Rudolf Bultmann

Hengel: Geschichte des frühen Christentums

201011051953.jpgDas Buch:

  • Martin Hengel u. Anna M. Schwemer: Geschichte des frühen Christentums, Bd. 1: Jesus und das Judentum, Tübingen: Mohr Siebeck 2007, 749 S.

ist ein wichtiger Beitrag zur neutestamentlichen Wissenschaft. Der große, im vergangenen Jahr verstorbene, Martin Hengel (vgl. hier), formuliert in diesem Buch radikale Einwände gegenüber der bultmannschen Formkritik und Theologie. Paul Metzger (Mainz) resümiert in seiner Rezension des Buches verblüfft:

Insgesamt erstaunt des Öfteren, wie sehr die Autoren den biblischen Texten vertrauen. Gerade was das Selbstverständnis Jesu als Opferlamm angeht, sind Bedenken anzumelden. Allerdings schmälern die benannten Differenzen den Ertrag des Buches keineswegs. Wie fast alle Untersuchungen Hengels ist auch dieses Werk ob des immensen Quellenwis-sens und der geschlossenen, thesenfreudigen Darstellung lesenswert. Gerade seine oft steilen Anschauungen, die großzügig historische Lücken mit Hilfe von phantasievollen Arbeitshypothesen überbrücken können, sind eine stetige Herausforderung für das eigene Denken. Auf die weiteren Bände der »Geschichte des frühen Christentums« darf der Leser sich freuen.

Hier gibt es die vollständige Rezension: 2008-2-058.pdf. Das Buch gibt es natürlich auch, aber nicht gratis oder günstig, sondern nur für (satte) 99,00 Euro.

Der Mythos kehrt zurück

Vor 125 Jahren wurde der Ausnahmeforscher Rudolf Bultmann geboren. Er hielt den Geister- und Wunderkosmos der Bibel für unvereinbar mit modernen Erkenntnissen der Naturwissenschaften. Inzwischen hat der Fortschritt der Wissenschaften das Weltbild des Theologieprofessors als zu einseitig hinter sich gelassen. Werner Thiede, außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, hat für den Rheinischen Merkur einen Artikel über den Marburger Neutestamentler geschrieben.

Er ist selber so etwas wie ein Mythos geworden: der große Entmythologisierer Rudolf Bultmann (1884–1976). Die zahlreichen Anstöße, durch die der protestantische Neutestamentler sein Fach bereichert und auch verändert hat, sind inzwischen fortgeschrieben oder widerrufen, aber allesamt überboten durch die Wirkungsgeschichte seines viel diskutierten Programms der »Entmythologisierung« des Neuen Testaments. Diese seine Sache geht weiter.

Der eigentliche Sinn des Mythos bestehe nicht darin, ein objektives Weltbild zu liefern, erklärte Bultmann 1941 in seiner Schrift »Neues Testament und Mythologie«. Vielmehr habe sich im Mythos das jeweilige Selbstverständnis der Menschen in ihrer Welt ausgesprochen. Deshalb wolle der Mythos nicht kosmologisch, sondern anthropologisch – besser: existenzial – interpretiert werden. Es ging Bultmann also keineswegs um ein Ent-Mythologisieren im Sinne einer Beseitigung alles Mythischen schlechthin, sondern um dessen Uminterpretation in existenzielle Verstehenskategorien.

Der Artikel, der zum Weiterdenken anstößt, kann hier gelesen und (unten rechts) als PDF-Datei herunter geladen werden: www.merkur.de.

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