Medizin

Identität muss sich entwickeln

Renommierte Psychotherapeuten warnen vor den Folgen des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes für Kinder und Jugendliche. Im Magazin Cicero haben Alexander Korte und Volker Tschuschke Stellung bezogen und schreiben zum Thema „Selbst im falschen Körper“:

Immer wieder ist davon die Rede, die „Geschlechtsangleichung“ sei erforderlich und unhinterfragt zu ermöglichen, wenn man sich im falschen Körper befinde. Könnte es aber nicht vielleicht so sein, dass es sich um eine „falsche Psyche“ – um ein „falsches Leben“, ein „falsches Selbst“ – in einem „richtigen Körper“ handelt? Jedwede Prämisse, die a priori von einer naturalistisch oder essentialistisch gefassten Identitätsentwicklung ausgeht respektive diese zum Inhalt hat, basiert auf fundamentalen Missverständnissen über psychische Entwicklungsprozesse.

Sämtlichen neurobiologischen Erklärungsmodellen zur Transsexualität ist gemeinsam, dass sie davon ausgehen, diese werde durch ein gegengeschlechtlich funktionierendes oder strukturiertes Gehirn verursacht. Fakt ist jedoch: Die neurowissenschaftlich-genetische Forschung hat bislang keine wirklich überzeugenden Nachweise erbringen können, dass „Geschlechtsidentität“ biologisch bedingt (determiniert) und eine persistierenden Trans-Identifizierung auf eine vorrangig oder gar ausschließlich genetisch beziehungsweise hormonell bedingte Ätiologie [Lehre von den Ursachen der Krankheiten] zurückzuführen ist.

Aus Sicht der Entwicklungspsychologie ist es komplett abwegig, davon auszugehen, dass Identität etwas sei, mit dem man zur Welt kommt. Schon die ersten ausführlicheren Monographien zum Konstrukt „Geschlechtsidentität“ (engl. gender identity) betonten deren bio-psychosoziale Grundlage. Im Zuge der psychosexuellen Entwicklung konstituiert sich ab dem Kleinkindalter ein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Geschlecht, das sich im weiteren Verlauf, insbesondere in der Adoleszenz im Zusammenhang mit der Entwicklung der eigenen Sexualität und den ersten soziosexuellen Kontakten konsolidiert und individuell ausgestaltet.

Auch Ponseti und Stirn heben hervor, dass „Geschlechtsidentität“ stets das Ergebnis einer individuellen Bindungs-, Beziehungs- und Körpergeschichte ist. Identitätskonstruktion ist also ein (lebenslang anhaltender) Prozess, so dass geschlechtsbezogenes Identitätserleben ein (sic!) Teil der Persönlichkeit ist und wie „Geschlechtsidentität“ – wie Identität überhaupt – erst mühselig entwickelt werden muss.

Mehr: www.cicero.de.

VD: ÍS

David Bell in Berlin

David Bell arbeitete früher als leitender Arzt in der Londoner Transgender-Klinik „Tavistock“. Dann enthüllte der Psychoanalytiker, wie dort Kinder ohne vorherige Beratung Hormontherapien ausgesetzt wurden. Bell war kürzlich in Berlin und hat in einem Vortrag über seine Beobachtungen berichtet.

Er erzählt von der Zeit, als die Tavistock-Klinik noch einen guten Ruf hatte – und die Gesamtzahl der minderjährigen Patienten auf fünfzig Kinder und Jugendliche beschränkt war. Dann, innerhalb weniger Jahre, habe sich die Zahl der minderjährigen Patienten auf über 3000 vervielfacht. Die Bedürfnisse der Kinder hätten keine Rolle mehr gespielt, die psychoanalytische Tradition der Klinik sei unter die Räder gekommen, Diskussionen hätte es nicht mehr gegeben, immer mehr Ärzte hätten gekündigt. Und die Klinik habe massiv am Verschreiben von Geschlechtshormonen verdient.

