Henrik Mohn und Michael Pieper berichten in der aktuellen IDEA-Ausgabe von der Fachtagung „Sexualität und Glaube“, auf der die hier schon erwähnte Sexualitätsstudie vorgestellt wurde.
Ein Auszug:
In der Praxis zeigt sich, wie tief dieser Wandel reicht. Auf der begleitenden Fachtagung „Sexualität und Glaube“ an der CVJM-Hochschule fehlte jeglicher geistliche Rahmen – kein Gebet, keine Andacht, kein Segen. Stattdessen wurde darüber diskutiert, dass die Klitoris ein Gottesbeweis sei, da ihre einzige Funktion die Lust sei – theologisch entgrenzt, biblisch entleert. Das Vaterbild Gottes wurde problematisiert, die biblische Binarität von Mann und Frau relativiert.
Und in einem Workshop erklärte ein SCM-Verlagsvertreter offen, man müsse die Gemeinden dazu bringen, in der „Frage der Homosexualität“ liberaler zu werden. Das ist mehr als nur ein wissenschaftliches Forschungsprojekt. Es ist ein theologisches Programm, das auf eine Uminterpretation zentraler biblischer Wahrheiten abzielt – mitten im evangelikalen Raum. Ehemals bibeltreue Institutionen verlieren ihre Ausrichtung, indem sie die Bibel nicht mehr als objektive Offenbarung verstehen, sondern als subjektiv erfahrbare Stimme unter vielen.
Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.idea.de.
Das tut so weh! Die Postevangelikalen haben eine Agenda, der überlieferte Glaube soll geschleift werden, ein Kotau vor dem Zeitgeist erfolgen.
Ich meine zwei Hauptgefahren für den Leib Jesu ausmachen zu können. Die oben genannten, die ihr Augenmerk auf die Ausbildungsstätten und christlichen Medien gerichtet haben, dicht gefolgt von den Extremcharismatikern die uns die jungen Leute infiltriert.
@Robert Renk: Es ist m.E. keine spezielle Agenda der Postevangelikalen. Letztendlich ist seit bald 30 Jahren zu beobachten, wie eine gewisse politische Strömung so ziemlich jede Institution umbügelt, seien es Universitäten, Schulen, Behörden, Vereine, Kirchen, … Das Gezerre um die Besetzung des BVerfG und die dort gehandelten Personalien hat das recht gut aufgezeigt. Die Ev. Kirche ist bereits auf Linie – und wenn man sich die Presseberichte von 2016 zur Lettischen Kirche und dem Thema Frauenordination und der zugehörigen Meinung der EKD dazu ansieht, dann sieht man, wie international auch die Kirche umgekrempelt werden soll. Es ist kein deutsches Phänomen. Kirchentage bieten Malkurse zum „weiblichen Südpol“ an, auf dem Berliner Kirchentag habe ich mehr Regenbogen als Kreuze gesehen, und da wundert mich hier im Artikel auch nicht mehr, dass die Erhebung im Südpol als „Gottesbeweis“ angesehen bzw. als solcher verkauft wird. Solche Diskussionen zeigen übrigens, wie es mental um diejenigen steht, die an einer solchen Diskussion überhaupt noch teilnehmen. Die… Weiterlesen »
@Moin Stephan,
kluge Antwort.
Was meinst Du, WARUM sind „die Postevangelikalen in weiten Teilen nur die nützlichen Idioten„?
a) kognitive Begrenzungen (meine anekdot. Empirie: bei weitem ueberwiegend keine MINT Leute)?
b) unterbewusste Festlegungen (kadavermaesige Gruppenzugehoerigkeit; Scham vor Irrtumseingestehung; „es kann nicht sein, was nicht sein darf“)
c) Dummheit im bonhoefferschen Sinn (mitselbstverschuldet im Strudel der Realitaetsverweigerung gefangen; „Halb zog sie ihn, halb sank er hin.[Goethe]“)?
d) Handlanger dunkler Maechte geworden (Konsequenz aus Gottesferne, dahingegeben, verstockt)?
LG Joerg
Fuer mich, vielleicht 30% a); 70% b); c) ist eher die Folge aus a) und b); d) „passiert“ dann einfach automatisch
Andere Spekulationen?
Vor 40-50 Jahren gab es Liberale von denen man sich abgegrenzt hat wie durch Gemeindetag unter dem Wort und man ging nicht zum Kirchentag und man hielt die Liberalen ausserhalb der EAD. Heute heissen die Liberalen Postevangelikale und sind INNERHALB der EAD. Inhaltlich ist ausser Kleinigkeiten kein Unterschied zwischen Liberalen und Postevangelikalen.
