Medienkritik

Film, Gesellschaft

Aufstieg und Fall des Journalisten Claas Relotius

Der SPIEGEL-Reporter Claas Relotius fesselte jahrelang die Leser mit seinen außergewöhnlichen Reportagen und bekam dafür zahlreiche renommierte Preise. Allein in den Jahren 2012 bis 2018 erhielt er 19 journalistische Auszeichnungen. Das amerikanische Forbes-Magazin zählte ihn zu den herausragenden europäischen Autoren unter 30 Jahren.

Im Herbst 2018 wurde dann entdeckt, dass Relotius seine Reportagen im großen Umfang frei erfunden hatte. Dieser Medienskandal erschütterte den Journalismus bis ins Mark. Wie konnte es passieren, dass ein Autor über viele Jahre Geschichten kolportiert und dafür von Kollegen, renommierten Redaktionen und Preisgebern bewundert wird? 

Die Geschichte wird in der Dokumentation „Erfundene Wahrheit – die Relotius Affäre“ analysiert und aufgearbeitet. Und es lohnt sich, sich das mal anzuschauen. Deutlich wird, wie schnell der erzählerische Journalismus Traumwelten entwirft. Deutlich wird auch, dass es Journalisten mit einer „Liebe zur Wahrheit“ gibt; diese aber allerlei Widerstände zu ertragen haben. 

Der Film kann derzeit bei Amazon-Prime gestreamt werden: www.amazon.de.

Medien, Religionsfreiheit

Kritik an Fußball mit Vision: Einseitig und verletzend

Christliche Fußballer werden immer wieder mal dafür kritisiert, dass sie ihren Glauben öffentlich bekennen. Auch jüngst hatte die ARD Profifußballern vorgeworfen, ihren Sport für missionarische Zwecke zu missbrauchen (vgl. Evangelisierung im Fußballstadion). Die FAZ berichtet nun darüber, dass der CDU-Politiker Johannes Volkmann Beschwerde eingereicht hat (FAZ vom 12.06.2025, Nr. 134, S. 13):

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann verweist in seiner Beschwerde auf den Medienstaatsvertrag, der festlegt, dass die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender die sittlichen, religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen anderer zu achten haben. Die „Tagesschau“, betont Volkmann, sei als „öffentlich-rechtliches Medienangebot“ zur weltanschaulichen und religiösen Neutralität verpflichtet.

„Wenn eine öffentlich-rechtliche Redaktion gezielt christliche Bekenntnisse mit einem negativen Werturteil versieht und dabei Grundsätze journalistischer Sachlichkeit oder Ausgewogenheit außen vorlässt, wird die Grenze zu einer einseitigen Weltanschauungskommunikation überschritten“, schreibt Volkmann. Deshalb fordert er den NDR-Rundfunkrat auf, eine Korrektur oder Rücknahme des Beitrags zu prüfen.

Dies stehe, so Volkmann weiter, in einem „umso bemerkenswerteren Kontrast“ zu Einordnungen, die durch die „Tagesschau“-Redaktion bei anderen Religionen vorgenommen würden. Dabei bezieht er sich auf die Berichterstattung über Islamismus-Vorwürfe gegen den Nationalspieler Antonio Rüdiger. Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan hatte Rüdiger ein Bild auf Instagram gepostet, das ihn auf einem Gebetsteppich kniend zeigt, während er den Zeigefinger der rechten Hand nach oben ausgestreckt hält. Dieser sogenannte „Tauhid“-Finger ist Teil des Gebets im Islam. Laut Bundesinnenministerium sei dieser als Glaubensbekenntnis zu verstehen. Allerdings werde die Geste auch von „salafistisch-dschihadistischen Kreisen“ häufig zur Abgrenzung gegenüber anderen „islamischen Gruppierungen“ benutzt. Volkmann meint: Die Geste sei von einem Wissenschaftler bei der „Tagesschau“ seinerzeit „relativierend eingeordnet“ worden.

