Archäologie

„Und der Herr erhörte Hiskia …“

514uLpLG1+L SX424 BO1 204 203 200Mario Tafferner hat das Buch Und der Herr erhörte Hiskia … (Logos Editions, 2022) von Andreas Späth für E21 rezensiert.

Hiskia gilt als das Aushängeschild der biblischen Archäologie. Seine Regentschaft kann nicht nur aus verschiedenen biblischen Texten wie etwa den Königebüchern, den Chronikbüchern und dem Buch des Propheten Jesaja rekonstruiert werden, sondern bietet mannigfaltige Berührungspunkte mit außerbiblischen Inschriften und archäologischen Funden. Im Vergleich dazu ist die Quellenlage für David und Salomo wesentlich umstrittener und dünner. Als Ausgangspunkt für eine Zusammenschau verschiedenster akademischer Perspektiven auf die alttestamentliche Geschichtsschreibung eignet sich Hiskia somit besonders. Mit seinem Werk „Und der Herr erhörte Hiskia …“ legt Andreas Späth eine solche Synopse für eine breite Leserschaft vor.

Mehr: www.evangelium21.net.

Nicht-binäres Geschlecht im prähistorischen Europa

Ein Forschungsteam analysiert Geschlechtsdaten aus Gräbern aus einem Zeitraum von fast 4000 Jahren und sie fanden dabei heraus, dass die gesellschaftliche Rolle prähistorischer Individuen mehrheitlich durch ihr biologisches Geschlecht bestimmt wurde. Es habe sich aber gezeigt, dass es schon früher nicht-binäre Geschlechter gegeben habe. Als Leser fragt man sich: Wie denn? Die Antwort: Die Anordnung von Schmuck und Waffen im Grab gibt angeblich Auskunft darüber. Offensichtlich werden gewisse Rollenschablonen zurück projiziert. Bestimmte Gegenstände und ihre Anordnung sollen Auskunft gegen über das unterstellte soziale Geschlecht.

Am Klügsten finde ich diese Kommentierung: 

Dr. Nicola Ialongo vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen fügt hinzu, dass dies nur eine der möglichen Interpretationen sei. »Zum jetzigen Zeitpunkt können wir die tatsächliche Größenordnung noch nicht abschätzen. Das liegt nicht nur an der Fehleranfälligkeit der Methoden, zum Beispiel bei der Untersuchung der Knochen. Wir müssen auch den Bestätigungsfehler berücksichtigen: Wir Menschen neigen dazu, das zu finden, was wir finden wollen.« Zukünftig sollen biomolekulare Analysen, zum Beispiel an der DNA und an Proteinen im Zahnschmelz, zusätzliche Daten liefern.

Hier mehr mit einem Link auf den Aufsatz, der im Cambridge Archaeological Journal erschienen ist: www.archaeologie-online.de.

Die Ausgrabungen von Lachisch

Alexander Schick hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Prof. David Ussishkin sein Buch über die Geschichte und Ausgrabungen von Lachisch online gestellt hat.  Wer sich für biblische Archäologie und/oder Hiskia interessiert, könnte von dieser Dokumentation profitieren. David Ussishkin schreibt: 

Dieses Buch fasst in klarer und einfacher Sprache die Geschichte von Lachisch, seine archäologischen Funde und die Geschichte der dort durchgeführten archäologischen Ausgrabungen zusammen. Das Buch wurde im Jahr 2014 veröffentlicht. Eine PDF-Datei des vollständigen Buches ist hier beigefügt. Ein gedrucktes Exemplar kann bei der Israel Exploration Society in Jerusalem erworben werden.

Hier: www.academia.edu.

„Und der Herr erhörte Hiskia …“

Hiskia

Die Bibel berichtet von Hiskia, dem König von Juda. Im 2. Buch der Könige und im 2. Buch der Chroniken finden sich, wie bei Jesaja, zahlreiche biographische, geistliche und politische Angaben zu seinem Leben und Wirken. Baumaßnahmen, Verschwörungen und der Krieg mit dem assyrischen Oberherrn, sowie die wundersame Errettung Jerusalems vor der Eroberung durch Sanherib werden detailreich geschildert.

