Bob Dylan

Dylan – Aus tiefster Not schreit er zu ihm

51zhUff5OaL._AA300_.jpgEs ist nicht das erste und hoffentlich auch nicht das letzte religiöse Album von Bob Dylan. „Tempest“ aber überzeugt selbst Zweifler: Der Theologen Knut Wenzel hat für die FAZ die CD der Woche besprochen:

Und jetzt also: „Tempest“, statt eines religiösen Albums. Es ist ein grandioses Pop-Album geworden. Das rein Religiöse ist nicht seine Antithese, sondern sein doppelter Boden. „Tempest“ ist durchtränkt von religiöser Metaphorik, aber es ist keineswegs ein religiöses Album. Oder wir müssen an Kunstwerken wie diesem lernen, dass wir nicht mehr wissen, was eine rein religiöse und was eine bloß profane Äußerung ist. Das religiöse Ausdrucksrepertoire ist, aufs Ganze gesehen, unüberschaubar; dem engeren jüdisch-christlichen Feld aber entnimmt Dylan ein Lieblingsidiom; oft und oft hatte man sich gewünscht, er würde ablassen von ihm: dem der Apokalyptik. Hier nun überzeugt dies Idiom mit einem Mal auch den Skeptiker.

Wie sieht die Apokalypse nach Bob Dylan im Jahr 2012 aus? Sie hat alle selbstgerechte Überheblichkeit verloren. Sie verdammt nicht mehr die Welt ob ihrer Schlechtigkeit, sie beklagt ihren Nieder- und Untergang. Nicht mehr von Hass ist diese apokalyptische Vision befeuert, wenn man einmal vom Hasslied „Pay in Blood“ absieht, das zugleich der funkigste Song des Albums ist. Vielmehr wird die Klage von Wertschätzung gewärmt.

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Bob Dylan: Der Meister der blauen Stunde

Wie das Betreten einer alten und zugleich völlig neuen Welt: Drei Jahre lang moderierte Bob Dylan seine »Theme Time Radio Hour«, im Netz kann man sie noch heute hören. Sie ist Kunstwerk und Musikenzyklopädie zugleich.

Der literarische Charakter von »Theme Time« erweist sich, wenn der Moderator rezitiert. Wie Bob Dylan aus der Bibel liest, ist ein Ereignis, Gedichte von Shakespeare oder Dylan Thomas, selbst das Vorlesen eines weihnachtlichen Rezepts für »Figgy Pudding« ist eindrucksvoll. In einer Folge der Sendung, die das Medium Radio selbst zum Thema hat, zitiert Dylan einen Ausspruch T. S. Eliots, nach dem dieses Medium es Millionen von Menschen ermögliche, zur gleichen Zeit über den gleichen Witz zu lachen und dabei dennoch einsam zu sein. Eine Übertragung auf die heutigen »social media«, die echte, persönliche soziale Kontakte eben nicht ersetzen können, klingt dabei mit, so wie denn auch die gesamte Anlage von »Theme Time« als Retro-Sendung nicht als pure Nostalgie zu verstehen ist, sondern als Möglichkeit der Verfremdung oder Kenntlichmachung aktueller Phänomene dient – in etwa so, wie es die Fernsehserie »Mad Men« leistet.

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Songpoet Dylan wird 70 – Zeit für eine Tagung

Auf einer Münchner Tagung wurde das Phänomen Bob Dylan unter allen Aspekten seiner Kunst und seiner Spiritualität in die Zange genommen. Eine schöne Einstimmung auf den siebzigsten Geburtstag der Folk-Legende. Edo Reents dazu:

Immer wieder und zu Recht wurde das Unterwegssein bemüht, das Dylan nicht nur in seinen Liedern thematisiert, sondern auch quasi persönlich verkörpert. Der Musikwissenschaftler Richard Klein bezeichnete die Gospelphase, die sich in drei Platten niederschlug, nach der Elektrifizierung 1965 als »Dylans zweiten Skandal«. Wieso Skandal? Sie wird bis heute und neuerlich wieder von Klaus Theweleit (gerade erschienen: »How Does It Feel? Das Bob-Dylan-Lesebuch«) als bedauerliche Verirrung abgetan. Klein gestand den auf Erweckung zielenden Liedtexten, die sich von der narrativen Brillanz derer von 1965/66 in der Tat himmelweit unterscheiden, zwar »ideologische Militanz« zu, beharrte aber darauf, dass diese Wende künstlerische Gründe hatte: Auch »im religiösen Fundamentalismus herrscht der Geist der Verweigerung«, die in Dylans nun sehr forciertem, bis zur totalen Selbstentblößung gehendem Gesang ihren Ausdruck finde: »Aggression, Kraft, Besessenheit« befeuerten ein »sehr freies Gebet«.

