Gerhard Ebeling

„Der Mensch will nicht, dass er Sünder sei“

Gerhard Ebeling schreibt in Anlehnung an Luther über den christlichen Sündenbegriff (Dogmatik des christlichen Glaubens, Bd. 1, 1979, S. 365):

„Wie man die Sünde als ein Nichtwollen, daß Gott Gott sei, charakterisieren kann, so will auch der Sünder nicht, daß er Sünder sei, wie er gleichfalls nicht will, daß er Geschöpf sei. Der Sünder will also die Sünde nicht wahrhaben.

Die Entfremdung von der Bibel

Das schrieb Gerhard Ebeling vor 30 Jahren:

Der Bibelgebrauch ist weithin auf den kirchlich institutionalisierten Umgang mit ihr reduziert. Ihre Rolle als Hausbuch und als privates Andachtsmittel ist stark geschrumpft. Die Zahl derer, die keine oder nur eine ganz verzerrte Vorstellung von ihr haben, ist weiter im Wachsen. Die Bibelkenntnis ist bis in kirchentreue Kreise hinein, sogar bei Theologiestudenten, erschreckend gering. Und selbst bei gutem Willen fühlt man sich dem Dickicht dieses Buches gegenüber hilflos. Auch unter politisch denkbar freiheitlichen Verhältnissen, die den Kirchen sogar noch gewisse Privilegien wie den schulischen Religionsunterricht einräumen, ist diese Entfremdungstendenz anscheinend kaum aufzuhalten. Sie wird vom Sog des Zivilisationsgefälles und seiner vorherrschenden kulturellen Erscheinungen vorangetrieben und zum Teil noch gefördert durch fragwürdige religionsdidaktische Theorien oder auch einfach durch einen desolaten Zustand pädagogischer Praxis.

Was für Worte würde er heute finden?

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