Wissenschaft

Hochschullehrer beklagen Meinungsklima an Universitäten

Hochschullehrer beklagen Meinungsklima an Universitäten, das zunehmend als repressiv empfunden wird. Die FAZ berichtet: 

Viele Hochschullehrer empfinden einer Umfrage zufolge das Meinungsklima an deutschen Universitäten als einengend und intolerant. Über die Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach berichtet die Zeitung „Die Welt“. Im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und des Deutschen Hochschulverbandes hatte das Institut demnach um die Jahreswende 1.106 Interviews mit Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern geführt.

Im Alltag sehen sich laut Umfrage Hochschullehrer durch aus ihrer Sicht zeitliche Überlastung, überbordende Bürokratie, fehlende Finanzmittel und rigide moralische Standards eingeschränkt. So gab ein knappes Drittel an, sich durch formelle oder informelle Vorgaben zur „Political Correctness“ eingeschränkt zu fühlen. Eine große Rolle spielt dabei offenbar ein als intolerant empfundenes Meinungsklima an Universitäten, vor allem in politischen, religiösen und Genderfragen.

Den Angaben zufolge sind etwa 79 Prozent der Hochschullehrer der Meinung, es müsse erlaubt sein, einen Rechtspopulisten zu einer Podiumsdiskussion einzuladen. 74 Prozent denken zugleich, damit auf erheblichen Widerstand zu stoßen – entweder bei Studenten oder der Universitätsleitung. Anders bei der Einladung eines Linkspopulisten, die 84 Prozent der Hochschullehrer befürworten würden. Hier rechnen nur 21 Prozent mit Widerstand.

Mehr: www.faz.net.

Eklat um Kopftuchkonferenz an der Uni in Frankfurt

„Eigentlich sollten Universitäten Orte der freien Rede und des freien Denkens sein, doch das scheint zunehmend schwierig zu sein“, heißt es in einem Artikel von Heike Schmoll über eine Konferenz zum Thema „Das islamische Kopftuch“. Frankfurter Studenten kämpfen im Netz gegen die Veranstaltung und fordern die Absetzung der Ethnologin Susanne Schröter. Sie setzen Kritik am Kopftuch mit Rassismus gleich.

Nur gut, dass sich die Präsidentin der Universität hinter Frau Schröter und die divers besetzte Konferenz stellt.

„Äußerungen wie ,Schröter_raus‘ stehen außerhalb jeglichen sowohl wissenschaftlichen als auch demokratischen Diskurses. Sie sind daher inakzeptabel. Solche Äußerungen haben nichts mit den Qualitätsansprüchen eines akademischen Diskurses zu tun und sind allen, die sich als Mitglieder unserer Universität bezeichnen, unwürdig. Ich kann nur dazu aufrufen, verunglimpfende, beleidigende und hetzerische Kommentare weiterhin bei Instagram und gegebenenfalls anderen derartigen Plattformen zu melden“, so die Präsidentin. „Eine Hochschule ist ein Ort des wissenschaftlichen Diskurses. Ein solcher Diskurs findet auf der Grundlage der Freiheit der Wissenschaft statt. Forderungen nach einem Ausschluss von der Hochschule stehen dem entgegen“, teilte das Hessische Ministerium für Soziales und Integration der F.A.Z. mit. Grundlagen der argumentativen Auseinandersetzung seien das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Wissenschaft, so das Ministerium.

Hier mehr: www.faz.net.

Fake News in den Wissenschaften

James Lindsay, Peter Boghossian und Helen Pluckrose haben sich den Spass erlaubt, bei angesehenen Wissenschaftsjournalen Aufsätze mit völlig unsinnigen Thesen einzureichen. So behaupten die Autoren etwa in einem Forschungsprojekt, dass es in Hundeparks besonders oft zu sexuellen Übergriffen zwischen Hunden komme. Der eigene anthropozentrische Erkenntnishorizont habe es zunächst erschwert, diese Übergriffe zu identifizieren. Letztlich sei es aber gelungen, zu zeigen, dass diese Parks eine Vergewaltigungskultur fördern. Etliche der eingereichten Projekte wurden akzeptiert und in den Fachzeitschriften veröffentlicht.

