Christenverfolgung

»Der Hass fanatisierter Menschen auf das andere«

Till-R. Stoldt hat für DIE WELT mit meinem Chef Thomas Schirrmacher über die Ursachen der Christenverfolgung gesprochen. Leserbriefe sind willkommen, da das Thema allgemein in den Medien zu wenig Beachtung findet.

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Zu dem Interview geht es hier: www.welt.de.

Märtyrer 2008: Das Jahrbuch zur Christenverfolgung heute

Märtyrer2008.jpgVon den weltweit rund 2,1 Milliarden Christen leiden ca. 200 Millionen wegen ihres Glaubens unter Diskriminierungen, schwerwiegenden Benachteiligungen und zum Teil heftigen Anfeindungen bis hin zu Verfolgung. Aktuelle Informationen dazu liefert das neue Jahrbuch zur Christenverfolgung, das von der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) bei der Nachrichtenagentur idea herausgegeben wurde.

Die Ausgabe 2008 des Jahrbuchs stellt neben vielen Länderkurzberichten, Predigten, Materialien und dem jährlichen Überblick über die Lage weltweit fünf bedrückende Situationen und Länder in den Mittelpunkt, nämlich die Lage von Konvertiten vom Christentum zum Islam in Afghanistan, die Unterdrückung der verschiedensten Religionen im Iran, die Lage der Christen in Ägypten, die brutale Verfolgung der christlichen Bergvölker in Vietnam und die Situation des Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxen Kirche in Istanbul. Einmal mehr wird deutlich, dass Verfolgung keine Grenzen kennt und von unterschiedlichsten Tätern ausgeht und deswegen auch der Einsatz für die Religionsfreiheit keine Grenzen haben darf.

Thomas Schirrmacher schreibt in seinem Beitrag über die Religionsfreiheit im Iran:

Die Unterdrückung der Religionsfreiheit bekommen am stärksten die größte religiöse Minderheit, die Bahai, die nichtorthodoxen, also die katholischen und protestantischen (insbesondere die evangelikalen) Christen, und die wenigen verbliebenen Juden zu spüren, daneben aber auch islamische Gruppen wie die Sufis oder Azeris. Die Juden werden als Spione Israels massivst bedroht. In diesen Verdacht gerieten vor allem Angehörige der jüdischen Bevölkerungsgruppe. Die Mehrzahl der in islamischen Staaten lebenden Juden wanderte bereits in den fünfziger und sechziger Jahren aus, wurden vertrieben oder ausgewiesen. Im Iran lebten Ende der siebziger Jahre 100.000 Juden, heute sind es noch 25.000.

Das Inhaltsverzeichnis kann hier herunter geladen werden: maertyrer2008_ihvz.pdf.

Das Jahrbuch kann ab Ende Oktober überall im Buchhandel bestellt werden. Die Buchhandlung Genial Bücher nimmt bereits Vorbestellungen entgegen: www.genialebuecher.de.

Die Literaturangaben:

  • Studien zur Religionsfreiheit / Studies in Religious Freedom – ISSN 1618-7865, Bd. 13, Max Klingberg, Thomas Schirrmacher, Ron Kubsch (Hg.): Märtyrer 2008 – Das Jahrbuch zur Christenverfolgung heute, zugleich idea-Dokumentation 9/2008, 9,90 €, ISBN 978-3-938116-47-0.

Einkaufsmöglichkeit

Indien: Friedensmarsch und »Dharna« gegen Christenverfolgung

Leiter von Kirchen, Gemeinden, christlichen Organisationen und Institutionen halten in New Delhi seit Sonntag eine 5-tägige Protestversammlung ab, um gegen die andauernden Grausamkeiten gegen Christen in Orissa und anderen indischen Bundesstaaten zu protestieren.

Die als Dharna bezeichnete Zusammenkunft ist eine typisch indische Form, Gerechtigkeit zu fordern, bei der man traditionell vor der Tür eines Schuldners oder einer Person, die einem Unrecht getan hat, sitzt und fastet, bis die Gerechtigkeit hergestellt ist. Dieses Dharna begann am Sonntag und dauert bis 2. Oktober, das ist der Geburtstag Mahatma Gandhis. An diesem Tag wird ein Friedensmarsch stattfinden, der am Ort der Einäscherung Ghandis enden wird.

Ein eintägiges Dharna wurde letzte Woche bei Raj Ghat abgehalten, um die Aufmerksamkeit der Regierung auf die andauernde Gewalt gegen Christen zu lenken. Vertreter andere Minderheiten haben sich dem friedlichen Protest der Christen angeschlossen und es fiel die Entscheidung, das längere Dharna abzuhalten. Auch H.D. Deve Gowda, ein ehemaliger Premierminister Indiens hat sich den Protesten angeschlossen. Er kam nach New Delhi um gemeinsam mit den Christen an diesem traditionellen indischen Sitzstreik teilzunehmen. Er kritisierte die, wie er es nannte »andauernden unmenschlichen Handlungen der Bajrang Dal«, der so genannten Hindukrieger und appellierte an die Zentralregierung, die Grausamkeiten gegen Christen zu beenden.

