Medienkritik

Gesellschaft

»Facebook ist Selbstprostitution«

Willkommen in der schönen, neuen Welt des Multitasking: Um nichts zu verpassen, tun wir alles auf einmal. Friederike Haupt sprach für die FAZ mit Ernst Pöppel, Professor für Medizinische Psychologie, über Facebook, Öffentlichkeitswahn und Intimität.

Der Mensch kann sich immer nur auf eine Sache konzentrieren. Multitasking ist streng genommen grober Unfug und unmöglich; möglich ist, in einem Zeitfenster von einigen Minuten mehrere Dinge schnell hintereinander zu erledigen. Wenn ich das aber einen Tag lang mache, habe ich mich von den Informationen instrumentalisieren lassen und weiß gar nicht mehr wirklich, was ich gemacht habe.

Hier das kurze aber lesenswerte Interview: www.faz.net.

Ethik

Homosexualität und Pädophilie

Bertone, die rechte Hand von Papst Benedikt XVI., hatte bei einem Besuch in Chile einen Zusammenhang zwischen der Ehelosigkeit der Priester und Pädophilie verneint und erwähnte dabei Studien, die einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie sähen: »Das ist die Wahrheit, und das ist das Problem.«

Wie zu erwarten, löste diese politisch gänzlich unkorrekte Bemerkung einen gewaltigen Proteststurm aus. »Der Vatikan sollte sich auf der UN-Generalversammlung vor der Welt und der Geschichte entschuldigen«, erklärte die italienische Homosexuellenorganisation GayLib. In Frankreich schaltete sich sogar die Regierung ein: »Frankreich erinnert an sein entschiedenes Engagement im Kampf gegen Diskriminierungen und Vorurteile in Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung und der sexuellen Identität«, sagte Außenamtssprecher Bernard Valero.

Bei so einem medialen Gewitter kann es passieren, dass auch der skeptische Beobachter glaubt, was da phrasenhaft wiederholt wird: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie.

Ich bin nun wahrlich kein Anwalt des Vatikans. Aber ich zitiere an dieser Stelle gern einmal eine Leserzuschrift aus dem unverdächtigen Deutschen Ärzteblatt (Jg. 106, Heft 49, 4. Dezember 2009, S. A 2469):

Insgesamt ist nach einer Analyse von 19 Einzelstudien die Wahrscheinlichkeit, ein Kind sexuell zu missbrauchen, bei homosexuell Lebenden zwölfmal höher als bei heterosexuell Lebenden. Bei bisexuell Lebenden ist sie sogar 16-mal höher …

Die Studien werden im Beitrag teilweise angeführt. Hier die Quelle: aerzteblatt.de.

Allgemein

Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

Ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden ist die Debatte um sogenannte Killerspiele weitgehend verstummt. Wohl auch, weil es kaum Argumente für ein Verbot gibt. Im Gegenteil: Die größten Massenmörder der Geschichte kannten keine Killerspiele. Und konsequenterweise müsste es, so schreibt Gideon Böss weiter, zunächst ein Verbot von Bibel und Koran geben.

Niemand tötet im Namen von Counter-Strike, im Namen von Religionen hingegen schon. Die Bibel steckt voller Aufrufe zur Gewalt. Von daher müsste eigentlich erst einmal ein Verbot von Religionen gefordert werden. Aber keiner der Killerspiel-Gegner setzt sich dafür ein. Offenbar haben Religionen eine bessere Lobby. Es schreibt ja auch niemand Killerbuch, wo die Bibel oder der Koran gemeint sind.

Ich gratuliere WELT Online. Das ist Qualitätsjournalismus!

Hier der vollständige Beitrag: www.welt.de.

IT

Ist Google schuld?

Frank Schirrmacher kritisierte am 23. Januar in seinem Kommentar für die FAZ die Macht der digitalen Maschinen:

Wer glaubt, er habe nichts zu verbergen, weiß nicht, dass die Erzähler unserer Leben bald nicht mehr wir selber sind, sondern die Maschinen: sie sagen, wie es mit uns weitergeht und wie die Geschichte endet – und zwar, wie aktuell bei amerikanischen Krankenkassen, mit der Selbstsicherheit, die nur Mathematiker haben. Ob die Systeme leisten, was sie versprechen ist, irrelevant – der Börsencrash hat gezeigt, dass es genügt, wenn die entscheidenden Leute an sie glauben.

Hier mehr: www.faz.net.

