Die Wissenschaft und der Online-Mob

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat für eine Kampagne den Kabarettisten Dieter Nuhr engagiert. Als deshalb im Netz die Leute protestierten, entfernte sie eilig dessen Beitrag. Die NZZ rät dazu, nicht wie in diesem Fall die Cancel-Culture zu unterstützen, sondern die Ruhe zu bewahren und die Sache genau zu prüfen. Sonst ist es nämlich so, dass der, der am lautesten Schreit, auch recht bekommt. So funktioniert nämlich weder Wissenschaft noch Demokratie. 

Marc Felix Serrao schreibt für die NZZ: 

Nicht einzuknicken, wäre ein dritter Schritt. Ein Online-Mob will keinen Meinungsaustausch. Er will die Person, über die er sich empört, entlassen oder gelöscht sehen. Diesen Gefallen darf man ihm nicht tun, weil er sonst bei nächster Gelegenheit wiederkommt und weitere Köpfe fordert. Wer unsicher ist, kann sich fragen, ob er auch ohne Shitstorm etwas unternehmen würde – weil das, was ein Mitarbeiter oder Partner gesagt oder geschrieben hat, im Widerspruch zu den eigenen Werten oder denen der Institution steht. In Nuhrs Fall ist die Antwort abermals klar: Bevor der Mob kam, hatte die DFG nur warme Worte für ihn übrig. Die einzige Antwort, die die Organisation den Gegnern des Kabarettisten hätte geben dürfen, ist diese: «Wir haben Ihre Kritik geprüft, und wir schliessen uns dieser nicht an.»

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