So wohltuend es war, dass Klein die Klischees beiseiteschob, die den Blick auf diese musikalisch unvermindert großartige Phase oft genug verstellten – seine Analyse von Dylans Strategie der Verzeitlichung und Zeitaufhebung, die in der never ending tour auch ihren strukturellen Ausdruck finde, ging etwas zu glatt auf und unterschlug, dass Dylan nach der Gospelphase für ein komplettes Jahrzehnt auf der Bühne wie im Studio Musik machte, die eine gleichsam metaphysische Überhöhung, wie Klein sie konsequent betrieb, weder braucht noch verdient hat.

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Bob Dylan: Christmas In The Heart

51+0eNM67xL._SL500_AA280_.jpgWieder einmal hat es Bob Dylan geschafft, Musikindustrie und Fans zu überraschen. Wieso veröffentlicht dieser große Künstler ein Album mit Weihnachtsmusik?

Klaus Winninger schreibt zu »Christmas In The Heart«:

Egal. So herzhaft wie Bob Dylan hier diesen uramerikanischen Santa-Claus- und Christmas-Kitsch greint, müsste man schon ein erklärter Weihnachtshasser oder Berufszyniker sein, um davon völlig ungerührt zu bleiben. Dylan agiert übrigens unter seinem gängigen Pseudonym Jack Frost, das gerade für diese Platte perfekt passt, auch als Produzent. »Here Comes Santa Claus«, »Winter Wonderland«, »I’ll Be Home For Christmas«, »Little Drummer Boy«, »Have Yourself A Merry Little Christmas« oder »Silver Bells« schunkeln frohgemut in flauschigen Arrangements voller Schlittenglöckchen, süßer Frauenchöre und anderer musikalischer Glitzerware um den Baum, das hätte sicher auch Bing Crosby oder Sinatra gut gefallen. Dazu stimmt Santa Bob noch einige uralte Kirchenweihnachtslieder wie »O’ Little Town Of Bethlehem« oder »O’ Come All Ye Faithful« an, poltert samt galoppierendem Akkordeon durch die Tex-Mex-Polka »Must Be Santa« oder – Achtung – feiert mit »Christmas Island« Weihnachten auf Hawaii. All das kommt mit einer unpackbar nostalgischen, wohligen Seligkeit auf uns zu, ohne jede ironische Brechung. Mysteriöse Botschaften, verblasen vom Wind. Bob Dylan meint das mit seiner verwitterten Raspelstimme so wahrhaftig und ernst wie wahrscheinlich auch den Albumtitel und das altväterische Covergemälde. Tauet Himmel den Gerechten.

Hier mehr: www.now-on.at. Auch Andrew Ferguson vom THE WEEKLY STANDARD versucht, das Rätsel »Christmas In The Heart« zu lösen: weeklystandard.com.

Bob Dylan: Verspiele dein Leben nicht

Bob Dylan im aktuellen Rolling Stone (176/2009):

Es ist komisch und irgendwie beunruhigend, so viele junge Leute mit Handys und iPods rumlaufen zu sehen, alle in Medien und Videospiele vertieft. Das beraubt sie ihrer Idendität. Ein Jammer, wie sie das richtige Leben gar nicht mehr mitkriegen. Klar, haben sie die Freiheit, das alles zu tun … Als wenn das Freiheit wäre. Der Preis der Freiheit ist hoch, und das sollten die jungen Leute verstehen, bevor sie ihr Leben mit diesen ganzen Gadgets verbringen.

Bob Dylan’s Jesus Years

bdyj.jpgJoel Gilbert hat einen Film über die »christlichen Jahre« des großen Künstlers Bob Dylan produziert. Die Dokumentation zeigt Konzertmitschnitte und viele Interviews mit Leuten, die Dylan während dieser Zeit nah standen.

Josh Hurst hat bereits eine Filmbesprechung veröffentlicht: www.christianitytoday.com.

Mehr Infos über den Film selbst und über Bestellmöglichkeiten gibt es hier: bobdylanjesus.com.

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