J.G. Machen

J.G. Machen: Gesetzesgerechtigkeit in der anti-reformatorischen Exegese

Grasham Machen über die Gesetzesgerechtigkeit in der anti-reformatorischen Exegese (Christentum und Liberalismus, 213, S. 167–168):

Dem modernen Liberalismus nach bedeutet Glaube dasselbe wie „Jesus im eigenen Leben zum Herrn machen“. Durch diesen Akt des „Jesus zum Herrn machen“ soll das Wohlergehen der Menschen erwirkt werden. Doch das bedeutet schlichtweg, dass Erlösung durch unseren eigenen Gehorsam gegenüber Jesu Befehlen erreicht werden soll. Solch eine Lehre ist nur eine vergeistigte Form von Gesetzlichkeit. Nicht das Opfer Jesu, sondern unser eigener Gehorsam wird zum Grund der Hoffnung.

Auf diesem Weg werden alle Ergebnisse der Reformation zunichtegemacht, und man kehrt zurück zur Religion des Mittelalters. Zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts erweckte Gott einen Mann, der begann, den Brief an die Galater mit eigenen Augen zu lesen. Das Ergebnis war die Wiederentdeckung der Lehre von der Rechtfertigung allein durch Glauben. Auf dieser Entdeckung ruht unsere ganze evangelische Freiheit. Ausgelegt von Luther und Calvin wurde der Galaterbrief zur Magna Charta der christlichen Freiheit. Doch der moderne Liberalismus ist zu der alten Interpretation des Galaterbriefes zurückgekehrt, die von den Reformatoren so bekämpft wurde. Deswegen ist Professor Burtons raffinierter Kommentar [A Critical and Exegetical Commentary on the Epistle to the Galatians. International critical commentary on the Holy Scriptures of the Old and New Testaments, 1920) über diesen Brief, trotz aller modernen und wertvollen Gelehrsamkeit, in einem Punkt ein mittelalterliches Werk. Es ist zurückgekehrt zu einer anti-reformatorischen Exegese, nach der Paulus in seinen Briefen lediglich die nur bruchstückhaften Moralvorstellungen der Pharisäer anprangern soll. In Wirklichkeit ist das Ziel der Attacke des Paulus der Gedanke, dass ein Mensch sich seine Akzeptanz durch Gott auf irgendeine Weise verdienen könne. Paulus Hauptinteresse besteht nicht darin, gegen einen rein äußerlichen Kult für eine spirituelle Religion zu werben, sondern gegen menschliche Verdienste die freie Gnade Gottes zu betonen.

Die Gnade Gottes wird vom modernen Liberalismus abgelehnt. Das Resultat besteht in Sklaverei, der Versklavung unter das Gesetz, eine elende Gefangenschaft, in welcher der Mensch die unmögliche Aufgabe angeht, mithilfe seiner eigenen Gerechtigkeit vor Gott bestehen zu können. Auf den ersten Blick mag es seltsam erscheinen, dass ausgerechnet der Liberalismus, ein Begriff, der ja „Freiheit“ bedeutet, in Wahrheit zu elender Sklaverei führt. So merkwürdig ist dieses Phänomen aber gar nicht. Die Emanzipation vom heilsamen Willen Gottes bringt automatisch die Abhängigkeit von einem schlimmeren Zuchtmeister mit sich. Das ist der Grund, warum von der liberalen Kirche gesagt werden kann, dass sie „mit ihren Kindern in der Knechtschaft lebt“, wie es zu Paulus Zeiten von Jerusalem gesagt wurde (vgl. Galater 4,25). Gebe Gott, dass sie wieder umkehrt zur Freiheit des Evangeliums Christi.

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J.G. Machen: Der gute Kampf des Glaubens

Am 10. März 1929 hielt Prof. J. Gresham Machen seine letzte Predigt vor den Studenten des Princeton Theological Seminary (USA). Machen hatte viele Jahre vergeblich gegen die neue liberale Neuausrichtung des Seminars gekämpft. Bevor er sich der Gründung des  Westminster Theological Seminary widmete, rief er in dieser Predigt die Studenten noch einmal dazu auf, den „Kampf des Glaubens“ zu kämpfen:

Wo werdet ihr in dem großen Kampf stehen, der gegenwärtig in der Gemeinde tobt? Werdet ihr euch bei der Welt anbiedern, indem ihr außen vor bleibt? Wollt ihr „konservative Liberale“ werden oder „liberale Konservative“ oder „Christen, die nicht an Kontroversen glauben“ oder irgendetwas anderes, das ebenso selbstwidersprüchlich und absurd ist? Wollt ihr Christen sein, aber nicht von der Sorte, die es mit dem Christsein übertreiben? Werdet ihr euch kalt distanzieren, während Gottes Volk im In- und Ausland gegen die Tyrannei über die Kirche kämpft? Werdet ihr euch herausreden, indem ihr mit Fingern auf die persönlichen Unzulänglichkeiten derer zeigt, die schon für den Glauben kämpfen? Habt ihr vor, in eurem Zeugnis nach außen Christus so lange untreu zu sein, bis ihr in eurer eigenen Seele alles in Ordnung gebracht habt? Seid versichert, dass ihr mit dieser Strategie dieses Ziel niemals erreichen werdet. Bezeugt mutig die Wahrheit, die ihr bereits verstanden habt, und euch wird mehr gegeben werden. Aber macht gemeinsame Sache mit denen, die das Evangelium Christi leugnen oder missachten, und der Feind wird für immer in eurem Leben wüten.