Gesellschaft, Zeitgeist

Die Wirkungen der elterlichen Bildschirmzeit

Welche Auswirkungen hat die elterliche Handynutzung in Anwesenheit der Kinder? Empirische Studien, an denen fast 15.000 Kinder aus zehn Ländern teilgenommen haben, geben eine klare Antwort: Die Effekte sind verheerend – und dauerhaft. DIE WELT berichtet: 

Die Ergebnisse sind eindeutig: Elterliche Bildschirmzeit hat negative Effekte auf die kognitive Entwicklung, allen voran bei der Sprache, und auf das soziale Verhalten der Kinder und führt zu einer geringeren Bindung zwischen Eltern und Kind sowie zu vermehrten Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Der (regelmäßige) elterliche Blick auf das Handy führt die Aufmerksamkeit weg vom Kind, unterbricht, verlangsamt oder verhindert sogar im schlimmsten Fall die Eltern-Kind-Interaktion und hat einen Bindungsverlust zur Folge. Zudem sind die Kinder einer Vorbildwirkung der Eltern ausgesetzt, die das eigene Verhalten negativ prägt. Mentale Stimulation, soziale Resonanz und Selbstwirksamkeit fehlen dann dem Kind und hinterlassen auf Dauer schädliche Spuren in der Persönlichkeitsentfaltung.

Mit diesen Ergebnissen wird nicht nur die Erziehungsverantwortung der Eltern deutlich, die auch in Artikel 6 des Grundgesetzes im Wortlaut als Pflicht verankert ist, sondern auch eine Schieflage in der aktuellen Debatte, die vor allem die Kinder selbst an den Pranger stellt: Die Gen Z oder Gen Alpha, wie sie genannt wird, sei abgelenkt, überfordert, gestresst, körperlich in einem miserablen Zustand und nicht in der Lage, sich zu konzentrieren. So richtig all das ist, die Ursache liegt aber nicht nur bei den Kindern. Denn die Kinder sind immer Kinder ihrer Zeit. Sie können vielfach nicht anders, weil sie abhängig vom Erziehungsverständnis ihrer Familien und der Gesellschaft sind.

Hier ist aktuell zu beobachten, dass es offensichtlich die Eltern immer schlechter hinbekommen, ihre Kinder auf den Bildungsweg zu unterstützen, geschweige denn auf die Herausforderungen der Zeit vorzubereiten. Denn häufig ist es das Verhalten der Eltern selbst, dass Erziehungsprozesse nicht nur verhindert, sondern sogar den Bildungsprozess der eigenen Kinder schädigt.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Feuilleton, Medien, Missiologie

Evangelisierung im Fußballstadion

Christliche Fußballer, die sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen, werden gerade von einer windigen oder sogar verlogenen Presse abgestraft. Die Tagesschau warf ihnen vor, Mission zu betreiben:

„Es wird als göttlicher Auftrag aufgefasst, Menschen zum ‚richtigen Glauben‘ zu bekehren, um so viele Seelen wie möglich zu erlösen“, sagt Freudenberg. Ansonsten drohten große Qualen für Sündiger. „Deswegen sehen Evangelikale es als Lebensaufgabe an, nicht nur die eigene Seele durch die Bekehrung zu retten, sondern auch andere für diesen Glauben zu gewinnen.

Ob den Verantwortlichen beim ÖRR aufgefallen ist, dass auch sie warnen und missionieren? Noch fragwürdiger ist ein Videobeitrag, den die ARD über die sozialen Medien verbtreitet. Ein dort kommunizierter Vorwurf: „Manche Fußballprofis leben ihr Glauben ganz offen“. Oh, wie schlimm! Die allseits geforderte Coming-out-Culture gilt also nicht für Christen, die ihre Identität „in Christus“ ernst nehmen? Oder wie soll ich das verstehen? 

