Theologiegeschichte

Francis Schaeffer und die Krise des Evangelikalismus (Teil 2)

E&F.jpgHier ist der Link auf den zweiten Mitschnitt der Vorlesung »Watershed of the Evangelical World«: www.youtube.com.

Ein Outline zum Vortrag gibt es hier: E384.pdf. Für Leute, die sich lieber auf Deutsch mit dem Thema auseinandersetzen möchten, existiert eine PDF-Datei des Buches:

  • Francis Schaeffer, Die große Anpassung: Der Zeitgeist und die Evangelikalen, Bielefeld: CLV, 1998

auf dem Server des CLV Verlages zum freien Download.

Francis Schaeffer und die Krise des Evangelikalismus (Teil 1)

fs.jpgAls ich vor einiger Zeit im Rahmen einer Apologetikvorlesung den Namen »Francis Schaeffer« erwähnte, löste das bei den Studenten und bei mir sichtbar Ratlosigkeit aus. Eine Vertrautheit mit Schaeffers Thesen durfte ich bei den jungen Leuten in den Zwanzigern nicht erwarten, da seine Bücher auf Deutsch nur noch antiquarisch oder in guten Bibliotheken zu haben sind. Was mich schockierte, war die Tatsache, dass keiner den Namen »Schaeffer« bisher bewusst wahrgenommen hatte. Stundenlang sprachen wir über typische »L’Abri-Fragen« und thematisierten die Spannung zwischen der Kultur der Christen und der Kultur der Welt. Doch die Studenten, die übrigens großes Interesse signalisierten und bei den Autoren der »Emerging Church« recht gut bewandert waren, hatten, von Schaeffer noch nie etwas gehört.

Wer sich heute am Diskurs über gegenwartsnahes und auf Gemeindeferne ausgerichtetes Christsein beteiligt, sollte das Werk von Francis und Edith Schaeffer und ihrer Mitarbeiter kennen. Schaeffer hat die Krise der Gegenwart auf sehr tiefgründige Weise durchschaut und bedeutsame Impulse für ihre Überwindung vermittelt. Die »L’Abri-Fellowships« haben bei der Entwicklung kulturrelevanter Glaubensstile Pionierarbeit geleistet und vorgelebt, dass Christen gesunde reformatorische Lehre mit einer aufrichtigen Liebe für verlorene Menschen verbinden können.

Schaeffer starb 1984 nach langer Krankheit. In seinen letzten Lebensjahren erinnerte er an den klagenden Jeremia. Er war erschöpft und besorgt. Die schleichende Entertainisierung der Evangelikalen Bewegung hielt seiner Meinung nach die Christen davon ab, auf ernste Fragen seriöse Antworten zu geben. Die an den evangelikalen Ausbildungsstätten fortschreitende Relativierung der Schriftautorität hielt er für eine Tragödie mit vorhersehbaren Folgen. Schaeffer sah betroffen, dass die Verkündigung zu oft nicht durch einen heiligen und barmherzigen Lebensstil gedeckt war. Und es quälte ihn, dass so viele Gläubige auf die großen ethischen Herausforderungen mit dem Rückzug in das bequeme Privatleben oder dem Aufbau »seliger Inseln« reagierten. Betend und sorgenvoll rief er der Gemeinde zu, auf die Heilige Schrift zu hören und den Gehorsam in der Lehre durch ein entsprechendes Leben zu dokumentieren.

Ich werde in den nächsten Tage einige Vortragsmitschnitte von Francis Schaeffer verlinken, die etwas von seiner Sorge vermitteln.

Für Interessierte, die sich gern in deutscher Sprache mit dem Leben und Werk von Francis Schaeffer beschäftigen möchten, könnte das Buch:

  • Ron Kubsch (Hg.), Wahrheit und Liebe: Was für von Francis Schaeffer für die Gegenwart lernen können, Bonn: VKW, 2007

ein guter Einstieg sein.

Eine kleine Bibliografie zu Schaeffer kann hier herunter geladen werden: schaeffer_bibliografie.pdf.

Das ist der erste Link auf einen Mitschnitt der Vorlesung »Watershed of the Evangelical World«: www.youtube.com. Ein Outline gibt es hier: E384.pdf.

