Jugendkultur

Ethik

Das dritte Geschlecht?

Vermutlich wird es etlichen Lesern des Blogs auf die Nerven gehen, dass ich hier immer wieder etwas zum Thema „Soziales Geschlecht“ publiziere. Ich selbst finde es auch langweilig. Aber da vor allem unseren Kindern in vielen Schulen und Medien ein neues Fühlen eingeimpft wird, werde ich auch in Zukunft dranbleiben.

Heute stelle ich das Video „Drittes Geschlecht? 11 Fakten über Gender“ ein, das mit den Einnahmen der Rundfunkbeiträge produziert wurde und junge Leute über das Geschlecht aufklären soll.

Der Beitrag transportiert – ich möchte es so drakonisch formulieren – fast nur „alternative Wahrheiten und Fakten“. Kinder und Jugendliche werden das aber nur merken, wenn wir mit ihnen darüber reden und darauf hinweisen, was hier alles FakeInfos sind. Denn es gibt eine wahrscheinlich unausgesprochene Übereinkunft zwischen den Ministerien, Medienhäusern, Konzernen und Instituten, die allesamt das neue Fühlen einführen möchten und auf ihren Kanälen in das gleiche Horn blasen.

Achtung: Wer anders darüber denkt als der Jugendkanal Funk, muss sich darauf gefasst machen, dass er versehentlich eine Gabel in den Oberschenkel gerammt bekommt.

Feuilleton, Zeitgeist

Generation der Lustlosen

Der jungen Generation in Deutschland geht es einerseits glänzend. Es gibt  attraktive Ausbildungsmöglichkeiten oder Jobperspektiven und natürlich unglaublich fasziniernde Freizeitangebote. Sie erhalten mehr Aufmerksamkeit als wahrscheinlich jemals zuvor junge Leute sie bekommen haben. Trotzdem muss man, wie Göttinger Wissenschaftler herausfanden, seit 2005 einen Anstieg von Depressionen um 76 Prozent im Segment der 18- und 25-Jährigen verzeichnen. Jeder sechste Studierende quält sich mit Gefühlen von Hoffnungs- und Lustlosigkeit, Resignation und innerer Leere.

Woran das liegt, danach fragt die Psychotherapeutin Astrid von Friesen. Einige Antworten mögen überraschen. Nicht nur die Smartphones spielen eine Rolle, sondern auch die oft instabilen Familienverhältnisse:

Liegt es am früh einsetzenden gesellschaftlichen, durch die Eltern transportierten Leistungsdruck, der viele in die Universitäten drängt, obwohl sie zur Theorie wenig befähigt sind? Liegt es an den prekären Arbeitsverhältnissen, die Ohnmachtsgefühle evozieren und zermürben? Tiefenpsychologisch lässt sich Folgendes konstatieren: Das Trauma von hässlichen Scheidungen ebenso wie das vom Vaterverlust. Wenn zudem Eltern, besonders alleinerziehende, den eigenen Entwicklungsschritt weder des emotionalen, finanziellen noch des putztechnischen Loslassens bewältigen, kann eine hermetische Abwehr aus Bequemlichkeit und Anspruchsdenken entstehen. Fällt der vor allem durch gute Väterlichkeit geprägte gesunde Ehrgeiz aus, wird die emotionale Unterversorgung durch passiv-aggressive Dauerausbeutung der Eltern als „Muttersöhnchen“ oder „Prinzessin“ sowie durch Leistungsverweigerung beantwortet.

Hier der volle DLF-Beitrag:

 

Geschichte

Wir verwöhnten Kinder der Neuzeit

Nachdem ich hier in den letzten Wochen schon zwei Beiträge zur „Generation Y“ empfohlen habe, jetzt noch ein dritter. Ohne Frage, der NZZ-Kommentar von Milosz Matuschek, selbst 1980 geboren, gefällt mir besser als die Kommentare von Oliver Jeves oder Klaus Hurrelmann und Erik Albrecht. Aber auch er übertreibt.

