Seelsorge

Tagung zum 50. Todestag von Eduard Thurneysen

Eduard Thurneysen ist einer der bedeutendsten praktischen Theologen des 20. Jahrhunderts. Er war eng mit Karl Barth befreundet, wirkte als Pfarrer am Basler Münster und lehrte als außerordentlicher Professor an der Universität Basel. (Leider fehlte Thurneysen der Mut, im Blick auf die Dreier-Beziehung von Karl Barth mit Nelly und Charlotte ein Machtwort zu sprechen). Er ist einer der Väter der sogenannten „Kerygmatischen Seelsorge“ (vgl. dazu hier).

Thurneysens praktisch-theologisches Denken ist geprägt durch seine pastorale Tätigkeit, insbesondere durch Seelsorge und Predigt. Thurneysens pointierte Aussagen wurden ebenso geschätzt wie kritisiert. Der 50. Todestag Thurneysens bietet eine gute Gelegenheit, über die aktuelle und bleibende Bedeutung Thurneysens für Seelsorge, Predigt und Gottesdienst nachzudenken. 

Die STH Basel wird vom 25. bis 26. Oktober 2024 eine Tagung anläßlich des 50. Todestages veranstalten. Mehr Informationen dazu gibt es hier: sthbasel.ch.

VD: FL

Autogene Training – eine dunkle Entstehungsgeschichte

Seit vielen Jahren ist das autogene Training ein Renner. Die These: Mit Hilfe der eigenen Vorstellungskraft könne man sich durch autogenes Training in einen Zustand der Entspannung versetzen, Stress abbauen und sogar Schlafstörungen lindern. Die sanfte Form der Selbsthypnose wird nicht nur von verschiedensten Krankenkassen empfohlen (vgl. hier), sondern hat sich hin und wieder auch in christliche Seelsorgeangebote eingeschlichen. Und Jesusnachfolger, die einst Esoteriker waren und heute vor der Methode warnen, werden nicht selten schief angeschaut.

DIE WELT präsentiert den Artikel eines Arztes, der dem autogenen Training abgeschworen hat, nachdem er auf die dunkle Geschichte des deutschen Erfinders Johannes Heinrich Schultz gestoßen ist. Schultz, als „international herausragende Persönlichkeit der Neuropsychiatrie und Psychotherapie“ gefeiert, war ein echter Nazi und Förderer des „Euthanasie“-Programms.

Zitat: 

Das Autogene Training wurde vor rund hundert Jahren von dem deutschen Psychiater Johannes Heinrich Schultz (1884 – 1970) entwickelt. Schon als junger Arzt begann Schultz, der Medizin in Lausanne, Breslau und Göttingen studiert hatte, sich für Hypnose zu interessieren und hierzu seine eigene Methode zu entwickeln. Zunächst hatte er, der 1924 nach Berlin gezogen war, sie als „autogene Organübungen“ benannt, aber in seinem Buch von 1932 änderte er dann den Namen in „Autogenes Training“, ein Begriff, der so viel bedeutet wie ein Training, das aus sich selbst heraus entsteht.

Schultz kann als überzeugter Nazi gelten. Er war zwar in erster Ehe mit einer jüdischen Kinderärztin verheiratet gewesen, machte dennoch rasch Karriere. Schultz wurde 1933 Vorstandsmitglied der Deutschen Medizinischen Gesellschaft für Psychotherapie unter Matthias Heinrich Göring, Arzt und Cousin des Reichsmarschalls Hermann Göring.

Von 1936 an war er Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Psychologische Forschung und Psychotherapie. Er trat dem Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) bei, das 1935 in der SA aufging, und war Mitglied der Nationalsozialistischen Ärztekammer.

Schultz war ein aktiver Befürworter der Zwangssterilisation von Personen, die damals als genetisch belastet eingestuft wurden, und des „Euthanasie“-Programms der Nazis, das die Vernichtung von Behinderten und anderen „lebensunwerten“ Menschen betrieb. Durch seine Diagnosen fällte Schulz zahlreiche Todesurteile und er prägte sogar den Begriff „Todesurteil in Form einer Diagnose“. Schultz wurde schließlich stellvertretender Direktor des Göring-Instituts in Berlin. 

Mehr: www.welt.de.

Gibt es psychische Erkrankungen?

