Musik

Sein letztes Album: »American VI: Ain’T No Grave«

41YVaTniSGL._SL160_.jpgGunter Gabriel war dabei, als Johnny Cash sein letztes Album aufnahm. Er schreibt (BamS):

Eine Geschichte, die einiges über meinen Freund Johnny erzählt, vorweg: 2003, zwei Wochen vor seinem Tod, war ich zu Aufnahmen in seinem Studio. Da lag eine Bibel auf dem Tisch. Sie war abgewetzt, hatte unter blätternden Fingern gelitten, sich hochgedient vom Soldaten zum General – und; zum Schluss diesen Platz erkämpft. Als ich sie aufschlug, sah ich ihren Wert: Jede – ich schwöre euch, Leute – jede Seite war komplett von Johnny durchgearbeitet. Seine Anmerkungen mit rotem, grünem und blauem Kugelschreiber übersäten den Text. Jede Farbe war wichtig.

Und genau so wichtig waren ihm die Songs der letzten 30 Minuten Studioaufnahmen. Es sind die besten von ihm, die es je gab. Wer Großes hört, wird still mit sich und der Welt. Ich bin nach den 30 Minuten mit dieser CD ziemlich still gewesen (auch wenn ich mal den Lautsprecher mache), aber Johnnys letzte Songs machen ebenso viel Mut zum Leben wie zum Sterben. Ein Höhepunkt für mich: Im sparsam besetzten »I Corinthians 15:55« rezitiert er Bibelverse und fragt: »Oh Tod, wo ist dein Stachel?« Da wird man eben still und weiß: Ja, Johnny, du konntest sterben und davon singst du bis zuletzt.

Hier gibt es die CD »American VI: Ain’T No Grave«:

Susan Boyle: I Dreamed a Dream

200px-SusanBoyle_2.jpgSusan Boyle bewarb sich beim britischen Pendant zur Castingshow »Das Supertalent« mit einem sehr emotionalen Auftritt und belegte am Ende der Show den zweiten Platz. Sie war nach dem Trubel so erschöpft, dass sie sogar ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste.

Was nicht so bekannt ist: Susan hatte kein einfaches Leben. Sie ist das jüngste von insgesamt neun Kindern und wurde aufgrund ihres Aussehens und einer Lernbehinderung in der Schule gern gehänselt. Unverheiratet war sie bis zu ihrem Erfolg bei »Britain’s Got Talent« arbeitslos.

Gegenüber einer Zeitung erwähnte die Schottin, dass sie an dem Wettbewerb im Gedenken an ihre verstorbene Mutter teilgenommen habe. Diese hatte sie ermutigt, auch einmal einen Auftritt vor einem größeren Publikum als in ihrer Kirchengemeinde zu wagen. Susan berührt mit ihrer Stimme die Herzen vieler Menschen. Nachdem sie zunächst in Großbritannien die Charts erstürmt hat, ist sie inzwischen in den U.S.A. auf Platz 1 gelandet.

Susan glaubt an Jesus Christus und singt auf ihrem Album mehrere christliche Lieder. Die Zeitschrift Christianity Today (CT) schreibt über ihr Album »I Dreamed a Dream« (und übertreibt dabei vielleicht ein wenig):

Not surprisingly, this approach to the album works best when Boyle and her producers have chosen songs that reflect the singer’s faith—and thus the album is also being distributed in the Christian market. Sprinkled throughout the project are a few familiar hymns—»How Great Thou Art,« »Amazing Grace,« and, just in time for Christmas, »Silent Night«—that are fairly riveting thanks to the emotional musical performances and Boyle’s haunting vocals.

Zugegeben: Castingshows sind nicht »mein Ding« und »Musical-Balladen« hauen mich auch nicht vom Hocker. Doch die ›Story‹ von Susan, die mit ihrer Stimme Gott die Ehre geben möchte, ist vielleicht mehr als eine gewöhnliche Aschenputtel-Geschichte. Gott berührt uns Menschen oft durch das Unscheinbare.

Hier geht’s zum Artikel von CT und zum Album »I Dreamed a Dream«.

Bob Dylan: Christmas In The Heart

51+0eNM67xL._SL500_AA280_.jpgWieder einmal hat es Bob Dylan geschafft, Musikindustrie und Fans zu überraschen. Wieso veröffentlicht dieser große Künstler ein Album mit Weihnachtsmusik?

