Syst. Theologie

Abtreibung, Ethik

CHRISTIANITY TODAY hat stets eine pro-life-Ethik vertreten

Wenn das stimmt, ist das eine bedenkliche Entwicklung: DAILY WIRE meldet, dass das evangelikale Magazin CHRISTIANITY TODAY über eine Million Dollar Spenden von der William and Flora Hewlett Foundation erhalten hat. Die von William R. Hewlett (Mitbegründer von Hewlett-Packard) und seiner Frau Flora gegründete Stiftung gehört zu den größten Geldgebern der Organisation Planned Parenthood. Zwischen 2000 und 2023 hat die Stiftung Planned Parenthood über 100 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.

Das wäre ungefähr so, als wenn das Nachrichtenmagazin IDEA Unterstützungsgelder von Bill Gates annehmen würde (der zwischen 2019 und 2024 übrigens den SPIEGEL mit 5,4 Millionen Dollar gesponsert hat). Der springende Punkt ist: Eine Zeitschrift, die sich zu einer Pro-Life-Position bekennt, sollte sich nicht von Abtreibungsbefürwortern finanzieren lassen, da sie dadurch in Abhängigkeiten gerät. 

Ethik, Gesellschaft

Die Lüge des Spiegels

Pastor Ugis Sildegs aus Riga sagte auf seinem Vortrag „Der Mensch – mit Körper und Seele geschaffen“ (abgedruckt in Theologische Handreichung und Information, 43. Jg., Nr. 3, 9/2025, S. 27–60, hier S. 38–39):

Mose sagt uns, dass Gott den ersten Menschen aus Erde geformt und ihm das Leben eingehaucht hat, um eine lebendige Seele zu formen. Körper und Geist miteinander verbunden, so ist der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen. Dies ist nicht nur ein konstruierter Ordnungsrahmen, sondern ein Meisterwerk, das als „sehr gut“ bezeichnet werden konnte (1Mose 1,31). Doch ein moderner Fluch verzerrt unsere Sicht: Das Bild, was wir von uns selbst haben, wird durch kulturelle Anforderungen geprägt. Viele Menschen sind wie besessen und fixieren sich nur noch auf ihren Körper. Sie messen ihren Wert an den Lügen, die ihnen der Spiegel vorspielt.

Die Statistiken zeichnen ein düsteres Bild: 95 % der Männer und Frauen zeigen sich unzufrieden mit ihrem Körper, wobei junge Menschen und Teenager besonders anfällig sind. Von Gleichaltrigen verspottet, von den Medien mit illusionären Bildern bombardiert, von der Familie gedrängt, lernen sie, ihren Körper zu verachten. Sie sind überzeugt davon, dass Gewicht, Form oder Aussehen ihren Wert bestimmen. „Ich bin nicht gut genug“, sagen sie, selbst wenn ihre Freunde Schönheit und Eleganz an ihnen sehen. Soziale Medien mit ihren täglich 4 Milliarden Nutzern gießen Öl ins Feuer. Filter formen formvollendete Gesichter. Die Werbung verkauft makellose Körper und Influencer präsentieren scheinbare Perfektion.

Das Ergebnis ist ein unerbittlicher Wettlauf: ausgelassene Mahlzeiten, strapaziöse Workouts bis zur Erschöpfung oder kosmetische Operationen. Angeheizt wird das Ganze durch die sog. SelfieDysmorphie, bei der man versucht, sein Aussehen den geschönten Fotos anzupassen. Essstörungen plagen Frauen mit Anorexie oder Bulimie. Zwanghaftes Training erfasst Fitnessstudio-Besucher, die sich übertrainieren und damit den Körper schädigen, den sie perfektionieren wollen. Einige wenden sich Drogen zu, andere Tätowierungen oder Skalpellen und misshandeln das Fleisch, das der Schöpfer ihnen zugedacht hat. Die Parade der retuschierten Bilder auf Instagram verwirrt den Geist vieler junger Menschen. In Psalm 139,14 lesen wir das Gegenteil. Der Psalmist kann sagen: „Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin.“ Eine klare Ansage, die den grausamen Spiegel der Kultur zerschmettert.