Nathan Giwerzew, der den Vortrag von Bell gehört hat, berichtet:

Bells Vortrag lässt sich im Wesentlichen an drei Schwerpunkten festmachen. Erstens sei Freuds Begriff des Unbewussten in der gegenwärtigen Psychoanalyse einem beispiellosen Angriff ausgesetzt, so Bell. Wer zu bedenken gebe, dass der Transitionswunsch eines Kindes auf unbewusste Konflikte verweise, der werde aus dem Diskurs ausgeschlossen. Denn die „Trans-Lobby“ habe dafür gesorgt, dass jeder Zweifel als „Ketzerei“ verteufelt werde. Zweitens habe sich bei vielen Ärzten die Auffassung durchgesetzt, komplexe psychische Probleme wie beispielsweise Depressionen bei Kindern ließen sich ganz einfach dadurch lösen, dass sie den Kindern Pubertätsblocker oder gegengeschlechtliche Hormone geben. Und drittens sei der Trend erkennbar, dass es weitaus mehr Mädchen geben würde, die zu Jungen werden wollten als umgekehrt. Das habe vor allem gesellschaftliche Gründe.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Das Geschlecht als Gefühl

Ein kürzlich publiziertes Interview mit Frau Prof. Dr. med. Sibylle M. Winter von der Charité in Berlin bestätigt wieder einmal, wie wichtig es ist, dass das Buch Der Siegeszug des modernen Selbst von Carl Trueman in diesem Herbst bei Verbum Medien erscheinen soll. 

Trueman zeigt in seiner Untersuchung zur kulturellen Amnesie und dem expressiven Individualismus, dass der postmoderne Mensch keine Autorität jenseits des eigenen Gefühls mehr gelten lässt. Sogar der eigene Körper wird dem inneren psychologischen Selbst unterworfen. Der Leib darf (angeblich) nicht mehr „mitsagen“, wer ich bin. Was bleibt, ist ein expressiver Individualismus und Subjektismus, dem die Gesellschaft sich anschließen darf. 

Und damit zurück zu Sibylle Winter. Die FAZ hat die Ärztin anlässlich des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes gefragt, wie denn festgestellt werden könne, ob eine Person transident sei (Transidentität liegt laut Genderforschung dann vor, wenn die Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt festgestellten Geschlecht nicht übereinstimmt). Die Antwort lautet wie folgt: 

Die Geschlechtsidentität ist eine sub­jektive Einschätzung. Es gibt keine Diagnostik wie eine Blutentnahme oder Ähnliches. Deshalb ist es sehr wichtig, den jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, uns ihre Gedanken zu ihrer Geschlechtsidentität mitzuteilen. Wenn wir das nicht infrage stellen, können die jungen Menschen eigene Unsicher­heiten zulassen und ihren Weg finden. Ihre subjektive Einschätzung ist für uns maßgeblich. Dabei ist die Haltung ­wichtig, dass Transsexualität heute nicht mehr als Krankheit gesehen wird, wie man früher noch dachte. Sondern ein subjektives Gefühl. Für uns bedeutet das: Wir prüfen nicht, wir stellen es nicht infrage. Wir schauen nicht, ob es wirklich so ist.

Kurz gesagt: Geschlechtsidentität ist ein subjektives Gefühl, das nicht infrage gestellt wird (werden darf). Es wird nicht überprüft, ob das Gefühl mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Die subjektive Selbstauskunft hat das letzte Wort.  

Stellen wir uns mal vor, wir würden auch in anderen Bereichen der Medizin (oder in sonstigen Wissenschaften) so vorgehen. Was wollen wir denn einer Frau sagen, die subjektiv das sichere Gefühl hat, eine Katze zu sein und darunter leidet, nicht nur einen falschen Köper zu haben, sondern auch in der falschen Spezies geboren worden zu sein? 

Oder ein anderes Beispiel: Es gibt Menschen, die intakte Körperteile als fremd empfinden und – um dem wahren Ich näher zu kommen – diese Körperteile entfernen oder zerstören lassen möchten (man sprich auch von „Apotemnophilia“ oder besser von „Body Integrity Identity Disorder“,  also: Störung der körperlichen Integrität und Identität, vgl. dazu: Ron Kubsch, Eine fatale Sehnsucht: Wenn sich Menschen eine Behinderung wünschen, ideaSpektrum 31/23 2006). Was würde denn passieren, wenn wir nicht schauen, ob es wirklich so ist? Rechtfertigt das seelische Leid Betroffener einen unwiderruflichen ärztlichen Eingriff, der zur Körperbehinderung führt, also etwa der Amputation eines gesunden Armes? 