Da ist es ermutigend, dass DIE TAGESPOST sich der hochbezahlten Schwarmintelligenz entgegenstellt und Folgendes schreibt: 

Es ist müßig, an dieser Stelle auf das profunde Missverständnis hinzuweisen, dass dem Bild von Religion als einzig und allein im stillen Kämmerlein zu betreibender Privatsache entspricht. Vielmehr darf man sich freuen, dass jungen erfolgreichen Fußballern das, wovon ihr Herz überfließt, wichtiger ist als die strategische Anpassung an die Erwartungen der Öffentlichkeit. Klar, Fußball war vor der Ära der Regenbogen-Armbinden auch deshalb mal so entspannend, weil es einfach einmal nicht um Politik ging – und agnostische Zuschauer mögen Glaubensbekenntnisse in gleicher Weise ärgern, wie den politisch dissidenten Zuschauer die plakative Zurschaustellung politischer Korrektheit. Hinzu kommt: vermutlich werden viele, die sich jetzt über Doué freuen, weniger Glücksgefühle erfahren haben, als sich der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger mit der auch bei Islamisten beliebten Geste des „Tauhid-Fingers“ zum Islam bekannte.

Und doch darf man als Christ ruhig so parteiisch sein, Doué, Felix Nmecha, Yemisi Ogunleye oder andere Sportler mit christlichem Bekennermut mit ungeteilter Freude und Dankbarkeit zu begegnen. Schließlich entspricht ihre Haltung schlicht dem Missionsbefehl Christi. Einige weitere Aspekte machen Mut: Offensichtlich schaffen im Spitzensport auch stark religiöse Menschen unterschiedlicher Religionen, als Team zusammenzuwirken. Dass migrationsbedingte Diversität jedenfalls auch christlich-religiöse Potentiale mit sich bringt, mag ein Allgemeinplatz sein, ist aber trotzdem schön.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Feuilleton, Medien

Sexparty bei der ARD

Sich schamlos sexuell auszuprobieren, wie eine neue ARD-Serie für Kinder ab zwölf Jahren propagiert, verhindert nicht nur Selbstannahme und Beziehungsfähigkeit, sondern ist auch rechtlich bedenklich. Dorothea Schmidt stellt uns für DIE TAGESPOST vor, was die ARD mit der Serie „Lust“ vorhat: 

Die Zahlen der Kinder und Jugendlichen, die pornografische Inhalte konsumieren, steigen unaufhörlich. Allen Warnungen zum Trotz kommen immer wieder Angebote um die Ecke, die junge Menschen geradezu ermutigen, sich entsprechenden Inhalten auszusetzen. Neuerdings bietet die ARD in Deutschland die Serie „Lust“ an, in der Kinder ab zwölf Jahren angespornt werden, ihre innere Bremse zu übergehen und sich lustvoll und schamlos sexuell auszuprobieren. Ein Date jagt das andere, dreckige Klamottenberge und nackte Leiber stapeln sich — im Theater auf der Bühne, beim Dreier auf der Couch, bei homosexuellen Spielchen und so weiter. Auch Sexspielzeuge werden präsentiert.

„Die Reduktion auf sexuelle Lust geht an der Wirklichkeit des Menschen vorbei und unterstützt ihn nicht bei seinen eigentlichen Entwicklungsaufgaben“, kommentiert Elisabeth Luge auf Anfrage. Sie ist Vorsitzende von „TeenStar Deutschland e. V.“, einem Verein, der eine dem jeweiligen Alter und Entwicklungsstand der jungen Menschen gemäße, auf der Biologie und dem christlichen Menschenbild basierende Sexualerziehung anbietet. Pornografie zerstöre „den Schutzmechanismus einer für die sensible Phase der Pubertät typischen Körperscham und bewirkt den Verlust der Selbstannahme und Beziehungsfähigkeit“, denn sie zeige wenig „über die Bedeutung der sexuellen Vereinigung“ und fokussiere „einseitig auf den körperlichen Lusteffekt“, erklärt sie.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Evangelikale, Feuilleton, Medien

