Gemeinsam für das Evangelium

„Das Evangelium darf nicht verschwimmen“

Eine Initiativgruppe evangelikaler Theologen beklagen in einem Aufruf eine „fortschreitende Aushöhlung des Evangeliums“. Das Medienmagazin Pro meldet:

Selbst innerhalb ihrer eigenen evangelikalen Bewegung nehmen Theologen „eine Aushöhlung des Evangeliums“ wahr. Friedhelm Jung, Dozent am Bibelseminar Bonn, beobachtet dabei, dass es sowohl um dogmatische als auch um ethisch-moralische Ansichten gehe: „Sie haben lange gegolten, werden aber immer häufiger infrage gestellt“, betont er gegenüber PRO.

Mit ihrem Aufruf „Gemeinsam für das Evangelium“ wollen die sechs Initiatoren und 63 Erstunterzeichner verdeutlichen, dass es bei vielen Kontroversen nicht nur um eine Uneinigkeit in bestimmten Glaubensfragen oder ethischer Verantwortung gehe. Wenn die Bibel als Offenbarung Gottes infrage gestellt und biblische Maßstäbe an das gegenwärtige säkulare Denken angepasst werde, sei die Botschaft von der Rettung durch Jesus Christus selbst infrage gestellt und es werde ein anderes Evangelium verkündigt.

„Es gibt immer mehr Gemeinden und Christen, die die Jungfrauengeburt und den Sühnetod Jesu für verzichtbar halten“, erklärt Jung im Gespräch mit PRO. Auch im ethisch-moralischen Bereich gebe es viele Entwicklungen, die so nicht hinzunehmen seien. Vor allem Christen im Bereich der Coming-In-Bewegung würden praktizierte Homosexualität gar nicht mehr als Sünde sehen.

Mehr: www.pro-medienmagazin.de.

„Gemeinsam für das Evangelium“

GfdE Presse Logo„Das Evangelium, das Jesus Christus in die Welt gebracht hat, kann seine Kraft und Gültigkeit nicht verlieren. Wir aber können das Evangelium verlieren, so dass es uns nicht mehr die Kraft Gottes ist, die uns rettet“, heißt es in einer am 18. Oktober 2022 veröffentlichten Erklärung von der Initiative „Gemeinsam für das Evangelium“. Sechs Initiatoren, darunter Prof. Dr. Friedhelm Jung vom Bibelseminar Bonn, Michael Kotsch von der Bibelschule Brake und Prof. Dr. Harald Seubert von der STH in Basel (Schweiz), haben diesen gemeinsamen Weckruf vorgelegt. Sie werben für eine Umkehr von falschen Wegen und eine im Evangelium begründete geistliche Erneuerung.

Auslöser war die Beobachtung einer fortschreitenden Aushöhlung des Evangeliums in der christlichen Verkündigung und Lehre. Die Erklärung nennt folgende Kennzeichen dieser Entwicklung:

  • die Infragestellung der Bibel als Offenbarung Gottes; die Behauptung, die Bibel könne nur mit historisch-kritischer Auslegung richtig verstanden werden sowie die Übernahme von sachkritischen Ergebnissen dieser Exegese;
  • die Verkündigung des Evangeliums vor allem als Lebensgefühl des Angenommen- und Geborgenseins bei Gott, während zugleich biblische Inhalte wie Sünde und Vergebung oder der Sühneopfertod Jesu zweitrangig werden;
  • die Verschiebung des Auftrages der Kirche hin zur Verantwortung für die Lösung gesellschaftlicher Probleme;
  • die Anpassung christlicher Ethik an die gesellschaftliche Moral ohne Achtung von klaren biblischen Weisungen;
  • die Aufforderung, die christliche Einheit dadurch zu bewahren, dass jede Meinung und Lehre akzeptiert wird, auch wenn sie im Widerspruch zu biblischer Offenbarung steht.