Vor einigen Wochen hat Pastor John F. MacArthur öffentlich behauptet, dass es so etwas wie psychische Erkrankungen nicht gibt. Er nannte konkret die „Aufmerksamkeitsdefizit-Störung mit Hyperaktivität“ (ADHS) oder die „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS). Als jemand, der sich gegen die Psychologisierung der Seelsorge gestellt hat und stellt und der sich dafür ausspricht, sich kritisch mit den Ansichten und Einsichten der Psychologie auseinanderzusetzen, widerspreche ich in diesem Punkt. Ein Seelsorger, der die Existenz von psychischen Erkrankungen leugnet, wird die Dynamik von psychischen Erkrankungen nicht verstehen können. Ratsuchenden hilft das nicht.

Ich empfehle dazu einen Videokommentar von Gavin Ortlund:

Biblische Seelsorge, allgemeine Offenbarung und die Genügsamkeit der Schrift

Mit der freundlichen Erlaubnis von John Frame gebe ich nachfolgend einen Briefwechsel zur Frage der Genügsamkeit der Heiligen Schrift in der Seelsorge wieder. Im April 2016 erreichte John Frame eine diesbezüglich Anfrage. Er hatte das Buch Theologie der biblischen Seelsorge von Heath Lambert empfohlen. Darauf meldete sich verwundert E.L. und wollte wissen, ob nicht John Frame in seiner Ethik einen anderen Ansatz vertritt als Heath Lambert in seiner Seelsorgelehre. Frame nutzte die Gelegenheit, um seine Sicht der Dinge etwas konkreter darzulegen.

Hier der Briefwechsel zwischen E.L. und John Frame:

April, 2016

Dr. Frame, ich war überrascht zu sehen, dass Sie Heath Lamberts neues Buch A Theology of Biblical Counseling befürworten, obwohl Sie Heaths Ansatz zur Beratung in Ihrem eigenen Ansatz zur Ethik ablehnen. In The Doctrine of God [#ad] sagen Sie (S. 194–197):

Eine vollständig christliche Ethik erkennt allein Gottes Wort als ultimativ an. Dieses Wort findet sich in erster Linie in der Heiligen Schrift, der Bundesverfassung des Volkes Gottes (Dtn 6,6–9; Mt 5,17–20; 2Tim 3,15–17; 2Petr 1,21), aber es offenbart sich auch in der Welt (Ps 19,1ff.; Röm 1,18ff.) und im Menschen selbst (Gen 1,27ff.; 9,6; Eph 4,24; Kol 3,10). Ein Christ wird diese drei Bereiche studieren, wobei er ihre Kohärenz voraussetzt und daher an jedem Punkt versucht, jede Erkenntnisquelle mit den beiden anderen zu integrieren …
Denn ethische Urteile beinhalten exegetisches, empirisches und psychologisches Wissen, das wiederum Logik und andere Fähigkeiten einschließt. Da verschiedene Christen unterschiedliche Gaben haben, müssen wir zusammenarbeiten … 
Ja, das Schriftwort ist als Bundesverfassung des Volkes Gottes vorrangig. Wir können die Heilige Schrift ohne die subjektive Erleuchtung durch Gottes Geist nicht richtig anwenden. Ja, die Heilige Schrift ist bedeutungslos, wenn sie nicht auf Situationen anwendbar ist, also müssen wir die Zeit, in der wir leben, wirklich verstehen. Nein, keine dieser Perspektiven hat, wenn sie richtig verstanden wird, Vorrang vor den beiden anderen, denn jede schließt die beiden anderen ein …

Sie treten also für den Vorrang der Schrift (normative Perspektive) bei ethischen Entscheidungen ein, halten aber auch das Wissen, das sich im Selbst (subjektiv) und in der Welt (situativ) offenbart, für notwendig. Aber es sind die beiden letztgenannten Wissensperspektiven, die Heaths Ansatz (und ein Großteil der traditionellen biblischen Seelsorge) für entbehrlich hält. Heath wird oft zugeben, dass situatives und subjektives Wissen wahr und vielleicht sogar hilfreich für die Beratung ist (obwohl er dem manchmal widerspricht), aber er beharrt darauf, dass situatives und subjektives Wissen für die Bewältigung von Beratungsfragen nicht notwendig ist. Heaths mangelnde Bereitschaft, situatives und subjektives Wissen zu akzeptieren, passt nicht zu Ihrer eigenen Bereitschaft, sie anzunehmen und sie als notwendig für ethische Fragen zu bezeichnen. Daher bin ich überrascht und entmutigt, dass Sie sein Buch so herzlich empfehlen. Und ich hoffe, Sie werden es sich noch einmal überlegen.

