Theodizee

»Wo war Gott in Japan?« – Interview mit Robert Spaemann

Viele Menschen haben in den letzten Wochen gefragt: »Wo war Gott in Japan?«. Von dieser Frage ausgehend hat der Philosoph und Journalist Dominik Klenk von der »Offensive Junger Christen« mit Robert Spaemann ein Interview gemacht, dass DIE ZEIT (13/2011) erstveröffentlicht hat. Spaemann spricht sich im Interview gegen eine überrealisierte Eschatologie aus, die den Himmel auf Erden herbeiführen möchte.

Man versucht uns heute so ein Soft-Christentum beizubringen. Und das hat Tradition. Aber wenn der Apostel Paulus sagt: »Wir haben hier keine bleibende Statt, unsere Heimat ist im Himmel«, dann ist das eine klare Ansage, um sich auszurichten und nicht um sich einzurichten. Es hat mich viele Jahre innere Anstrengung gekostet, dass katholische Prediger mir in der Nazi-Zeit versucht haben auszureden, was da gesagt ist. Ich habe aber erfahren, dass diese unbequeme Botschaft des Paulus eine Quelle der Freude ist. Anders als bei einem Geschichtsoptimismus. Da strengt man sich sehr an, aber wenn die Sache schiefgeht, ist man tief frustriert. Und die Welt ist voll von zynisch gewordenen Idealisten.

Hier das vollständige und empfehlenswerte Gespräch: www.dominik-klenk.de.

Samuel Bak: In Bilder geschrieben

Der Künstler Samuel Bak wurde 1933 in Wilna (Litauen) geboren. Der Jude überlebte das Ghetto und den Holocaust und fand zusammen mit seiner Mutter nach einer abenteuerlichen Flucht zurück ins Leben. Nach Stationen in Israel, Frankreich, Italien und der Schweiz lebt und arbeitet der international renommierte Künstler seit 1993 in der Nähe von Boston in den USA. Seine Bilder wurden seit 1959 in über 100 Einzelausstellungen in Galerien und Museen gezeigt, u.a. in New York, Boston, Tel Aviv, Jerusalem, Zürich und im Dezember 2006 in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem.

Seine Werke fragen nach Gott (an den er nicht mehr glauben kann) und dem unaussprechlich Bösen, zu dem wir Menschen fähig sind. In den Bildern, schreibt Amoz Oz, »setzt Bak nicht nur der Schoah (hebräisch: ›Untergang‹) und den ermordeten jüdischen Menschen ein Denkmal; vor allem schafft er eine persönliche, einzigartige Welt. Diese Welt ist voller Sehnsucht und Ironie, gesättigt von Albträumen und Verlorenheit, hier und da durchstoßen von einem Schrei theologischer Empörung. Es ist eine Welt des Grauens und der kosmischen Trauer, der zerrissenen Zeit und metaphysischen Angst.«

Bak verarbeitet in seinen Werken die Kriegserfahrungen, aber sie zeigen mehr als die Katastrophe des jüdischen Volkes, verweisen auf das Grauenhafte des menschlich Möglichen. Er selbst sagte: »Von Anfang an war ich überzeugt, dass eine nur auf den Holocaust bezogene Interpretation die Bedeutung meiner Bilder einengen würde. Denn schließlich versuche ich, eine universelle Malaise unserer condition humaine auszudrücken«. Rückblickend schreibt er: »Meine Bilder enthielten keine Antworten, sondern nur Fragen.«

Ja, seine Bilder stellen Fragen. Diese Fragen zuzulassen, kann weh tun.

Hier eine Mappe mit Werken von Samuel Bak. Sie verzaubern, stören und stellen viele Fragen: Final.Bak.WDD.pdf. Ausserdem gibt es bei Vimeo eine englischsprachige Dokumentation aus dem Jahre 2001.

Das bewegende Buch:

  • Samuel Bak: In Worte gemalt: Bildnis einer verlorenen Zeit, Belz Verlag, 2007, 381 S.

aus dem auch die Zitate stammen, gibt es hier:

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