Wir sind nicht dazu berufen, unseren Körper immer mehr zu optimieren, sondern in ihm als Gottes Geschenk zu wohnen.

Abtreibung, Ethik

Louise Perry geht zum Gottesdienst

Im September 2023 hatte ich darüber berichtet, dass die britische Journalistin Louise Perry vor der Rückkehr der Kindstötung warnte, die durch das Christentum verdrängt worden war. Die Feministin, die mit der Kritik der sexuellen Revolution in ihrem Buch The Case Against the Sexual Revolution bekannt geworden ist (vgl. hier), soll laut mehreren Quellen nun dabei sein, sich für den christlichen Glauben zu öffnen.

Jemimah Wright schreibt dazu: 

Louise Perrys Sichtweise lehnt den Feminismus nicht ab, sondern betrachtet ihn aus einer traditionelleren Perspektive. Ihre Kritik an der Hookup-Kultur, der Normalisierung von Pornografie und der liberalen Sexualmoral basiert auf ihrer Sorge um das Wohlergehen von Frauen in der realen Welt. Sie argumentiert, dass das, was einst als befreiend galt, in Wirklichkeit schädlich geworden ist und Frauen mehr denn je ausbeutet und ohne Unterstützung zurücklässt. Vor diesem Hintergrund erscheint das Christentum mit seiner Betonung von Monogamie, Selbstbeherrschung und Familie nicht mehr als rückschrittlich, sondern als erfrischend schützend.

Siehe dazu auch den Beitrag von Glen Scrivener:

Ethik, Medizin

US-Unternehmen „Orchid“ will die menschliche Fortpflanzung revolutionieren

Laut TAGESPOST bietet das Start-up „Orchid“ ein Ganzgenom-Screening von Embryonen an. Das Verfahren setzt künstliche Befruchtung zwingend voraus. Auf seiner Internetseite gibt das Unternehmen an, es konzentriere sich darauf, „die Risiken der häufigsten Krankheiten sinnvoll zu messen und zu mindern“. Zur Begründung heißt es dort: „Wir möchten werdenden Eltern helfen, ihre zukünftigen Kinder besser vor häufigen chronischen, schwächenden Erkrankungen wie Krebs, Herzerkrankungen, Diabetes und Alzheimer zu schützen.“ Gründerin und Geschäftsführerin von Orchid Health ist Noor Siddiqui. Gefördert wurde sie von dem Transhumanisten Peter Thiel (Mitgründer des Online-Bezahldienstes PayPal). 

Wir erleben hier einen weiteren Schritt hin zur Akzeptanz von Eugenik. Und: Klar, dass mit einem Ganzgenom-Screening von Embryonen die Produktion von Designer-Babies vorbereitet werden könnte. 

Hier geht es zun Artikel: www.die-tagespost.de.

Ethik, Gesellschaft, Zitate

Sexualität in einer liberalen Marktgesellschaft

Noch nie war Sexualität so enttabuisiert wie heute. Gleichzeitig machen Dating-Apps und digitale Plattformen sie zunehmend zur Ware. Ein schöner Abschnitt aus dem Artikel „Sexualität in einer liberalen Marktgesellschaft“ von Peter Schallenberg und David Dekorsi (IDEA, Nr. 38, 19.09.2025, S. 38–40, hier S. 40): 

Noch nie waren Menschen so einsam Was heute als „Befreiung“ gefeiert wird, führt in Wahrheit zu Isolation. Noch nie war Sexualität so enttabuisiert, so frei verfügbar – und doch: Noch nie waren Menschen so einsam. Der Akt, der einst Ausdruck tiefster Verbundenheit war, wird zum Tauschgeschäft. Begegnungen bleiben flüchtig, Beziehungen verkommen zu Transaktionen. Dauer, Tiefe und Hingabe gelten inzwischen als naiv oder als Hindernis für persönliche Selbstverwirklichung. Was früher als wertvoll galt, wird heute entweder als romantische Illusion abgetan – oder durch Effizienz und Selbstoptimierung ersetzt.