E.L.

Lieber Herr L.,

zunächst einmal sollten Sie bedenken, dass die seelsorgerliche Beratung nicht mein akademisches Fachgebiet ist. Im Laufe der Jahre hatte ich gute Beziehungen zu Seelsorgelehrern verschiedener Denkrichtungen. Jay Adams war in meiner Zeit in Philadelphia und Kalifornien ein sehr guter Freund. Heute bin ich Kollege von Professoren der Seelsorge, die eher integrativ denken. Ich habe verschiedene Aspekte beider Ansätze zu schätzen gewusst und gute und schlechte Beispiele für die Beratung unter beiden Flaggen miterlebt. Ich kann also nicht garantieren, dass ich in diesem Bereich zu 100 Prozent konsistent bin.

Dennoch muss ich auf Ihre Kritik in einigen Punkten eingehen. Wie Sie wissen, habe ich eine hohe Sicht von der Heiligen Schrift (siehe mein Buch Doctrine of the Word of God) (#ad) und vertrete eine dreiseitige Perspektive der Erkenntnistheorie. Diese beiden Auffassungen sind unterschiedlich, aber ich denke, sie sind miteinander vereinbar.

Denken Sie daran, dass die normative Perspektive nicht die Schrift ist. Die normative Perspektive umfasst die gesamte Offenbarung Gottes, und die ist natürlich universell. Theologen unterscheiden also zwischen „spezieller Offenbarung“, „allgemeiner Offenbarung“ und der Offenbarung im Menschen als Ebenbild Gottes, was ich „existentielle Offenbarung“ nenne. Im dreiperspektivischen Verständnis schließt jede dieser Perspektiven die beiden anderen ein. So schließt die normative Perspektive alles ein. Sie sieht Gott und seine gesamte Schöpfung als Normgeber für menschliche Entscheidungen.

Die Heilige Schrift ist nicht die normative Perspektive. Sie ist ein Teil der normativen Perspektive, aber auch ein Teil der situativen und existentiellen Perspektive. Sie ist ein Buch, das normativ ist, aber auch eine Tatsache der objektiven Welt (situativ) und eine Tatsache der menschlichen Erfahrung (existenziell).

Das Besondere an der Heiligen Schrift ist, dass sie das Dokument des Bundes ist, das Gott inspiriert hat, um sein Volk und letztlich die Menschheit zu leiten. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Heilige Schrift von anderen „Normen“. Wir bezeichnen sie als notwendig, verbindlich, klar und ausreichend. Winnie the Pooh ist auch Teil der normativen Perspektive (da alles Teil der normativen Perspektive ist), aber er hat eine ganz andere Funktion als die Schrift innerhalb der normativen Perspektive. Die Heilige Schrift ist irrtumslos, Winnie ist es nicht.

Nochmals: Ich glaube nicht, dass es einen Widerspruch zwischen meiner Lehre von der Schrift und meiner dreiperspektivischen Erkenntnistheorie gibt. Die Schrift ist eine ganz besondere Art von Norm, die innerhalb der normativen Betrachtungsweise über allen anderen Normen steht. Sie ist freilich auch Teil der situativen Perspektive, also der Tatsache, die alle anderen Fakten erhellt. Und sie ist Teil meiner subjektiven Erfahrung, der Erfahrung, die all meine anderen Erfahrungen bestimmt.

Wie gesagt, das passt alles gut zusammen. Aber natürlich ist es möglich, dass Christen dies missverstehen und eine unzulässige Dichotomie zwischen der Schrift und den drei Perspektiven aufstellen, wenn jemand sagt: „Die Schrift ist unsere Regel, nicht die normative Perspektive“. Natürlich ist die Heilige Schrift unser Maßstab, unsere letzte Autorität. Aber jeder versteht, dass wir die Schrift BENUTZEN, indem wir sie auf Situationen außerhalb der Schrift ANWENDEN. Um die Heilige Schrift zu nutzen, müssen wir also Dinge verstehen, die über die Heilige Schrift hinausgehen. Das heißt, um diese Norm anwenden zu können, müssen wir Situationen und Personen verstehen. Um unsere maßgebliche Schrift zu nutzen, müssen wir also ihre Beziehung (als ultimative Norm) zu den situativen und existentiellen Perspektiven verstehen.