Ich hoffe nicht. Menschen reifen doch gerade dann, wenn sie sich infrage stellen lassen und ihre eigenen Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle und Ideen an der Wirklichkeit prüfen. Wo soll denn ein Absolutismus des Selbst hinführen? 

Es ist höchste Zeit, dass wir die Vorstellung vom Menschen als eine plastische Person, deren psychologisches Wesen es mit sich bringt, dass sie ihre persönliche Identität nach Belieben erschaffen und verändern kann, hinterfragen. Nur wenn uns das gelingt, sind wir in der Lage, die mit diesem Konzept aufgeworfenen Fragen solide zu beantworten. Trueman: 

Die Welt, in der diese Art des Denkens plausibel geworden ist, hat sowohl intellektuelle als auch materielle Wurzeln. Philosophische Denkströmungen aus dem neunzehnten Jahrhundert haben die Annahme, dass die menschliche Natur etwas Gegebenes ist, etwas, das eine intrinsische, nicht verhandelbare Autorität darüber hat, wer wir sind, stark geschwächt oder sogar abgeschafft. Die Veränderungen in unseren materiellen Verhältnissen haben es ermöglicht, dass die diesen Philosophien zugrundeliegenden, anti-essentialistischen Prinzipien plausibel und vielleicht sogar zum Maßstab unseres heutigen Denkens über das Selbstsein geworden sind.

Der Transgender-Boom

Geschlechtsangleichungen haben gravierende körperliche Folgen. Seit 2013 ist die Zahl der Geschlechtsumwandlungen unter Jugendlichen weltweit um das Zehn- bis Zwanzigfache gestiegen. Immer mehr Kinder und Jugendliche, besonders Mädchen, wünschen sich einen anderen Körper. Es liegt auf der Hand, dass kulturelle Trends hier eine Rolle spielen. Doch das Familienministerium will eine offene Debatte über die Risiken verhindern.

Thomas Thiel schreibt für die FAZ:

In Frankreich warnten mehr als fünfzig Mediziner und Psychologen vor einem „ideologischen“ und – die Gendermedizin ist ein Wachstumsmarkt – vor einem „kommerziellen Zugriff auf den Körper von Kindern“. In Schweden, das eine besonders freizügige Praxis hatte, hat die Fernsehdokumentation „Transtrain“, die erstmals auch negative Konversionsgeschichten thematisierte, einen Stimmungsumschwung bewirkt. Das Stockholmer Karolinska-Institut, die führende schwedische Gender-Klinik, hat den Einsatz von Pubertätsblockern vor dem Alter von sechzehn Jahren wegen der Gefahr dauerhafter Schäden verboten. Auch Finnland ist von der liberalen Vergabepraxis abgerückt. Ricard Nergårdh vom Karolinska-Institut bezeichnete die Vergabe der Präparate als chemische Kastration mit schweren psychischen Folgen. Darüber wurde nach den Worten einer Klinikmitarbeiterin auch an der Karolinska lange nicht gesprochen. Ärzte hätten fast nie Nein gesagt, wenn ein Kind seinen Wunsch nach Geschlechtsangleichung erklärte, im Gegenteil, man habe ihm dazu gratuliert, obwohl in diesem Augenblick noch gar nicht feststand, ob es die Transition einmal glücklicher machen würde.

Und in Deutschland?

Die Ampelkoalition will nun in dieser Legislaturperiode mit der Reform des Transsexuellengesetzes die juristischen Grundlagen für den spontanen Geschlechtswechsel schaffen; weil man sich im Grundsätzlichen einig ist, stehen die Chancen dafür gut. Nach dem bisher vorliegenden Entwurf der Grünen, der im vergangenen Jahr noch gescheitert war, dürfen Kinder das „soziale“ Geschlecht jederzeit und ohne Zustimmung der Eltern wechseln, einer Geschlechtsoperation dürfen sie sich nur mit Zustimmung der Eltern oder, falls diese nicht zustimmen, eines Familiengerichts unterziehen.

