Tony Merida schreibt in seinem empfehlenswerten Buch Faithful Preaching (Nashville (Tennessee): B&H Publishing, 2009, S. 10–11):
Mein Mentor, Jim Shaddix, oft die Analogie eines Schwimmbades benutzt, um den Wort-gesättigten Charakter der Auslegungspredigt zu erklären. Er sagte, dass Prediger in der Regel die Bibel in einer von drei Weisen verwenden. Eine Weise besteht darin, dass sie das Wort als Sprungbrett benutzen. Bei diesem Verfahren liest der Prediger den Text, kehrt aber nie zu ihm zurück. Eine weitere Weise ist es, wenn der Prediger das Wort als Gartenmöbel benutzt; er kehrt also gelegentlich wieder zum Text zurück. Bibelauslegende Prediger verwenden das Wort hingegen wie ein Schwimmbecken. Sie nehmen die Zuhörer mit auf ein Bad im biblischen Text.
Auf der elementarsten Ebene ist die Auslegungspredigt eine Form der Predigt, bei der die Zuhörer nach der Predigt mit dem Wort Gottes nass geworden sind. Ihre Bibel bleibt offen, während der Prediger fortfährt, die Bedeutung eines bestimmten Textes oder mehrerer Texte zu erklären und anzuwenden.
Freilich gibt es einige Predigten, die nicht einmal in der Nähe des Schwimmbeckens kommen! Sie haben gar keinen Text. An diesem Punkt sollten die Zuhörer an anderer Stelle nach Wasser suchen.
Ich glaube in der Praxis haben viele Pastoren Angst, die Predigt könnte zu „langweilig“ werden, wenn sie sich zu eng an das Wort halten. Man muss die Leute von heute ja unterhalten.
(Dabei sind aber zwei Fehler zu bedenken: erstens ist das Wort Gottes nicht „langweilig“, sondern im Zweifel müsste man mehr darin lesen und leben, dann würde es für einen selbst und damit auch für die Zuhörer lebendiger; und zweitens ist es ein Fehlschluss zu glauben, ein Pastor könnte mit eigenen Geschichten auf Dauer die Leute in ihrem spirituellen Bedürfnis befriedigen. Es bleibt nämlich oberflächlich (und damit auf Dauer noch wesentlich langweiliger), wenn man eigene Geschichten erzählt – irgendwann merkt das JEDE Gemeinde).
Zweitens denken manche, es könnte zu „starr“ sein, wenn man sich nur an das Wort hält.
Allerdings erlauben ja auch wortzentrierte Predigten genügend Raum für eigene Gedanken.
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