In der Theorie der seelsorgerischen Beratung konzentriert sich die nouthetische bzw. „biblische“ Schule auf die Autorität, insbesondere die Suffizienz, der Schrift. Die „Integrationisten“ konzentrieren sich auf die Notwendigkeit, die Heilige Schrift mit außerbiblischen Daten in Beziehung zu setzen. In meinen Worten: Sie konzentrieren sich auf die Ausgewogenheit der drei Perspektiven.

In einem wichtigen Punkt haben beide recht. Christliche Seelsorger müssen fest an der Genügsamkeit der Schrift festhalten. Aber wenn sie natürlich nur die Schrift haben und sich weigern, die Schrift auf Situationen und Menschen anzuwenden, dann kann ihre Beratung nicht gelingen. Die Integrationisten haben demnach auch Recht; aber sie müssen daran erinnert werden, dass die Schrift das Buch des Bundes ist: Wenn außerbiblische Daten in eine andere Richtung zu weisen scheinen, müssen wir uns an die Schrift halten, sogar an Scriptura SOLA.

Im Großen und Ganzen würde ich mir eine weniger polemische Beziehung zwischen diesen beiden Schulen wünschen. Konzeptionell besteht dafür keine Notwendigkeit. Die Genügsamkeit der Schrift ist mit der Notwendigkeit vereinbar, die Schrift mit außerbiblischen Daten zu integrieren. Und die außerbiblischen Daten müssen im Licht der Heiligen Schrift verstanden werden. Keines von beiden kann ohne das andere funktionieren.

Die nouthetische bzw. biblische Fraktion hat den Wert der dreiperspektivischen Erkenntnistheorie anerkannt. Dave Powlison hat mir dazu in sehr ermutigender Weise geschrieben. Andererseits haben meine [integrativ arbeitenden] Kollegen hier meine Lehre von sola Scriptura nicht in Frage gestellt. Mein alter Freund Jim Hurley sagte vor einiger Zeit zu mir, dass „Jay Adams uns die Bibel zurückgegeben hat“. Worüber kann man also noch streiten? Vielleicht ist ein Teil des Problems Parteilichkeit oder Team-Rivalität.

Wenn ich ein Buch wie das von Lambert lese, sehe ich, dass er sich auf das Prinzip sola Scriptura konzentriert. Meiner Meinung nach lehnt er unsere Verantwortung, die Schrift mit außerbiblischen Daten in Beziehung zu setzen, nicht ab. Das Buch nimmt diese Verantwortung an, aber es argumentiert für die Notwendigkeit, außerschriftliche Daten gemäß dem Sola-Scriptura-Prinzip zu lesen. Als solches halte ich es für ein gutes Buch.

Wenn Hurley oder Coffield argumentieren würden, dass wir die Lehre von sola Scriptura fallen lassen können, würde ich ihnen widersprechen. Aber ich sehe nicht, dass sie so argumentieren.

Der Streit dreht sich vielleicht um die relative Betonung auf beiden Seiten. Und zur relativen Betonung habe ich keine starke Meinung. Sollen die beiden Schulen doch miteinander darüber streiten. Mir ist das ziemlich egal. Wir sollten denjenigen Grundsatz betonen, der gerade in Frage gestellt wird. Manchmal sollten wir das eine betonen, manchmal das andere. Manchmal bin ich der Meinung, dass ein Buch auf der einen Seite zu ausgewogen ist, oder dass ein anderes Buch auf der anderen Seite unausgewogen ist. Ich habe keine Kritik an Lamberts Ausgewogenheit, aber ich könnte einem Buch mit dem entgegengesetzten Schwerpunkt ebenso wohlwollend gegenüberstehen, solange es die Genügsamkeit der Schrift anerkennt. Ich stimme nicht mit Ihrer Aussage überein, dass Lambert „die [situativen und existentiellen] Perspektiven für unnötig hält“. Ich stimme auch nicht mit Ihnen darin überein, dass „Heath darauf beharrt, dass situatives und subjektives Wissen für die Behandlung von Beratungsfragen nicht notwendig ist“. Er würde, denke ich, sagen, dass diese nicht „notwendig“ sind, da die Schrift notwendig ist („Notwendigkeit“ ist eine der reformatorischen Attribute der Schrift), aber ich glaube nicht, dass er die Absurdität lehrt, dass es in der Beratung mit jemandem ausreicht, die Bibel zu kennen, und dass man gar nichts über den Klienten wissen muss.

