Rüdiger Safranski

Der moralische Gottesbeweis bei Kant

Rüdiger Safranski schreibt in Romantik: Eine deutsche Affäre (2007, S. 137):

Kant hatte die alte Metaphysik mit ihren Gottesspekulationen destruiert. Die theoretische Vernunft, so lehrte er, kann Gott nicht erkennen. Kant vertrieb die theoretische Vernunft damit rigoros aus den seligmachenden Gefilden, wo sie nichts zu suchen, jedenfalls nichts zu finden hat. Ubriggeblieben war die Gotteshypothese für die praktische Vernunft, also für die Moral. Kant erklärt die Sittlichkeit zum einzig verbleibenden religiösen Organ. Dabei ist, genaugenommen, die Religion nicht das Fundament der Moral, sondern es wird umgekehrt die Religion auf die Moral gegründet. Das ist sehr bedeutsam. Würde Moral auf Religion begründet sein, wäre sie gottgegeben, also heteronom [d.h. von fremden Gesetzen/Gesetzgebern abhängend, Anm. R.K.]. Sie soll aber autonom sein. So will es der Kantsche Freiheitsbegriff.

Groteske Attacken

Wenn ein Intellektueller mal etwas sagt, was nicht in den Mainstream passt, muss er sich auf einiges gefasst an:

Wenn etwa Rüdiger Safranski, der am heutigen Dienstag den noch von Helmut Schmidtinitiierten Deutschen Nationalpreis erhält, schon vor Monaten im „Spiegel“ zu einem Stichwortgeber der Neuen Rechten stilisiert wurde, zu einem geistigen Brandstifter, der philosophisch die Dekonstruktion nicht kapiert habe und nun „fast verzweifelt“ versuche, „in der Welt außerhalb seines Wohnortes Badenweiler eine feste Struktur zu entdecken, mit der man sich gegen den Zustrom und gegen die Integrationsprobleme stemmen kann“ – dann ist das in seinem argumentativen Gehalt so billig, dürftig und drollig, so kahl und, ja, in der Herablassung auch brutal, dass die Projektion mit Händen zu greifen ist. Safranski ist ein überbordendes Erzähltalent, das mit Biographien über Schopenhauer, Heidegger oder Nietzsche ein Massenpublikum für die Philosophie gewann, ein Goethebuch als Bestseller verfasste und aus seinem idealistischem Vernunftbegriff keinen Hehl macht. Ihm völkische Badenweiler Weltfremdheit zu unterstellen, die sich an einem Substanzdenken ergötzte, ist, gelinde gesagt, Unfug.

Mehr: www.faz.net.

Warum Benedikt XVI. so »grottenschlecht« ist

Wie zu erwarten, fand das »Philosophische Quartett« vergangene Nacht etliche Anhaltspunkte dafür, dass Papst Benedikt XVI. einen Kreuzzug gegen die Moderne führt.

Posener, zu Gast bei Sloterdijk und Rüdiger Safranski, führt in »Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikan auf die moderne Gesellschaft« vor, wie stark und deutlich das Pontifikat des Papstes auf Politik und Gesellschaft ausgerichtet ist. Hinter der »Regensburger Rede« über den Islam, hinter dem Wort von der »Diktatur des Relativismus«, hinter der Wiederaufnahme der antisemitischen Pius-Brüder in die Kirche steckt ein schlechter Wille des Kirchenoberhauptes, nämlich die Moderne zu bekämpfen und somit, gleichsam als feiner Nebeneffekt, die verloren gegangene Denkhoheit zurück zu erobern.

Peter Sloterdijk gefiel das naturgemäß gut; für ordentlichen Krawall ist er stets zu haben. Und möchte es auch in Zukunft nicht missen. Nach einem langen ideengeschichtlichen Exkurs über die Hoheit des Wahrheits-Begriffes bei Platon, Aristoteles und Augustinus rief er begeistert aus, man erlebe mit Benedikt ein seltenes Schauspiel. »Ein herrschender Platoniker an der symbolischen Macht! Wir sollten das Schauspiel genießen, so lange er noch da ist.« Wo Benedikt seine erste Enzyklika der Liebe widmet (Deus caritas est, »Gott ist Liebe«), handeln alle Enzykliken Sloterdijks im Grunde von Selbstverliebtheit.

Hier der Artikel von Holger Kreitling: www.welt.de.

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