»Ich glaube, der Herr wird dieses Ereignis verwenden und ich habe unsere Leiter in ganz Indien angewiesen, den Kontakt mit anderen christlichen Leitern zu suchen, mit ihnen Gemeinschaft zu haben und in dieser Zeit der Verfolgung an ihrer Seite zu stehen« sagte Dr. K.P. Yohannan, der Leiter von Gospel for Asia. Dr. Yohannan musste zu seinem Bedauern feststellen, dass sich zur selben Zeit, als sich indische Christen und Menschenrechtsaktivisten zum Dharna in New Delhi versammelten, die Situation in Orissa weiter verschlechterte. »Aber es wird jetzt nur wenig darüber nach außen berichtet, da die Medien von den Orten der Übergriffe ferngehalten werden, während sogar ganze Dörfer zerstört werden«, sagte Yohannan.

In einem Telefongespräch aus Indien berichtete Dr. Yohannan, was die radikalen antichristlichen Gruppen tun:

Die Politiker in New Delhi müssen wissen, dass auch jetzt radikale Hindus durch viele Bezirke ziehen und die Häuser von Hindus mit Hinduflaggen kennzeichnen. Dann gehen sie in die Häuser der Christen und geben ihnen so und so viele Tage, um zu konvertieren, ansonsten würden ihre Häuser zerstört. Wenn die Christen sich weigern, ihren Glauben zu verleugnen, ziehen die Hindus durch und zerstören ihre Häuser.

»Ich bete, dass dieses Dharna und die Gebete von Christen auf der ganzen Welt eine Auswirkung auf die Regierung haben werden«, erklärte Dr. Yohannan.

Noch werden die Dinge schlimmer. »Eine der schlimmsten Nachrichten, die ich gehört habe, ist, dass Polizisten die Menschen in den Flüchtlingslagern unter Druck setzen und versuchen, sie zur Rückkehr in ihre Dörfer zu bewegen«, sagte Dr. Yohannan. In ihren Dörfern, aus denen sie geflohen sind, würden sie attackiert und im schlimmsten Fall getötet.

Der Appell von Dr. Yohannan: »Den Christen im Westen möchte ich nur eines sagen: Bitte betet weiter!«.

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Quelle: Gospel for Asia, Übersetzung: ÖEA.

Der Prozess

Bild3.JPGIm Jahr 2007 wurden drei christliche Missionare in der Türkei von einer Bande türkischer Nationalisten in der ostanatolischen Stadt Malatya erbarmungslos ermordet. Zu den Opfern gehört Necati Aydin, der am Martin Bucer Seminar studierte. Die Mörder drangen bei einem Bibelverlag ein, folterten ihre Opfer und ermordeten sie anschließend, indem sie ihnen die Kehle durchschnitten.

Sieben Monate nach den blutigen Morden eröffnete der Staatsanwalt ein Verfahren gegen die Verbrecher. Die Verteidiger der Täter verstehen es, den Mordprozess von Malatya zur Hexenjagd auf christliche Missionare umzufunktionieren.

Lesen Sie die Eindrücke von Barbara Baker, die den Prozess beobachtet: prozesstuerkei.pdf.

Auf nach »Little Bagdad«

jaramana1.jpgPetra Tabeling beschreibt in einem Artikel für Das Parlament (12. Nov. 2007, S. 3) den Exodus der Christen aus dem Irak. Mehr als 20.000 irakische Flüchtlinge haben im vergangenen Jahr Zuflucht in den Ländern der EU gesucht, davon allein 9.000 im liberalen Schweden. Der überwiegende Teil der irakischen Flüchtlinge sind Christen, die im Irak nur etwa drei Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie gehören den Chaldäern, der syrisch-orthodoxen oder der assyrischen Kirche an.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dokumentiert im Jahrbuch Märtyrer 2007 die Situation der Christen im Irak. Der Beitrag über die größte Christenverfolgung der Gegenwart kann hier frei heruntergeladen werden: GfbV_auszug.pdf.

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Bild: Die Hauptstraße im Damaszener Viertel Jaramana. Viele der Schulkinder sind Iraker. Seit dem Ansturm der Flüchtlinge hat sich die Schülerstärke in vielen Klassen der syrischen Stadt von 25 auf 60 erhöht (Quelle: G.M. Keller mit freundlicher Genehmigung).

