Die Evangelische Kirche diskutiert über die Zukunft des Theologiestudiums. Für die Fakultäten sind die alten Sprachen gesetzt. Das sehen aber nicht alle Kirchenvertreter so. Heike Schmoll skizziert für die FAZ die unselige Debatte.
„Nicht wenige Interessierte am Studium der Theologie lassen sich von der Anforderung einer Ausbildung in drei Sprachen als Eingangsvoraussetzung des Studiums abschrecken“, heißt es darin. Diese Behauptung entbehrt jeder empirischen Grundlage. Es gibt dazu keine Untersuchungen, allenfalls anekdotische Evidenz in Einzelfällen. Zweifellos gibt es Einzelne, die Latein, Hebräisch und Griechisch nachholen mussten und daran gescheitert sind. Doch auch das in sich interdisziplinäre Theologiestudium mit historischen, philologischen und systematischen Elementen stellt hohe Anforderungen, die kaum zu bewältigen sind, wenn man schon an den Sprachen scheitert. Eine einschlägige Umfrage der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau unter jüngeren Pfarrern hat ergeben, dass die Jüngeren die Bedeutung der Sprachkenntnisse für eine eigenständige Theologie und Hermeneutik kennt. Die Hochschullehrer der Fakultät in Münster haben sich entschieden dagegen ausgesprochen, eine der drei Sprachen abzuwählen.
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Ich als Laie habe viel darangesetzt, um mir die Sprachen zu erschließen. Habe Kurse besucht, mir die Logos Software in Gold zugelegt und etliche weitere relevante Literatur besorgt. Die Kenntnisse der Kultur (zu der auch die Sprachen gehören) des alten Israels, sowohl in AT als auch in NT, ist aus meiner Sicht ein unverzichtbarer Schatz an Wissen. Ich erlebe dies ständig in Gesprächen mit Geschwistern im Glauben aber auch im Gespräch mit Nichtchristen. Vieles erschließt sich erst, wenn man die Hintergründe kennt.
Das ausgerechnet die ev. Kirche die Relevanz der Sprachen in Frage stellt, wundert mich nicht. Der genannte Grund wird, selbst wenn er zutrifft, die Kirche nicht aus dem Pastorenmangel herausführen, zumal strukturiertes Arbeiten am Bibeltext eher gefördert, als deren erlernte Hilfsmittel reduziert werden sollte.
Als leider Laie in den alten Sprachen bin ich auch bei Bibelarbeiten mit Computerhife dabei, notfalls einzelne Worte und deren mitunter vielschichtige Bedeutung nachzuschlagen. Und selbst da erschließt sich mir, dass Sprache und Denkstrukturen zusammenhängen, die Bedeutung z.B. altgriechischer Sätze also nur dann einigermaßen genau und mißverständnisfrei hergestellt werden kann, wenn man sich tiefer eingräbt in Wortbedeutungen, -Verwendungen und damit assoziierte Denkmuster. Nun wissen wir ebenso, dass ein Übersetzer sein eigenes theologisches Verständnis einbringt, die Übersetzung in eine andere Sprache daher gefärbt ist. Nehmen wir einfach mal als Beispiel Lk 24, 52: in den meisten Übersetzungen heißt es, dass Jesus angebetet worden ist, in anderen Übersetzungen verneigten sich die Jünger oder knieten analog zu einer Huldigung nieder. Das zugrundeliegende Wort im griechischen wird aber z.B. auch bei Lk 4,8 als „dienen“ übersetzt (z.B. Schlachterbibel 2000). Ein Übersetzer (bzw. auch eine Denomination), der ein „Problem“ damit hat, Jesus anzubeten oder Jesus als Gott zu bennen wird dann an dieser Stelle sicherlich… Weiterlesen »