Klaus Winninger schreibt zu »Christmas In The Heart«:

Egal. So herzhaft wie Bob Dylan hier diesen uramerikanischen Santa-Claus- und Christmas-Kitsch greint, müsste man schon ein erklärter Weihnachtshasser oder Berufszyniker sein, um davon völlig ungerührt zu bleiben. Dylan agiert übrigens unter seinem gängigen Pseudonym Jack Frost, das gerade für diese Platte perfekt passt, auch als Produzent. »Here Comes Santa Claus«, »Winter Wonderland«, »I’ll Be Home For Christmas«, »Little Drummer Boy«, »Have Yourself A Merry Little Christmas« oder »Silver Bells« schunkeln frohgemut in flauschigen Arrangements voller Schlittenglöckchen, süßer Frauenchöre und anderer musikalischer Glitzerware um den Baum, das hätte sicher auch Bing Crosby oder Sinatra gut gefallen. Dazu stimmt Santa Bob noch einige uralte Kirchenweihnachtslieder wie »O’ Little Town Of Bethlehem« oder »O’ Come All Ye Faithful« an, poltert samt galoppierendem Akkordeon durch die Tex-Mex-Polka »Must Be Santa« oder – Achtung – feiert mit »Christmas Island« Weihnachten auf Hawaii. All das kommt mit einer unpackbar nostalgischen, wohligen Seligkeit auf uns zu, ohne jede ironische Brechung. Mysteriöse Botschaften, verblasen vom Wind. Bob Dylan meint das mit seiner verwitterten Raspelstimme so wahrhaftig und ernst wie wahrscheinlich auch den Albumtitel und das altväterische Covergemälde. Tauet Himmel den Gerechten.

Hier mehr: www.now-on.at. Auch Andrew Ferguson vom THE WEEKLY STANDARD versucht, das Rätsel »Christmas In The Heart« zu lösen: weeklystandard.com.

Die Bilder vom späten Johnny Cash

51gmNKUO4uL._SL160_Anfang 1994 erhielt der Londoner Fotoigraf Andy Earl den Auftrag, das Cover für Johnny Cashs‘ legendäres »American Recordings«-Album zu fotografieren. In der WELT erzählt er, wie die Bilder entstanden sind:

Das Motiv mit den beiden Hunden war mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Als Cash an diesem verlassenen Bahnhof außerhalb Melbournes auf und ab marschierte, hatte ich das Gefühl, dass es nicht funktioniert. Bis die beiden Hunde des Stationsvorstehers sich urplötzlich rechts und links neben Cash setzten. Dieser Anblick verlieh seiner Gestalt etwas Ikonenhaftes. Das Ganze dauerte lediglich einen Augenblick. Hier kommen alle Elemente zusammen: Johnny Cash in Schwarz, der aussieht wie ein Prediger, das Weizenfeld, die Sturmwolken im Hintergrund.

Hier das Interview: www.welt.de.

Das Buch:

  • Johnny Cash: Fotografien von Andy Earl, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 152 S., ca. 100 Fotos, Hardcover im Riesenformat 31 x 37 cm, 49,90 Euro.

gibt es hier:

Einkaufsmöglichkeit

Sting: »Wenn in einer Winternacht«

51S2slT0VHL._SL160_.jpgDa ich im Dezember vergangenen Jahres an dieser Stelle zwei CD’s mit außergwöhnlicher Weihnachtsmusik empfohlen habe, will ich auch in diesem Jahr auf eine Produktion hinweisen. Stings neue CD »If on a Winter’S Night« ist eine »akustische Meditation über die verschiedenen Aspekte des Winters«.

Beginnend mit traditioneller Musik von den britischen Inseln führen Sting und seinen Gastmusiker den Hörer durch eine Sammlung von Winter-, Weihnachts- und Wiegenliedern aus verschiedenen Jahrhunderten. Die CD enthält außerdem die zwei Eigenkompositionen »The Hounds of Winter« und »Lullaby for an Anxious Child«.

Sing schreibt zur Produktion:

… trotz meines persönlichen Agnostizismus üben die heiligen Symbole der kirchlichen Kunst einen starken Einfluss auf mich aus.

Mit der so verbreiteten kommerziellen Pop-Weihnachtsmusik hat »If on a Winter’S Night« übrigens wenig zu tun.

Die CD gibt es hier. Als mp3-Album kann die Produktion ebenfalls herunter geladen werden: www.amazon.de.

Woodstock, größter Medienschwindel aller Zeiten

180px-Woodstock_redmond_stage.JPGPünktlich zum 40. Jahrestag des Woodstock-Festivals habe ich mit meinen großen Kids die filmische Dokumentation noch einmal angeschaut und analysiert. So vernichtend kritisch wie diesmal habe ich den Film noch nie gesehen. Da passt es gut, dass Alan Posener die Genesis der historischen Fata Morgana eingängig erklärt:

Am 15. August feiert die Welt den 40. Jahrestag des größten Medienschwindels aller Zeiten. Es ist unfassbar: Viele medienskeptische Menschen glauben, die Mondlandung am 20. Juli 1969 sei gefälscht worden. Aber die gleichen Leute glauben, dass es einen Monat später im Dorf Woodstock zum kulturellen Ereignis des Jahrzehnts kam; dass sich in den »drei Tagen voller Frieden und Musik« das Lebensgefühl einer Generation äußerte.

