Gerhard Amendt

Die „Weinerlichkeit“ in den Universitäten

Von 13.–14. April fand an der Universität Frankfurt ein Kongress zum Thema „Familienkonflikte gewaltfrei austragen” statt. Gegen das Auftreten des Soziologen Gerhard Amendt wurde – erwartbar – Stimmung gemacht. Allein die Tatsache, dass Amendt zu Fragen von Homosexualität oder Männerrechtsbewegungen eine Meinung vertritt, die sich vom Mainstream abhebt, gibt einigen die Legitimation, vor ihm zu warnen. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung verbreitete Clara Mißbach vom Asta: „Homofeindliche und reaktionäre Positionen dürfen an der Universität keinen Raum bekommen, auch nicht unter einem vermeintlich wissenschaftlichen Deckmantel.“

Die Universität hat dem Druck nicht nachgegeben. Joybrato Mukherjee, Präsident der Uni Gießen und Sprecher der Konferenz hessischer Universitätspräsidien, hat erfreulicherweise erklärt, dass es im wissenschaftlichen Diskurs nicht nur um Befindlichkeiten gehen darf.

Die FAZ schreibt:

Der Uni-Präsident beteuert, er wolle solche Konflikte aushalten. Einen Hang zum Vermeiden von Auseinandersetzung durch Ausgrenzung sieht er nicht nur, wenn es um das Einladen umstrittener Gäste geht. Als Anglistikprofessor verfolgt Mukherjee aufmerksam die Entwicklungen an amerikanischen und englischen Universitäten. Kollegen haben ihm berichtet, in manchen Hochschulen bekämen die Dozenten Listen mit Wörtern, die im Umgang mit Studenten zu vermeiden seien, weil sich bestimmte Gruppen dadurch angegriffen fühlen könnten.

Mukherjee, in Deutschland geborener Sohn indischer Eltern und SPD-Mitglied, hält das für Irrsinn. Er beklagt eine zunehmende „Weinerlichkeit“ in den Universitäten, einhergehend mit dem Unwillen, Ansichten, die den eigenen entgegenstehen, überhaupt zur Debatte zuzulassen. Sein Kollege Dievernich hat überlegt, wie das zu erklären ist: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der ständig das Individuum angesprochen wird und Selbstinszenierung eine große Rolle spielt.“ Dadurch gerate die Fähigkeit zur Selbstkritik in Gefahr, meint der Betriebswirt und Soziologe. „Auf der anderen Seite gaukelt die Digitalisierung dem Menschen vor, er sei Herr seines Wissens, obwohl sie ihn in Wahrheit komplett überfordert. Das alles kann dazu führen, dass jemand sich nichts mehr sagen lassen will und sich von allem und jedem verletzt fühlt.“

Die Frauenquote entmündigt das weibliche Geschlecht

Die Frauenquote in Aufsichtsräten soll nach den Willen der Großen Koalition ab 2016 kommen. Aus Sicht des Geschlechterforschers Gerhard Amendt ist die Quote aber das falsche Instrument: Sie infantilisiert Frauen, löst bei Männern Schuldgefühle aus und zementiert traditionelle Rollenklischees.

Die meisten Quotenanhängerinnen wollen nicht wahrhaben, dass die Fürsorglichkeit, die sie Frauen zugedacht haben, diese nur infantilisiert. Die Quote lebt von der Unterstellung, dass Frauen alleine es nicht schaffen. Deshalb brauchten sie früher den stützenden Ehemann und heute den Staat, der ihnen beim Aufstieg hilft. Die leistungsorientierte Konkurrenzgesellschaft könne demnach nichts für Frauen sein. Sondern nur für Männer. Das ist erschreckend deckungsgleich mit Ideologien um 1900. Der Neurologe Paul Möbius etwa hielt Frauen für schwachsinnig; sie seien für das Leben außerhalb der Familie schlicht untauglich. Sehen das die Quotenbefürworter heute noch genauso? Der Platz der Frau sei für immer und ewig zuhause, denn außerhalb der Familie holten sie sich nur Blessuren?

Heute wird das durch eine beschützende Idee ergänzt: Der Arbeitswelt müsse der Stachel genommen werden, damit sich Frauen dort wohlfühlen können. Auf diese Idee kämen Männer wohl kaum, denn sie mussten stets alleine oder mit ihrer Gewerkschaft um bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Wenn Quotenpolitikerinnen das aber fordern, dann wollen sie nicht kämpfen, sondern Frauen „in gemachte Betten legen“. Im privaten Leben geschieht das bereits einverständlich. Jetzt wollen sie das in die öffentliche Sphäre der Berufe und Wissenschaften übertragen. Wenn Männer dazu schweigen, dann stimmen sie dem zu.

Mehr: www.cicero.de.

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