Ulrich Parzany hat wieder einmal eine wichtige Frage gestellt: Was wird eigentlich an den Seminaren gelehrt, aus denen die zukünftigen hauptamtlichen Mitarbeiter in Gemeinden und Missionswerken kommen? Die Nachrichtenagentur idea meldet:
Der Vorsitzende des „Netzwerks Bibel und Bekenntnis“, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), hat evangelikale Christen aufgefordert, sich über die theologischen Einstellungen von Dozenten an evangelikalen Ausbildungsstätten beispielsweise zum Thema Homosexualität zu informieren. Anlass für Parzanys Aufruf auf der Internetseite des Netzwerks sind von ihm positiv bewertete Aussagen von Pfarrer Werner Neuer (Schallbach bei Lörrach) – Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona. Neuer hatte bei einer öffentlichen Diskussion am 18. November in Freiburg die badische Landessynode aufgefordert, ihren Beschluss, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften kirchlich zu trauen, zurückzunehmen. Er begründete dies mit sechs Thesen. Die Bibel als das Fundament und die Norm aller kirchlichen Lehre lehne ausgelebte Homosexualität eindeutig ab, sagte Neuer: „Es gibt keine einzige Bibelstelle, die praktizierte Homosexualität bejaht.“
Mehr: www.idea.de.
Eine grundsätzlich gute Sache, doch woher weiß man, welche Meinung die Dozenten vertreten? Dies erfährt man in der Regel nur, wenn man sich mit Studenten der entsprechenden Einrichtung unterhält oder anderweitig Einblick in die Interna hat. Gerade das TSC (theologische Seminar St. Chrischona) ist hier ein wunderbares Beispiel. Werner Neuer gehört zu den wenigen konservativ und orthodoxen Dozenten des Seminars. Leider sind andere inkl. der Leitung eher, nun ja, progressiv eingestellt. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wer die Haltung prüfen und als rechtgläubig einschätzen soll? Wo hört die Rechtgläubigkeit auf? Bei der Frage der Frauenordination, dem freien oder unfreien Willen, Glaubens- oder Säuglingstaufe, Ehescheidung und Wiederheirat, Sex vor der Ehe, Homosexualität …?
Brauchen wir eine heilige Inquisition, die über der richtigen Lehre wacht? Woher nehmen wir die richtige Lehre, wenn die meisten evangelikalen nur die Schrift und keine Bekenntnisschriften haben. Wer definiert, was schriftgemäß ist?
@FL: Was ja bestätigt, dass es einer Neusortierung bedarf.
Liebe Grüße, Ron
Ich befürchte, es gäbe leider einige Überraschungen…
Gibt es eigentlich schon irgendwelche Veröffentlichungen als Rückblick auf die KbA-Konferenz?
„Ulrich Parzany hat wieder einmal eine wichtige Frage gestellt:“ Ulrich Parzany ist Jahrgang 1941. Ich bin Jahrgang 1947, also ein echter 68er. (Die 47er wurden 1968 volljährig.) Das „Hinterfragen“ als ein typisches Merkmal dieses Jahrgangs ist mir zur Gewohnheit geworden. Bei 68ern macht man sich allerdings unbeliebt, wenn man auch sie hinterfragt. Warum diese Einleitung? Weil mein Alter es mit sich bringt, dass ich diese wichtige, zweifellos sogar sehr wichtige, Frage zum schätzungsweise 1001. Mal gehört oder gelesen habe. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wann ich diese wichtige Frage das erste Mal im Halbbesitz meiner geistigen Kräfte mit altersgemäßem Überblick und Urteilsvermögen gehört habe. Vielleicht in dem Alter, in dem man noch Träume hat und alle Bäume in den Himmel wachsen, also mit 17 Jahren. Ich war damals zwar weit vom Bildungsniveau Melanchthons in diesem Alter entfernt, aber dank der Gnade der frühen Geburt noch kein Opfer sozialistischer Bildungsreformen. Der Rückschritt ist bekanntlich nicht aufzuhalten. Mit 16 hatte ich… Weiterlesen »
Nur eine kurze Ergänzung: Homosexualität ist Teil der christlichen Ethik. Das Verständnis zur christlichen Ethik basiert auf Grundlagen wie Bibelverständnis/ wie geschieht Beziehung zu Gott/ beten Christen, Moslems und Juden zum gleichen Gott/ Sünde und anderes mehr. Nach meiner Beobachtung stimmt schon vieles an den Grundlagen nicht, warum soll dann die Haltung zur christlichen Ethik stimmen?