Was wird meine Generation der Nachwelt hinterlassen? Kinder sind es nicht. Vermutlich sind es vor allem Statusmeldungen; die klingen so: «Ich musste heute zwei Blocks entfernt von zu Hause parkieren, furchtbar.» Oder: «Der Kellner liess mich zehn Minuten warten, noch nie wurde ich so gedemütigt.» Und schliesslich: «In meinem Salat war definitiv zu viel Ziegenkäse.» Die Statements finden sich auf der Website «First World Problems». Es sind digitale Feldpostbriefe einer «Bored Generation», die nie existenzielle Not kannte, ein Ticker der Belanglosigkeiten einer selbstbetitelten digitalen Bohème, die erstmals alles hatte und genau an diesem Überfluss zu ersticken droht.

Das Problem der zwischen 1980 und 2000 geborenen «Generation Y» sind nicht die zu vielen Optionen oder das seichte Lebensgefühl des «vielleicht dies, vielleicht das». Ihr Problem ist, dass sie keine Probleme mehr kennt. Erst noch die Welt retten oder lieber gleich einen Master machen? Wir streiten über Lifestyle-Themen, über glutenfrei oder gleich vegan, über zu viele Hipster in der Stadt und zu lange Schlangen vor den Klubs. NSA, Gaza, Syrien? Das sind Probleme der anderen. Wir hingegen, die mit dem Glauben an die eigene Grossartigkeit aufgewachsen sind, beschäftigen uns lieber mit dem Warten auf die Belohnung, die uns immer versprochen wurde für das Abhaken der grossen Lebensziele, wie Ausbildung, Abitur und Studium.

Hier: www.nzz.ch.

VD: IC

Feuilleton, Gesellschaft

„Generation Y“ als Markenzeichen?

Für Oliver Jeves sind die Jugendlichen von heute eine Horde von Zombies, die Wertschätzung, Lob und ganz viel Liebe einfordern. Ich habe schon gesagt: er übertreibt.

Klaus Hurrelmann und Erik Albrecht sehen es wieder ganz anders als Jeves. Sie sind der Meinung, „Generation Y“ verhält sich vorbildlich und verdient unseren tiefen Respekt.

Die Mehrheit der jungen Generation aber, da können wir nach den vorliegenden Studien sicher sein, wird neu definieren, was es bedeutet, „gut zu leben“. Dabei zählt nicht mehr Wohlstand allein, sondern eine Kombination aus materiellem Besitz, Zeit für Freunde und Familie, Bildung, guten Arbeitsbedingungen und ökologisch intakter Umwelt. Zusammenleben, Lebensqualität und nicht zuletzt die Mitwirkung im politischen und kulturellen Bereich werden als wichtig codiert.

Die heimliche Revolution der Ypsiloner hat gerade erst begonnen. Wenn sie einmal in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, wird unsere Welt eine andere sein. Keine von Zombies, sondern von nüchternen, pragmatischen und selbstbewussten Individuen.

Sie übertreiben ebenso! Richtig liegen sie wahrscheinlich, wenn sie die „Selbstbezogenheit“, „Selbstbestimmtheit“ und das „Selbstbewusstsein“ der „Generation Y“ hervorheben. Besonderen Anerkennung verdient aber nicht der Ich-Bezogene, sondern derjenige, der viel geleistet hat und zur Wertschöpfung der Gesellschaft beiträgt.

Hier die Artikel: www.welt.de.

Ethik, Gesellschaft

„Seid fruchtbar und mehret euch!“

Die „Generation Maybe“ agiert mit einer bisher nicht da gewesenen Unentschlossenheit und beschäftigt sich vor allem mit sich selbst. Dabei sind viele Probleme lösbar – indem man sich einfach festlegt. Emil Rennert empfiehlt den Unentschlossenen Kinder.

Nicht nur deshalb ist auch das medial vermittelte Familienbild zu hinterfragen. In Westeuropa fehlen nicht nur die Kinder, sondern auch die positiven, kinderreichen Vorbilder in Politik und Gesellschaft. Während es in den USA kaum einen Spitzenpolitiker ohne Familie gibt, ist hierzulande das Festhalten an „konservativen“ und „veralteten“ Familienbildern in weiten Kreisen der intellektuellen Elite geradezu verpönt.

