und Denny Burke zu finden. Ich veröffentliche nachfolgend mit freundlicher Genehmigung eine Stellungnahmen von Dr. Russell Moore, dem Sprecher für Religionsfreiheit und Ethik des Bundes der Südlichen Baptisten in Nordamerika. Ich danke Ivo C. für die schnelle Übersetzung.

World Vision und das Evangelium

World Vision, eine christliche Hilfsorganisation, hat heute bekanntgegeben, dass sie nun auch Menschen engagiere, die in gleichgeschlechtlicher Ehe leben. Dies sei kein Akt der Kapitulation, wie es heißt; man trage hiermit vielmehr dem Umstand Rechnung, dass viele Menschen, die World Vision unterstützen, verschiedene Ansichten zu Sexualität und Ehe haben.

Auf der einen Seite ist das keine Überraschung: Die Konstellation übergemeindlicher christlicher Hilfsorganisationen hat sich nach dem 2. Weltkrieg mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen direkt auf genau jenen allgemeinen Liberalismus zubewegt, als dessen Gegenstück sie gegründet worden waren. Manche sind der Ansicht, wenn wir die christliche Rechtgläubigkeit nur schnell genug los würden, könnten wir in Sachen Gemeindewachstum auf der Modewelle der Presbyterian Church (USA) mitschwimmen.

Was steht hier wirklich auf dem Spiel? Es geht nicht um so etwas wie ein „großes Zelt“, unter dem verschiedene Sichtweisen zur Taufe, Gemeindeverfassung usw. Platz fänden, wie die Stellungnahme der World Vision (unglaublicherweise) verlautbart.

Hier steht nichts weniger als das Evangelium Jesu Christi selbst auf dem Spiel! Wäre der sexuellen Umgang jenseits biblischer Ehedefinition moralisch „neutral“, ja, dann sollten wir darauf verzichten, diese Sache zu problematisieren. Hat jedoch die deutliche Aussage der Heiligen Schrift recht und sind die Überzeugungen einer zweitausendjährigen Kirchengeschichte wahr, dann wäre der Verzicht auf den Aufruf zur Umkehr unsagbar grausam, ja, sogar teuflisch!

Satan wirkt auf zwei Weisen: Durch Täuschung („Keineswegs werdet ihr sterben!“ 1Mo 3,4) und durch Anklage („der Verkläger unserer Brüder“ Offb 12,10). Einigen Menschen möchte der Teufel glauben machen, so etwas wie „Umkehr“ sei gar nicht nötig. Andere möchte er gerne überzeugen, dass es keine Hoffnung auf Erbarmen gibt. Manche Menschen lassen sich von ihm täuschen und meinen, sie seien zu gut für das Evangelium; andere wiederum erliegen der Anklägermasche und meinen, sie seien zu schlecht.

Das Evangelium Jesu Christi zerschlägt beide Strategien. Es ruft uns klar zur Umkehr auf, selbst wenn die übrige Welt diesen Schritt hasst. Es ruft uns aber auch deutlich auf, die Barmherzigkeit im Glauben an das Blut Jesu Christi zu ergreifen, selbst wenn wir nicht glauben können, angenommen zu werden.
Weigern wir uns, vor dem Gericht zu warnen, stärken wir die Finsternis; wir stärken sie aber ebenso, wenn wir uns weigern, Vergebung durch das Blut des Kreuzes anzubieten.

Wir treten ein in ein Zeitalter, das zeigen wird, wer die Christen wirklich sind, und damit meine ich jene, die an das Evangelium in seiner ganzen Wahrheit und Gnade glauben. Viele werden zurückschrecken. Bedroht das Evangelium, das sie verkündigen, die Silberschmiede der Artemis-Tempel nicht, dann kommt es auch zu keinen Spannungen. Richten sie ihre Evangeliumspredigt nicht an „Zöllner“ und „Tempeldirnen“, dann gibt es auch kein Gerede.

Da ist eine ganze Gruppe von Menschen da draußen, die als Evangelikale leben und sich im Hinblick auf ihre Sexualität „entfalten“ möchten, ohne sich von ihrer Grundlage zu entfremden. Meinetwegen wechseln Menschen die Seiten und stehen zu den Dingen, an die sie glauben. Sie sollten allerdings aufrichtig sein im Hinblick auf ihre eigene Handlungsweisen! Sie sollten nicht sagen: „Sollte Gott wirklich gesprochen haben …?“, um im Anschluss zu behaupten, sie täten das nur um des Fortschritts des Evangeliums und der Einheit der Kirche willen!

Spender kommen und gehen, doch das Evangelium Jesu Christi bleibt für immer.

Eine Vision für die Welt ist eine gute Sache, es sei denn, die Welt ist alles, was Sie sehen können.

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