Mehr: www.faz.net.

Bullinger: Dürfen Christen einen Arzt aufsuchen?

Heinrich Bullinger schreibt über die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe in seiner Unterweisung für den Umgang mit kranken und sterbenden Menschen (Schriften I, 2004, S. 115–117):

Es gibt viele Menschen, die sich so sehr dem Willen Gottes hingeben wollen, dass sie darüber alle Ärzte und Medikamente verachten und sich selbst dadurch des Öfteren vernachlässigen.

Sie sagen nämlich: »Ich habe mich nun einmal Gott hingegeben, er muss mein Arzt sein, und ich will von keinem Menschen Rat oder Medikamente annehmen.« Diese Menschen handeln zwar nicht falsch, wenn sie sich Gott vertrauensvoll ergeben. Dass sie jedoch nicht erkennen, wie Gott an allen seinen Geschöpfen durch angemessene natürliche Mittel handelt, ist ein Fehler und Missverständnis. Wir reden hier aber nicht von Wundern und Zeichen, sondern vom üblichen Lauf der Natur, wie ihn Gott eingepflanzt und erschaffen hat. Gott könnte alle Welt auf wundersame Weise speisen, wie er im Evangelium fünftausend Mann mit fünf Broten und danach viertausend mit sieben Broten speiste (vgl. Mt 14,13–21; 15,32–39). Aber er hat den Ackerbau eingesetzt, um die Welt zu ernähren. Wer nun sagen wollte: »Ich habe mich Gott hingegeben, der wird mich wohl speisen, ich muss weder säen noch ernten«, der würde nicht nur der Ordnung Gottes widersprechen und ihr zuwiderhandeln, sondern Gott versuchen. Ebenso hätte Gott das Rote Meer in einem Augenblick ohne Mitwirkung anderer Naturgewalten zerteilen können. Er ließ aber die ganze Nacht hindurch einen starken Wind wehen, um seinem Volk den Weg zu bereiten (vgl. Ex 14,21). Genauso könnte Gott auch in einem Augenblick alle Krankheiten über den Menschen ausschütten und sie in einem anderen Augenblick wieder von den Menschen fortnehmen. Gott verwendet aber passende Mittel und schickt den Menschen die Krankheiten durch schlechte und verdorbene Luft, durch Speise und Trank sowie durch Magenbeschwerden. Entsprechend nimmt er die Krankheiten durch Arzneien auch auf angemessene und natürliche Weise hinweg. Denn es kann doch niemand leugnen, dass Gott den Wurzeln und Kräutern eine besondere Kraft und Wirkung verliehen hat. Mein Lieber, warum sollte also niemand mehr als Arzt tätig sein?

Gott wollte König Hiskia von den Geschwüren der Beulenpest heilen und befahl ihm, Arznei für den Körper zu nehmen (vgl. Jes 38,21). Und der heilige König war nicht so ungefügig und widerspenstig, dass er geredet hätte: »Will Gott mich heilen, so kann er es wohl, was sollten da die Feigen auf dem Geschwür nützen?« Denn es steht im zweiten Buch der Könige, Kapitel 20, geschrieben [2Kön 20,7]: »Und Jesaja sprach: Bringt ein Feigenpflaster her. Und als sie es brachten, legten sie es auf das Geschwür, und er wurde gesund.«

Jede Zelle im menschlichen Körper hat ein Geschlecht

Jede Zelle im menschlichen Körper hat ein Geschlecht, was bedeutet, dass Männer und Frauen bis hinunter auf die zelluläre Ebene verschieden sind. Doch allzu oft ignorieren Forschung, Medizin und die Genderstudies diese Einsicht. Die Ärztin Paula Johnson hat vor einigen Jahren einen Vortrag gehalten, in dem es eigentlich um Depressionen geht. Aber quasi nebenbei erzählt sie, was es für Konsequenzen haben kann, wenn die Unterschiede ignoriert werden.

