Eine Studie der Otto Brenner Stiftung (OBS), der Wissenschaftsstiftung der IG Metall, hat sich auch mit dem Angebot des ÖRR-Format „funk“ beschäftigt. Die Leute bei „funk“ gäben gern vor, dass nur bei ihnen die Wahrheit zu finden sei und sie vermengten Meinungen mit Fakten.
Zitat:
Journalismus, der junge Menschen informieren und orientieren will, sollte seine erkenntnistheoretischen Annahmen ebenso wie seine praktizierten Muster journalistischer Konstruktion transparent machen oder zumindest reflektieren, schreibt Brinkmann. Er nennt die „funk“-Angebote „Explainer“. Diese Explainer suggerierten gelegentlich im Titel, oftmals in Anmoderation und Abmoderation, dass es nur eine wahre gesellschaftspolitische Realität gebe. Brinkmann spricht von „Truth Baits“, Wahrheitsködern. „Ein solches Bild von Wirklichkeit und Wahrheit zu transportieren ist weder erkenntnistheoretisch haltbar, noch erscheint es angesichts zunehmend polarisierter medialer Debatten und gesellschaftlicher Diskussionen über politische Ereignisse und Entwicklungen angemessen. Insbesondere öffentlich-rechtlichen Medienangeboten ist zu empfehlen, mit solchen Wahrheitserzählungen und Wirklichkeitskonstruktionen kritischer umzugehen.“
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Im 20. Jahrhundert wurden Wirklichkeiten medial konstruiert. So hat die Pharmaindustrie die Hormonpille als „einzig sichere Verhütungsmethode“ selbst bei Mitgliedern von Freikirchen erfolgreich durchgesetzt, um nur mal ein Beispiel nennen. Das funktioniert im 21. Jahrhundert so nicht mehr, sehr zum Verdruss derjenigen, die sich dieser nun wirkungslosen Mittel bedienen.
Der Rest der Diskussion dreht sich dann darum, wie alte Leute die Erfindung des Buchdrucks zurückdrehen können, damit ihre Gegenreformation doch noch irgendwie erfolgreich wird. Es dürfte unter Christen doch bekannt sein, wie dieser Versuch ausgegangen ist.
Die medial konstruierten Wirklichkeiten gab es schon zu früheren Zeiten, nicht erst ab dem 20. Jahrhundert. Und mittlerweile gibt es so viele vermeintliche Wirklichkeiten, dass bei manchen Themen die eigentliche Faktenlage gar nicht mehr erkennbar ist. Das Problem ist, dass die meisten Journalisten sich nicht auf das Vermelden von Fakten beschränken, oder die Verläßlichkeit von Meldungen klar benennen, sondern selbst belehrend und gesellschaftsverändernd nach eigenen moralischen Maßstäben agieren wollen. Damit sind sie aber nicht besser als die meisten Leute, die bei TikTok/Twitter/Youtube/… ihre Meinung kundtun und sich als meinungsführende Instanz etablieren wollen. Das ganze dann gepaart mit der Faulheit der Konsumenten, die nach Bestätigung, aber nicht nach möglicherweise erforderlichen Korrekturen ihres Weltbildes suchen. Dazu dann noch Agitatoren, die finanziell gut gerüstet sind, und die bestens in den Methoden der Gesellschaftsbeeinflußung und der Massenpsychologie geschult sind … – das geht so weit, dass den Menschen Widersprüche offen serviert werden, die aber hingenommen werden, um nicht als Abweichler darzustehen. Dann bleibt jetzt… Weiterlesen »
Natürlich gab es das schon vorher: Glaub doch dem Klerus! Peng Buchdruck, jetzt lesen wir selbst nach. Der Rest ist (Kirchen-)Geschichte. Solche Umbrüche gibt es eben immer wieder in der Menschheitsgeschichte und sie waren immer begleitet von erfolglosen Versuchen der alten Institutionen, ihre Deutungshoheit zu bewahren.
Letztlich setzt sich die Konstruktion durch, die die wenigsten Widersprüche mit dem eigenen Erleben des Empfängers aufwirft. Das war schon im 2. und 3. Jahrhundert so, als ein Markion von Sinope mit seinem Apostolikon erfolglos und ein Tertullian mit dem kanonischen NT am Ende erfolgreich war. Der von T. verwendete Text bildete letzteres das (Gottes-)Erleben der frühen Christen einfach besser ab, er war überzeugender.
Genauso ist es heute: Die schönsten Explainer aus der Kanzel wirken nicht, wenn sie zwei Meter vor der Kirchentür wieder entkräftet werden, was zur nachhaltige Kirchenflucht führt. Genauso einfach können junge Leute im 21. Jahrhundert evangelisch.de und katholisch.de mit TikTok und YouTube vergleichen.