Zu all dem könnte man noch mehr sagen, aber ich würde es vorziehen, wenn die Seelsorger diese Fragen unter sich besprechen würden.

Ich hoffe, dass das eine oder andere für Sie hilfreich ist.

Seien Sie gesegnet im Herrn,

Dr. John Frame

Depression oder Faulheit?

Jay Adams (vgl. hier) gehörte zu den Pionieren der sogenannten „Biblischen Seelsorge“. Wir haben ihm viele hilfreiche Anregungen zu verdanken und können verzeihen, wenn er als Missionar der „nouthetischen Seelsorge“ manchmal provoziert hat oder über das Ziel hinausgeschossen ist. Gelegentlich fällt mir das freilich schwer. Gestern las ich in einer relativ frischen Publikation folgenden Absatz (Jay E. Adams, Critical Stages of Biblical Counseling, 2020, Kindle Version, Pos. 772–773, meine Übers.):

Ein ähnlicher Weg aus einer Depression (die schnell und nachhaltig sein kann) besteht darin, sich einzubringen und die aufgegebenen Aufgaben wieder zu übernehmen. Das wird den gewünschten Stimmungsumschwung herbeiführen. Aber der Ratsuchende sollte nicht nur versuchen, sich besser zu fühlen. Vielmehr sollte er in erster Linie den Wunsch haben, seine Verantwortung zur Ehre Gottes wahrzunehmen. Ein depressiver Mensch (dessen Schlagwort „kann nicht” ist) ist im Reich Gottes nutzlos. Er hat „aufgegeben”. Er muss die Worte aus 1. Korinther 15,58 hören. Gott zu dienen ist nie vergeblich; wir können immer erreichen, was er von uns verlangt, wenn wir uns seiner Weisheit und Kraft bedienen. Der Gläubige hat einen Platz in der Gemeinde Christi. Er wird gebraucht. Er darf sich nicht vor seiner Verantwortung dort (Galater 6,5) oder gegenüber seiner Familie und seinem Arbeitgeber drücken. Das muss er ja auch nicht. Aufgeben ist nichts, was man jemals tun muss. Lassen Sie Ihren depressiven Ratsuchenden wissen, dass sich sein Zustand noch in dieser Woche ändern kann, wenn er bereit ist, dies zu tun. Finden Sie heraus, was er in den verschiedenen Bereichen seines Lebens versäumt hat, und stellen Sie einen Plan auf, wie er zumindest einige dieser Bereiche sofort in Angriff nehmen kann. Je kleiner der Stapel an Arbeit wird, desto besser wird seine Laune!

Adams verwechselt hier Faulheit mit einer Depression. Dem Faulen sagen wir (Spr 6,6–9):

Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege an und werde weise! Wenn sie auch keinen Fürsten noch Hauptmann noch Herrn hat, so bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte. Wie lange liegst du, Fauler! Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf?

Einem Menschen, der mit einer mittelschweren oder schweren Depression zu kämpfen hat, wird so ein Appell selten helfen; noch wird er die Kraft haben, einfach loszulegen. Vorauszusetzen, dass er einfach nur faul ist, also kann, aber nicht will, mag hin und wieder sogar die Stimmung der Verzweiflung steigern. Denn eigentlich möchte ein Depressiver aufstehen, kann es aber nicht.