The Seoul Statement

Im Rahmen des 4. Lausanner Kongresses, der Südkorea veranstaltet wurde, ist ein theologisches Statement veröffentlicht worden. Wie angekündigt, sind zwei Abschnitte zur Medienkritik enthalten, die ich hier in einer provisorischen Übersetzung wiedergebe: 

91. Wir erkennen an, dass Medientechnologien die Leichtigkeit, mit der Menschen getäuscht werden können, erhöht haben. Wir bedauern die Tatsache, dass Christen bei der Nutzung dieser Technologien nicht immer „auf geheime und schändliche Wege verzichtet“ oder der Versuchung widerstanden haben, ihr Publikum zu täuschen oder die Botschaft des Evangeliums zum persönlichen Vorteil zu verfälschen. Stattdessen müssen Christen die Menschen an die erste Stelle setzen und ihre Geschichten wahrheitsgemäß erzählen und so die Kraft des Evangeliums in ihrem Leben bezeugen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass ein solcher Einsatz von Medien und Kommunikationstechnologien durch die Wahrhaftigkeit untermauert wird, die in dem Evangelium selbst zu finden ist, das weitergegeben wird (2Kor 4,2).

92. Wir sind uns bewusst, dass viele Christen, insbesondere junge Menschen, von sozialen und digitalen Medien abhängig sind und von ihnen regelrecht „gejüngert“ werden, weil sie unverhältnismäßig viel Zeit mit der Nutzung solcher Technologien verbringen. Wir erkennen auch an, dass digitale Technologien zwar oft für das Wachstum der Kirche und für evangelistische Zwecke genutzt wurden, die Bemühungen, dasselbe für die Jüngerschaft zu tun, jedoch hinterherhinken. Wir rufen daher alle Kirchen und Führungskräfte dazu auf, Technologien des digitalen Zeitalters für die Jüngerschaft zu einzusetzen. Wir fordern eine treue Präsenz in digitalen Räumen, eine treue Kontextualisierung durch vernetzte Geräte, eine treue Vermittlung digitaler Kompetenzen und eine treue Praxis der Gastfreundschaft, um gesunde Nutzungsgewohnheiten zu fördern.

Hilfreich. Gerade die Betonung der Wahrhaftigkeit gefällt mir. Und doch fehlt mir eine Beschreibung der Grenzen, die uns die Technik beim Jüngerschaftstrainig setzt. Meine Meinung: Technologien können nur sehr bedingt das Jüngerschafttraining fördern. Viel wichtiger sind die Begegnungen von Angesicht zu Angesicht. Hilfreich kann dazu die Anklageschrift Wir amüsieren uns zu Tode: Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie von Neil Portman sein. Er hat schon 1985 die Grenzen der Medientechnologien deutlich benannt. 

Hier kann das gesamte The Seoul Statement eingesehen werden: lausanne.org/statement.

Feuilleton

„Defekte Debatten“

Die Philosophin Svenja Flaßpöhler, Chefredakteuerin beim PHILOSOPHIE MAGAZIN, hat sich kürzlich in einem WELT-Interview sehr klug zur medialen Debattenkultur in Deutschland (und anderswo) geäußert. Es gehe nicht mehr darum, der Vernunft und dem besseren Argument zu folgen, sondern darum, bestimmte Positionen im Sinne eines Kampfes durchzusetzen und dabei in Kauf zu nehmen, dass Gesprächsteilnehmer vernichtet werden.