Innere Tugend zum Klingen bringen Wahre Freiheit beginnt dort, wo wir Verantwortung übernehmen: für unser Begehren, unsere Entscheidungen, unsere Mitmenschen. Sie ist nicht die Freiheit von allem, sondern die Freiheit zu etwas – zum Guten, Wahren, Dauerhaften. In ihr liegt Würde. Nicht im schrankenlosen Zugriff auf Lustobjekte oder digitale Selbstinszenierung, sondern in der Entscheidung, zu lieben – statt zu (be)nutzen.

Ethik, Medizin

Die Folgen von Geschlechtsumwandlungen erfassen

Das amerikanische Gesundheitssystem kennt bislang keine Diagnose für Menschen, die eine Geschlechtsumwandlung bereuen oder unter Spätfolgen leiden. Der Psychiater Kurt Miceli will das jetzt ändern. DIE TAGESPOST berichtet:

Miceli schlägt … neue Codes vor: für „Geschlechtsidentitätsstörung in Remission“ (Desistenz), für die persönliche Vorgeschichte einer Detransition sowie für „posttransitionale Belastungen“. Außerdem soll die bisherige Sammelkategorie „persönliche Vorgeschichte der Geschlechtsangleichung“ aufgespalten werden – getrennt nach chirurgischen und hormonellen Eingriffen. Ergänzt werden soll ein eigener Code für rein soziale Schritte, etwa Namensänderung oder Brustbinden, die ebenfalls gesundheitliche Folgen haben können. Ziel sei nicht, bestimmte Therapien zu bewerten, sondern die Realität sichtbar zu machen: „Wer nicht kodiert werden kann, existiert für das Gesundheitssystem nicht – und bekommt schlechtere Versorgung“, so Miceli.

In einem Interview mit dem „Washington Examiner“ erklärt der Psychiater, dies sei das erste Mal, dass die CDC die Aufnahme von Codes speziell für Detransitioner in Betracht gezogen habe. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir es sozusagen durch die Bürokratie gebracht haben, und wir freuen uns sehr über die Gelegenheit, dies präsentieren zu dürfen“, so Miceli. Der Psychiater betont, dass eine Remission von Geschlechtsdysphorie nicht automatisch alle Folgen einer Transition aufhebt. Viele Betroffene hätten weiterhin mit medizinischen oder psychischen Belastungen zu kämpfen. Die neuen Klassifikationscodes könnten es ermöglichen, solche Spätfolgen systematisch zu erfassen, Forschung zu verbessern und Patienten eine passgenauere Nachsorge zu bieten. 

„Do No Harm“ kritisiert seit Jahren medizinische Eingriffe bei Minderjährigen und verweist auf internationale Neubewertungen: Großbritannien, Schweden und Finnland haben ihre Leitlinien inzwischen verschärft. Miceli warnte jüngst auf Instagram: „Kinder mit Geschlechtsdysphorie verdienen eine evidenzbasierte, hochwertige Versorgung und keine irreversiblen, experimentellen Eingriffe, die auf Ideologie beruhen.“ Darüber hinaus kritisiert Miceli, dass US-Fachgesellschaften die Standards des Weltverbandes für Transgender-Gesundheit (WPATH) übernommen haben, der aus seiner Sicht Schutzmechanismen geschwächt habe. Stattdessen fordert er sorgfältige psychiatrische Abklärungen, solide Daten und eine offene Debatte. Parallel engagiert er sich gegen Programme nach der Logik von „Diversity, Equity, Inclusion“ (DEI), die seiner Ansicht nach Leistungsprinzipien und fachliche Diskussionen verdrängen.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Apologetik, Feuilleton, Film

Christopher Nolan und der Apostel Paulus im Dialog

Christopher Nolans Filme als Regisseur haben an den Kinokassen fast fünf Milliarden US-Dollar eingespielt. Zugleich sind seine Filme aber alles andere als flach, sondern zählen als philosophisch, kulturell und ästhetisch bedeutsam. 

Dass es in dem Filmen nicht nur um Zeit, sondern auch um Liebe, Hoffnung und Glaube geht, stellt EJ Davila in seinem Aufsatz „Liebe, Hoffnung und Glaube: Christopher Nolan und der Apostel Paulus im Dialog“ heraus. Dabei wird erkennbar, dass die Tugendtheologie des Heidenapostels eine vertikale Tiefe enthält, die Nolan nicht kennt.