… Im Judentum etwa gelten Kinder als Segen, und gottesfürchtige Menschen legen demnach großen Wert darauf, eine möglichst große Kinderschar heranzuziehen.

Wenn ich mir hingegen so manche meiner kinderlosen Altersgenossen ansehe, möchte ich ihnen manchmal am liebsten empfehlen, das eine oder andere Mal doch einen Blick in die Thora zu riskieren. Denn viel eindringlicher als die grundlegende jüdische Mitzwa kann man das Gebot, Kinder zu bekommen, gar nicht formulieren: „Seid fruchtbar und mehret euch“ steht in Genesis geschrieben. Dieser Auftrag ist ein derart zentraler, dass er als wichtiger als manche andere Gebote erachtet wird. Auch in zeitgenössischen Diskussionen wird von mancher Seite im Verhinderungsfall eine Adoption angeraten.

Mehr: www.welt.de.

Feuilleton, Gesellschaft

Die absolute Verblödung

Bernhard Heinzlmaier, Autor des Buches Performer, Stylet, Egoisten, beschreibt in einem Interview mit der WELT die postmoderne Kultur der Selbstinszenierung recht treffend:

Letztlich geht es um Erfolg, Image und Konsum. Wichtiger als, wie ich mich fühle, ist, wie die anderen mich sehen. Wie sehe ich aus? Welche Statussymbole habe ich? Dieses Verhalten lernen Kinder und Jugendliche schon sehr früh, und sie lernen auch, sich selbst gut zu verkaufen. Die neuen Medien verstärken dieses Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Selbstvermarktung nur noch. Aber notwendig glücklich wird man nicht, wenn man tagtäglich eine Rolle spielt, mit der das eigene Selbst wenig bis nichts zu tun hat.

Mehr: www.welt.de.

Gesellschaft, Postmoderne

Konstante Vorläufigkeit

Melanie Mühl spiegelt in ihrem ziemlich düsteren Artikel über die postmoderne Kultur das Lebensgefühl vieler Jugendlicher: permanente Verunsicherung.

Ich würde bei der Ursachenforschung noch etwas weiter gehen als Frau Mühl. Ständige seelische Alarmiertheit ist nicht nur soziale und politische Beschwernis, sondern auch philosophische Aufgabe. Die „Makrounsicherheit“ ist nicht einfach so über uns gekommen, sondern Ergebnis einer geistig-geistlichen Krisis.

Der Soziologe Hartmut Rosa hat den flexiblen Menschen einmal als Wellenreiter bezeichnet. Aber heutige Mediennutzer denken da gleich an einen alles überrollenden Tsunami, in dem ein Surfbrettchen wenig hermacht. „Wir sind Getriebene“, schreibt Katharina Nocun. In solchen Gefühlswelten heißt die einzige Konstante Vorläufigkeit. Anders formuliert: Man sitzt innerlich auf gepackten Koffern, fortwährend auf dem Sprung zum nächsten Lebensentwurf. Wer sollte da auf die Idee kommen, sich festzulegen? Wer sollte den Mut aufbringen, eine Familie zu gründen? Wer sollte Kinder kriegen? So treffen die großen globalen Alarmnachrichten auf ein fragiles individuelles Sorgenumfeld der jungen Erwachsenen, denen der Mut zum Wagnis, auch zum kreativen Wagnis verlorengeht. Und damit verschärft sich die Krise so richtig.

Hier: www.faz.net.

Gesellschaft, IT

Wenn Computerspiele zum Götzen werden

Oliver Jungen hat für die FAZ den Kult um die Gamescom beschrieben und dabei eine geradezu religiöse Hingabe an die Spielewelt ausgemacht. „Die Kölner Gamescom ist ein Erlebnis der dritten Art. Die Jugend betet sie an …“.