Die drei eher linkslastigen Akademiker wollten mit dem Experiment zeigen, dass die Wissenschaften rund um Feminismus, Rassismus, Sexualität, Gender oder die Kulturwissenschaften besonders leicht korrumpiert werden können. Es reiche dafür aus, gewisse (postmoderne) Erwartungshaltungen zu bedienen. Setzten sich Autoren beispielsweise für Frauen- oder Minderheitenrechte ein, stiegen die Chancen auf Veröffentlichung. Ergebnisse, die hingegen diesen Erwartungen nicht entsprechen, würden herausgefiltert. Mit Wissenschaft habe das wenig zu tun. Doch so ein korrupter Forschungsbetrieb, der von den Medien auch noch dankbar aufgenommen und popularisiert würde, entwickle eine starke politische und kulturelle Prägekraft.

Die publizierten Aufsätze gibt es mit weiteren Hintergrundinformation hier. WJS hat über das Experiment berichtet. Siehe zum Thema auch den Beitrag „Evidenzparadogma“.

Und nun unbedingt dieses lustige Video genießen:

Die Vertreibung der Zauberer aus der Universität

Bernhard Pörksen hat kürzlich bemerkt, die Geisteswissenschaftler in Deutschland seien viel zu sehr darauf fixiert, Aufsätze zu publizieren. Da hat er recht!

Der heimliche Lehrplan, der sich hier offenbart, lautet: Vergiss die Inhalte, investiere in Quantität! Und bediene die offiziellen Indikatoren im Dienste eines Selbstmarketings, das Erkenntnishunger lediglich simuliert.

Wie kommt man da raus? Vielleicht müssen die Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem Weg zu mehr Relevanz ihre opportunistische Imitation naturwissenschaftlicher Exaktheitsideale ablegen. Vielleicht müssen sie, wie beispielsweise Thea Dorn, Carolin Emcke, Manfred Geier und Rüdiger Sanfranski – allesamt im Übrigen außerhalb der Universität beheimatet – den Mut des Erzählens und die intellektuellen Produktivkräfte der Zuspitzung erst wieder entdecken.

Denn eines ist sicher: Die gegenwärtige Selbstabschottung der Geistes- und Sozialwissenschaften schadet nicht nur diesen selbst. Sie macht auch die öffentliche Welt blasser und ideenärmer.

Hier im O-Ton:

 

Gedicht des Lyrikers Eugen Gomringer wird übermalt

Im September 2017 habe ich hier darüber berichtet, dass ein Gedicht des in der Schweiz lebenden Dichters Eugen Gomringer Gegenstand einer hitzigen Debatte geworden ist. Das Gedicht, so meinten im Asta organisierte Studenten, verherrliche die klassische patriarchale Kunsttradition. Es heißt darin:

Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer.

Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL berichtet nun, dass die Hochschule – entgegen früheren Beteuerungen – das Gedicht übermalen lassen möchte:

Der Akademische Senat beschloss am Dienstag mehrheitlich, dass ab Herbst 2018 die neue Poetik-Preisträgerin Barbara Köhler mit Verszeilen auf der Hauswand zu Wort kommen soll. Künftig soll alle fünf Jahre der Text eines neuen Poetik-Preisträgers an die Fassade der Hochschule im Stadtteil Hellersdorf gepinselt werden.

Gomringer selbst kritisierte die geplante Übermalung seines Gedichts scharf. „Das ist ein Eingriff in die Freiheit von Kunst und Poesie“, sagte der 93-Jährige am Dienstag der dpa. Er behalte sich rechtliche Schritte vor.

Es gehe den Verantwortlichen, so Gomringer, um die Entfernung eines „nicht weichgespülten Gedichts“ im Sinne einer falsch verstandenen Political Correctness. Der Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann, sagte der dpa: „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass eine Hochschule, die selbst Nutznießer der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit ist, dieses Recht dermaßen mit Füßen tritt.“

Mehr: www.spiegel.de.