In der Theologie werden – nicht überraschend – die historischen Zeugnisse der Bibel hinterfragt. „Traditionsliteratur“ nennt man die Berichte mitunter und vermutet zahlreiche Überarbeitungen, die wenig zeitgenössisches Material erahnen lassen. Obwohl gerade die Zusammenhänge um Hiskias Herrschaft auch in assyrischen und babylonischen Quellen sehr genau bezeugt werden, wird der Wert der biblischen Texte als historische Quelle oft marginalisiert.

Der Autor des Buches „Und der Herr erhörte Hiskia …“ vertritt die These, dass solche Zweifel an der Historizität der biblischen Texte zu einem guten Teil aus theologischen Vorannahmen resultieren und weniger aus historischem Arbeiten, den Texten und den Ereignissen selbst. Er blendet deshalb bewusst theologische Vorannahmen aus und vergleicht die Bibeltexte als Quellen mit den Quellen der umliegenden involvierten Kulturkreise.

Das Ergebnis verblüfft. Wer die zahlreichen Informationen nicht einfach wegen entsprechender historisch-kritischer Vorgaben ignoriert, erkennt, wie exakt und detailgenau die biblischen Beschreibungen sich in den Kontext der Geschichtsschreibung der angrenzenden Kulturräume einfügen.

Andreas Späth kommt zu dem Schluss, dass die biblischen Geschichten wirkliche Geschichte sind – freilich durch den eigenen Standpunkt und die eigene Theologie gefärbt. Aber genau darin unterscheiden sich die biblischen Quellen kein bisschen von denen der Assyrier, Babylonier oder Ägypter. Wer immer diese Texte verfasst hat, wusste genau, worum es ging.

Ein sehr hilfreicher und aufwendig gestalteter Band aus der Reihe: Altes Testament im Kontext (ATK). Wir dürfen auf weitere Bände hoffen.

Skelette dürfen von nun an trans* sein

Die Ideologisierung des Sexuellen greift auch auf die Archäologie über. Die Frauenforschung, die sich gegen die patriarchale Deutung archäologischer Funde aufbäumt, hat auch in dieser Disziplin Fuß gefasst, nämlich als sogenannte Geschlechterarchäologie. Diese setzt sich das Ziel, die „transphobe Rhetorik, Vorgehensweise und interpretative Rahmenstruktur“ in der Archäologie zu durchkreuzen. Das bedeutet zum Beispiel konkret, dass Knochenfunde nicht mehr dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden sollen, da man ja nicht wissen könne, wie sich die Menschen selbst identifiziert hätten. Die Aktivisten werfen also den Archäologen vor, patriarchale Kategorien aus ihrer Zeit in die Vergangenheit zu projizieren. Dabei liegt es auf der Hand, dass sie selbst bei der Bewertung der Vergangenheit zeitgeistige Frameworks heranziehen. Die Unterscheidung zwischen männlich und weiblich gab es ja nachweislich schon in der Antike und in der Zeit davor.

Die FAZ beschreibt die Entwicklung in Großbritannien:

Sich auf eine ausgiebige Literatur auf diesem Gebiet berufend, bezeichnete das Black-Trowel-Kollektiv die gegenwärtige Gesellschaftsordnung nach strengen Kriterien von Gender, primären Geschlechtsmerkmalen und Sexualität als relativ neues Phänomen, das als Teil des hegemonialen Kolonialismus entstanden sei und dazu diene, „kapitalistische Normen im Heim sowie in der breiteren Gesellschaft geltend zu machen und aufrechtzuerhalten“. Das Kollektiv fordert unter anderem, dass Archäologen Genderfluidität ins Zentrum ihrer Praxis rücken. Ein archäologisches Verständnis der Vergangenheit sei mit Transphobie und dem sogenannten genderkritischen oder transexklusionistischen Radikalfeminismus nicht vereinbar. Archäologische, historische und ethnographische Darstellungen belegten, dass das menschliche Geschlecht überaus wechselhaft sei und die Menschen sich historisch mit zahlreichen Geschlechtern jenseits der modernen männlichen und weiblichen Zweiheiten wohlgefühlt hätten. Daraus folgert das Kollektiv, Skelette nicht mehr als männlich oder weiblich zu kategorisieren, weil man nicht sicher sein könne, wie die Menschen sich selbst identifiziert hätten.

Mehr: www.faz.net.