Da ist aber noch etwas: „Ein depressiver Mensch … ist im Reich Gottes nutzlos.“

Darf man das so sagen? Würde Adams auch sagen: „Ein behinderter Mensch, der täglich auf die Fürsorge anderer angewiesen ist, ist nutzlos im Reich Gottes“? Ich hoffe nicht! Gott gebraucht Menschen, die keine gute Performance aufweisen. Ein Depressiver hat einen Platz in der Gemeinde Christi. Im Reich Gottes ist es eben nicht so, dass wir mal eben einen Schalter umlegen und schon ändert sich der Zustand. Manche müssen lange auf Besserung warten. Diese Zeiten des Wartens können können sogar geistlich wertvoll sein. Wir wissen aus der Kirchengeschichte, dass viele Diener Gottes mit depressiven Stimmungen und Episoden zu kämpfen hatten, darunter Luther oder Spurgeon (vgl. hier).

Der Beter in Psalm 43 hat eine vorbildliche Einstellung. Er befahl seine eigene Seele mit ihrer tiefen Unruhe und Verzweiflung angesichts von erfahrenem Unrecht und Verrat dem lebendigen Gott an: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meine Rettung und mein Gott ist!“ (Ps 43,5). Er gab also nicht auf, sondern schüttete sein Herz vor Gott aus. Auch für diesen Beter hatten seine Gefühle nicht das letzte Wort. Er befahl sie seinem Herrn an und konnte geduldig und hoffnungsvoll warten – bis Gott Rettung bringt.

Gemeinschaft in Zeiten des Kummers

Vor der Sing-Konferenz gab es eine Auftaktveranstaltung zum Thema „Zeiten des Kummers“ (engl. Seasons of Sorrow). Ein Podiumgespräch mit Alistair Begg und Tim Challies wurde aufgezeichnet. Ich finde, es ist hilfreich:

Unbeschwert laufen – befreit von Pornographie

Eine neue Internetplattform unterstützt Menschen, die frei von Scham, Isolation und dem Schmutz der Pornographie leben möchten. Bei unbeschwert laufen gibt es viele hilfreiche Hinweise und Ressourcen für ein Leben in sexueller Reinheit.

Zitat:

Wir (bzw. derzeit noch „ich“) sind eine rein private Initiative von Christen, die das, was hier thematisiert wird, selbst erlebt haben. Und ein befreites Leben mit neuer Hoffnung ist jetzt nicht fürs passive „auf-dem-Sofa-hocken“ gedacht. Es muss raus und weitergehen. Deshalb will ich, wollen wir, nicht länger schweigen und sogar den Schritt in die (Internet-) Öffentlichkeit wagen. DENN: Viel zu viele Männer und Frauen sind noch „Gefangene“ der Pornografie und leben in sexueller Sünde. Wir wollen diesen Menschen kostenlos (aber nicht umsonst), ohne Barriere und ganz frei Ressourcen, Informationen und Seelsorgerliche Hilfe anbieten bzw. vermitteln. Wir wünschen uns, dass noch mehr Männer und Frauen ein Leben in Befreiung erlangen und wahre, echte Lebensfreude finden – in Jesus Christus.

Schau dich um, klicke dich durch: Dieser Blog wird noch wachsen, das ist klar. Ein kleines Pflänzchen, was hoffentlich gut wächst. Dazu gesellen sich eine große Ressourcen-Datenbank mit Büchern, Diensten, Kursen, Links und manchem mehr. Stöbere doch einfach mal, vielleicht findest du Hilfe und Vertiefung zu einem Thema, was dich bewegt.

Mehr hier: unbeschwert-laufen.de.

Psycho-Revolution

Die Diagnose „Persönlichkeitsstörung“ hat es in sich. Nicht ein besonderer Bereich, sondern die ganze Person gilt dann nämlich als krank und letztlich mehr oder weniger unheilbar. Kritiker meinen: Das sind Schubladen, in die Patienten nicht hineingehören. Das überarbeitete Diagnosehandbuch der Weltgesundheitsorganisation will Persönlichkeitsstörungen in Zukunft deshalb differenziert erfassen. Das ICD-11 hat zum 1. Januar 2022 die bisherigen spezifischen Persönlichkeitsstörungen ganz aus dem Katalog gestrichen. Kein Narzissmus mehr, keine paranoide oder dissoziale Persönlichkeitsstörung. Es gibt nur noch die allgemeine Diagnose: „Persönlichkeitsstörung“.

Martin Hubert hat für den DLF das Thema geschickt aufbereitet. Ich hätte mir gewünscht, dass die Kritiker dieses Einschnitts mehr Raum bekommen hätten, kann aber gut damit leben, dass zumindest Schwächen der „Dimensionale Diagnose“ (so heißt das jetzt) erwähnt werden.