 

Meinungsfreiheit an der Uni

Schwappt die Welle von Sprechverboten von den amerikanischen und britischen Universitäten nach Deutschland über? Ist die Welle vielleicht längst angekommen? Thomas Thiel, Redakteur im Feuilleton der FAZ, hat sich eine Veranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit an der Frankfurter Goethe-Universität angeschaut:

Fiebrige Stimmung im Hörsaal. Eine Besucherin kommentiert ironisch: „Ich habe mich gewundert, dass es keine Taschenkontrolle gab.“ Die Linke Liste hat ein Flugblatt verteilt mit dem mehrdeutigen Titel: „Die Vernunft zensiert.“ Wer vertritt die Vernunft, und übt sie selbst die Zensur aus, oder wird sie von anderen zensiert? Darüber soll das Streitgespräch über Meinungsfreiheit an den Universitäten Klarheit bringen. Die Temperatur an der Frankfurter Goethe-Universität ist gestiegen, seit der Präsident der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt im Oktober erst ein- und dann wieder ausgeladen worden ist. Ein offener Brief von sechzig Wissenschaftlern, der ihm Rassismus und rechtspopulistische Hetze vorwarf, hatte das Auftrittsverbot gefordert. Gibt es eine grassierende Toleranzschwäche im akademischen Milieu? Schwappt die Welle von Sprechverboten von den amerikanischen und britischen Universitäten nach Deutschland über?

Mehr: www.faz.net.

Lexikon zu Glaube und Wissenschaft

Nachfolgend ein Buchhinweis aus Glauben und Denken heute 1/2017:

  • Paul Copan; Tremper Longman III; Christopher L. Reese; Michael G. Strauss (Hrsg.), Dictionary of Christianity and Science: The Definitive Reference for the Intersection of Christian Faith and Contemporary Science, Grand Rapids (Michigan): Zondervan, 2017. ISBN-10: 0310496055. 704 S., ca. 46,00 Euro

Dictionary bDas Lexikon für Christentum und Wissenschaft enthält mehr als 450 Einträge zu Schlüsselbegriffen, Theorien, Persönlichkeiten, Bewegungen und Debatten rund um Themen über den christlichen Glauben und die Wissenschaft. Geschrieben wurden die Artikel von über 150 internationalen Fachleuten, darunter Winfried Corduan, William Lane Craig, William A. Dembski, Douglas Groothius, Angus Menuge oder Peter S. Williams.

Die Einträge reichen von kurzen Artikeln wie „Abtreibung“ (Francis J. Beckwith), „Benjamin Libet“ (C. Eric Jones) oder „Intelligent Design“ (William A. Dembski) bis hin zu großen Themen wie „Adam und Eva“ oder „Evolution“. Bei kontroversen Themenstellungen werden verschiedene Sichtweisen nebeneinandergestellt. So verteidigt Todd S. Bell die Auffassung, dass Adam und Eva als historische Personen explizit von Gott geschaffen worden sind (S. 19–23). Tremper Longman III befürwortet hingegen die Sichtweise, die heilsgeschichtliche Theologie kollabiere nicht, falls Adam und Eva keine historischen Figuren waren (S. 23–27). Bei der Interpretation neutestamentlicher Verweise auf Adam (vgl. Röm 5) seien wir nicht darauf angewiesen, primitive Lesarten der Urgeschichte in Anspruch zu nehmen (Logmann III beruft sich auf James Dunn).

Die gegensätzlichen Sichtweisen werden nicht „ausgefochten“, sondern wirklich nur gegenübergestellt. Das kann Leser einerseits frustrieren, andererseits kommt man auf diese Weise zu einer authentischen Darstellung der jeweiligen Position und kann eigene, vertiefende Standpunkte entwickeln.

Das Lexikon für Christentum und Wissenschaft ist damit ein hervorragendes Hilfsmittel für Pastoren oder Dozenten, die sich einen Überblick über die aktuellen Positionen und Debatten rund um Glaube und Wissenschaft verschaffen wollen. Die genannte weiterführende Literatur ist aktuell, so dass der Pfad für notwendige weiterführende Studien geebnet ist. K. Scott Oliphint bemerkt in seiner Buchempfehlung treffend: „Der Band ist ein Ort, um zu starten, wenn Fragen bezüglich dem Verhältnis von Christentum und Wissenschaft aufkommen“.