Emerging Church – eine Kartografie

emch_topo1.jpgTypologien für die Emerging Church werden immer wieder Mal vorgeschlagen (z.B. von Scot McKnight o. Mark Driscoll). Michael Patton von Reclaiming the Mind hat vor einigen Tagen zwei ›Landkarten‹ publiziert, die ein sehr geteiltes Echo finden (vgl. die Diskussionen bei Michael Patton, Scot McKnight und dem Emergent Village).

emch-topo2.jpgDie erste Abbildung zeichnet die Bewegung im Spannungsfeld von Konservatismus und Liberalismus. Die zweite Karte illustriert Standpunkte und Wirkungsbereiche konkreter Personen.

Kann man N.T. Wright zur Emerging Church zählen? Ich würden ihn eher als postevangelikalen oder postliberalen Vordenker einordnen.

Ich biete die Abbildungen in einer deutschen Version hier als PDF-Dateien an: emch-topo1.pdf und emch-topo2.pdf.

Erleuchtung durch integrale Spiritualität?

Nicht nur die Theorie der Spiral Dynamics von Don Beck und Chris Cowan genießt in Emerging Church-Kreisen hohes Ansehen, auch Ken Wilber ist mit seiner integralen Spiritualität ein einflussreicher Impulsgeber für namhafte Repräsentanten des emergenten Christentums (z.B. für Brian McLaren und Rob Bell).

Wilbers Arbeiten erinnern stark an eine philosophia perennis, die diejenigen Grundwahrheiten zusammenfassen will, die allen Völkern und Religionen eigen sind. Beim Lesen einiger seiner Texte hatte ich zuweilen den Eindruck, man könnte das »emergente Evangelium« als eine christliche Lesart seiner esoterischen Selbsterlösungslehre auffassen. Kurz: Kann man das »emergente Evangelium« in die evolutionäre Bewusstseinsphilosophie von Wilbers rückübersetzen? (Natürlich gibt es das emergente Evangelium nicht. Ich verwende diesen Namen als unscharfe Metapher.)

Hier ein Zitat aus dem Vortrag »Was ist integrale Spiritualität?« (S. 51–52), indem Ken Wilber eine westlich-christliche Variation der Erleuchtung beschreibt (er hätte auch eine östlich-zen-buddhistische wählen können):

Nehmen Sie eine Erfahrung des subtilen Zustandes von intensivem inneren Licht, begleitet von einem Gefühl von universeller Liebe. Sagen wir, diese Person ist westlich und christlich, so dass der linke untere Quadrant (der auch intensiv daran beteiligt ist, den Kontext für die Interpretationen zu liefern) diese Erfahrung von innerem Licht als Begegnung mit Jesus Christus (oder dem Heiligen Geist) darstellt. Diese Erfahrung des subtilen Bereiches kann auf nahezu jeder Stufe vorkommen – der magischen, mythischen, rationalen, pluralistischen oder integralen – aber in jedem Fall wird sie entsprechend den grundsätzlich begrenzenden Prinzipien der Stufe interpretiert. Deshalb (um einige schnelle und stilisierte Beispiele zu geben) wird auf der magischen Stufe Jesus als personaler Retter erfahren, der auf magische Weise die Welt ändern kann, um all meine Wünsche und Ziele zu erfüllen. Jesus als Magier verwandelt Wasser in Wein und speist 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen, geht auf dem Wasser (wir sprechen nicht von dem ontologischen Gehalt dieser Interpretationen, wenn es ihn gibt. Jesus kann auf dem Wasser gegangen sein oder nicht, aber auf dieser Stufe ist es das, was mir am meisten bedeutet). Die Stufe ist prä-konventionell und egozentrisch, dieser Jesus liebt daher nur mich. Auf der nächsten, der mythischen Stufe, wird die gleiche Form der subtilen Energie vielleicht interpretiert als Vereinigung mit Jesus, dem Überbringer der Ewigen Wahrheit. Diese Stufe ist absolutistisch in ihrem Glauben, so dass du das Wort entweder genauso glaubst, wie es geschrieben steht, oder du wirst für immer in der Hölle schmoren. Diese Stufe ist auch ethnozentrisch, so dass nur die, die an Jesus Christus als persönlichen Erretter glauben, errettet werden können. Auf der nächsten Stufe, der mental-rationalen, wird Jesus zu einer vermenschlichten Figur, immer noch völlig göttlich und völlig menschlich, aber nun völlig menschlich in einer glaubhafteren Weise, als ein Lehrer der universellen Liebe eines deistischen Gottes (der die Principia Mathematica gelesen hat und weiß, wo die Grenze zu ziehen ist). Weil diese Stufe der Beginn der postkonventionellen und weltzentrischen Stufen ist, ist dies auch die erste Stufe der Entwicklung, die Erlösung durch Jesus Christus finden kann, aber auch erlaubt, dass andere möglicherweise ebenfalls dieselbe Erlösung auf einem anderen Weg finden können.