Ich empfehle Seelsorgern, Pastoren und natürlich Psychologen und Therapeuten diesen Beitrag aber nicht, weil ich ein Gegner oder Befürworter der „Dimensionale Diagnose“ bin. Vielmehr macht der Beitrag sichtbar, wie kompliziert das mit psychiatrischen Diagnosen ist und das diese Diagnosen immer auch abhängig sind von der Kultur, in der die Kriterien entwickelt werden (vgl. dazu auch den Beitrag Zweifelhafte Therapeutisierung).

Also hier:

„Ich bin nicht schön anzusehen“

In einem Artikel geht Sam Allberry auf fünf Mythen ein, denen wir in Bezug auf unser Körperbild oft erliegen. Er schreibt unter anderem: 

Ein Teil unserer Unsicherheit liegt vielleicht gar nicht so sehr darin begründet, wie wir selbst über unseren Körper denken, sondern vielmehr darin, wie andere es tun. Ein Schulfreund von mir hatte ein paar auffällige Muttermale im Gesicht und wurde so zur Zielscheibe einiger Jungs, die alles benutzten, um andere zu ärgern. Jahre später vertraute er mir seinen Schmerz über diese Erfahrung an, die sogar zu Langzeit-Schlafstörungen geführt hatte.

Solche Erfahrungen sind nichts Ungewöhnliches. Sei es ausgelöst durch Mobbing oder etwas ganz anderes: Es kann passieren, dass wir befürchten, aufgrund unseres Aussehens Probleme mit anderen zu bekommen. Wir fühlen uns wie eine wandelnde Zielscheibe.

Tatsache ist, dass wir es mit unserem Aussehen nie allen recht machen können. Selbst wenn wir unseren Körper in Form bringen oder das Geld haben, uns einer Schönheitsoperation zu unterziehen – wir werden immer Makel haben. Nichts wird das endgültig verhindern können. Wir werden nie das Ideal erreichen, von dem wir glauben, es erreichen zu müssen, um die Erwartungen anderer zu erfüllen.

Und deshalb ist das Evangelium eine solch gute Nachricht. Die Bibel sagt uns, dass Jesus uns durch seinen Tod erkauft hat. Folglich gehören wir nun ihm: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören!“ (1Kor 6,19–20).

Es gibt viel dazu zu sagen, aber lasst uns fürs Erste Ruhe in dieser Wahrheit finden: Wenn unser Körper Jesus gehört, ist Jesus der einzige, dem unser Körper gefallen muss. Und das ist viel leichter, als es unserer Gesellschaft oder unseren Schulfreunden recht zu machen. Paulus ermahnt uns: „Dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer“ (Röm 12,1). Ein Körper, der Jesus gefällt, ist einer, der ihm und seinen Absichten hingegeben ist. Und wenn er sich über einen solchen Körper freut, merken wir schnell, dass letztlich nur das zählt.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Gewissheit in der Ungewissheit

Gibt es bei dir auch noch ein paar lose Enden, die du ungewollt mit ins neue Jahr nehmen wirst? Bianca Hopcraft zeigt in ihrem Artikel „Der beste Jahreswechsel“, wie wir auch in Zeiten der Ungewissheit Ruhe und Festigkeit finden können:

Kein Mensch wird uns jemals vollkommen und für immer behüten und sich um uns sorgen können. Doch hierin besteht die unglaublich frohe Botschaft für alle, die in Jesus Christus Teil von Gottes Familie geworden sind:

Gottes Gedächtnis und seine Fürsorge, seine Liebe und Macht für seine Kinder versagen niemals. Wenn du sein Kind bist, bist du jede Sekunde deines Lebens absolut sicher bei ihm. Er hütet dich wie seinen eigenen Augapfel. Er hat dich in seine Hände gezeichnet. Es gibt kein Problem, das ihm zu groß wäre. Wenn du Gottes Kind bist, dann sind alle deine Probleme eigentlich seine Probleme – und er weiß die Lösung.

Auf diese Tatsache können wir uns selbst in Zeiten der Ungewissheit verlassen. Darin können wir Ruhe finden, auch wenn wir dieses Jahr mit ungeklärten Fragen beenden.

Mehr: www.evangelium21.net.

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