In Wirklichkeit gibt es keinen “wissenschaftlichen Grund”, der Bibel nicht zu vertrauen. Es gibt keine historisch dokumentierten Belege für die kritischen Theorien! Das Wort der Bibel ist kräftig, weil es Gottes Wort ist. Wenn wir es im Vertrauen anwenden, erfahren wir diese Kraft. Wenn wir “die Güte des Herrn geschmeckt haben” und seine Liebe erfahren haben, dann ist es nur natürlich, dass wir mehr von seinem Wort möchten, die “unverfälschte geistliche Milch” (1.Petrus 2,2-3). Wenn wir jedoch an der Güte und Ehrlichkeit Gottes zweifeln, oder wenn wir glauben, er sei nicht fähig, uns die Dinge so zu sagen wie sie sind, dann wird unser Verlangen nach Gottes Wort abnehmen, und wir werden geistlich nicht wachsen. Jesus überwand jede Versuchung des Feindes mit einem “Es steht geschrieben”. Petrus sagte: “Auf dein Wort hin will ich das Netz auswerfen”, und erlebte ein Wunder. An Pfingsten sagte er: “Dies ist es, was der Prophet Joel vorausgesagt hat”, im geschriebenen Wort. Die Gläubigen stützten… Weiterlesen »
Parzany legt den Finger in eine wichtige Wunde. Vielen Gemeinden/Pastoren/Ältesten ist es egal, was an „ihrer“ oder anderen Ausbildungsstätten passiert bzw. sie haben schlicht keine Ahnung. Siehe dazu z.B. die Auseinandersetzung im BefG um den Beitrag von Anita Kupfermann beim Bibelbund (war glaube ich 2011). Erst durch diesen Artikel ist vielen Konservativen aufgefallen, dass da in Elstal einiges falsch laufen könnte. Doch dann stellten sich zwei Probleme ein: 1. Woher weiß man, was dort tatsächlich gelehrt wird und woran kann man es prüfen? 2. Ist es für den Gemeindealltag relevant, wie die Theologie mit den historischen Fragen umgeht? Mir stellt sich hier tatsächlich die Frage, wie wir alle damit richtig umgehen sollen. Wie können wir die Gemeinden wieder für die richtige Lehre sensibilisieren? Und was können wir ganz praktisch tun, um die vorhandenen Ausbildungsstätten zu prüfen? Wäre ein zentraler Fragebogen, den die jeweiligen Ausbildungsstätten ausfüllen bzw. ins Netz stellen, hilfreich? Falls ja, welche Fragen stehen da drauf? Sollten die Gemeindeverbände… Weiterlesen »
@FL: In Elstal läuft schon seit längerer Zeit einiges schief. Es ist schon interessant wie Du beschreibst, dass dies erst 2011 vielen deutlich geworden ist. Zu Deiner Frage nach den Lösungsansätzen: Theologisch scheint mir keine der großen Freikirchen ob Baptisten, BfP, FEG oder Methodisten in den biblischen Grundlagen eine einheitliche bibeltreue Linie zu haben. Es sind in den Freikirchen und in der EKD überall Menschen da, die sich treu an der Schrift sehen, die in der Regel aber die Minderheit sind (siehe z.B. Homosexualität bei den Baptisten vor einigen Jahren) Viele Freikirchen sind kongrealistisch organisiert oder leben das so. Damit werden die Freikirchen ihren eigenen Ausbildungsstätten auch kein Siegel verweigern, weil die Ausbildungsstätten den Querschnitt der eigenen Theologie darstellen und man sich selbst ja nicht gern ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Aus meiner Sicht ist über folgendes nachzudenken: Die bibeltreuen reformatorischen Christen oder wie wir das abgrenzen sollte sich stärker vernetzen. Es gibt nach meiner Meinung viel zu viele Einzelkämpfer. Es… Weiterlesen »
Ich finde, Herr Parzany zeigt in seinem alten Jahren viel Weisheit, denn er verweist auf die Punkte, bzgl. derer wir blind sind. Ich gehe z.B. in eine FeG und ich habe mir nur am Rande die Frage gestellt, was den orientierende Substanz ist, die an den FeG-Ausbildungsstätten vermittelt wird. Gibt es eine Leitlinie? Wie wird dort in der Gesamtheit auf die Bibel geschaut (historisch-kritisch, historisch-theologisch, …)?