Einmal Mann sein – und wieder zurück

Immer mehr junge Menschen wollen ihr Geschlecht ändern. Hormone und Operationen sind so leicht wie nie zu bekommen. Absolute Zahlen liefert das Gesundheitsministerium in Großbritannien. Katrin Hummel hat in der FAS einen hervorragenden Artikel veröffentlicht. Darin heißt es:

In Englands einziger Klinik, die minderjährige Transgender behandelt, dem Tavistock Centre in London, haben sich vor zehn Jahren 32 Mädchen und 40 Jungen vorgestellt, weil sie sich im Unklaren darüber waren, welches Geschlecht sie hatten. Zwischen April 2018 und April 2019 waren es 624 Jungen und 1740 Mädchen, fast alle Teenager. Die Zahl der Mädchen ist also innerhalb von zehn Jahren um mehr als 5000 Prozent gestiegen.

Wenn da mal der politische und mediale Hype keine Rolle spielt. Allerdings wird immer offensichtlicher, dass OPs die seelischen Nöte nicht langfristig lösen können.  Die FAS weiter:

Eine 2016 veröffentlichte Metastudie von Tamara Syrek Jensen vom Center for Medicare and Medicaid Services des amerikanischen Gesundheitsministeriums hat ergeben, dass geschlechtsangleichende Operationen die psychischen Probleme der transidenten Personen meist nicht lösen konnten. Und eine Langzeitstudie, in der transidente Personen, die Hormone genommen und sich hatten operieren lassen, mehr als zehn Jahre lang begleitet worden waren, ergab, dass das Selbstmordrisiko dieser Menschen um 19 Mal höher liegt als das der Allgemeinbevölkerung. „Die eigentliche Ursache, aus der diese Individuen ihr biologisches Geschlecht ablehnen, wurde nicht bearbeitet“, so das Fazit von Cecilia Dhejne vom Karolinska-Institut bei Stockholm in der Studie „Long-Term Follow-Up of Transsexual Persons Undergoing Sex Reassignment Surgery: Cohort Study in Sweden“.

In Deutschland werden trotzdem die Transitionen immer einfacher und schneller ermöglicht. „Eine neue Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Transsexualität, die vor rund einem Jahr unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung (keiner ärztlich-medizinischen, sondern einer sexualwissenschaftlichen Fachgesellschaft) veröffentlicht worden ist, besagt, dass Therapeuten ‚den diagnostischen Prozess so kurz wie möglich halten‘ sollen.“

Steht alles in dem sehr empfehlenswerten Artikel. Die Lektüre lohnt sich, auch wenn er hinter einer Bezahlwand liegt: www.faz.net.

Alles nur Aberglaube?

David Singer berichtet in der NZZ über seine Erfahrungen mit dem Okkulten und stellt ein Buch des Ethnologen Paul Stoller vor, das gerade in deutscher Sprache erschienen ist. Im Buch von Im Schatten der Zauberer, das sich übrigens in Deutschland glänzend verkauft, beschreibt der Feldforscher, wie er in Niger zum Magier ausgebildet wurde. Fazit für Singer und gewiss viele andere: Was wie ein Spiel beginnt, führt ziemlich schnell in den Bann finsterer Mächte.

Meine ethnologische Feldforschung dauerte von 1997 bis 2000. Inzwischen habe ich mich weit von den damals erlernten Praktiken entfernt. Aber dann stiess ich auf ein Buch, das für mich wie eine Falltüre in eine Vergangenheit war, der ich jahrelang aus dem Weg ging. Ich stürzte erneut in die Abgründe des Okkulten. «Im Schatten der Zauberer» war das erste Buch des renommierten amerikanischen Ethnologen Paul Stoller und sein erstes, das nun auf Deutsch vorliegt. Der inzwischen 72-jährige Stoller gehört zu den Wegbereitern der sogenannten ontologischen Wende in der Ethnologie, und auch im Buch «Im Schatten der Zauberer» geht es um die grundlegende Frage, was überhaupt wirklich ist. In diesem Fall: Gibt es Magie und Hexerei tatsächlich – zumindest bei den Songhai in Niger, wo er in den siebziger und achtziger Jahren forschte?

