Theologenausbildung

Die alten Sprachen sind nicht verzichtbar

Die Evangelische Kirche diskutiert über die Zukunft des Theologiestudiums. Für die Fakultäten sind die alten Sprachen gesetzt. Das sehen aber nicht alle Kirchenvertreter so. Heike Schmoll skizziert für die FAZ die unselige Debatte.

„Nicht wenige Interessierte am Studium der Theologie lassen sich von der Anforderung einer Ausbildung in drei Sprachen als Eingangsvoraussetzung des Studiums abschrecken“, heißt es darin. Diese Behauptung entbehrt jeder empirischen Grundlage. Es gibt dazu keine Untersuchungen, allenfalls anekdotische Evidenz in Ein­zelfällen. Zweifellos gibt es Einzelne, die Latein, Hebräisch und Griechisch nachholen mussten und daran gescheitert sind. Doch auch das in sich interdisziplinäre Theologiestudium mit historischen, philologischen und systematischen Elementen stellt hohe Anforderungen, die kaum zu bewältigen sind, wenn man schon an den Sprachen scheitert. Eine einschlägige Umfrage der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau unter jüngeren Pfarrern hat ergeben, dass die Jüngeren die Bedeutung der Sprachkenntnisse für eine eigenständige Theologie und Hermeneutik kennt. Die Hochschullehrer der Fakultät in Münster haben sich entschieden dagegen ausgesprochen, eine der drei Sprachen abzuwählen.

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Klassische Bildung ist wichtig

Obbie Tyler Todd schreibt über die Bedeutung der klassischen Bildung in den Augen des Kirchengeschichtlers Samuel Miller („American Christianity and The Classics (1776–1861)“, JETS, Ausgabe 65, Nr. 4, S. 773–792, hier S. 773–774):

Als der Princetoner Theologe Samuel Miller in den frühen 1840er Jahren eine Reihe von Briefen an seine Söhne schrieb, die noch auf dem College waren, gab er ihnen eine Fülle von väterlichen Ratschlägen zu Themen wie Patriotismus, Kleiderordnung und Freundschaft. Miller brachte seinen Söhnen sogar bei, wie sie Geld ausgeben und ihre Zimmer sauber halten sollten. Wie viele seiner aufgeklärten Generation ermutigte auch er seine Kinder, oft und viel zu lesen.

Doch Miller empfahl ein Studienfach mehr als alle anderen. „Was auch immer du im Leben vorhast, du solltest dir so viel klassische Literatur wie möglich aneignen“, riet er. „Es wird eine Zierde und eine Befriedigung für euch sein, solange ihr lebt. Sie wird eure Ansichten erweitern, den Geist disziplinieren, die moralische und intellektuelle Kraft steigern und euch auf eine umfassendere und höhere Brauchbarkeit vorbereiten.“

Als Presbyterianer und Professor für Kirchengeschichte erkannte Miller die Bedeutung historischer Texte und der Beherrschung alter Sprachen. Schließlich wurde die Bibel selbst sowohl auf Hebräisch (Altes Testament) als auch auf Griechisch (Neues Testament) verfasst. Nach dem *Westminster-Bekenntnis* ist die Heilige Schrift „unmittelbar von Gott inspiriert und durch seine einzigartige Fürsorge und Vorsehung in allen Zeitaltern rein bewahrt worden; sie ist daher authentisch“. Als Protestant war sich Miller darüber im Klaren, dass viele theologische Disputationen seit der Reformation ausschließlich auf Latein und nicht auf Deutsch, Französisch oder Englisch geführt worden waren. Seiner Meinung nach war das Studium der griechischen und römischen Literatur jedoch nicht nur eine akademische oder intellektuelle Übung. Es trug dazu bei, einen ganzen Christen zu formen und die „moralische und intellektuelle Kraft“ des Studenten zu fördern.

Oxford: Weniger Christentum im Theologiestudium

Die berühmte Universität Oxford tilgt beim Theologiestudium nach dem ersten Jahr das Christentum als Pflichtfach. Wie die FAZ in ihrer Ausgabe vom 6. April meldet (Nr. 80, S. 12), begründet der Vorsitzende der Fakultät die Lehrplanänderungen gegenüber der Fachzeitschrift Times Higher Education mit dem „dramatischen Wandel“ in der Art und Weise, „in der Religion in Britannien ausgeübt und wahrgenommen werde“.

Denn:

Die Vorherrschaft der Kirche von England gehe zwar zurück, aber die Religion sei nicht verschwunden. Statt das Christentum zu studieren, könnten sich Studenten künftig mit „Buddhismus in Raum und Zeit“ oder mit „feministischen Ansätzen an Religion und Theologie“ befassen. Die Neuerungen spiegelten die Fachkenntnisse der Lehrer sowie das Interesse und die Erfahrungen der Studenten genauer.

Na denn.

Verbot christlicher Andachten an Uni Tübingen

Diese Meldung des Evangelischen Pressedienstes hat es in sich. Aber das sie mich überrascht, kann ich nicht sagen. Das ist Symptom einer groben Fehlentwicklung. Die Zeit ist gekommen, die „Pia desideria“ von Philipp Jakob Spener wieder gründlich zu lesen.

Also:

In der württembergischen Landessynode gibt es Kritik an der Entscheidung der Evangelischen Fakultät Tübingen, in theologischen Unterrichtsräumen der Universität Tübingen keine christlichen Andachten zuzulassen. Der Nagolder Dekan Ralf Albrecht nannte es am Donnerstag in Stuttgart vor der Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg einen Skandal, dass Studierenden öffentliche Gebetsveranstaltungen im Tübinger Theologicum verboten worden seien.

Hintergrund ist ein Antrag evangelischer Theologiestudenten, zu Andachten im Theologicum öffentlich einladen zu dürfen. Das hatte die Fakultät abgelehnt. Wie der Dekan der Fakultät, Jürgen Kampmann, in einer Mail mitteilte, sollten Andach[t]en in Kirchen oder Kapellen stattfinden und nicht an der Universität. Lehrveranstaltungen oder die Arbeit in Bibliotheken dürften nicht beeinträchtigt werden.

Kritik an dieser Entscheidung übte der Vertreter der Tübinger Fakultät in der Synode, der Neutestamentler Hans-Joachim Eckstein. Es verschlage ihm selbst die Sprache, dass für Studentinnen und Studenten keine Gebetsveranstaltungen im Theologicum möglich seien. Eckstein verwies darauf, dass im Tübinger Zentrum für Islamische Theologie selbstverständlich in Studienräumen die muslimischen Gebete praktiziert würden.

Mehr: www.epd.de.

Das Evangelium für die nächste Generation

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In der neuen „Edition Evangelium21“ ist beim 3L-Verlag eine Broschüre mit dem Titel:

  • Ron Kubsch: Das Evangelium für die nächste Generation, 3L-Verlag, 28 S., 2,50 Euro

erschienen. Darum geht es:

Säkularisationsbewegungen innerhalb und außerhalb der Kirche haben die Christenheit Europas tief verunsichert. Viele achtsam lebende Christen fragen sich, wie es angesichts des „geistlichen Notstands“ weitergehen kann. Die Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Gemeinde ist vor allem eine Herausforderung für Menschen mit pastoraler Verantwortung. Die Heilige Schrift lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass Leiter eine besondere Fürsorgepflicht tragen. Sie sind von Gott berufen, über die Seelen zu wachen und werden eines Tages dafür vor Gott Rechenschaft ablegen müssen (vgl. Hebr 13,17).

Die Schrift kann neben vielen guten Büchern beim 3L-Verlag bestellt werden.

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