Hier ein Auszug: 

Wenn wir jemanden bitten würden, Nolans Filmographie mit einem einzigen Wort zusammenzufassen, wäre „Zeit“ wahrscheinlich die Antwort, spielt sie doch in mehreren seiner größten Filme eine zentrale Rolle. Die nichtlineare Erzählweise von Memento pendelt zwischen Zukunft und Vergangenheit, bevor sie in der Mitte der Geschichte ankommt. Inception führt uns in einen Traum in einem Traum innerhalb eines Traumes, wobei jede Traumebene eine andere Temporalität innehat. Interstellar thematisiert die Relativität der Zeit und das transzendente Wesen von Liebe (und Schwerkraft). Dunkirk verknüpft drei unterschiedliche Zeitachsen miteinander. Tenet führt das Konzept der umgekehrten Entropie ein, wodurch die Figuren miteinander interagieren können, während sie sich vorwärts und rückwärts durch die Zeit bewegen.

Auch wenn Zeit das offensichtlichste Thema sein mag, das Nolans Filme miteinander verbindet, teilen seine drei jüngsten Filme – Interstellar (2014), Dunkirk (2017) und Tenet (2020) – einen weiteren Schwerpunkt, nämlich die thematische Auseinandersetzung mit drei christlichen Tugenden: Liebe, Hoffnung und Glaube. In dieser informellen Trilogie präsentiert Nolan (der römisch-katholisch erzogen wurde) eine säkularisierte Version dieser christlichen Tugenden und passt sie einer Kultur an, die zunehmend weniger christlich und theistisch ist. Das Ergebnis sind drei Erzählungen, in denen die Menschheit Gott ersetzt und sowohl zum Geber als auch Empfänger der untersuchten Tugenden umfunktioniert wird. Nolans Neukonfiguration macht seine Filme einem breiteren Publikum schmackhafter, droht aber auch, genau diese Darstellung von Tugend und Menschlichkeit zu untergraben. Im Folgenden untersuche ich die drei genannten Filme im Dialog mit dem Apostel Paulus. Wie deutlich werden wird, entbehrt Nolans humanistische Vision von Liebe, Hoffnung und Glaube einer kohärenten theologischen Grundlage, weshalb sie auch keine überzeugende Darstellung dieser drei herausragenden Tugenden bieten kann.

Mehr: www.evangelium21.net.

Ethik, Gesellschaft

Die Ideologie frisst unsere Kinder

Vierjährige erklären sich für non-binär, Sechsjährige verdammen Plastikspielzeug: Gerade im liberalen Milieu geraten Kinder unter „ethischen Leistungsdruck“ – und zerbrechen daran. Mirna Funk informiert über eine heranwachsende „Generation der Fragilität“.

Man erkennt eine Gesellschaft daran, wie sie mit ihren Kindern umgeht. In unserer dienen sie längst als Aushängeschilder der eigenen politischen Position. Klimakampf. Anti-Rassismus. Gender-Inklusion. Kinder sind keine Subjekte mehr, sondern Plattformen für die moralische Identitätsarbeit der Eltern. Der Aufkleber auf der Brotdose verrät alles und ersetzt gleichzeitig das Gespräch. Die Botschaft ist eindeutig: Sag das Richtige, sei das Richtige, fühl das Richtige. Denn alle sollen wissen, wo wir stehen.

Dabei ist dieser Zugriff auf das Kind nicht neu. Wer in der DDR aufwuchs, wie ich, erinnert sich an Fahnenappelle, Pioniertücher, den Schwur zur Treue gegenüber der Sache des Sozialismus. In der Vergangenheit wurden Kinder immer wieder ideologisch vereinnahmt. Die „Kinder der Arbeiterbewegung“ etwa lernten schon früh, politische Lieder zu singen und rote Fahnen zu tragen, oft als Symbol klassenbewusster Erziehung. Die Hitlerjugend wiederum war das extremste Beispiel für totalitäre Frühformung. „Jugend soll durch Jugend geführt werden“, hieß es.