Woodstock ist der Sieg des Mythos, der Bilder, der Vermarktung über die Realität, der Einbildung über den Schlamm. Allenfalls in diesem Willen zur Selbstverklärung und in der enormen Fähigkeit, die Wirklichkeit zu verdrängen, mag man einen spezifischen Zug der damals jungen Babyboomer-Generation sehen. Wahrscheinlich aber teilt sie diesen Zug mit allen vorigen Generationen, die aber nicht über die medialen Mittel verfügten, die Darstellung der Wirklichkeit ihrem Idealselbstbild anzupassen.

Freundlicherweise hat DIE WELT den Artikel in Deutsch publiziert: www.welt.de.

Händels »Messias«

Händel.jpgDaniel I. Block, Professor für Auslegung des Alten Testamentes am SBTS, geht in einem Aufsatz der Frage nach, ob »Der Messias« von Georg Friedrich Händel aus dem Jahr 1741 ein heiliges oder einfach nur ein unterhaltendes Oratorium ist.

Hier das PDF-Dokument: messiah.pdf.

»Authentische Lebensbeichten«

Um herauszufinden, was für wen gefährlich sein könnte, lud die »Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten« nun zum Thema »Liebeslieder waren gestern: Zur Jugendschutz-Problematik von Porno- und Gangsterrap« ein. Unter den Referenten waren Soziologen, Psychologen, Pädagogen und Sachbuchautoren, im Publikum saßen Rechtsanwälte, Jugendschützer, Lehrer, Polizisten. Martin Wittmann hat für die FAZ darüber berichtet.

So wie man vom Egoshooter-Spielen nicht zum Amokläufer wird, wird man vom Pornorap-Hören nicht unbedingt zum Sexisten oder gar Vergewaltiger. Aber nichts Genaues weiß man nicht. Einer der Zuhörer, ein Pädagoge, drückte die Verwirrung so aus: »Ich kann die Argumentationen gut nachvollziehen, aber was sage ich nun Eltern, die zu mir kommen und wissen wollen, was sie ihren Kindern erlauben sollen und was nicht.«

Unbestritten ist Rap die derzeit populärste und kommerziell erfolgreichste Jugendkultur. Die in skandalversessenen Medien völlig überrepräsentierten (wie der Leiter des Archivs der Jugendkulturen, Klaus Farin, kritisierte) Unterformen des Rap wurden Pornorap beziehungsweise Gangsterrap getauft. Beide leben von der Härte der Texte, die für Kontroversen sorgt. Eltern und Lehrer wettern gegen die diskriminierenden und gewaltverherrlichenden Aussagen der Lieder, während Musikkritiker dieser Art Rap die Kreativität absprechen. Die Rapper hingegen verweisen auf »authentische Lebensbeichten« und den Markt. Der gibt ihnen recht – Sido ist einer der erfolgreichsten deutschen Künstler, Bushido hat seine chauvinistische Machobiographie millionenfach verkauft.

Nur ein Kommunikationswissenschaftler hat sich für ein Verbot ausgesprochen. Die anderen Fachleute meinten, dass Verbote nur die Eltern beruhigte und die Jungen um so mehr reizte. Vorerst wird also alles so bleiben, wie es ist. Warum? Natürlich fehlen die Studien, an denen abzulesen ist, wie gerappte Verherrlichungen von Vergewaltigungen und vertextete Gewaltphantasien die Entwicklung der heranwachsenden Hörer beeinflussen.

Wer nicht weiß, um was es bei »Gewaltrap« geht, kann gern mal reinhören: youtube.de.

Hier der vollständige Artikel: www.faz.net.

Nachtrag vom 27.10.2010: Hier ein Textauszug aus dem Lied »Drogen, Sex, Gangbang« von Bushido:

Ich hab Aggro gegen die Frauen! Zieh dich nackig aus und fang an zu saugen! Meine Wohnung soll sauber sein! Nutte ich hab Hunger! Nimm dein Kochlöffel und koch mir endlich Hummer! Fotze! Ich ficke dein Arsch während du kochst! Wie siehst du eigentlich aus? Geh ins Bad und mach dich hübsch! Dumme Nutte! Ich bin Frauenfeind! King Orgasmus One Sonny Black Frank White! Ich geh fremd, weil man lebt nur einmal! Scheiss auf Beziehung jede Frau ist eine Hure! Frauen schreien, wenn ich ihr Arschloch ficke! Halt dein Maul sonst gibts gleich ne Schelle! Mach was ich dir sage und zick hier nicht rum! Leg dich hin und nimm mein Schwanz in den Mund!
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