Jahrbuch zur Christenverfolgung »Märtyrer 2007« erschienen

Von den weltweit rund 2,1 Milliarden Christen leiden ca. 200 Millionen wegen ihres Glaubens unter Diskriminierungen, schwerwiegenden Benachteiligungen und zum Teil heftigen Anfeindungen bis hin zu Verfolgung. Informationen dazu liefert das neue Jahrbuch zur Christenverfolgung, das von den Herausgebern, der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), bei einer Presskonferenz am 10. Oktober in Bonn vorgestellt worden ist.

Im vergangenen Jahr ist die Lage der meisten betroffenen Christen gleichbleibend angespannt geblieben oder hat sich sogar noch weiter verschlechtert. Vor allem im Irak hat sich die Situation dramatisch zugespitzt. Drei Viertel der christlichen Iraker haben wegen gezielter Einschüchterungen, Übergriffen und Entführungen ihre Heimat verlassen. Auch in Indien und Pakistan ist die Zahl der Drohungen und Gewalttaten durch nichtstaatliche Extremisten weiter gestiegen. Völlig neu sind in Pakistan Drohungen gegen Christen, entweder zum Islam überzutreten oder vertrieben zu werden.

Informationslage hat sich verbessert

Bei der Vorstellung des Jahrbuches in Bonn erläuterte Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher, Vorstandsmitglied der IGFM und Geschäftsführer des Arbeitskreises Menschenrechte der Deutschen Evangelischen Allianz:

Es ist erfreulich, dass es wie bei anderen Menschenrechtsverletzungen immer selbstverständlicher wird, Verletzungen der Religionsfreiheit und Verfolgung aus religiösen Gründen zu dokumentieren und anzuprangern und Medien und Politik das Thema nicht mehr verschämt verschweigen.

Dass der Weg von der Dokumentation von Verbrechen bis zu ihrer Überwindung noch lang ist, betonte IGFM Mitarbeiter Max Klingberg:

Es ist erschreckend, wie sehr sich unsere Gesellschaft an die alltägliche Entrechtung christlicher Minderheiten gewöhnt hat. Nimmt man internationale Rechtsstandards als Maßstab, so ist die Lage von Millionen von Christen haarsträubend und zum Teil auch eine einzige Katastrophe. Im beschaulichen Mitteleuropa braucht es ein gehöriges Maß an Vorstellungskraft, um sich auch nur annähernd in die tägliche Lebenswirklichkeit von Millionen anderer Christen hinein zu denken.

Religiös und politisch motivierte Verfolgung von Christen

Dabei ist die Liste der Staaten, in denen Christen diskriminiert, ja zum Teil heftig diskriminiert oder verfolgt werden, bedrückend lang. Dazu zählen neben Indien, in dem extremistische Hinduisten für eine Vielzahl von Gewaltverbrechen an Christen verantwortlich sind, vor allem die verbliebenen Einparteiendiktaturen sozialistischer Prägung und auch das neomarxistische Regime in Eritrea. Bei der Mehrheit der Länder, in denen Christen um ihres Glaubens willen leiden, handelt es sich allerdings um islamisch geprägte Staaten. Darunter sind mitnichten nur die ärmsten Entwicklungsländer, sondern auch wohlhabende Golfstaaten und Urlaubs-»Paradiese« wie Ägypten.

Zum Inhalt des Jahrbuches

Das Jahrbuch dokumentiert unter anderem den Beschluss des Bundestages, der die Bundesregierung auffordert, sich weltweit gegen Christenverfolgung und Verfolgung anderer Religionen einzusetzen, so wie die Rede der menschenrechtspolitischen Sprecherin der Unionsfraktion Erika Steinbach in der dazugehörenden Bundestagsdebatte. Fachleute, wie Dr. Tessa Hofmann vom Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, liefern geschichtliche und aktuelle Länderberichte zu Indonesien und der Türkei. Thomas Schirrmacher legt seinen Vortrag zugunsten eines Ethik-Codes der Weltweiten Evangelischen Allianz gemeinsam mit Vatikan und Weltkirchenrat vor. Die Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor dem Ende der christlichen Minderheit im Irak. Open Doors dokumentiert die Lage weltweit sowie Übergriffe gegen Christen in Indien. Dazu gibt es weitere Dokumente und Informationen, so eine Darstellung des wegweisenden Asyl-Urteils des Verwaltungsgerichts Stuttgart zugunsten einer zum Christentum konvertierten Iranerin und Hintergrundinformationen zur Ermordung von drei Christen in Malatya (Türkei).

Literaturangaben

Studien zur Religionsfreiheit / Studies in Religious Freedom – ISSN 1618-7865, Bd. 12
Max Klingberg, Thomas Schirrmacher, Ron Kubsch (Hg.): Märtyrer 2007 – Das Jahrbuch zur Christenverfolgung heute, zugleich idea-Dokumentation 10/2007, 234 S. Pb. 9,90 €, ISBN 978-3-938116-35-7.

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