Israel: Althebräische Fluchinschrift vom Berg Ebal entdeckt

Heute, am 23. März 2022, gaben die Associates for Biblical Research (ABR) die Entdeckung eines formelhaften Fluchs bekannt, der auf einer kleinen, gefalteten Bleitafel zu lesen ist. Die Fluchtafel kam Dezember 2019 ans Licht, als der Archäologe Dr. Scott Stripling, Direktor des Instituts für archäologische Studien am Bibelseminar in Katy, Texas, sein Team damit beauftragte, den zuvor zurückgelassenen Schutt der Grabung von Professor Adam Zertal auf dem Berg Ebal (1982-1987) sorgfältig durchzusieben.

Am 24. März findet eine Pressekonferenz statt, zu der PD Dr. Peter van der Veen eingeladen hat (weitere Hinweise und dem Link unten).

Die althebräische Inschrift besteht aus 40 Buchstaben und ist einige Jahrhunderte älter als bisher bekannte hebräische Inschriften aus dem alten Israel. Stripling arbeitet mit vier Wissenschaftlern der Prager Akademie der Wissenschaften und zwei Epigraphikern (Experten auf dem Gebiet der Entzifferung antiker Inschriften) zusammen, mit PD Dr. habil. Pieter Gert van der Veen der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und Prof. Dr. Gershon Galil der Universität Haifa, Israel. Die Wissenschaftler setzten fortschrittliche tomographische Scans ein, um den verborgenen Text zu entschlüsseln. In Zusammenarbeit mit Stripling entzifferten Galil und van der Veen die proto-alphabetische Inschrift, die wie folgt lautet:

Verflucht, verflucht, verflucht – verflucht vom Gott JHW:
Du wirst sterben, verflucht verflucht, du wirst sicher sterben.
Verflucht von JHW – Verflucht, verflucht, verflucht

Weitere Informationen gibt es hier: PRESS%20RELEASE-Deutsch.pdf.

Fragmente aus biblischen Zeiten

Die SZ meldete am Dienstag, wie andere Medien auch, dass in Israel Forscher Münzen, einen Korb und Fragmente einer fast 2000 Jahre alten Schriftrolle gefunden haben. Die Schriftrolle enthält biblische Texte in griechischer Sprache verfasst. Peter Münch meldet aus Tel Aviv (Israel):

In einer Höhle nahe des Toten Meers haben israelische Forscher einen archäologischen Schatz geborgen. Als wichtigste Fundstücke gelten dabei nach Angaben der nationalen Altertumsbehörde die Fragmente einer fast 2000 Jahre alten Schriftrolle mit biblischen Texten auf Griechisch. In der gleichen Gegend waren vor rund 60 Jahren durch Zufall die sogenannten Qumran-Rollen mit den ältesten bekannten Bibeltexten gefunden worden, die zu den wichtigsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts gezählt werden.

Hier ein DLF-Bericht dazu:


Wurde eine Jesaja-Inschrift gefunden?

Archäologen in Israel behaupten, dass sie eine 2700 Jahre alte Inschrift mit einem Verweis auf den Propheten Jesaja gefunden haben. Das Ton-Artefakt sei bei einer Ausgrabung am Fuße der Südmauer des Jerusalemer Tempelbergs entdeckt worden. Zu Zeiten von Jesaja wurden derartige Sigel verwendet, um Dokumente oder Gegenstände zu beglaubigen. Sollte die Interpretation des Fundes zutreffen, wäre das die erste außenbiblische Referenz auf den Propheten Jesaja.

Hier der Artikel „This the Prophet Isaiah’s Signature?“ aus Biblical Archaeology Review, Nr. 44 (2), March/April May/June 2018: members.bib-arch.org.

VD: WH

Auf der Spur von König David

Die Ausgrabung einer 3000 Jahre alten Stadt hat Archäologen in Aufregung versetzt. Der Fund eines speziellen Schreins liefert sogar Erklärungen für einige biblischen Überlieferungen. Lässt sich das Königreich Davids archäologisch doch nachweisen?

Richard C. Schneider vom ARD-Studio in Tel Aviv hat einen interessanten Beitrag produziert. Das Video „Zwischen Mittelmeer und Jordan“ kann hier eingesehen oder heruntergeladen werden: tagesschau.de.

VD: JO

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