Feuilleton, Gesellschaft

Ego online ergo sum II

Eine neue Studie der Kaiser Family Foundation zeigt, dass Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 bis 18 täglich mehr als 7,5 Stunden digitale Medien konsumieren (vor 5 Jahren waren es 6,5 Stunden). Die New York Times schreibt:

Die Ergebnisse der Studie erschütterte die Verantwortlichen, die aus der Studie vor fünf Jahren schlossen, dass der Konsum nicht weiter steigen könne. Die Sorgen vieler Eltern, deren Kinder permanent Mediengeräte nutzen, wurden bestätigt. Ermittelt wurde zudem, dass der intensive Konsum mit Verhaltensstörungen und schlechten Schulnoten korreliert.

Wie wäre es mal mit einem guten alten Buch?

Hier der Artikel: www.nytimes.com.

Gesellschaft, IT

Jeff Jarvis: »Journalisten dachten, sie seien wie Hohepriester«

Der Journalistikprofessor Jarvis gilt als einer der wichtigsten Experten für die aktuellen Veränderungen in der Medienwelt. Im Interview mit FOCUS ONLINE skizziert er die Zukunft der Nachrichtenbranche (und unterschätzt dabei m.M. nach den Stellenwert der Inhalte):

Ich denke, wir waren es der Öffentlichkeit schon immer schuldig, alles Wissen, was für unsere Arbeit wichtig ist, mit der allgemeinen Öffentlichkeit zu teilen. Journalisten dachten allzu oft, sie wären wie Hohepriester und stünden über allem und jedem. Sie kanzelten sich also gegenüber ihrem Publikum ab. Dabei bestehen auch für Journalisten etliche Vorteile, Privates öffentlich zu machen, weil man nicht mit anderen Menschen in Kontakt kommen kann, solange man sich nicht selber öffnet. Und wenn wir als Gemeinwesen auf das Nachrichtengeschäft schauen, auf das Wissen unserer Gesellschaft, dann ist man selbst nur ein Teil dieser Gemeinschaft. Wenn man dann als Journalist versucht, sich selbst abzusetzen und denkt »Ich bin besser als das hier, ich kann es mir im Elfenbeinturm gut gehen lassen«, funktioniert dieses Gemeinschaftsprinzip nicht mehr. Wir müssen uns wie ein Teil dieser Gesellschaft benehmen. Und falls man dies nicht tut, dann werden wir zu Fremden. Wissen Sie, dass in den USA zwei Drittel der Amerikaner den Medien nicht vertrauen? Das zeigt, dass wir bislang etwas falsch machen.

Hier das Interview: www.focus.de.

Feuilleton

Brit Hume: Christen sind nicht willkommen

Dass sich Brit Hume von Fox News unbeliebt gemacht hat, als er Tiger Woods vorschlug, Christ zu werden, hat sich sogar in Deutschland herumgesprochen (wie dieser Artikel der Süddeutschen Zeitung belegt).

In einem Interview mit CT wurde Hume nun gefragt, ob der christliche Glaube in den säkularen Medien willkommen sei. Seine knappe Antwort:

Nein, das Christentums wird von vielen Leuten in den Medien verachtet.

Hier das vollständige Interview: www.christianitytoday.com.

Allgemein, Religionsfreiheit

Gefährliche Fundamentalisten? Evangelikale in Deutschland

Gestern hat SWR2 Kontext eine Sendung über Evangelikale ausgestrahlt. Zur Sendung heißt es:

Sie sind gegen Homosexuelle und Sex vor der Ehe. Sie kämpfen gegen Dämonen und gegen Darwins Evolutionslehre. Sie nehmen die Bibel wörtlich und den Missionsauftrag bitter ernst. Und sie haben enormen Zulauf. Rund eine Million Menschen haben sich nach eigenen Angaben den so genannten Evangelikalen angeschlossen. Fundamentalistische Christen in Deutschland sind eine ernsthafte Konkurrenz für die Landeskirchen geworden. Und auch eine Gefahr für die tolerante Demokratie? Fragen an die Autorin des Buches »Mission Gottesreich«, Oda Lambrecht.

Leider wieder ein Beitrag, der den fairen Dialog auf Augenhöhe scheut und bekannte Schablonen rezitiert. Der Podcast kann hier herunter geladen werden: swr2-kontext-20100107-1905.6444m.mp3.

Allgemein

Taufe für Tiger Woods

Für evangelikale Christen gibt es in den USA eine eigene Medienindustrie. Sie soll vor dem Kontakt mit Pornographie, Homosexualität und Evolutionslehre schützen. Aber nicht vor der Krise.

Hier geht es zum Artikel »Taufe für Tiger Woods«, den Roman Deininger für die Süddeutsche Zeitung geschrieben hat: www.sueddeutsche.de.

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