Wo bleibt der Mut?

Heike Schmoll beschreibt den schwindenden Meinungsmut an Deutschlands Universitäten (FAZ vom 01.03.2017, Nr. 78, S. 1):

Der „Professor“ kam zu seinem Namen, weil man von ihm erwarten konnte, dass er sich nicht nur auf sein Fach versteht, sondern es auch in völliger Unbefangenheit in der Öffentlichkeit vertritt. Inzwischen wird man fragen müssen, was aus der lateinischen „professio“, dem Bekenntnis und der öffentlichen Äußerung, geworden ist. Denn nichts wird dem Berufsstand des verbeamteten und deshalb freien Hochschullehrers derzeit weniger zugetraut als der mutige Gebrauch der freimütigen Rede. Immer seltener macht er – Ausnahmen bestätigen die Regel – von diesem Vorrecht Gebrauch.

Rücksichtnahmen nach allen Seiten sind üblich geworden: ängstliches Schielen auf Kollegen, Mitarbeiter, Studenten, auf die Hochschulleitung oder jene Instanzen, die an Hochschulen für „Genderterror“ und Sprachzwänge verantwortlich zeichnen. Dabei könnte kaum jemand, von seiner Rede- und Denkfreiheit großzügiger Gebrauch machen als Wissenschaftler an Universitäten und deren Leitungen. Ihre Arbeit ist geschützt durch das Recht auf Wissenschaftsfreiheit, das nicht nur Lehrende und Leitende, sondern auch Forscher im Mittelbau umschließt. Die Wissenschaftsfreiheit bewahrt sie vor jeder Form von Konformitätszwängen durch Hochschulleitungen. Rektoren und Präsidenten haben die Pflicht, auch unbequemen Wissenschaftlern Freiräume zu sichern und sich als Dienstherren schützend vor sie zu stellen, wenn sie innerhalb und außerhalb der Universität verleumdend und zu Unrecht angegriffen werden.

Kein Aprilscherz!

Hier der Artikel: www.faz.net.

Evidenzparadogma

Empirischen Daten, Umfragen, Netzwerke und Statistiken treiben heute die Wissenschaft und Politik vor sich her. Das Rezept für erfolgreiches Forschen lautet: „Man nehme zentrale ‚qualitätstragende‘ Schlag- und Signalwörter in ausreichender Menge, verwende reichlich einschlägige Messwertangaben in Abbildungen und Tabellen und garniere das Ganze mit vielversprechenden Zitationen und internationalen Kooperationen“. Das meinen jedenfalls die Pädagogen Katja Koch und Stephan Ellinger, die derzeit für viel Aufruhr sorgen. Sie haben so etwas wie die deutsche „Sokal-Affäre“ angestoßen.

Die Sokal-Affaire

Der Physiker Alan Sokal sorgte 1996 für einen Skandal, indem er in einer angesehenen Fachzeitschrift eine Parodie auf das postmoderne Denken publizierte. In seinem anspruchsvollen Aufsatz „Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation“ übertrug er typisch postmoderne Denkweisen auf die Naturwissenschaften. Auf diese Weise erweckte er den Eindruck, dass auch in den harten Wissenschaften nicht Tatsachen und Beweise, sondern subjektive Interessen und Perspektiven zählen. Der Beitrag, der vom intellektuellen Establishment dankbar aufgenommen wurde, war freilich eine Aneinanderreihung von barem Unsinn (siehe meine Schilderung hier).

„Kuno bleibt am Ball (KUBA)“

Einen ähnlichen „Fake“ produzierten Koch und Ellinger kürzlich in der Zeitschrift für Heilpädagogik (11/2016). Dort stellten sie die Behauptung auf, durch ein evidenzbasiertes Förderprogramm mit dem Titel „Kuno bleibt am Ball (KUBA)“ könnten die individuellen Folgen sozialer Übervorteilung bei Kindern nachhaltig abgeschwächt werden.