Im Drama der Hexerei gibt es keine unbeteiligten Zuschauer und nichts Unverbindliches; die Rolle des Forschers, des Zaungastes ist inexistent.

Auch Stoller wurde nach und nach eingeweiht. Unsere Erfahrungen mit Magie, Hexerei und Heilung waren fast deckungsgleich, obwohl wir sie in verschiedenen Ecken Afrikas machten. Die verblüffende Ähnlichkeit zeigt auch, wie weit diese Phänomene in Afrika verbreitet sind, und zwar in ziemlich unterschiedlichen Gesellschaften.

Hier: www.nzz.ch.

VD: FL

Bindung und Identität

Dr. med. Christl Ruth Vonholdt beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Bindungsforschung und Identitätsentwicklung. Bis 2017 war sie Leiterin des „Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft“ (DIJG) und veröffentlichte in dieser Zeit zahlreiche Artikel zum Themen rund um  Geschlecht, Leiblichkeit, Identität und Sexualität. 

Inzwischen pflegt Frau Vonholdt ein eigenes Blog und publiziert zu hochbrisanten Themen wie Leib, Bindung und Identitätsentwicklung. Die Internetseite ist eine echte Fundgrube. So ist dort etwa der sehr persönliche Bericht einer Frau zu finden, die das Gefühl hatte, im falschen Körper zu leben und so via Behandlungen mit männlichen Hormonen und chirurgische Eingriffen einen „Geschlechtswechsel“ anstrebte. Doch die neue Identität als „Mann“ brachte nicht das erhoffte Glück. Schließlich fand sie zurück zu ihrem Frausein. Sie sagt:

Mein Mannsein war mein Schutzpanzer gegen das Spüren vieler tiefer Verletzungen geworden, es war wie: Das Mädchen, das verletzt wurde, das bin ich ja gar nicht.

Als ich meiner Therapeutin vor den Operationen gesagt hatte, bei mir und meiner Familie sei alles in Ordnung, war ich davon auch überzeugt. In Wirklichkeit waren meine inneren Wunden und Schmerzen so groß, dass ich sie vollständig verdrängt hatte. Ich hatte sie verdrängen müssen, um überhaupt überleben zu können. Erst jetzt hatte ich die Kraft, mich ihnen – ganz allmählich, Schritt für Schritt – zu stellen.

Um zu lernen als Frau zu leben, musste ich die wirkliche Person, die ich tief in mir vergraben hatte, zu Wort kommen lassen. Das bedeutete, dass ich mich all den Schmerzen und vielen vergrabenen Gefühlen stellen musste. Nur wenn die Frau in mir zu Wort kam, konnte sie aber auch – zum ersten Mal in ihrem Leben – Bestätigung, Annahme, Liebe erfahren. Wenn ich lernen würde, mich, mein wirkliches Ich, zu zeigen, würde ich lernen können, Positives zu empfangen, von den anderen, von Gott.

Hier die Adresse: www.christl-r-vonholdt.de.

Japan erlaubt Züchtung von Mischwesen

Japan erlaubt das erste Experiment, bei dem Chimären bis zur Geburt heranwachsen dürfen. Das behauptet SPIEGEL ONLINE mit Verweis auf das Fachjournal NATURE

Ein Japaner darf als erster Forscher weltweit Mensch-Tier-Chimären erzeugen und bis zur Geburt wachsen lassen. Tokio erlaubt und fördert ein entsprechendes Projekt, berichtet unter anderem die Nachrichtenseite des Fachjournals „Nature“.

Die Tier-Embryonen sollen mit menschlichen Zellen bestückt und einem Muttertier eingepflanzt werden, das sie zur Welt bringt. Zunächst will die Forschergruppe um Hiromitsu Nakauchi von der University of Tokyo und der Stanford University in Kalifornien das Verfahren in Mäusen und Ratten testen.

Langfristiges Ziel ist es, Mischwesen aus Mensch und Tier herzustellen, denen menschliche Organe wachsen, die dann transplantiert werden können. Die Technik soll eines Tages Patienten helfen, die auf ein Spenderorgan warten.

Furchtbar, was so passiert, wenn der Mensch ohne Gott ewig Leben möchte.

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