Der vollständige Vortrag von Ken Wilber kann in einer deutschen Übersetzung hier herunter geladen werden: Ken_Wilber_-_Was_ist_integrale_Spiritualitaet__IF_UEbersetzung.pdf.

Barth in Chicago

Ich arbeite derzeit an einem Buchprojekt für John Warwick Montgomery, das hoffentlich in diesem Jahr erscheinen wird. Bei der Auswertung und Erfassung einiger Aufzeichnungen von Professor Montgomery viel mir ein Text in die Hände, den ich – auch im Blick auf die Zeitgeistdebatte (vgl. Brauchen wir einen Kulturevangelikalismus? und Karl Barth und die Kontextualisierung) und die Barth-Renaissance in evangelikalen Kreisen (vgl. dazu das Interview von Guy Davies mit David Gibson, der zusammen mit Daniel Strangs die Publikation Engaging with Barth vorbereitet) – interessant finde.

Zum Text: J.W. Montgomery – ein Freund des 1984 verstorbenen Francis Schaeffer –, besuchte im Jahre 1962 eine Vortragsreihe von Karl Barth an der theologischen Fakultät der Universität von Chicago. Die Fakultät hatte sich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts einem sozialgeschichtlichen Ansatz verschrieben und berief 1962 noch einmal Paul Tillich, der dort seinen dritten Band der Systematischen Theologie fertigstellte. Die neo-orthodoxe Theologie von Barth passte überhaupt nicht zur Ausrichtung der Universität und so erwarteten zahlreiche Gelehrte gespannt das Erscheinen des Schweizer Theologen, der damals bereits betagte 75 Jahre alt war.

Der Verfasser erteilte mir freundlicher Weise die Genehmigung, den Bericht zu übersetzen und hier im Blog zu publizieren. Übersetzt hat den Artikel netter Weise Daniela Stöckel, die derzeit in England studiert. Vielen Dank!

Hier der Augenzeugenbericht von John Warwick Montgomery: Barth in Chicago.pdf

Ist unsere Gesellschaft postmodern?

Mike Bischoff hat kürzlich in einem Post sein Verständnis von Postmoderne auf konstruktive und hilfreiche Weise präzisiert. Ich kann mich in den wesentlichen Aussagen sowohl Sebastian Heck als auch Mike anschließen. Ich vertrete bekanntlich in Anlehnung an Zima und Kamper einen zwiespältigen Epochebegriff: Die Postmoderne ist »sowohl als Bruch mit der Moderne als auch als deren Fortsetzung mit neuen Mitteln« lesbar. Sie war – wie Jean-François Lyotard sagt – bereits in die Neuzeit eingeschlossen.

Die Postmoderne situiert sich weder nach der Moderne noch gegen sie. Sie war in ihr schon eingeschlossen, nur verborgen.

Von daher beobachte ich mit Skepsis, wie so manche EmCh’ler die Fehler der »modernen« Kirchenvertreter wiederholen. Sie assimilieren sich an den Postmodernismus, der – habe ich Recht – radikalisierte Moderne ist. Wen wundert es, dass man als Beobachter dabei auf den Gedanken kommen kann, dass die Konsequenzen fataler sein könnten, als die der neuzeitlichen Kirchen­ge­schichte? (An dieser Stelle der Hinweis, dass Dirk Seifert den Epocheanspruch der Postmoderne in einer Ausarbeitung aus christlicher Sicht kritisch hinterfragt.)

Jetzt aber zu Mike’s Thema: Ist unsere Gesellschaft postmodern?

Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass der harte Postmodernismus in Deutsch­land nicht wirklich angekommen ist. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Meines Erachtens hängt es mit der Frankfurter Schule (Michel Foucault bekannte in seinen späten Jahren die Verwandschaft seiner Ideen mit denen der Kritischen Theorie), dem sehr hohen Stellenwert der ›harten‹ Naturwissenschaften in Deut­schland und dem Einfluss von Jürgen Habermas zusammen (der vor der neuen Unübersichtlichkeit gewarnt hat und als »Hüter der Rationalität« darauf beharrt, dass Fragen der Begründbarkeit von solchen bloßer Gewohnheit oder Vorlieben zu unterscheiden sind).

Trotz dieses Widerstandes schätze ich jedoch die Lage ähnlich wie Mike ein: In vielen Bereichen unsere Gesellschaft etabliert sich ein ›softes‹ postmodernes Denk- und Lebensklima. Die Lebenskultur ist postmodern aufgeladen. Die Umprägung der Gesellschaft geschieht sanft über den Zeitgeist (TV, Kino, Werbung, Literatur etc.), die Besetzung von Schlüsselstellen mit PoMo-Leuten und zunehmend auch über (bildungs)politische und gesetzgeberische Maßnahmen. Bettina Röhl, eine Tochter von Ulrike Meinhof, spricht im Blick auf die postmoderne Politik des Gender Mainstreaming vom kompletten Umbau der Gesellschaft und Neuerfindung der Menschheit.

In der FAZ vom 4. Januar 2008 (S. 36) habe ich wieder ein interessantes Beispiel für die Aktualität des Themas gefunden. Walter Grasnick, Oberstaatsanwalt a. D. und emeritierter Honorarprofessor für Strafrecht und Rechtsphilosphie in Marburg, veröffentlicht dort einen Beitrag mit dem Titel »Wie Richter richtig richten«.

Grasnick fragt:

Was tun Richter? Sie sprechen Recht. Nur: Was das heißt, wissen die wenigsten. Selbst unter den Richtern. Auch in der Rechtstheorie und Juristischen Methodenlehre herrscht darüber keine Klarheit. Meist werden nicht einmal die richtigen Fragen gestellt.

Nach einem Schwenk über Niklas Luhmann kommt er dann zu folgender Einsicht:

Rechtslehre und Rechtspraxis arbeiten von alters her gesetzeszentriert. Zum Schein, den sie freilich in der Regel selbst nicht durchschauen. Und so geben sie denn regelmäßig gutgläubig vor, sie wendeten nur das Gesetz an, während es sich doch in Wahrheit um ihre Interpretation des Gesetzes handelt. Und die ist nun mal ein anderer Text als der Gesetzestext. Die vielbeschworene Gesetzesbindung des Richters entpuppt sich somit als Selbstbindung, das heißt als Bindung an den selbstgeschriebenen Text der ureigenen Interpretation. Rechtsarbeit ist Textarbeit, Arbeit am eigenen Text mit Hilfe fremder Texte. Diese dienen dem Richter als Referenztexte beim Verfertigen der Begründung seiner Entscheidung.
Das Gesetz ist hier nicht mehr als ein Topos unter Topoi. Zugegebenermaßen noch immer der Haupttopos. Aus allerdings nicht unbedenklichen Gründen. Denn kein Gesetz vermag es, die richterliche Entscheidung zu determinieren. Die bloße Berufung auf das Gesetz überzeugt aber die Rechtssuchenden eher als das offene Eingeständnis des Richters, sein Urteil basiere letztlich auf seiner Überzeugung. Doch mehr als Rechtsmeinungen sind nirgends zu haben.
Wer sich jedoch dazu bekennt, dass unser Recht notwendig Richterrecht ist, sieht sich sattsam bekannten Anwürfen ausgesetzt. Dann sei alles purer Subjektivismus, blanke Beliebigkeit und schrankenlose Willkür. Den Vorwurf des Subjektivismus kann jedoch nur erheben, wer der subjektiven Illusion des Objektivismus erlegen ist. Die anderen Verdikte erledigen sich bei genauerem Hin­sehen.

Zu diesem Abschnitt gäbe es viel zu sagen. Ich beschränke mich auf wenige Notizen:

Wie andere das auch gern tun, präsentiert z. B. Grasnick seinen Subjektivismus als eine von allen zu akzeptierende propositionale Wahrheit. Solche Argu­mentationsfiguren tauchen in der Literatur oft auf. »Im 20. Jahrhundert haben die Geschichtswissenschaftler endlich erkannt, dass es keine historischen Wahrheiten gibt.« Oder: »Wahrheit ist immer relativ.« Solche Sätze stehen im Widerspruch zu ihrem eigenen propositionalen Gehalt. Mit diesem Relativismus-Argument hat sich schon Sokrates befasst und dem Protagorasschüler Theodorus dabei geholfen, einzusehen, dass er damit falsch liegt, weil beinahe alle Menschen es anders sehen müssen. Sokrates: »Sollten wir vielleicht sagen, dass dein Glaube für dich wahr ist, aber nicht für die unzählbar vielen Leute?« (nachzulesen in Platons Theaitetos).

