Hubert Windisch

Die reaktiven Schraubenbewegungen der Kirche

Hubert Windisch schreibt in seiner Minima Pastoralia (Würzburg: 2001, S. 11):

Wir leben … im Zeitalter des »atmosphärischen Nietzsche« (Johann B. Metz): Weil alles gilt, gilt nichts. Die popularphilosophische Praxis dieser Wahrheit führt vor allem in den unter quantitativem Quoten- bzw. Profitdruck stehenden Medien leicht »von Nietzsche zu Naddel«: »Pompös inszenierte Leere – ist das die Botschaft der Kultur nach dem Tod Gottes und dem Verenden linker wie rechter Utopien?«

Läßt sich die Kirche vor diesem Hintergrund vom Hase-und-Igel-Wettlauf-Fieber anstecken, gerät sie in die reaktive Schraubenbewegung, um des Eigenstandes willen Zeitläufte kopieren zu müssen.

Die Herrschaft der Zeit

Hubert Windisch schreibt in seiner Minima Pastoralia (Würzburg: 2001, S. 23):

Eines der markantesten Zeitzeichen der Gegenwart ist das ausgeprägte Interesse an der Zeit als solcher. Es ist bemerkenswert, dass gegenwärtig über nichts so viel nachgedacht und gerätselt, publiziert und gestritten wird wie über die Zeit selbst. Es fällt dabei die Selbstbezüglichkeit des Phänomens der Zeit auf. In gewisser Weise kann man von einer herkunfts- und zukunftslosen Zeit-Selbst-Befassung sprechen, von einem tempus incurvatum in se ipsum, worin sich letztlich Nietzsches Botschaft vom Tode Gottes geltend macht. Denn diese Botschaft ist – genau besehen – eine Botschaft von der Göttlichkeit der Zeit. Die Aufkündigung der Herrschaft Gottes ist die Ankündigung der Herrschaft der Zeit. Der Tod Gottes erhebt die Zeit zum Gott. Da Gott aber tot ist, ist die Herrschaft der Zeit, und das, was die Zeit ausmacht, unerbittlich.

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