Gerade weil ein deutlicher Trend (umgesetzt) anhält, dass sich derartige Bildungseinrichtungen staatlich akkreditieren, kann es sein, dass wir auf Dauer an unseren Einrichtungen nur kleine theologische Fakultäten bekommen, mit dem selben leeren Wind, wie an so vielen universitären Fakultäten.
Wenn ich demnächst Zeit habe, suche ich mir eine Handvoll mitstreiter und schreibe einen (offenen?) Brief.
@ FL Mit der Wiederholung von berechtigten Fragen und Appellen konnte in der Vergangenheit die Fortsetzung der „großen evangelikalen Katastrophe“ nicht aufgehalten werden. Vielleicht wurde sie sogar gefördert, weil die Fragen und Appelle als Beruhigungspillen gewirkt haben. Wenn wir die kläglichen Reste erhalten und endlich zur Offensive übergehen wollen, müssen wir endlich aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Ich sehe vier Zielgruppen, für die etwas zu tun ist, und zwei grundsätzliche Erfordernisse. Zielgruppe 1: Isolierte konservative Christen außerhalb von Gemeinden und innerhalb von solchen Gemeinden, in denen es keinerlei Perspektive gibt, dass die Gemeindeleitung sich an die Glaubensgrundlagen der Konferenz Bibeltreuer Ausbildungsstätten (KbA) hält. Die führenden konservativen Christen müssen den Mut aufbringen, die konservativen Christen aufzufordern, diese Gemeinden zu verlassen und sich Gemeinden anzuschließen, in denen sich die Gemeindeleitung entweder an die Glaubensgrundlagen der KbA hält oder in denen es eine Perspektive dafür gibt. Auch Christen ohne Gemeinde sind dazu aufzufordern. Zielgruppe 2: Gemeinde-Mitglieder und Mitglieder der Gemeindeleitung brauchen schriftliche… Weiterlesen »
Interessante Predigt zum Thema von Winrich Scheffbuch vom 31.10.2016 :
http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=30387&title=&biblevers=&searchstring=&author=0&language=0&category=0&play=1
Werbeblock dazu:
Winrich Scheffbuch live u.v.a. bei Jumiko in Stuttgart am 8.1.2017
http://www.jumiko-stuttgart.de/
Parzany: „Vielleicht regt uns das Reformationsgedenken 2017 ja an, die damals beliebte Form der Disputation wieder zu praktizieren.“ Lieber Ulrich Parzany, eine sehr gute Idee! Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Fordern Sie Michael Diener, den Vorsitzenden der Evangelischen Allianz und Präses des Gnadauer Verbandes, zu einer Disputation auf. Seine theologische Positionierung war schließlich Anlass für die Gründung von „Bibel und Bekenntnis“. Sie haben kürzlich die von der Synode der EKD beschlossene Erklärung gegen die Judenmission scharf kritisiert. Die Rolle der evangelikalen Repräsentanten in der Synode, insbesondere Michael Dieners, haben Sie nicht gewürdigt. Fordern Sie ihn zu einer öffentlichen Disputation über diese Erklärung auf. Sie heben hier, mit Recht finde ich, auf die evangelikalen Ausbildungsstätten ab. Zum Gnadauer Verband gehören auch einige Ausbildungsstätten. Soweit sie sich nicht unmissverständlich und konsequent von der theologischen Positionierung ihres Präses und der Bestätigung durch die Mitgliederversammlung distanziert haben, haben sie sich als Ausbildungsstätten für konservative Christen disqualifiziert. Oder sind Sie anderer Meinung? Mit freundlichem… Weiterlesen »