Zitat: 

Die Philosophin Elsa Dorlin beschäftigt sich in ihrem Buch „Selbstverteidigung“ mit Folterinstrumenten, die so gebaut sind, dass der Gefolterte sich umso mehr verletzt, je mehr er strampelt und zu überleben versucht. Unfaire Streitsituationen sind strukturell ähnlich: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich als Subjekt auflöse, je mehr ich auf meiner Position beharre, je mehr ich mich behaupte. Die einzige Methode, mit der ich damals sozial überleben konnte, hieß: stillhalten. Eigentlich unerträglich für mich, aber womöglich hat es mich vor der Alternative bewahrt, die leider auch häufig ist: Dass Leute, die in eine Ecke gestellt werden, sich radikalisieren. Je aussichtsloser sie sich verteidigen, desto stärker finden sie nur noch in extremen Kreisen Anerkennung.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

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Medizin, Pädagogik

Zu viel Bildschirmzeit bei Kindern schadet

Nachfolgend zwei Zitate von  Martin Korte aus dem Artikel „Viel Bildschirmzeit schadet gerade den Gehirnen von Kindern und Jugendlichen“ (FAZ vom 15.07.24, Nr. 162, S. 18):

Man könnte also aus diesen Studien ableiten, dass die Bildschirmzeit (egal ob Smartphone, Tablet, PC oder Fernseher) für Kinder bis zum 14. Lebensjahr besonders stark reglementiert werden sollte – um jungen Gehirnen die Möglichkeit einzuräumen, in der direkten Interaktion mit Gleichaltrigen, mit Eltern und Freunden genügend Erfahrung sammeln zu können, um Gefühle und Gedanken anderer Menschen möglichst genau zu erkennen. Das Problem sind hier ausdrücklich nicht die sozialen Medien per se. Das Problem ist die fehlende Zeit der direkten Interaktion: Jugendliche können entweder auf Bildschirme schauen oder in die Gesichter anderer Mitmenschen, vor allem Peers, gleichaltrige Freunde, sind hier wichtig. Die Balance zählt und nicht ein Entweder-oder. Vielleicht gilt als Faustregel, dass die Welt umso realer sein sollte, je jünger Gehirne sind. Und vielleicht hilft es Schulen und Familien in der Durchsetzung dieser wichtigen Erziehungsaspekte, wenn es hier Warnhinweise und klar vereinbarte gesellschaftliche Regeln bis hin zu gesetzlichen Reglementierungen gibt.

Bemerkenswert sind auch die Befunde, dass die Spielzeit, die Eltern mit den Kindern verbringen, seit Jahren abnimmt, ganz im gegenläufigen Trend der Nutzung digitaler Medien, wie der „Freizeit Monitor“ der Stiftung für Zukunftsfragen schon vor einigen Jahren zeigte. Und „Spiele spielen“, gerade freies Spielen in der Interaktion mit anderen, schult Kinder und Jugendliche darin, selbst Entscheidungen zu treffen und Aspekte ihres Lebens mit zu gestalten.

Bücher

Reaktivität

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Digitale Medien und Technologie verändern die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen und aufeinander reagieren. Kritik, Empörung und Kontroversen dominieren den gesellschaftlichen Diskurs, und leider sind auch viele Christen Teil dieses Chaos.

Paul Tripp hat das Buch Reaktivität geschrieben, um uns bei der Entgiftung unserer Kommunikation zu helfen. Auf Seite 139 heißt es:

Deshalb müssen wir in aller Bescheidenheit ehrlich über die Wurzeln der destruktiven Kultur der Reaktivität sprechen, die in unseren Ortsgemeinden, in der weltweiten Kirche und im Internet herrscht. Die Gespräche, die wir über wichtige kulturelle, politische, theologische, biblische und kirchliche Themen führen müssen, werden finster, verletzend und spaltend, wenn wir uns selbst in den Mittelpunkt stellen. Es erfordert Selbstlosigkeit, geduldig zuzuhören und die Perspektive des anderen zu erwägen. Es erfordert Selbstlosigkeit, liebevoll und respektvoll zu reagieren. Es erfordert Selbstlosigkeit, über den Charakter und die Motive anderer nicht zu urteilen. Es erfordert Selbstlosigkeit, sich mehr um die Reputation deines Erlösers zu sorgen als darum, wie man auf dich reagiert. Man muss selbstlos sein, um mehr Freude am Ermutigen als am Verurteilen zu haben. Man muss selbstlos sein, um zu vergeben, wiederherzustellen und zu versöhnen. Es gehört Selbstlosigkeit dazu, so zu diskutieren, dass die Einheit bewahrt bleibt. Es erfordert Selbstlosigkeit, jemanden, mit dem man nicht einer Meinung ist, als Bruder oder Schwester zu behandeln. Es erfordert Selbstlosigkeit, sich mehr um die Mission des Meisters zu kümmern als um die Zahl meiner Klicks oder Follower. Es gehört Selbstlosigkeit dazu, zuzugeben, dass man sich geirrt, eine Person falsch eingeschätzt oder einen Post missverstanden hat.