Eine Messe ist es durchaus, aber im emphatischen Sinne. Für die Kräfte, die hier freigesetzt werden, hat allein die Theologie ein Raster parat. Dreigestuft ist die Hierarchie: Es gibt die Götter – anthropomorphe Geister wie eh und je -, die Religionsgelehrten sowie die Gläubigen, die in rauhen Mengen herrgottsfrüh den Tempelkomplex umringen. Kurz, es handelt sich um einen fröhlichen Polytheismus, eine Religion im vollen Saft. Nichts von Niedergang, nur weil irgendwo ein Umsatz bröckelt, im Gegenteil: Die Gemeinde wächst. Das alles muss man zugestehen, auch wenn es nicht die eigene Religion ist, ja, selbst wenn einem die Sims, die Warcraft-Monster und all die ununterscheidbaren Kampfsoldaten in ihren sinnlosen Wüstenmissionen fremder sind als die ulkigsten Götter im Hinduismus.

Mehr: www.faz.net.

VD: JS

Gesellschaft

Patchwork-Religiosität bei Jugendlichen

Der christliche Glaube spielt im Alltag der meisten deutschen Familien keine Rolle. Viele Eltern lassen ihre Kinder selbst entscheiden, ob und wie intensiv sie sich mit Religion beschäftigen wollen. Das Magazin Focus Schule hat untersucht, was Jugendliche über Gott und den Glauben denken.

Die Journalistin Caroline Mascher kommt zu dem Schluss: »Religion scheint im Jahr 2011 eine Frage der Bildung zu sein und der Glaube an Gott eher Ausdruck eines individuellen Gefühls.« Niemand möchte ganz auf Religion verzichten, irgendwie gehört sie im christlichen Abendland eben doch dazu, allerdings suche sich jeder »die Bestandteile seines Wertesystems“ selbst zusammen, sagt der Jugend-und Bildungsforscher Heiner Barz. Diese Entwicklung bezeichnet er als „Patchwork-Religiosität«.

Mehr: www.pro-medienmagazin.de.

Praktische Theologie

Viele junge Zweifler verlassen die Gemeinden

Die Zahl der »Nicht-Religiösen« hat sich in den USA innerhalb von zwanzig Jahren fast verdoppelt. Wahrscheinlich 70 Prozent der Jugendlichen verlassen ihre Gemeinden im Alter von 18 bis 22. Drew Dyck hat für CT einen Artikel über diesen Trend geschrieben und darin erste Antworten formuliert. Oft sind es unausgesprochene oder unbeantwortete Zweifel, die Jugendliche zur Ablehnung des christlichen Glaubens drängen.

At the 2008 American Sociological Association meeting, scholars from the University of Connecticut and Oregon State University reported that „the most frequently mentioned role of Christians in de-conversion was in amplifying existing doubt.“ De-converts reported „sharing their burgeoning doubts with a Christian friend or family member only to receive trite, unhelpful answers.“

Churches often lack the appropriate resources. We have programs geared for gender- and age-groups and for those struggling with addictions or exploring the faith. But there’s precious little for Christians struggling with the faith. But two recent books suggest this may be changing: Essential Church? Reclaiming a Generation of Dropouts, by Thom and Sam Rainer, and Lost and Found: The Younger Unchurched and the Churches That Reach Them, by Ed Stetzer. Both of these equip churches to reach disaffected people.

The answer, of course, lies in more than offering another program. Nor should we overestimate the efficacy of slicker services or edgy outreach. Only with prayer and thoughtful engagement will at least some of the current exodus be stemmed.

One place to begin is by rethinking how we minister to those from youth to old age. There’s nothing wrong with pizza and video games, nor with seeker-sensitive services, nor with low-commitment small groups that introduce people to the Christian faith. But these cannot replace serious programs of discipleship and catechism. The temptation to wander from the faith is not a new one. The apostle Paul exhorted the church at Ephesus to strive to mature every believer, so that „we may no longer be children, tossed to and fro by the waves and carried about by every wind of doctrine, by human cunning, by craftiness in deceitful schemes“ (Eph. 4:14, ESV).

Es gilt immer noch, was Francis Schaeffer vor fünfzig Jahren forderte: Wir brauchen ehrliche Antworten auf ehrliche Fragen. Und es gibt einen großen Bedarf an solider biblischer Unterweisung in der Kinder- und Jugendarbeit!

Hier: www.christianitytoday.com.

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