Ich stelle z.Zt. die Frage: „Ich habe eine Frage und bitte Sie um eine Antwort: In Lukas 3 (matt.1) ist der Stammbaum von Jesus angegeben – von Jesus bis Adam – Gott. Glauben Sie persönlich, dass diese Personen tatsächlich gelebt haben? Wenn nicht, wo ziehen Sie eine Grenze? Als Beispiel folgende Antworten: – Keine Grenze, alle haben gelebt – Zwischen Adam und Set – Zwischen Jesus und Josef – Zwischen anderen Personen – Einige Gedanken dazu: Wenn jemand an Jesus glaubt, nicht aber an Adam und Eva, muss er dann nicht dazwischen eine Grenze ziehen? Wenn jemand glaubt, dass Adam durch Evolution entstanden ist, muss er dann nicht konsequenterweise auch glauben, dass Jesus durch Evolution entstanden ist (mütterlicherseits)? Hätten wir und Jesus dann die Tiere als unsere Vorfahren? Hätten Jesu Tod und Auferstehung noch eine Bedeutung? Was würde Jesus tun mit Adam, Noah, Abraham und …. Die Frage einfach: Schuf Gott Adam oder entstand Adam durch Evolution? Was glauben Sie… Weiterlesen »
Wieder einmal wurde die wichtige Frage gestellt: „Was wird eigentlich an evangelikalen Ausbildungsstätten gelehrt?“ Sie ist ein Indiz für die fortschreitende „große evangelikale Katastrophe“. Zu dieser Frage gehört immer wieder die Frage: Inwieweit kommt es für die deutschen Evangelikalen eigentlich darauf an, was an evangelikalen Ausbildungsstätten gelehrt wird? Wie Parzany schreibt, geht es für die „evangelikalen Christen“ um die „hauptamtlichen Mitarbeiter“ in den „Gemeinden und Gemeinschaften“. Die allermeisten „evangelikalen Christen“ in Deutschland sind treue Anhänger der Landeskirchen oder Mitglieder in Freikirchen. Die „evangelikalen Christen“ tragen damit nicht unwesentlich zur Finanzierung der Landeskirchen bei. Indirekt sind auch Freikirchen wie die Baptisten treue Anhänger der landeskirchlichen Theologie (Bibelverständnis, Verständnis der altkirchlichen Glaubensbekenntnisse, Ethik). In Baptisten-Gemeinden werden Absolventen der baptistischen Ausbildungsstätte Pastoren. In den Landeskirchen kann nur Pfarrer/Pastor werden, wer die Universitätstheologie inhaliert hat. Auf Initiative von Pastor Heinrich Kemner, der ein großer Evangelist war, ist im „Geistlichen Rüstzentrum Krelingen“ in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Studienzentrum entstanden, in dem Theologiestudenten… Weiterlesen »
@Gerhard Lingenberg: Ich empfehle, zunächst einmal zu schauen, wie Jesus mit der Historizität von AT-Personen umgegangen ist. Gemäß neutestamentlicher Darstellung behandelt er alttestamentliche Personen als real. Er erwähnt – um nur einige Beispiele zu nennen: Abel (Lk 11,51), Noah (Mt 24,37–39), Abraham (Joh 8,56), Lot und seine Frau (Lk 17,28–32), David (z. B. Mk 2,25; 12,25), Jona (Lk 11,29ff), Naaman (Lk 4,27), Elija (Lk 4,25f) oder Elisa (Lk 4,27). Natürlich kann man behaupten, er habe sich geirrt oder greife lediglich auf damals populäre Auffassungen zurück. Allerdings haben es solche Argumente schwer, wenn man bedenkt, dass Jesus die göttliche Autorität des Alten Testaments fortlaufend bekräftigt (also genau weiß, was er tut) und nicht zögert, damals prominente Anschauungen der Schriftgelehrten zu hinterfragen.
Ich persönlich glaube, dass Gott Adam und Eva geschaffen hat.
Liebe Grüße, Ron