Und es braucht Gnade, um sich immer selbstlos zu verhalten. Es ist für uns alle an der Zeit, um diese Gnade zu bitten. Und dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Gott versprochen hat, uns zu erhören, wenn wir um Gnade bitten.

Das Buch erscheint Anfang Juli und kann hier vorbestellt werden: verbum-medien.de.

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Zeitgeist

Gendern: Das Schweigen der Medien

Auch in Hessen will die Regierung korrektes Deutsch in der Amtssprache wieder zur Pflicht machen. Dabei kämpfen Gender-Gegner gegen hohe politische Hürden und das Schweigen der Medien. Bernd Fischer, Autor ist Initiator eines Volksbegehrens gegen das Gendern in der Amtssprache, erklärt in einem Gastbeitrag für DIE WELT, wie sich der ÖRR und die Universitäten als Opfer im „Kulturkampf“ darstellen und einfach nicht darüber reden, dass eine große Mehrheit das Gendern ablehnt.

Ein Auszug:

Die entscheidende Schlacht muss jedoch mit den Universitäten ausgefochten werden. Von dieser Seite wird ja nun in schöner Regelmäßigkeit die Parole ausgegeben, dass der Koalitionsbeschluss zum Gendern einen „Kulturkampf“ heraufbeschwöre; ein Terminus, der natürlich auch von den Grünen übernommen wird. Hierbei handelt es sich um ein Paradebeispiel für die Projektionsneigung des Wahrheitsregimes (Begriff von Michel Foucault) an unseren Universitäten, sind sie es doch die Identitätspolitiker selbst, die diesen Kulturkampf – wenn man diesen Begriff denn verwenden will – ohne irgendeine demokratische Legitimation eröffnet haben.

Hier geht es allerdings um weit mehr als um die Zumutung einer Orwellschen Kunstsprache, die sich als „gendergerecht“ tarnt und die den Bürgern aufgezwungen werden soll. Hier geht es um die unterschiedlichen Facetten der Identitätspolitik, von denen das Gender-Mainstreaming nur eine darstellt. Einige Bereiche der Universitäten, die sich mit den Critical Social Justice Theories beschäftigen (neben den Gender Studies soll hier noch die sogenannte Postkoloniale Theorie genannt werden) leugnen geradewegs die Prinzipien der Aufklärung und einer universellen Vernunft, da sie diese als Schöpfungen der privilegierten westlichen Gesellschaft ansehen. Sie ersetzen Wissenschaft durch eine Glaubenslehre, die auf der nicht tilgbaren Schuld der westlichen Gesellschaft basiert. Bereits der Zweifel an den absurden Dogmen gilt als verächtlich.

Zahlreiche Autoren wie Pluckrose und Lindsay, Ulrike Schröter und Ulrike Ackermann haben mittlerweile dargelegt, welchen Sprengstoff diese Theorien bergen. Die Theorien sind durch die gemeinsame Hypothese verbunden, dass die als ideal angesehene gesellschaftliche Ordnung durch Sprechakte geschaffen werden kann. Durch die Proklamation solcher Ersatzreligionen sind Universitäten immer weniger Orte, in denen objektive Wissenschaft betrieben werden kann. Insofern muss man sogar dem Vorwurf des Kulturkampfes zustimmen.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

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