Der Gesundheitswahn ist die neue Religion
Viele Menschen verpassen ihr Leben, weil sie nur noch damit beschäftigt sind, gesund zu bleiben. Das zumindest behauptet Manfred Lütz, der WELT Online gesteckt hat:
Die WHO hat einmal definiert, Gesundheit sei völliges körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden. Nach dieser inzwischen revidierten Definition ist tatsächlich niemand gesund. Ich halte es da lieber mit Nietzsche. Der hat einmal gesagt: Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen. Heute herrscht jedoch ein geradezu utopischer Gesundheitsbegriff, der von dauerndem Wohlbefinden ausgeht. Die viel diskutierte Burn-out-Welle hängt damit zusammen, dass viele denken, man muss stets ausgeglichen und bestens gelaunt sein, immer gut schlafen und hochbelastbar sein. Und weil niemand offen über diese Dinge redet, denkt jeder für sich, er sei der Einzige, bei dem das nicht richtig funktioniere. Doch jeder Mensch hat irgendwelche Macken und Defizite, aber krank ist man deshalb noch lange nicht. Im Zweifel ist der Mensch gesund – auch wenn er vielleicht merkwürdig ist, wie Sie und ich. Das permanente Beobachten jedes Wehwehchens fördert nicht gerade die Lust am Leben. Wer sich immer nur um die Rahmenbedingungen des Lebens kümmert, der verpasst das Leben.
Mehr: www.welt.de.