Gott bewahre uns vor einer falschen Toleranz

Am 10. März 1929 hielt Professor J. Gresham Machen seine letzte Predigt vor den Studenten des Princeton Theological Seminary (USA). Machen hatte lange gegen die Umstrukturierung des Seminars gekämpft. Letztlich hat er aber diese Schlacht verloren. Die Modernisten konnten die Kontrolle über die Ausbildungsstätte übernehmen und die theologischen Konservativen wurden verdrängt.

In den folgenden Monaten wurden hastig die Pläne für die Gründung des Westminster Theological Seminary geschmiedet, und die neue Schule wurde im Herbst 1929 unter Machens Leitung eröffnet. All das macht seine letzte Princeton-Predigt zu einer wichtige Zeugin dieser kontroversen Zeit.

Machen betonte unter anderem einen Punkt, der auch für unsere Tage von größter Bedeutung ist: Es ist keine große Sache, den christlichen Glauben als einen Weg vorzustellen, auf dem Menschen mit Gott versöhnt werden. Widerstand gibt es dann, wenn wir das Ärgernis des Kreuzes verkündigen, das heißt, wenn wir aussprechen, dass Jesus Christus der einzige Weg ist, auf dem Menschen zu Gott zurückkehren können. Aber genau diese Kreuzesbotschaft ist wahr und ihre Verkündigung ist die Berufung der Kirche.

Die Warnung J. Gresham Machens:

Gott bewahre uns also vor dieser „Toleranz“, von der wir so viel hören: Gott erlöse uns von der Sünde, mit denen gemeinsame Sache zu machen, die das gesegnete Evangelium Jesu Christi leugnen oder ignorieren!

gilt uns heute so wie den Christen vor knapp 100 Jahren. Hier seine Predigtausführungen im Zusammenhang:

Wenn Sie sich dafür entscheiden, für Christus zu einzustehen, werden Sie kein leichtes Leben haben. Natürlich können Sie versuchen, sich dem Konflikt zu entziehen. Alle Menschen werden gut von Ihnen sprechen, wenn Sie, nachdem Sie am Sonntag ein noch so unpopuläres Evangelium gepredigt haben, am nächsten Tag in den Kirchenräten nur gegen dieses Evangelium stimmen; man wird Ihnen gnädigerweise erlauben, an das übernatürliche Christentum zu glauben, so viel Sie wollen, wenn Sie nur so tun, als würden Sie nicht daran glauben, wenn Sie nur mit seinen Gegnern gemeinsame Sache machen. Das ist das Programm, das die Gunst der Kirche gewinnen wird. Ein Mensch mag glauben, was er will, solange er nicht stark genug glaubt, um sein Leben dafür zu riskieren und dafür zu kämpfen.

„Toleranz“ ist das große Wort. Die Menschen bitten sogar um Toleranz, wenn sie im Gebet zu Gott schauen. Aber wie kann ein Christ ein solches Gebet überhaupt beten? Was für ein schreckliches Gebet ist das, wie voll von Untreue gegenüber dem Herrn Jesus Christus! Es gibt natürlich einen Sinn, in dem Toleranz eine Tugend ist. Wenn man darunter die Toleranz von Seiten des Staates versteht, die Nachsicht der Mehrheit gegenüber der Minderheit, die entschiedene Ablehnung jeglicher Maßnahmen des physischen Zwangs, um das Wahre oder das Falsche zu verbreiten, dann sollte der Christ natürlich die Toleranz mit aller Kraft befürworten und das weitverbreitete Wachstum der Intoleranz im heutigen Amerika beklagen. Oder wenn Sie mit Toleranz Nachsicht gegenüber persönlichen Angriffen auf Sie selbst meinen, oder Höflichkeit und Geduld und Fairness im Umgang mit allen Irrtümern, welcher Art auch immer, dann ist Toleranz wiederum eine Tugend.

Aber um Toleranz zu beten, abgesehen von den eben genannten Formen, insbesondere um Toleranz zu beten ohne sorgfältig definieren, in welchem Sinne man tolerant sein soll, heißt nur, den Zusammenbruch der christlichen Religion herbeizubeten; denn die christliche Religion ist [im Blick auf die Lehre] durch und durch intolerant. Darin liegt das ganze Ärgernis des Kreuzes – und auch die ganze Kraft des Kreuzes. Immer wäre das Evangelium von der Welt mit Wohlwollen aufgenommen worden, wenn es nur als ein Weg der Erlösung dargestellt worden wäre; der Anstoß kam, weil es als der einzige Weg dargestellt wurde und weil es allen anderen Wegen unerbittlich den Kampf angesagt hat. Gott bewahre uns also vor dieser „Toleranz“, von der wir so viel hören: Gott erlöse uns von der Sünde, mit denen gemeinsame Sache zu machen, die das gesegnete Evangelium Jesu Christi leugnen oder ignorieren! Gott bewahre uns vor der tödlichen Schuld, die Anwesenheit derer als unsere Vertreter in der Kirche zuzulassen, die Jesu Kinder in die Irre führen; Gott mache uns, was immer wir sonst sind, zu rechten und treuen Boten, die ohne Furcht und Gunst nicht unser Wort, sondern das Wort Gottes verkündigen.

J.G. Machen: Der Christusglaube

John Gresham Machen (1881–1937):

An Christus zu glauben heißt, die Versuche aufzugeben, Gottes Gunst durch den eigenen Charakter zu gewinnen. Der Mensch, der an Christus glaubt, akzeptiert schlichtweg das Opfer, das Jesus auf Golgatha dargebracht hat. Das Resultat eines solchen Glaubens ist ein neues Leben, inklusive aller guten Werke; doch die Erlösung selbst ist ein absolut freies Geschenk von Gott. 

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