Themelios 49 (1/2024)

Die theologische Fachzeitschrift Themelios ist in der Ausgabe 49 (1/2024) erschienen und kann als PDF-Datei oder im Logos-Format hier heruntergeladen werden.

Erschienen ist unter anderem eine Untersuchung der Sodomerzählung in 1. Mose 19. Die Gelehrten streiten seit Jahren über die genaue Art der Sünde, die Gottes Zorn dort hervorruft. Tatsächlich geht es um mehrere Übertretungen, darunter Unzucht, Vergewaltigung und Ungastlichkeit. Christliche Exegeten betonen traditionell die  homoerotischen Aspekte des Verlangens der Sodomiten. Etliche moderne Exegeten lehnen genau das ab und sind der Auffassung, dass die Homosexualität erst in jüngerer Zeit in den Text hineininterpretiert worden ist.

Melvin L. Otey, der Autor des Aufsatzes „The Ancient Pedigree of Homosexuality as the Sin of Sodom“, schreibt hingegen:

Die Gelehrten werden sich zweifellos weiterhin mit der genauen Natur der Sünde Sodoms auseinandersetzen, da das Ergebnis unter anderem Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Ansichten über homosexuellen Verkehr und Beziehungen haben könnte. Dieser Artikel hat nicht den Anspruch, eine Sünde abschließend zu isolieren. Stattdessen wird argumentiert, dass eines der jüngsten Argumente gegen die traditionelle Sichtweise – dass Gott die Städte des Tals zum großen Teil wegen der zügellosen Unzucht, einschließlich der Homosexualität, in Sodom zerstört – überzogen ist. Die Christen haben diese Lesart von 1. Mose 19 nicht erst in einer historisch jüngeren Zeit angenommen. Die Literatur des Zweiten Tempels zeigt, dass diese Sichtweise der christlichen Kirche vorausging, und die christlichen Schriften des ersten Jahrhunderts n. Chr., insbesondere der Judasbrief, zeigen, dass diese Lesart zumindest von einigen der frühen Jünger Jesu akzeptiert wurde.

Spannend ist auch J. Brittain Brewers Besprechung des Buches Paul’s Gospel for the Thessalonians and Others: Essays on 1 & 2 Thessalonians and Other Pauline Epistles (WUNT 481), Tübingen: Mohr Siebeck, 2022). Ein bemerkenswertes Buch mit – so Brewers – einer substantiellen Schwäche:

Die wesentliche Kritik richtet sich gegen Kims Neudefinition der Rechtfertigung. Im Anschluss an seinen früheren Band zur Rechtfertigung folgt Kim Käsemanns Verständnis der Rechtfertigung als Herrschaftswechsel, eine Verschiebung, die das traditionelle protestantische forensische Verständnis untergräbt (S. 53, 282). Dies macht die Rechtfertigung zu einem „gegenwärtigen Prozess“ (S. 283,  Fn. 8) und nicht zu einer deklarierten Realität. Obwohl Paulus’ Gebrauch der Wortgruppe δικ- komplex ist und bestimmte Vorstellungen von forensischer Gerechtigkeit Paulus’ sorgfältige Überlegungen vereinfachen können, ist die forensische Interpretation nicht ohne exegetische Berechtigung (z. B. Röm 5,1 u. a.). Obwohl Kim dies erwähnt (vgl. S. 93), vermeidet er einige der exegetischen Implikationen, indem er die paulinische Sprache vermischt, so dass Rechtfertigung, Versöhnung und Heiligung alle zu parallelen, sogar synonymen Begriffen für Gottes Werk in Jesus Christus werden (S. 93, 126-28). Es ist jedoch nicht klar, wie Kims Vorschlag, diese Wohltaten zu identifizieren, anstatt sie als unterschiedliche, wenn auch verwandte Wirklichkeiten zu betrachten, dem Text gerecht wird.

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