Was mich mehr interessiert, ist die Tatsache, dass post-strukturalistische Hermeneutik hier nicht in einem Lehrbuch für Literaturwissenschaftler oder Philosophen erklärt, sondern von einem Staatsanwalt und Rechtsprofessor als alltägliche Prozesserfahrung beschrieben wird. Demnach schafft der Richter sich selbst die Gesetze, nach denen er dann Recht spricht, da es ›den Text‹ gar nicht gibt, sondern nur jeweils subjektive Textinterpretationen. Wer darüber anders denkt, ist »der subjektiven Illusion des Objektivismus« erlegen.

Es ist ja irgendwie beruhigend, dass Walter Grasnick offensichlich seinen Lesern zutraut, dass sie aus seinem Essay annähernd herauslesen können, was er als Autor intendiert. Und: Ganz so, wie er es beschreibt, wird es wohl nicht sein, da Gerichte öffentlich und Urteile überprüfbar sind. Ein Richter muss sich also zumindest auch mit den Textinterpretationen der Anwälte, denen anderer Richter und potentieller Kommentatoren auseinandersetzen, bevor er sein Urteil spricht. Eine subjektive Komponente bei der Gesetzesanwendung sieht das Rechtssystem ja bewußt vor, ohne das diese gleich in einen Subjektivismus oder gar in Willkür führen muss.

Doch: Die »alltägliche Rechtspraxis« verrät viel über eine Gesellschaft und prägt diese zugleich. Wenn Grasnick spiegelt, was sich in den Gerichten abspielt (was er, wäre er seiner eigenen Argumentation treu, nicht könnte), würde dies zeigen, wie tief inzwischen der Dekonstruktivismus eines Derrida und der Professoren von Yale in die Gesellschaft eingedrungen ist.

So komme ich zum Schluss nochmals auf die Frage zurück, die Mike bewegt (und ich sehr schätze): Wie soll angesichts der postmodernisierten Menschen um uns herum Gemeindearbeit ausschauen? Ich frage: Was machen wir mit Menschen, die (›weich‹ oder ›hart‹) davon ausgehen, dass es jenseits subjektiver Interpretationen nichts gibt? Assimilieren wir uns? Oder müssen wir Ansätze wie zum Beispiel den der radikalen Dekon­struktion aufbrechen, damit die Menschen der Anspruch des Evangeliums überhaupt noch hören können?

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Download des Beitrags als PDF: wiepostmodern.pdf

 

Wie viel Umgestaltung verträgt der christliche Glaube?

Auf Einladung der FTA habe ich am 5. Dezember vormittags im Plenum einen kurzen Vortrag zur Emerging Church gehalten. Meinen ursprünglichen Plan, in 30 Minuten die Stellvertretende Sühne, die Neue Paulusperspektive, die Reich Gottes-Theologie von N.T. Wright und die dekonstruktivistische Hermeneutik abzuhandeln, habe ich doch schnell wieder verworfen. Stattdessen habe ich mir kurzfristig Brian McLarens (von Peter Aschoff exzellent übersetzten) Vortrag über den postmodernen Paradigmenwechsel angehört und muss prompt widersprechen. Wir brauchen kein post-protestantisches Weltbild, sondern ein bußfertiges Herz.

Hier kann das Skript zum Vortrag herunter geladen werden: fta-emch-101.pdf.

Was heißt hier ›liberal‹?

In der ZeitGeist-Debatte hat sich eine Diskussion mit Tobias Künkler über die Liberale Theologie entwickelt. Der gesamte Dialog kann nach wie vor im ZeitGeist-Blog verfolgt werden. Mein nachfolgender Beitrag widmet sich der Frage, ob sich gute Ansätze des theologische Liberalismus mit dem konservativen Evangelikalismus zusammenführen lassen. Hier die PDF-Datei: Wasistliberal?.pdf

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