Nicht nur den Namen des Programms haben sie frei erfunden. Ähnlich wie bei Sokal ist der gesamte Aufsatz eine Zusammenfügung unsinniger Floskeln. Durch Signalwörter, Messwertangaben und Querverweise wurde der Unfug clever getarnt. Die Autoren wollten so den Nachweis erbringen, dass in der pädagogischen Fachwelt die absurdesten Thesen durchgehen, wenn der Sprachduktus passt.

Die Sonderpädagogen erklärten ihr Experiment später mit den Worten:

„Nun ist nicht weiter verwunderlich, wenn niemand bemerkt, dass statistische Kennwerte frei erfunden und Effektstärken nur ausgedacht sind. Solange die Zahlen plausibel sind, kann man das auch gar nicht bemerken. Offenkundig aber ist, und genau darum ging es uns, dass der vorgelegten Empirie eine schlüssige theoretische Grundannahme fehlt. Wir wollen auf die Tendenz hinweisen, dass immer häufiger nicht mehr die Plausibilität einer Theorie oder Logik eines Arguments, sondern einzig die Überzeugungskraft der dargestellten Daten, Zahlen und Forschungsmethoden über die Diskussionswürdigkeit eines Beitrages entscheidet. Wir sehen Anlass zur Sorge, dass durch die Dominanz ‚evidenzbasierter‘ Ausrichtung innerhalb der Sonderpädagogik ernsthafte pädagogische Überlegungen zu drängenden Fragestellungen und offene Diskussionen bald gänzlich verdrängt werden.“

Kurz: Mit Berechnungen lässt sich viel illustrieren, erklären und begründen. Die Frage ist: Stimmen die Grundannahmen, auf denen die Kalküle beruhen?

Ein SPD-Politiker verteidigt das Experiment

Der Aufsatz brachte Heiterkeit und große Empörung. Sogar die Schlichtungsstellen der Universitäten Rostock und Würzburg sind angerufen worden.

Der SPD-Politiker Mathias Brodkorb hat erfreulicherweise in der FAZ Stephan Ellinger und Katja Koch jetzt ehrwürdig verteidigt. Spitz bemerkt der Finanzminister Mecklenburg-Vorpommerns: „Während noch vor zwanzig Jahren in den Geisteswissenschaften das postmoderne Kauderwelsch hoch im Kurs stand, sind es im Zeitalter der empirischen Bildungsforschung Zahlen, Tabellen und stochastisches Vokabular“ (FAZ vom 01.12.2017, Nr. 27, S. N4).

Drei Thesen

Brodkorb geht noch weiter und stellt drei Thesen auf, die es in sich haben:

  1. Es gibt für die Wissenschaft nichts Wichtigeres als Wahrheit und Aufrichtigkeit: „Wenn es einen systematischen Unterschied zwischen tatsächlichem Wissen und bloßem Meinen gibt und dieser genau darin besteht, dass wirkliches Wissen aus wahren Sätzen besteht, für deren Richtigkeit sich Gründe angeben lassen (logon didonai), gibt es für jeden Wissenschaftler keinen helleren Stern als die Wahrheit und keine wichtiger Disposition als die Aufrichtigkeit.“
  2. Leider ist auch die sonderpädagogische Community durch Machtspiele gezeichnet [man denke an Lyotards: „Forscher kauft man sich“]: „In der pädagogischen Wissenschaft haben seit Pisa jene Fachvertreter eine hegemoniale Stellung inne, die besonders gut rechnen können oder zumindest so viele Forschungsgelder eintreiben, dass sie wissenschaftliche Mitarbeiter bezahlen können.“ Die Vertreter der evidenzbasierten Sonderpädagogik wollen „nicht wahrhaben und vor allem nicht dulden, dass ihre hegemoniale Stellung in Frage gestellt wird“.
  3. Die Wissenschaftswelt braucht dringend mehr Bereitschaft für Selbstkritik: „Wenn die Wissenschaft die unbedingte Wahrheitssuche für sich reklamiert, kann sie damit vor ihren eigenen Toren nicht halt machen. Eine wissenschaftliche Disziplin, die zwar beansprucht, die Welt da draußen nach Herzenslust zu beurteilen und zu kritisieren, aber nicht bereit ist, eben diese Kritik für sich selbst gelten zu lassen, wird zur bloßen Ideologie.“

So kann es weiter gehen!

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