Die Studie bestätigt: Die Freikirchen laufen der EKD nur um ein paar Jahre hinterher und sind allesamt nicht zu retten. Feststellung: Das voll segregierte freikirchen-spezifische Milieu ähnelt sehr dem der Landeskirchen und dessen Nachwuchs hat einen überdurchschnittlichen Anteil mit abseitigen Vorstellungen zur Sexualität. Die Mehrheitsgesellschaft mit „normalen“ Vorstellungen befindet sich längst nicht mehr in den Kirchen. „Christen“ sind nun diejenigen mit den seltsamen Fetischen. Davon wird nichts in diese Freikirchen von außen „hineingetragen“, denn die Mehrheitsgesellschaft teilt ja diese Vorlieben gar nicht. Die Entwicklung hat genetische Ursachen und begründet sich dem, was sich mit dem Begriff „Inzucht“ (nicht zu verwechseln mit der „Unzucht“) umschrieben wird. Fehlende Durchmischung machte schon dem Adel im Spätmittelalter zu schaffen und führte letztlich zu dessen Abschaffung. Die gute Nachricht: Das wird das Bild des Christentums nicht dauerhaft ändern, denn die Entkirchlichung ist jetzt auch dort bei den Freikirchen voll sichtbar und vollzieht sich innerhalb von drei Generationen: Die Großeltern-Generation ist noch bibeltreu, die Elterngeneration schleift… Weiterlesen »
@Joerg Ich wünschte, ich wüßte es. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, Apg 5,29, das steht da nicht ohne Grund: die Minderheit der ersten Christen agiert gegen die Mehrheit, oder zumindest gegen die religiöse Meinungsführerschaft. Das bewundere ich schon, denn dazu gehört ein Gottvertrauen, das ich als vorbildlich ansehe, auch in der heutigen Zeit. Rudelmechaniken sind schon ein kräftiger Einflussfaktor und geben bei vielen Menschen den Bias vor, wie Dinge zu bewerten seien. Vielleicht hatte ich das Glück, erst mit 35 Jahren vom Taufscheinchristen zum Christen zu werden, ein Bekehrungserlebnis gehabt zu haben, und über viele Jahre einen Mentor als Begleiter, der die Aussagen der Bibel über alles andere stellte, und in Diskussionen darüber nach außen hin ruhig und sachlich blieb. Letztendlich führte diese Konstellation dazu, dass ich in der Lage war, mich von Annahmen und Haltungen zu trennen, die ich irgendwie liebgewonnen hatte, weil sie „bequem“ waren. Vielleicht liegt es auch an meinem MINT-Studium. 😉 Das war… Weiterlesen »
Moin @Stephan, zu b) „Interessanter noch als die Ursache [unterbewusste Festlegungen] ist: wie gehe ich damit um, insbesondere innerhalb der Gemeinde, in der ich mich bewege?“ Im offenen Gespraechskreis unserer freikirchlichen Gemeinde meine ich gelernt zu haben: „Die meisten Menschen sind anders, ich auch“. Gott hat uns unterschiedlich gemacht und ausgestattet oder wir sind inzwischen dahingehend genetisch aufgespalten, so ist es jetzt eben. biblisch faellt mir dazu ein: – Jesus ist mit Judas durch die Gegend gezogen (obwohl er ein Verraeter war/wurde) – es gibt im NT den Auftrag sich von Irrlehrern klar abzusondern (bzw die Irrlehrer von der Gemeinde) – Indizien, um taktisch-boese [absondern] von naiv-verpeilt [lieben] zu unterscheiden, sind die Werke Separierungstrichter: Bist du im Team „Jesus allein“ oder im Team „Jesus und …“? – es gilt generell das „pers. Auftrags Prinzip“ (d.h. es gibt kein allgemeingueltiges Kochrezept, sondern aus der Beziehung zu Jesus wird vorwaerts gelebt, fuer den einen so, fuer den anderen ggfs anders) – Lieblosigkeit/Engherzigkeit… Weiterlesen »
@Joerg: Die Punkte, die Du aufzählst, passen – sicherlich in Deiner Situation, in meiner mögen manchmal andere Punkte gelten, hoffentlich alle bibelkonform, womöglich aber in anderen Prioritäten. Beispiel: in meiner Dorfkirche weiß ich, dass es um die Bibelfestigkeit weitaus schlechter steht als in der Freikirche, in der ich jahrelang Mitglied war. Den dort eingeschlagenen liberalen Kurs vermochte ich nicht zu verlangsamen, geschweige denn aufzuhalten. Gegenüber Menschen, die sich für biblisch belesen halten, lege ich auch ein durchaus robusteres Argumentieren an den Tag, und bin dann auch schneller für getrennte Wege zu haben – ich habe die Gemeinde verlassen, was mir schon weh tat damals. Ich habe dann, tw. mit zeitlichem Abstand, andere sinnvolle Aufgaben „bekommen“ – an manche Orte hat mich Gott tatsächlich hingesetzt, bin ich der Meinung. In der Dorfkirche bin ich doch sehr viel nachsichtiger gegenüber den Gemeindemitgliedern – ich begründe meine Sichtweise ausführlicher von der biblischen Seite her, erwarte aber nicht umgehende Zustimmung, weil es doch an… Weiterlesen »