Es geht nach Auffassung der Initiatoren hier nicht um Meinungsverschiedenheiten, die es unter Christen immer geben wird. Es geht vielmehr um zentrale Fragen des Glaubens an Jesus Christus. Die Erklärung bezieht daher zu sieben derzeit besonders strittigen Themen Stellung:

  1. Was das Evangelium ist;
  2. Das Evangelium als offenbarte Wahrheit;
  3. Evangelium und Bibel;
  4. Evangelium und Einheit im Glauben;
  5. Das Evangelium und menschliche Identität;
  6. Evangelium und christliches Handeln und
  7. Evangelium und Weltverantwortung.

Matthias Lohmann, 1. Vorsitzender des Netzwerks Evangelium21 und Mitinitiator der Erklärung, ist darüber beunruhigt, dass derzeit das Evangelium sogar innerhalb der evangelikalen Bewegung in Deutschland angegriffen wird. Seiner Meinung nach müssen wir uns zu Herzen nehmen, was Paulus in seiner Abschiedsrede an die Ältesten in Ephesus gesagt hat: „Sogar aus euren eigenen Reihen werden Männer auftreten, die die Wahrheit verdrehen, um die Jünger ´des Herrn` irrezuführen und auf ihre Seite zu ziehen“ (Apg 20,30). Die christlichen Leiter stünden in der Verantwortung, ihre Stimme für das ein für alle Mal überlieferte Evangelium zu erheben (vgl. Jud 1,3). „Unsere Hoffnung und unser Gebet ist es, dass diese Erklärung in Zeiten großer Verwirrung dazu beträgt, Klarheit darüber zu erlangen, was Kernpunkte des christlichen Glaubens sind und was dem Evangelium entgegensteht“, sagt Lohmann.

Der Schriftleiter des Bibelbundes, Thomas Jeising, hat ebenfalls an der Erklärung mitgewirkt. Er betont, dass wir das wunderbare Evangelium von der Erlösung durch Jesus Christus nie in einer sturmfreien Zone bewahren können. Jede Generation müsse es ergreifen und aktiv daran festhalten. Auch jeder Glaubende muss aufmerksam sein, dass ihm nicht die Mitte des Evangeliums verloren geht. Jeising sagte:

Es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie guten Freunden der Glaube verloren zu gehen scheint, weil sie den Anfragen und Angriffen, die sie vermehrt erleben, keine tragfähigen Antworten entgegensetzen können. Erst erodiert im Inneren der eigene Glaube, dann verstummt auch das Zeugnis und schließlich wirken alle Glaubenssätze hohl und nicht tragfähig, wenn man in Krisen gerät.

Thomas Jeising weist darauf hin, dass Jesus mit dem dramatischen Bild vom Haus, das in Sturm und Regen weggespült wird, weil es kein tragfähiges Fundament hat, gewarnt hat, wie überlebenswichtig ein biblisches Glaubensfundament ist. „Ich hoffe sehr, dass unsere Erklärung dazu beiträgt, dass für viele ihr Glaubensfundament gestärkt und auf die biblische Grundlage zurückgeführt wird.“

63 Persönlichkeiten des christlichen Lebens haben die Erklärung als Erstunterzeichner unterschrieben, unter anderen Ulrich Parzany, Heinrich Derksen, Armin Mauerhofer, Markus Till, Hartmut Steeb, Christian Wegert, Peter Krell und Hartmut Jäger.

Auf der Internetseite www.dasevangelium.net gibt es die Möglichkeit, die Erklärung zu zeichnen. Die Initiatoren sind sehr dankbar für jeden Christen, der sich hinter die Initiative „Gemeinsam für das Evangelium“ stellt und sie in Gemeinden und Werken bekannt macht. Lohmann: „Wir ermutigen Christen dazu, sich der Erklärung anzuschließen und mit der gebotenen Demut und Barmherzigkeit den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen.“

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