Der Autor Ole Liebl plĂ€diert in der FAZ dafĂŒr, mehr von einer Freundschaft zu fordern â auch Sex. Er nennt das âFreundschaft plusâ. Aus der Sicht von Liebl wĂŒrden solche Freundschaften letztlich die Beziehungen zwischen Menschen entlasten. Daher möchte er, dass fĂŒr dieses Modell ein rechtlicher Rahmen gefunden wird.
Dieser Vorschlag ist nicht denkbar ohne eine UmwÀlzung der GeschlechterverhÀltnisse und eine tiefgreifende VerÀnderung unserer Vorstellungen von SexualitÀt und Liebe. Die Foucaultsche Transgression wird vorausgesetzt. Das gibt Ole Liebl offen zu, wenn er sagt:
Die Freundschaft plus mag als etwas obskures Thema gelten und nur eine kleine Gruppe an Menschen betreffen. Dass sie als Symptom einer sexuell liberalen Gesellschaft ĂŒberhaupt entstehen konnte, setzt voraus, dass MĂ€nner und Frauen befreundet sind. Dass SexualitĂ€t auĂerhalb der Ehe nicht mehr mit Strafen oder gesellschaftlicher Ăchtung bewehrt ist. Dass es VerhĂŒtungsmittel gibt. Es musste sich so viel an gesetzlichen und ethischen Normen sowie den GeschlechterverhĂ€ltnissen Ă€ndern, damit die Freundschaft plus ĂŒberhaupt möglich wurde. Und das sind Entwicklungen, die alle Leute betreffen.
Auf die Frage, was denn Sex mit einer Freundschaft macht, antwortet Liebl ĂŒbrigens:
Das kann nicht vorhergesagt werden. Sex ist ein zweischneidiges Schwert. Es kann passieren, dass Sex eine Freundschaft zerreiĂt. Aber SexualitĂ€t ist eben auch in der Lage, eine Freundschaft zu vertiefen und auf eine andere Ebene zu heben. Wir sind Menschen mit einem Körper, der sich nach NĂ€he sehnt, nach BerĂŒhrungen, nach Gehaltenwerden, nach Geborgenheit. Und ich weiĂ nicht, warum Freundschaften ohne diesen Teil auskommen sollten. Das muss nicht sein. Wenn Begehren und EinverstĂ€ndnis da sind und der Mut oder die Lust, das zu probieren, dann möchte ich dazu ermutigen. Wir dĂŒrfen der Freundschaft mehr zutrauen, mehr von ihr fordern, ja ĂŒberhaupt: mehr Freundschaft wagen.
Dass âFreundschaft plusâ die direkte Konfrontation mit der christlichen Ethik sucht, muss hier nicht weiter ausgefĂŒhrt werden. Das Modell wird dort, wo es sich durchsetzt, EnttĂ€uschungen, Verletzungen und ein schweres Erbe hinterlassen. SexualitĂ€t benötigt einen verbindlichen Schutzraum wie ihn nur eine Ehe bietet. Ich nutze daher die Gelegenheit, um noch einmal auf die Verteidigung der biblischen Sexualethik in Schönheit und Relevanz hinzuweisen.