Doch tatsächlich wurde die Erziehung von oben gesteuert, mit dem Ziel, das Kind vollständig im Sinne der Ideologie zu prägen. Die Jugend wurde benutzt. Als Werkzeug des Regimes, als Kanonenfutter, als kontrollierte Masse. Das heißt, das Kind war weniger Mensch als Idee. Weniger eigenständiges Wesen als Projektionsfläche. Weniger Subjekt als Beweis: für richtige Erziehung, für die moralische Überlegenheit des Systems, für die Relevanz der eigenen politischen Mission. Dass heute ein Kind mit veganem Schulbrot und T-Shirt mit der Aufschrift „There is no planet B“ in dieser Tradition steht, mag auf den ersten Blick übertrieben wirken, auf den zweiten ist es das nicht. Denn das Muster bleibt gleich. Nur die Inhalte wechseln.

Heute ist es der vermeintlich progressive Habitus, der sich das Kind einverleibt. Der Vierjährige, der „they/them“ genannt werden will, wird zum gefeierten TikTok-Clip; die Sechsjährige, die sich gegen Plastikspielzeug ausspricht, ist das Instagram-Testimonial für „bewusste Elternschaft“. Im liberalen Milieu gilt das Kind dann als besonders reif, als „weise alte Seele“, die schon früh das Richtige fühlt. Dass das Kind vielleicht einfach gefallen will, einfach dazugehören möchte, wird ignoriert. Denn es stört das Narrativ. Und das Narrativ lautet: Unsere Kinder sind genauso toll wie wir.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Apologetik, Theologie

„Vergib uns unsere Gewissheit“

Heute gibt es fast keine größere Sünde als die der „Gewissheit“. Wer sich einer Sache sicher ist, erfüllt damit fast schon ein wichtiges Merkmal des Fundamentalismus. Tatsächlich gibt es falsche Gewissheiten und hier und da auch einfach Denkfaulheit. Doch muss ein gewisser Glaube gleich ein arroganter Glaube sein? Es war Martin Luther, der gesagt hat: „Der Heilige Geist ist kein Skeptiker, der nur Zweifel oder bloße Meinungen in unseren Herzen erweckte, sondern er bestätigt gewiss in unserem Gewissen, so dass der Mensch dafür steht und stirbt.“

Mike Ovey schreibt in „Du sollst nicht gewiss sein“:

Natürlich sind Menschen manchmal nicht vertrauenswürdig, sodass Unsicherheit hinsichtlich ihrer Worte und Versprechen durchaus berechtigt ist. Aber der biblische Gott ist jemand, dessen Wort das bewirkt, was er beabsichtigt, und der nicht lügen kann (vgl. Tit 1,2). Das Problem radikaler Ungewissheit besteht darin, dass sie uns davon abhält, Gott zu vertrauen.

Aus geistlicher Perspektive ist dies äußerst gefährlich: Es entehrt Gott und verleitet uns dazu, uns auf uns selbst oder unsere Götzen zu verlassen. Leider ist dies auch äußerst verlockend, denn ich ziehe es vielleicht vor, mich auf mich selbst zu verlassen (mit all der Kontrolle und Selbstbehauptung, die Selbstvertrauen mit sich bringt) anstatt Gott zu vertrauen (mit der Demut und Abhängigkeit, die ein solches Vertrauen mit sich bringt).

Drittens verleitet mich radikale Ungewissheit dazu, an Jesus zu zweifeln: Sie lässt mich daran zweifeln, dass er ein vollkommener Gott ist, der Mensch geworden ist und behauptet, mir Dinge – insbesondere den Namen seines Vaters (vgl. Joh 17,6) – offenbart zu haben. Er hat uns vielleicht nicht alle Dinge im Himmel und auf Erden offenbart, aber er behauptet, offenbart zu haben, wer Gott ist.

Ist es eine Sünde, Gewissheit über Jesus zu haben? Definitiv nicht. Ist es eine Sünde, sich dafür zu entscheiden, hinsichtlich seiner Person, seiner Worte und seines Willens in Ungewissheit zu verharren? Ganz bestimmt. Natürlich kann Gewissheit an sich eine Sünde sein. Aber das gilt auch für vorsätzliche Ungewissheit. Das ist eine ebenso reale und – so fürchte ich – größere Gefahr.

Mehr: www.evangelium21.net.

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